Zum Abschluss des Sommersemesters gestaltete Dr. Stefan Mang von CENTOURIS am 17. Juli noch einmal einen spannenden Vortrag mit faszinierenden Einblicken in die Mobilität der Zukunft. Unter dem Titel „Energie und Verkehr zusammen denken“ stellte er eine Reihe innovativer Forschungsprojekte vor, die sich mit Zukunftsperspektiven der Mobilität und der Energiewende befassen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und Umsetzungsmöglichkeiten in und um Passau.
Ein besonders interessantes Projekt – BDL, gefolgt vom Projekt BDL Next - untersuchte die Möglichkeiten des bidirektionalen Ladens. Hierbei handelt es sich um eine Technologie, bei der Autobatterien von E-Autos nicht nur aufgeladen werden können, sondern auch als Energiespeicher dienen. Dies eröffnet völlig neue Perspektiven, da Fahrzeuge nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch ins Netz zurückspeisen können. Zu unterscheiden sind hier die Bereiche Vehicle to Home (V2H), Vehicle to Business (V2B) und Vehicle to Grid (V2G). Wie die Analyse der Erfahrungen von 20 Pilotkunden zeigte, liegt der Vorteil im V2H-Bereich in der Wirtschaftlichkeit und Autarkie sowie im Beitrag zur Energieverbrauchsoptimierung. Allerdings ist man im V2H-Breich derzeit noch mit im Wesentlichen zwei Hemmnissen konfrontiert. Das bidirektionale Laden verlangt eine Digitalisierung im Stromsystem und im Ausbau mit Smart Metern liegt Deutschland noch weit im Europäischen Vergleich zurück. Der zweite Nachteil ist, dass der Strom noch zu großen Teilen aus traditionellen Energiequellen gewonnen wird. Der Anteil in Richtung erneuerbarer Energien müsste sich noch deutlich erhöhen, um hier auch von einer nachhaltigen Lösung sprechen zu können. Dann würde auch die Unabhängigkeit vom Stromnetz als weiterer Vorteil zum Tragen kommen, insbesondere dann, wenn Gebäude über eigene Solarpanels verfügen. Auch für große Unternehmen könnte das birektionale Laden, hier das V2B, von erheblichem wirtschaftlichen Nutzen sein, da sie ihre Energiespeicherkapazitäten auf diese Weise signifikant erweitern könnten. Im Bereich V2G liegen die Chancen vor allem im Bereich der Netzstabilität und Optimierung der Netzauslastung..
Die Elektromobilität wird zukünftig vor allem im PKW-Bereich eine wichtige Antriebstechnologie darstellen. In der Schwerlastmobilität wird noch Technologieoffen diskutiert und eine Lösung ist in diesem Bereich die Wasserstofftechnologie. Dr. Mang berichtete vom Projekt HyPaLa im Landkreis Passau. In diesem 2023 abgeschlossenen Forschungsprojekt wurden die Potentiale von Wasserstoff im Landkreis Passau analysiert und mögliche Stakeholder identifiziert. Im Landkreis Passau gibt es bereits einige Unternehmen, die sich mit der Wasserstofftechnologie intensiv beschäftigen. Ein prominentes Beispiel ist der Zusammenschluss regionaler Unternehmen zum NextMobility Konsortium. Unter diesem Zusammenschluss entstand der MobilityHub in Passau-Sperrwies mit Wasserstofftankstellen für den Schwerlastverkehr
Schließlich ging Dr. Mang noch auf das spannende EU-Projekt UPSURGE ein. Im Projekt wird beruhend auf datenbasierenden Sensoren und KI ein Referenznetzwerk an Best Practices für Nature Based Solutions, natürliche Klimalösungen wie z.B. die Begrünung von Fassaden oder das Aufforsten von Seegraswiesen, aufgebaut. Die exemplarische Umsetzung verschiedener NBS wird dann in fünf Modelstädten durchgeführt.
In der abschließenden Diskussionsrunde wurden jedoch auch kritische Stimmen laut. Ein zentraler Punkt war die hohe Kostenfrage: Der Aufbau von E-Autos und der dazugehörigen Infrastruktur ist sehr teuer. Im Hinblick auf das Laden von E-Autos, sowie bei der Produktion von Wasserstoff wurde betont, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammen muss, damit sie tatsächlich nachhaltigere Alternativen sein können.
In ihrem Vortrag am 10.07.2024 präsentierte Dr. Maria Katarzyna Prenner, Universitätsassistentin für Ostslawistik an der Karl-Franzens-Universität Graz, eine facettenreiche Analyse der unterschiedlichen Narrative und Ideologien, die von den Konfliktparteien in Belarus und der Ukraine verwendet werden. Zu Beginn bot sie eine umfassende Einführung in die kulturhistorischen Hintergründe beider Länder und beleuchtete den Kontext, in dem diese entstanden sind. Besonders die Rolle Russlands und dessen Russifizierungspolitik war und ist dabei von zentraler Bedeutung. In Belarus äußert sich dies beispielsweise in der weitgehenden Verdrängung der belarussischen Sprache aus der Öffentlichkeit, während in der Ukraine, insbesondere seit Beginn des russischen Angriffskriegs, vermehrt Ukrainisch anstelle von Russisch gesprochen wird.
Ein faszinierender Aspekt ist die Dynamik der Konfliktgemeinschaft in osteuropäischen Ländern. Diese Länder agieren gleichzeitig miteinander und gegeneinander, was sich auch auf sprachlicher Ebene widerspiegelt. Im weiteren Verlauf des Vortrags wurde Putins Artikel "Zur historischen Einheit von Russen und Ukrainern" aus dem Jahr 2021 analysiert, wobei insbesondere die imperiale Semantik hervorgehoben wurde, die Putin auch in Bezug auf andere osteuropäische Länder verwendet. Ein zentraler Punkt hierbei war die russische Ideologie der "Russkij Mir", die von einer früheren Gemeinschaftskollektive ausgeht und den Anspruch erhebt, dass alle Osteuropäer ein russisches „Volk“ seien.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine lebhafte Diskussion über weitere Beispiele für die fortschreitende Russifizierung statt. Abschließend wurde betont, dass Sprache ein hochkomplexes und eng verflochtenes Konstrukt ist, das tiefe Einblicke in die kulturhistorischen Hintergründe verschiedener Regionen bietet.
Am 29. Mai 2024 fand ein faszinierender Vortrag über das Menschenbild des Renaissancemenschen statt. Zu Beginn führte die Vortragende Nina Riedler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Lehrstuhl für Vergleichende europäische Kulturwissenschaft: Theorien und Methoden, mit der Frage in das Thema ein, was Federico da Montefeltro, der als „Nase Italiens“ berühmt wurde, und der Hollywood-Schauspieler Matthew McConaughey gemeinsam haben? Diese Persönlichkeiten werden als „Renaissancemenschen“ bezeichnet - doch was bedeutet das eigentlich?
Im Laufe des Vortrags wurde erläutert, dass der Begriff „Renaissancemensch“ ein breites Spektrum an Eigenschaften umfasst. Dazu zählen Erfindungsreichtum, gesellschaftliches Engagement, Bildung, militärische Leistungen sowie künstlerische und praktische Fertigkeiten. Mit dem Bild des Renaissancemenschen verbunden ist auch die soziale Mobilität, bedingt u.a. durch die Überwindung der Zünfte zur damaligen Zeit, die es Männern ermöglichte, zum Kaufmann, Kriegsherr oder Künstler aufzusteigen. Besonders nach Kriegszeiten tauschten viele ihre Rüstungen gegen Bücher, um sich weiterzubilden und ihre Fähigkeiten zu erweitern.
Anhand verschiedener Porträts wurde im Vortrag demonstriert, dass Renaissancemenschen kultiviert, unabhängig, sehr gebildet, kreativ und vital waren. Darüber hinaus zeichneten sich diese Persönlichkeiten durch ihre Vorstellung aus, außerhalb gesellschaftlicher Normen zu stehen - moralisch waren sie nur sich selbst und Gleichgestellten verpflichtet - und ihr Leben wie ein geplantes Kunstwerk zu gestalten. Ein zentrales Thema war dabei die Kontrolle über das eigene Leben und das Streben, das eigene Bild während des Lebens so positiv wie möglich zu zeichnen. Auch die Rolle der Frauen in der Renaissance wurde beleuchtet, wobei es schwieriger ist, Rückschlüsse aus Porträts von Frauen zu ziehen, da diese oft als „Bewerbungsbilder“ zur Vermählung dienten und Frauen dementsprechend wohl geschönt dargestellt wurden. Im Fall der Männer und grundsätzlich entsprach die Darstellung von Menschen im Gegensatz zu früheren Epochen in der Renaissance den realen Gegebenheiten, bedingt dadurch, dass man sich dem menschlichen Körper und der Natur in ihren Details näherte.
In der anschließenden Plenumsdiskussion wurde besprochen, ob es heute noch Persönlichkeiten gibt, die als Renaissancemenschen bezeichnet werden können, wie zum Beispiel der vielseitige Hollywood-Schauspieler Matthew McConaughey. Dabei wurde auch diskutiert, wie der Renaissance-Gedanke in der modernen Welt weiterleben kann – durch kontinuierliche Bildung, praktische Fähigkeiten und eine offene, reisefreudige Lebensweise. Daraus leitete sich die Frage ab, wie die hohen Standards eines Renaissancemenschen auch heute noch erreicht werden können. Das Fazit war, dass hauptsächlich Menschen mit ausreichenden finanziellen und geistigen Ressourcen diese Standards erreichen können, ähnlich wie damals. Trotzdem kann man von diesem Phänomen lernen, indem man sich inspiriert zeigt, kontinuierlich lernt und sich in verschiedenen Disziplinen engagiert.
Der Vortrag von Nina Riedler bot den Zuhörern eine tiefgehende und inspirierende Auseinandersetzung mit dem Menschenbild der Renaissance und dessen Relevanz in der heutigen Zeit. Die Veranstaltung hinterließ das Publikum mit neuen Einsichten und der Anregung, das eigene Leben vielleicht ein Stück weit nach dem Vorbild der Renaissancemenschen zu gestalten.
Am 8. Mai 2024 sprach Prof. Dr. Susanne Hartwig, Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Literaturen und Kulturen[GG1] , über Filme mit Darstellerinnen und Darstellern mit „geistiger“ Behinderung. Ihr Vortrag bot dem Publikum einen tiefen Einblick in die Schwierigkeiten, vor denen Drehbuchschreibende und Regisseurinnen und Regisseure stehen, die in ihren Filmen gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung thematisieren, aber nicht verfestigen wollen.
Professorin Hartwig stellte zunächst eine Auswahl an Filmen vor, die ungewöhnliche Geschichten erzählen und dabei oft auf Witz und Humor setzen. So führte sie etwa den spanischen Film Campeones an (Spanien 2018; Regie: Javier Fesser; deutscher Titel: Wir sind Champions), der zu einem nationalen und internationalen Erfolg wurde. In Spanien trug er u.a. dazu bei, auf Menschen mit “geistiger“ Behinderung ein völlig neues Licht zu werfen, eben „Champions“ und nicht nur Normabweichler zu sein. Dies verleiht ihnen eine positive Konnotation und stellt einen Fortschritt in der öffentlichen Wahrnehmung dar.
Doch auch die andere Seite der Medaille wurde aufgezeigt: Einige Filme laufen Gefahr, missverstanden zu werden, etwa wenn ihre Form von Komik erklärungsbedürftig ist. So steht der spanische Film León y Olvido (Spanien 2004; Regie: Xavier Bermúdez) in der Tradition grotesker Komik eines Luis Buñuel – was aber Zuschauer außerhalb Spaniens nicht unbedingt erkennen. Der Film thematisiert die Beziehung eines jungen Mannes mit Down-Syndrom zu seiner Zwillingsschwester, die er für seine Lebensziele manipuliert und so an ihrem eigenen Leben hindert. Wer nicht erkennt, dass die Groteske vor allem subtile Kritik an verknöcherten spanischen Gesellschaftsstrukturen übt, kann leicht in das Stereotyp von „geistiger“ Behinderung als tragisches Problem verfallen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags lag auf der Arbeitsweise von Regisseurinnen und Regisseuren en mit „geistig“ behinderten Schauspielerinnen und Schauspielern. Da diese oft auf andere Weise kommunizieren, als es die Filmbranche gewohnt ist, erfordert dies von den beiden Seiten besondere Kommunikationsfähigkeiten. Improvisation sowie verstärkter Einsatz von Gestik und Mimik spielen hier eine zentrale Rolle.
Die Referentin betonte, dass es entscheidend sei, Filme intensiv zu analysieren und mögliche behindertenfreundliche und -feindliche Lesarten herauszuarbeiten. Eine solche Sensibilisierung für die Risiken und Chancen solcher Filme könne auch spielerisch erfolgen und so werden derzeit Ideen für ein digitales Spiel zum Thema „Vorstellungsbilder von ‚geistiger‘ Behinderung“ am Lehrstuhl entworfen.
Am Ende ihres Vortrags stellte Professorin Hartwig die Frage, welche Komponenten einen Film besonders geeignet dafür machen, Berührungsängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit „geistiger“ Behinderung abzubauen. Das generelle Fazit lautet: Es gibt viele Wege und Möglichkeiten. Selbst eher behindertenfeindliche oder bevormundende Aspekte können in einer Filmanalyse, die sie deutlich hervorhebt, zur sensibleren Wahrnehmung für Diskriminierung beitragen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die höhere Sichtbarkeit von Darstellerinnen und Darstellern mit „geistiger“ Behinderung in Filmen dazu beitragen kann, Inklusion zu fördern. Je mehr Filme produziert werden, desto besser. Dann fallen schlechtere Lösungen auch nicht so ins Gewicht.
Nach ein paar einleitenden Worten von Professor Dr. Dederer bot Lothar Pietrek, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der medizinischen Entwicklungen rund um somatische Gentherapien. Ein zentraler Aspekt ist die Unterscheidung zwischen somatischen Gentherapien, die auf Körperzellen abzielen, und Keimbahntherapien, die auf Ei- und Samenzellen abzielen. Letztere sind unter anderem aufgrund der Möglichkeit, Genfehler an Nachkommen zu vererben, streng verboten und stellen einen dramatischen Eingriff in die menschliche Entwicklung dar. Außerdem gilt es zwischen ex vivo und in vivo Gentherapien zu unterscheiden, bei denen Zellen entweder außerhalb des Körpers entnommen und verändert oder direkt im Körper modifiziert werden.
Die Wurzeln der somatischen Gentherapie reichen bis in die 1990er Jahre zurück, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Methoden entwickelten, um gesunde Gene mithilfe harmloser Viren in menschliche Zellen einzuführen. Allerdings wurden sie auch mit schwerwiegenden Rückschlägen und sogar Todesfällen konfrontiert, was zu einer erheblichen Zurückhaltung in der Forschung führte.
Heutzutage stehen wir jedoch vor einer neuen Ära, in der Technologien wie die Genschere CRISPR/Cas neue, sichere Wege für Gentherapien eröffnen. Trotzdem werfen diese Fortschritte komplexe rechtliche und ethische Fragen auf, die sich vor allem aus den folgenden Tatsachen ergeben.
Zulassungsverfahren sollen die Sicherheit von Medikamenten gewährleisten und sind von daher anspruchsvoll und aufwändig. Nach einer präklinischen Phase durchlaufen diese grundsätzlich drei Phasen der klinischen Prüfung, wobei letztlich das Nutzen-Risiko-Verhältnis über eine Zulassung entscheidet. Aber bereits hier ergeben sich in Bezug auf Gentherapien Schwierigkeiten. So wäre ein Medikament in einer ersten Phase an gesunden Freiwilligen zu testen und in der dritten Phase an einer großen Zahl von Erkrankten, was häufig nicht möglich ist. Auswege schaffen hier die Krankenhausausnahme für Arzneimittel für neuartige Therapien - die Möglichkeit der ärztlichen Eigenherstellung oder der Compassionate Use - die Abgabe eines Arzneimittels aus Barmherzigkeit.
Auch der grundsätzliche Anspruch auf Arzneimittelversorgung in Deutschland ist selbstverständlich an Regeln gebunden. So müssen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung die Prinzipien der Wirtschaftlichkeit, Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit greifen, wobei ein Arzneimittel ohne Zulassung nicht zweckmäßig ist. Allerdings gibt es hier ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts, den sogenannten Nikolausbeschluss. Dadurch wird sichergestellt, dass Patienten in lebensbedrohlichen Situationen, einen Zugang zu Arzneimitteltherapien unter verringerten Voraussetzungen innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten.
Spannend wurde im Vortrag auch die Preisgestaltung geschildert. Nur, wenn sich ein deutlicher Zusatznutzen ergibt, kann ein Unternehmen in Preisverhandlungen gehen. Ergibt sich kein Zusatznutzen, wird grundsätzlich ein Festbetrag gezahlt, der sich an den billigsten am Markt verfügbaren Medikamenten einer gemeinsamen Gruppe orientiert, ein Verlust, wenn man an die jahre- bis jahrzehntelange Erforschung eines Arzneimittels denkt. Zudem bestimmen diverse Schutzrechte mittelbar den Preis. Zum Beispiel erlaubt der Patentschutz für eine neuartige Arzneimitteltherapie die alleinige Herstellung und Vermarktung des geschützten Arzneimittels von grundsätzlich bis zu 20 Jahren!
Während des regen Austauschs mit dem Publikum konnten weitere Fragen aufgeworfen und gemeinsam über die Zukunft der Medizin nachgedacht werden. Es wurde deutlich, dass der medizinische Fortschritt nicht nur technologische Innovation erfordert, sondern auch einen gesellschaftlichen Konsens und eine sorgfältige Abwägung ethischer und rechtlicher Fragen.
Die Digitalisierung von Kulturgütern ist ein bedeutender Schritt, um Menschen den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen und gleichzeitig das Verständnis für die Vergangenheit zu vertiefen. Am 20. März 2024 erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des interaktiven Vortrags von Nina Kunze, wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Lehrstuhl für Digital Humanities, einen faszinierenden Einblick insbesondere in die Digitalisierung von Passauer Kulturgütern.
Bevor das Publikum Methoden der Digitalisierung kennenlernen und digitalisierte Kulturgüter bestaunen durfte, berichtete Frau Kunze über die Arbeit des Lehrstuhls bzw. des von diesem verantworteten Labors für Kulturgutdigitalisierung. Ein zentrales Anliegen des multidisziplinär zusammengesetzten Lehrstuhls ist es, Wege des Wissenstransfers über Kulturgüter und deren Digitalisierung zu erforschen und umzusetzen. Bisherige Bemühungen zeigen sich an vielfältiger Zusammenarbeit mit kulturbewahrenden Organisationen und kleinen Unternehmen. Diese Kooperationen reichen vom gemeinsamen Forschungsprojekten bis hin zur Bereitstellung neuer Technologien, die für die Digitalisierung von Kulturgütern benötigt werden.
Anhand einer breiten Palette an Projektbeispielen präsentierte Nina Kunze verschiedene Methoden, die für die Digitalisierung von Kulturgütern verwendet werden, darunter Reflective Transformation Imaging (RTI), Multi Spectral Imaging, Photogrammetrie oder Fotografie über eine Drohne. Diese Techniken erlauben es, verborgene Details an Kulturgütern aufzudecken und ermöglichen detaillierte Darstellungen von Objekten sowie die Erstellung von räumlichen 3D-Digitalisaten. Derart in verschiedenen Projekten analysierte Gegenstände waren u.a. ein im ehemaligen Römerkastell Batavis gefundener Fingerring, dessen eingeprägtes Christogramm sichtbar gemacht werden konnte, die Georgskapelle - das erste Bauwerk der Veste Oberhaus - der Wittelsbacher Brunnen und das Giselagrab, die als 3D-Digitalisat dargestellt wurden und so faszinierende Einblicke in Details ermöglichten.
Ein bevorstehendes Projekt mit dem Titel "unsichtbares Kulturgut sichtbar machen" setzt auf Multispektralfotografie, um verschiedene Schichten von Wandmalereien freizulegen, die im Laufe der Zeit übermalt wurden. Diese Technik soll beispielsweise in Kirchen angewendet werden können, um übermalte Wandmalereien digital sichtbar zu machen.
Kritisch wurde angemerkt, wie wichtig es ist, die Authentizität der Daten und Digitalisate zu gewährleisten und den Kontext, in dem sich die Objekte befanden, angemessen abzubilden. Dabei stellt sich unter anderem die Frage wie viel man von einem Objekt abbilden muss, um ein verständliches Bild zu konstruieren. Zudem erfordert die Digitalisierung kontinuierliche Weiterentwicklung und den Einsatz neuer Technologien, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die wunderbare Möglichkeit live den Scan eines Kulturgutes mit einem 3D-Blaulichtscanner und die Verrechnung der Daten zu einem dreidimensionalen Bild mitzuerleben. Es handelte sich um einen antiken bronzenen Opferpfannengriff aus der hohen Kaiserzeit mit Löwenkopf, der vom Stadtarchäologen Dr. Thomas Maurer zur Verfügung gestellt wurde. Abschließend wurde von Herrn Sebastian Gassner, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl auch noch ein 3D-Projektor eröffnet, der nach dem "Pepper Ghost Effekt" funktioniert und Bilder über eine Glasscheibe projiziert und damit im Raum „schweben“ lässt. So können vor allem dreidimensionale Digitalisate hologrammartig eindrucksvoll räumlich dargestellt werden. Der 3D-Projektor wird auch in Zukunft im Uni-Live-Raum verbleiben und kann bei Veranstaltungen angesehen werden.
Die Veranstaltung bot einen aufschlussreichen Einblick in die fortschreitende Digitalisierung von Kulturgütern und zeigte das Potenzial digitaler Technologien für die Erhaltung und Vermittlung von Kultur. Wir bedanken uns für das rege Interesse und wünschen viel Spaß bei der Erkundung von Kultur, ob im Analogen oder im Digitalen!
Links:
https://dh.uni-passau.de/kulturgut/start
Die Veranstaltung am 21. Februar 2024 setzte sich intensiv mit dem Bundesverfassungsgericht unter dem Gesichtspunkt seiner Rolle als „Bürgergericht“ auseinander. In seinem Vortrag bot Herr Johannes Forck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sicherheitsrecht und das Recht der neuen Technologien, einen Einblick in die Interaktion des Bundesverfassungsgerichts mit der Bevölkerung, einen Aspekt, der in der Forschung bisher wenig ausführlich behandelt worden war.
Die Selbstbezeichnung des Bundesverfassungsgerichts als „Bürgergericht“ signalisiert seine Nähe zur Bevölkerung. Diesen Aspekt im Besonderen arbeitete der Vortrag heraus, auch vor dem Hintergrund, dass trotz der bedeutenden Rolle des Bundesverfassungsgerichts in der deutschen Rechtsprechung und Politik der Bevölkerung wenig über seine Vertreterinnen und Vertreter, die internen Abläufe und Entscheidungsprozesse bekannt ist.
Die Richterinnen und Richter, die das Bundesverfassungsgericht bilden, kommen vor allem aus den Bereichen der Wissenschaft, Berufspolitik, Rechtsanwaltschaft oder der Richterschaft. Sie werden von den amtierenden Parteien gewählt, was zuweilen eine schwierige Abgrenzung zwischen Politik und Gesetzgebung bedeutet.
Das Bundesverfassungsgericht spielt eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle anderer Staatsorgane, einschließlich der Gesetzgebung und anderer Gerichte. Obwohl die Entscheidungen des Gerichts juristisch begründet sind, haben sie oft weitreichende politische Folgen. Daher wird das Bundesverfassungsgericht oft als „Hüter der Verfassung“ oder sogar als „Lenker der Politik“ bezeichnet.
Ein zentrales Problem liegt darin, dass die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts bindend sind und nur schwer oder gar nicht rückgängig gemacht werden können. Als problematisch wird häufig auch erachtet, dass die Judikate auf unsicherer Tatsachengrundlage ergehen und die Entscheidungsfindung aufgrund des Beratungsgeheimnisses und teilweise fehlender Begründungen nicht öffentlich einsehbar sind.
Trotz dieser Herausforderungen genießt das Bundesverfassungsgericht ein hohes Maß an Vertrauen in der Bevölkerung, wie eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt. Dies liegt unter anderem an seiner demokratischen Architektur, die auf Offenheit, Zugänglichkeit und Transparenz ausgerichtet ist. Die konstitutionelle Öffentlichkeitsarbeit des Gerichts ist eng mit der Gesellschaft verbunden, und es werden verschiedene Medien genutzt, um eine Nähe zur Öffentlichkeit aufzubauen, darunter Bücher, soziale Netzwerke und Newsletter.
Der Vortrag bot sowohl für Laien als auch mit dem Recht vertrauten Personen einen spannenden Einblick in die Rolle und Bedeutung des Bundesverfassungsgerichts als „Bürgergericht“. Das Publikum zeigte großes Interesse am Thema, was sich an seinen Überlegungen sowie verschiedensten Fragen zeigte, die Herr Forck ausführlich und gut begreiflich beantwortete.
Studieren und das Gelernte in der Praxis anwenden – diese einzigartige Verbindung zwischen Theorie und Praxis eröffnet sich Jurastudierenden im Rahmen der sogenannten Law Clinics, die als studentische Rechtsberatungen unentgeltlichen, professionellen Rechtsrat anbieten.
Das Konzept der Law Clinics stammt aus den USA. In Deutschland war die Rechtsberatung lange Zeit Anwälten vorbehalten, 2013 wurden aber auch in Deutschland die rechtlichen Grundlagen für Rechtsberatung jenseits dieses, noch aus dem Nationalsozialismus stammenden Monopols geschaffen, 2018 wurde auch das Rechtsdienstleistungsgesetz entsprechend angepasst.
In der Veranstaltung Studierende in Anwaltsschuhen - Die Law Clinics der Universität Passau baut Brücken zwischen Studium und Praxis am 10.01.24 wurden zwei verschiedene Law Clinics vorgestellt: die Studentische Rechtsberatung der Universität Passau e.V. und die Startup Law Clinic, welche an die Universität gebunden ist.
Herr Bastian Brat und Herr Robert Korn berichteten über die Studentische Rechtsberatung Universität Passau e.V., die 2013 gegründet wurde und somit als die älteste studentische Rechtsberatung in Deutschland gilt. Mit etwa 300 Mitgliedern zählt sie auch mit zu den größten deutschlandweit. Die Studentische Rechtsberatung ist in die Zivilrechtsberatung (ZRB) und in die Refugee Law Clinic (RCL) unterteilt, wobei die ZRB Fälle im Zivilrecht, z.B. Mietrecht, und die RLC Fälle im Asyl-, Migrations- und Aufenthaltsrecht bearbeitet. Das Besondere bei der RLC ist, dass sie zusätzlich die Mandaten zu wichtigen Terminen wie z.B. beim BAMF oder bei der Ausländerbehörde begleitet. Trotzdem gilt die RLC nicht als juristischer Vertreter der Person, sondern kümmert sich „nur“ um administrative Belange.
Die Zivilrechtsberatung ermöglicht es Jurastudierenden, Rechtsberatung für andere Studierende anzubieten, die Refugee Law Clinic übernimmt Fälle ziviler Personen aus dem Bereich Asyl und Migration. Um eine hohe Qualität der Beratungen zu gewährleisten, werden die Studierenden vor Beginn der Rechtsberatung umfassend in den speziellen Rechtsgebieten ausgebildet. Wird ein Fall übernommen, dann schreiben die Studierenden im Laufe des Falls ein juristisches Gutachten, welches zusätzlich von einem Anwalt überprüft wird.
Sowohl die Zivilrechtsberatung als auch die Refugee Law Clinic behandelten 2022/2023 jeweils die beachtliche Anzahl von rund 50 Fällen, weitere Fälle standen und stehen auf den Wartelisten.
Die Startup Law Clinic, über die Herr Thomas Stecher berichtete, ist fest in die Universität Passau integriert und stark mit dem Gründungsnetzwerk in ganz Bayern vernetzt. Das Ziel dieser Law Clinic unterscheidet sich dahingehend von der studentischen Rechtsberatung, dass Startups sowie Unternehmen beraten werden und dass Jurastudierende sich im Rahmen eines Semesters bei der Law Clinic beteiligen können. Dabei übernehmen sie unter Betreuung von Herrn Stecher einen Fall und schreiben in der vorlesungsfreien Zeit ein Gutachten.
Der Fokus dieser Law Clinic liegt nicht nur auf der praxisorientierten Lehre, sondern insbesondere auch in der Weiterbildung von Jurastudierenden durch die zusätzliche Ausbildung in verschiedenen Rechtsgebieten wie Markenrecht oder im Bereich künstliche Intelligenz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich ein Bezug zwischen Studium und Praxis nicht besser herstellen ließe als in Law Clinics. Studierende profitieren durch die Mitwirkung in Law Clinics enorm für ihren weiteren beruflichen Weg, indem sie sich nicht nur in verschiedene Rechtsgebiete einarbeiten, sondern sich auch im Bereich der beratenden Tätigkeit an sich und im Umgang mit Mandanten qualifizieren. Umgekehrt ist der Nutzen auf Seite der Klienten gegeben, die oft rechtliche Beratung (besonders) nötig haben, sich diese aber nicht leisten könnten.
In diesem Sinne laden die studentischen Rechtsberatungen interessierte Studierende herzlich dazu ein, in der Rechtsberatung mitzuwirken und so dieses für Lehre einerseits und die Gesellschaft andererseits wichtige Format weiter zu stärken.
Die Veranstaltung am 29. November 2023 widmete sich der herausragenden Persönlichkeit Margaret Sanger, einer US-amerikanischen Frauenrechtlerin des frühen 20. Jahrhunderts und Pionierin der Geburtenkontrolle. Die Referenten, Prof. Bauernschuster vom Lehrstuhl für Public Economics, Prof. Grimm vom Lehrstuhl für Development Economics und die US-amerikanische Historikerin Cathy Hajo präsentierten sowohl qualitative als auch quantitative Aspekte von Sangers Wirken.
Margaret Sanger setzte sich vehement für die Rechte von Frauen und die Förderung von Familienplanung ein. Der Fokus lag dabei vor allem auf der Möglichkeit für verheiratete Frauen aus unteren Einkommensschichten, durch Verhütung die zeitlichen Abstände zwischen den Geburten zu verlängern und die Gesamtzahl der Kinder zu reduzieren. Die erste Birth Control Clinic wurde von Sanger im Jahr 1916 in Brooklyn gegründet, jedoch bereits nach wenigen Tagen wieder von der Polizei geschlossen. Trotz solcher Rückschläge setzte Sanger ihre Aktivitäten fort, gründete die Birth Control League und etablierte in den 1920er und 1930er Jahren über 600 solcher Kliniken.
Die Referenten betonten, dass es bisher an quantitativen Untersuchungen mangelte, die den tatsächlichen Einfluss von Sangers Kliniken auf die Geburtenrate und das Wohlergehen von Müttern und Kindern messen. Diese Lücke wurde durch die gemeinsame Studie mit Cathy Hajo geschlossen. Durch die Digitalisierung von Daten zur Einführung der Kliniken zwischen 1916 und 1940 sowie die Kombination mit Volkszählungsdaten von 1920, 1930 und 1940, Geburten- und Sterberegistern wurde erstmals nachgewiesen, dass die Kliniken nicht nur die Geburten, sondern auch die Mütter- und Säuglingssterblichkeit reduzierten. Auch die Zahl der Totgeburten ging nachweislich zurück. Die durch den Zugang zu Verhütungsmitteln ermöglichten größeren Abstände zwischen den Schwangerschaften trugen dazu bei, dass die Geburten sicherer für Mütter und Kinder wurden.
Die zweite Hälfte der Veranstaltung konzentrierte sich auf einen Austausch zwischen den Teilnehmer:innen und den Referent:innen. Die Diskussion bezog sich vor allem auf methodische Fragen zu Einschluss und Ausschluss von Faktoren, die die Effekte der Kliniken ausmachten, auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Historikerin und den beiden Ökonomen und auch auf den zeitlichen Aufwand - bei wissenschaftlichen Arbeiten diesen Formats sprechen wir von mehreren Jahren - die die Vortragenden für die Studie bisher investiert haben, parallel natürlich zu den vielen anderen Aufgaben und Projekten, denen die Autoren in dieser Zeit nachgegangen sind.
Abgesehen von einem aus historischer und methodischer Perspektive aufschlussreichen Vortrag ist es den Vortragenden in ganz besonderer Weise gelungen, wissenschaftliche Erkenntnisse auf allgemeinverständliche und dennoch anspruchsvolle Art und Weise zu kommunizieren und das Publikum an ihrer eigenen Begeisterung für die Forschung teilhaben zu lassen!
Weitere Informationen
Am 11. November lud Uni live – Campus trifft Stadt zusammen mit der Initiative Wochen zur Demokratie zu einem spannenden Vortrag ein, in dem PD Dr. Scheffer das Aufstiegsversprechen der Digitalisierung durchaus kritisch hinterfragte und mit dem Publikum diskutierte.
Zu Beginn seines Vortrags ging Dr. Scheffer auf die Tatsache ein, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Eingängig demonstrieren das bekannte Zahlen: Die reichsten 10% der deutschen Bevölkerung besitzen 67% des Gesamtvermögens der Bevölkerung in Deutschland, 1% der Reichsten besitzt 35% am gesamten Nettovermögen – und der Anteil der reichsten 0,1% hält noch immer 20%. Diese Schere spiegelt sich auch in einer effektiven Trennung zwischen Arm und Reich wieder. Eine Überwindung der Kluft ist in einer Welt fast unbegrenzter Möglichkeiten dennoch kaum möglich. Es fehlen schlicht die Voraussetzungen, eine Anschlussfähigkeit ist nicht gegeben, Kontaktfelder existieren nicht. Dies ist durch drei Faktoren bedingt: Räumliche Distanzen zwischen städtischen Räumen und Grenzen wie sie sich u.a. in Gated Communities oder Gentrifizierung niederschlagen und ein Mangel an sozialer Anschlussfähigkeit bspw. durch exklusive Verhaltenscodes oder unterschiedliche Sprachgewohnheiten verfestigen die Trennung. Arm und Reich haben jeweils andere Gelegenheitsstrukturen, was Freizeitmöglichkeiten, Zugang zu Bildung, Kontakten oder Mobilität anbelangt. Ein Aufstieg ist möglich – aber nur, wenn soziales, kulturelles und ökonomisches Kapital vorhanden sind. Aber wie kann der Zugang dazu geschaffen werden? Große Hoffnung wurde in die Digitalisierung gesetzt, die sich niederschwellig im Smartphone realisiert: Jeder hat hierüber die Möglichkeit, sich räumlich Fernes anzueignen, mit umfangreichen Wissensbeständen zu beschäftigen, zu lernen, milieuübergreifend Zugang zu Communities zu finden, zu partizipieren, sich einzubringen. Aber ist es so einfach?
Nein, denn es handelt sich vielfach nur um einen vermeintlich freien Zugang, denn wir bezahlen mit unseren Daten. Viele Dienste, die wir nutzen - Sprachassistenten, Fahrräder zum Mieten, Smartwatches, Smart Homes - erzeugen große Datenmengen. Diese können anonymisiert über Anbieter erworben und genutzt werden. Diese Datenökonomie ist von privatwirtschaftlichen Unternehmen dominiert, die uns animieren und teilweise zwingen Daten abzugeben, um diese wiederum hauptsächlich für personalisierte Werbung zu nutzen. Eine solche auf Statistiken basierte Kategorisierung führt jedoch eher zu einer Festigung der Ungleichheit von Gelegenheitsstrukturen, Erreichbarkeiten und Einflussmöglichkeiten, da so zunehmend isolierte Blasen von Personengruppen entstehen.
Auf den Vortrag folgte eine angeregte Diskussion, in der zwei Sichtweisen vertreten waren: Die pessimistische Position betonte Lock-in und Herdeneffekte, die zu einer Verfestigung der Trennung zwischen Arm und Reich beitraten. Die optimistische Position traute der Gesellschaft Kreativität und die Fähigkeit zu, Mechanismen zu entwickeln, die die Kluft aufbrechen. Auch ganz konkrete Ideen zur Überwindung der Kluft wurden in die Diskussion eingebracht: So wurde ein kultureller Entwicklungsplan für Passau angedacht; die Tatsache, dass Begegnungsräume zunehmend verschwinden sollte thematisiert und Aufklärung in Schulen betrieben werden; Nutzer könnten bewusst aus Filterblasen aussteigen und so der Verfestigung von Gruppen entgegenwirken.
Am 08. November 2023 fanden im Rahmen einer Veranstaltung zwei Vorträge zum Thema "Digitaler Alltag" mit Beiträgen von Prof. Gala Rebane, Inhaberin des Lehrstuhls für Vergleichende europäische Kulturwissenschaft: Theorien und Methoden, und Dr. Florian Wobser, Akademischer Rat an der Professur für Philosophie, statt.
Der erste Vortrag von Prof. Gala Rebane unter dem Titel Sind Emojis eine Sprache? - - Möglichkeiten und Grenzen digitaler Bildschriftzeichen in der Online-Kommunikation ermöglichte einen faszinierenden Einblick in die Welt der bunten Bildzeichen. Die Entstehungsgeschichte von Emojis, die vor etwa 30 Jahren in Japan begann, verdeutlichte, dass sie weit mehr sind als nur eine flüchtige Modeerscheinung. Die Idee, wiederkehrende Ausdrücke durch kurze Zeichen zu ersetzen, um Platz in SMS zu sparen, führte zur Geburt der Emojis. Insbesondere das erste Emoji - das Herz -, das von der Firma Docomo eingeführt wurde, erlangte große Beliebtheit.
Die Diskussion darüber, ob Emojis als eine Art Sprache betrachtet werden können, war besonders aufschlussreich. Die Feststellung, dass Emojis keine universell verständliche Sprache sind, jedoch sehr hilfreich bei der Kommunikation sein können, regte dazu an, über die Vielschichtigkeit dieser bunten Symbole nachzudenken.
Der zweite Vortrag von Dr. Florian Wobser unter dem Titel Wenn die Anderen uns zu viel werden – ist Entnetzung im digitalen Alltag möglich? lieferte wichtige Impulse für die ethische Dimension der digitalen Vernetzung. Die Herausforderungen, die die zunehmende Digitalisierung mit sich bringt, wurden nicht nur aus theoretischer Sicht betrachtet, sondern auch im Kontext des individuellen Alltags konkretisiert. Die Diskussion darüber, in welchen Situationen digitale Medien, insbesondere Social Media, Zwänge ausüben, und wie darauf reagiert werden kann, führte zu einem lebhaften Austausch.
Die Frage nach der Möglichkeit und dem Genuss des Verzichts im digitalen Zeitalter regte ebenfalls zur Reflexion an. Die vorgestellten Ansätze zur digitalen Entnetzung, wie der bewusste Umgang mit technischen Geräten und digitalem Detox, bieten konkrete Lösungsansätze für die Herausforderungen des modernen digitalen Lebens.
Die Buchempfehlung "Hedonistische Askese", ein jüngst publizierter Sammelband, der auch einen Artikel mit Herrn Wobsers Überlegungen umfasst, rundet die Veranstaltung ab und bietet weiterführende Lektüre für alle, die sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen möchten.
Beide Beiträge waren nicht nur informativ, sondern regten auch dazu an, das eigene Kommunikationsverhalten und die Möglichkeiten der bildhaften Kommunikation zu reflektieren, das digitale Verhalten insgesamt kritisch zu hinterfragen und nachhaltige Wege für den Umgang mit der digitalen Welt zu finden.
Am 25. Oktober 2023 fand eine weitere spannende Veranstaltung zum Thema „Städtepartnerschaft Passau - Cagnes sur Mer" statt. Im ersten Teil der Veranstaltung ließ Frau Prof. Hertrampf, Inhaberin der Professur für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft, zusammen mit Frau Grandits, wissenschaftliche Mitarbeiterin, und den Studentinnen Frau Elena Goldhofer und Frau Maja Freymann das diesjährige Jubiläum der deutsch-französischen Freundschaft anschaulich und lebendig Revue passieren. Daran schloss sich eine angeregte Diskussion mit den engagierten Teilnehmer:innen an, die zahlreiche lebendige Ideen zur Weiterentwicklung der Städtepartnerschaft einbrachten.
Im Rückblick auf die Feierlichkeiten berichteten die Vortragenden über Höhepunkte, wie den beeindruckenden Festakt im Juni, bei dem die deutsch-französische Freundschaft durch die erneute Unterzeichnung der Städtepartnerschaft im Goldenen Buch des Rathauses gestärkt wurde. Dieses Fest umfasste auch ein Bürgerfest im Klostergarten, bei dem Schulen aktiv an einem Sketch teilnahmen und Umfragen zur Städtepartnerschaft durchführten. Studierende boten außerdem spezielle Aktivitäten für Kinder an, um die Beziehung zwischen den beiden Städten zu fördern. Am Abend fand eine Schifffahrt auf der Donau mit Essen und Tanz statt, gefolgt von einem gemeinsamen Essen auf der Veste Oberhaus am nächsten Tag. Vom Empfang durch ein Sinfonieorchester sowie der Besuch einer Pferderennbahn, berichteten die beiden Studentinnen, die im Rahmen einer Universitätsveranstaltung Cagnes sur Mer besuchten. Die dortige Eröffnungsrede des französischen Bürgermeisters unterstrich die Bedeutung der Jugend als tragende Säule für die Partnerschaft und die verbindende Rolle Europas. In Cagnes sur Mer wurde ebenfalls die Partnerschaft erneuert, begleitet von einem Festzug, einer Kunstausstellung und einem gemeinsamen Picknick im Stil des 19. Jahrhunderts.
Aufbauend auf diesen guten Beziehungen soll nun die Städtepartnerschaft in die Zukunft geführt werden. Wie das erfolgreich gelingen kann, wurde angeregt im Plenum diskutiert.
Einige der vorgeschlagenen Ideen und Lösungsansätze waren die Nutzung von sozialen Medien wie Instagram, die Förderung von Schüleraustauschprogrammen, die Schaffung einer stärkeren Sichtbarkeit durch ein Logo sowie die Betonung der Gastfreundlichkeit der Franzosen, um den Kontakt zu erleichtern. Es wurde auch die Frage aufgeworfen, wie junge Menschen stärker in die Partnerschaft eingebunden werden können, da in beiden Städten ein Mangel an jungen Teilnehmern festgestellt wurde. Es wurde auch betont, dass persönliche Beziehungen ein wesentlicher Bestandteil von Städtepartnerschaften sind. Sportliche Partnerschaften, die in den letzten Jahren vernachlässigt wurden, könnten in Zukunft wiederbelebt werden. Eine weitere vielversprechende Idee war die Schaffung einer Plattform für Praktika für Schülerinnen und Studentinnen in beiden Städten, wobei diskutiert wurde, wo eine solche Schaltstelle am besten implementiert werden könnte.
Insgesamt brachte diese Veranstaltung viele interessierte und engagierte Menschen zusammen, die Ideen und Impulse für die Weiterentwicklung der Städtepartnerschaft zwischen Passau und Cagnes sur Mer gesammelt haben. Diese Ideen wurden an die deutsch-französische Gesellschaft und den Stadtrat getragen, in der Hoffnung, dass sie in Zukunft in die Tat umgesetzt werden können. Doch nicht nur diese Instanzen tragen einen wichtigen Teil zu der städtischen Partnerschaft bei. Vor allem durch das bisherige Engagement vieler verschiedener Menschen, in Frankreich sowie in Deutschland, kann die Städtepartnerschaft weiterhin stark bleiben und alle Menschen bereichern.
Am 18. Oktober 2023 startete die Veranstaltungsreihe „Uni live – Campus trifft Stadt“ mit einer bemerkenswerten Veranstaltung unter dem Titel "Fourier und das Mobiltelefon: Von der Französischen zur Digitalen Revolution" in das Wintersemester 23/24. Die Mathematikprofessorin Prof. Dr. Brigitte Forster-Heinlein gab Einblicke in das Leben und die bahnbrechenden Beiträge von Jean Baptist Josef Fourier zur Mathematik und Technologie, die unsere moderne Welt maßgeblich beeinflusst haben.
Fourier, der während der französischen Revolution lebte, war nicht nur ein herausragender Mathematiker, sondern auch ein Verfechter von Fairness, Frieden und Gerechtigkeit. Er spielte eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Beratung von Napoleon Bonaparte. Eine seiner wegweisenden Forschungen betraf die Wärmeleitungsgleichung. Die von Fourier entwickelte Lösung ebnete den Weg für die Berechnung von Wärmeübertragungen und erwies sich als äußerst fortschrittlich, da sie in der Zukunft auch in anderen Kontexten verwendet werden konnte.
Fouriers mathematische Arbeiten waren zu seiner Zeit umstritten, insbesondere aufgrund von Konvergenzproblemen in seinen Reihen und Fragen zur Validität seines physikalischen Modells. Dies führte zu einer verstärkten Forschung und Präzisierung mathematischer Begriffe. Dennoch inspirierten seine Ideen neue Forschungsrichtungen und trugen zur Entwicklung moderner Mathematik bei.
Ein Schlüsselkonzept, das aus Fouriers Arbeit hervorging, ist die Fourier-Transformation. Diese Transformation findet heute breite Anwendung, sei es bei der Bildkompression (JPEG), Audiokompression (MP3) oder in medizinischen Bildgebungsverfahren wie CT und MRI. Sie ermöglicht die Zerlegung von Signalen, Messungen und Bilddaten in ihre interpretierbaren Frequenzanteile.
Durch eine Kombination aus historisch-bibliographischen und mathematischen Einblicken in das Leben und Wirken von Fourier gelang es Frau Prof. Forster-Heinlein alle Teile des Publikums einzufangen, unter dem sich auch einige Lehrer:innen und Schüler:innen der umliegenden Schulen befanden. Am Ende des Vortrag nutzten vor allem diese die Gelegenheit, sich fachlich mit Frau Prof. Dr. Forster-Heinlein auszutauschen. Die Schüler:innen des ASG haben auf der Schul-Homepage sogar von ihrem Besuch berichtet.
Am 07.07.2023 fand die zweite Veranstaltung der Neuen Veranstaltungsreihe „Uni live – Campus trifft Stadt“ statt. Unter dem Titel "Innovativ, nachhaltig, urban: Ideen und Hintergründe für eine zukünftige Stadtentwicklung in Passau" widmeten sich die Geographen PD Dr. Jörg Scheffer und em. Prof. Dr. Ernst Struck wiederum städtischen Entwicklungspotentialen.
In seinem Vortrag betonte Dr. Scheffer, dass sich Städte immer im Wettbewerb untereinander befänden: Nicht nur Touristen, sondern auch Investoren, Neubürger oder Startups sollen von Städten als attraktiven Standorten überzeugt werden. Dies gilt genauso für Passau. Nicht nur vorhandene Ressourcen und Besonderheiten spielen hierbei eine Rolle, sondern vor allem die Umsetzung einzigartiger Projekte kann maßgeblich zur Standortattraktivität beitragen. Gleichzeitig gilt es immer auch den Lebenswert der Stadt für die lokale Bevölkerung zu steigern. Die Projektplanung wird dabei geleitet durch Überlegungen zur langfristigen Positionierung einer Stadt, die Definition einer Zielgruppe und die Berücksichtigung der Bedürfnisse dieser Zielgruppe. Darauf aufbauend können dann Ideen zur Raumbespielung, Um- und Neugestaltung oder Raumdurchdringung entwickelt werden. Der ökonomische Gedanke solle dabei aber nicht der leitende Gedanke sein.
Wie Städte ihren Wert steigen können, präsentierte Dr. Scheffer anhand verschiedener Beispiele, die Passau als Inspiration dienen können. Dazu gehören beispielsweise Kopenhagen in Dänemark mit einer Müllverbrennungsanlage, auf deren Dach eine Skipiste realisiert wurde, oder Linz in Österreich mit seinem Projekt Höhenrausch, das Gebäude auf Dachebene miteinander verbindet und so ein Erlebnis schafft.
In Bezug auf Passau stellte Dr. Scheffer insbesondere Überlegungen dazu an, wie die Wasserflächen der "Dreiflüssestadt" als weiche Standortfaktoren besser genutzt werden könnten.
Ungewöhnlich, aber umso effektvoller stellten sich die folgenden Ideen rund um die intensivere Nutzung des Wassers dar: ein Badeschiff auf dem Inn, Restaurants auf schwimmenden Pontons, einer "schwimmende Landesgartenschau", ein Theaterschiff für Aufführungen oder ein Konzert auf dem Wasser mit Zuschauerinnen und Zuschauern an Land, wobei das Wasser als Tragfläche für Musik dient. Diese und weitere spannende Ideen jenseits der Wasserflächen sind auf der Bürgerbeteiligungsplattform PUBinPLAN unter dem Titel "Innovativ, nachhaltig, urban: Entwicklungsperspektiven für die Stadt Passau" oder im gleichnamigen Buch zu finden.
An den Vortrag von Dr. Scheffer schloss sich ein Vortrag von em. Prof. Dr. Ernst Struck an, der die Frage adressierte, wie sich Passau langfristig als "Europastadt" positionieren kann. Er betonte die Zusammenarbeit zwischen Passau, Österreich und Tschechien als ein Schwerpunkt und stellte die Bedeutung von Passau als Identifikationsort für die europäische Idee heraus.
Em. Prof. Dr. Struck wies darauf hin, dass für eine erfolgreiche Positionierung als Europastadt zwei Bedingungen erfüllt sein müssen: Erstens braucht es die Fähigkeit Passaus, eine europäische Haltung einzunehmen (=Kompetenz), zweitens müssen die Bürger eine Haltung entwickeln, die das "Wir" fördert, sie müssen die Bereitschaft haben, Europa zu sein (=Performanz). Dies war Passau in der Vergangenheit bereits gelungen - beispielsweise mit den Europäischen Wochen oder der Einrichtung europabezogender Studiengänge in den Anfängen der Universität -, aber dennoch sei es immer wieder notwendig, diese Haltung durch verschiedene Projekte zu stärken. Ziel müsse es sein, die europäische Idee sichtbar, erfahrbar, erlebbar zu machen, indem Passau als Präsentationsraum für Europa fungiert.
Beispiele dafür, wie Orte und ihre Besonderheiten über Architektur sichtbar und attraktiv gemacht werden können, sind das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg, das Granitzentrum Bayerischer Wald oder das Konzerthaus in Blaibach, ein avantgardistischer Bau, der den kleinen Ort nachhaltig in Wert gesetzt hat.
Als konkrete Umsetzungsideen für die Positionierung Passaus als Schauplatz für Europa schlug em. Prof. Dr. Struck vor, den Klostergarten als "Europäisches Forum" umzugestalten. Vorstellbar wäre auf der einen Seite ein Kulturzentrum mit einer offenen Bühne, auf der anderen Seite das kommende Wissenschaftszentrum am Spitzberg, und in der Mitte des Klostergartens könnte ein Begegnungsraum entstehen, der als europäisches Forum dient.
An die Einblicke in innovative und nachhaltige Ideen für die zukünftige Stadtentwicklung in Passau schloss sich eine angeregte Diskussion über die Umsetzung dieser und anderer Projekte an. Vor allem wurde dabei die Bedeutung ziviler Akteure und das Engagement der Bürger selbst betont sowie die Wichtigkeit, über kleinere überdauernde Initiativen die Öffentlichkeit und darüber die Stadtverwaltung zu erreichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Abgesehen von den informativen und anschaulich gestalteten Vorträgen zur Stadtentwicklung haben die Vortragenden ganz im Sinne der Veranstaltungsreihe sicherlich eines geschafft - nämlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu anzuregen, über den Tellerrand hinauszuschauen und mutig zu denken!
Am 16. Juni 2023 fand die erste Veranstaltung der neuen Veranstaltungsreihe »Uni live - Campus trifft Stadt« mit dem Titel »Donut-Ökonomie - ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell für Passau? Ein Ideenaustausch« statt. Die Auftaktveranstaltung brachte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Universität und Stadt Passau zusammen, um gemeinsam das Potenzial der Donut-Ökonomie als nachhaltiges Wirtschaftsmodell für Passau zu erkunden.
Die Veranstaltung begann mit herzlichen Eröffnungsworten durch Professorin Dr. Bettina Noltenius, Vizepräsidentin für Studium, Lehre, Ethik und Qualitätssicherung, gefolgt von einem inspirierenden Grußwort von Jürgen Dupper, dem Oberbürgermeister der Stadt Passau. Beide begrüßten es, dass mit der neuen Veranstaltungsreihe »Uni live - Campus trifft Stadt« bzw. der gleichnamigen Räumlichkeit mitten in der Stadt ein eigener Ort für einen unvoreingenommenen und inspirierenden Dialog zwischen Stadt und Universität geschaffen wurde. Vizepräsidentin Bettina Noltenius betonte, dass es schon immer ein Anliegen war, die Universität in die Stadt einzubinden; auch der Bau des neuen Wissenschaftszentrums am Spitzberg trägt dazu bei. Oberbürgermeister Jürgen Dupper ergänzte, dass die Universität Passau für die Stadt Passau schon immer ein Tor in die Welt war und freute sich, dass die Universität Passau mit ihrem neuen Dialog- und Austauschformat einen Beitrag zur Neupositionierung der Innenstadt leistet.
Nach der Begrüßung startete Dr. Annekatrin Meißner vom Institut für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung in die erste Inputrunde und präsentierte die Grundlagen der Donut-Ökonomie von Kate Raworth. Die Donut-Ökonomie versteht sich als wirtschaftswissenschaftliches Konzept, welches auf den neun planetaren und sozialen Grenzen basiert und eine Wirtschaftsweise fördert, die sowohl ökologische Nachhaltigkeit als auch soziale Gerechtigkeit berücksichtigt. Dabei lag der Fokus auf der möglichen Übertragung auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Stadt Passau. Nach einem kurzen Impulsvortrag arbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen aktiv an der Entwicklung konkreter Ideen für die Stadt Passau und diskutierten mögliche Lösungsansätze. Dabei wurden verschiedene Aspekte der Donut-Ökonomie in Bezug auf Passau erkundet, wie beispielsweise die Integration erneuerbarer Energien, die Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe und die Stärkung der Partizipation der Bürgerinnen und Bürger.
Im abschließenden Plenum wurden die Ergebnisse der Kleingruppendiskussionen präsentiert und es fanden anregende Diskussionen statt. Besonders interessant war hierbei der Input seitens der Stadt bezüglich der Möglichkeiten, aber auch der Grenzen des Umsetzbaren. Die Diskussion über konkrete Maßnahmen, wie beispielsweise die Installation von Solaranlagen auf den Dächern der Stadt, verdeutlichte das Engagement und die Bereitschaft der Teilnehmenden, aktiv zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen.
Wir möchten allen Beteiligten und Teilnehmenden für ihr Engagement danken und sie ermutigen, den Schwung dieser Veranstaltung mitzunehmen!
Die nächste spannende Veranstaltung, ebenfalls zu Entwicklungspotentialen der Stadt Passau, erwartet alle Interessierten am 7. Juli 2023 wiederum in der Räumlichkeit in der Großen Klingergasse 2a. Von 17.00 bis 18.30 Uhr wird sich PD Dr. Jörg Scheffer, Geoinformatik und Geographie, unter dem Titel »Innovativ, nachhaltig, urban. Ideen und Hintergründe für eine zukünftige Stadtentwicklung in Passau« zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Wasserflächen als Standortfaktoren und Passau als Europastadt auseinandersetzen.