Die Ukraine teilt eine gemeinsame Vergangenheit mit Russland, aber auch mit Polen-Litauen und dem Habsburgerreich. Im Vortrag sollen die vielfältigen kulturellen und politischen Prägungen der modernen Ukraine zur Sprache kommen, die das Land zu einem besonderen europäischen Staat geformt haben. Alte Differenzen zwischen Ost und West in der Ukraine, aber auch ein neues demokratisches Selbstbewusstsein und ein eigener Patriotismus sind Kennzeichen unseres Nachbarn im Osten.
On February 24, 2022, Russian troops invaded Ukraine. In the weeks that followed, Russians fought Ukrainians not only in bloody battles using military means, they also wrestled for communicative supremacy in virtual space. In this event, Dr. Dariya Orlova from the Mohyla School of Journalism in Kiyiv and Prof. Florian Töpfl from the University of Passau are analyzing the role of old and new media in this war - and how (trans-)national news flows influence people inside and beyond the borders of the two countries.
Vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte sich in Deutschland eine Mischung aus Ungläubigkeit und Furcht breit gemacht: Warum bloß sollte Russland die Ukraine angreifen? Diese Frage bleibt zweifellos auf der Agenda, denn sie wird auch zukünftige Überlegungen zu einer Nachkriegsordnung bestimmen. Im Vortrag werden zunächst Gründe für den Einmarsch aus dem deutschen Diskurs gesammelt. Dann werden diese mit Einsichten aus der Außenpolitikanalyse kontrastiert, wobei der Wandel der russischen Außenpolitik und die westliche Reaktion darauf im Vordergrund stehen.
Der 9. Mai ist Europatag. Im Rahmen der Veranstaltungen der Universität Passau zu diesem besonderen Tag widmet sich ein Themenabend den verschiedenen Perspektiven auf die neue geopolitische Lage in Europa und in der Europäischen Union. Welche Rolle spielt die Europäische Union im Krieg in der Ukraine und wie gestalten sich die Möglichkeiten der Diplomatie aus dem Blickwinkel Europas?
Energy entanglements and supply chains involving actors in Russia, Ukraine, and the European Union are key for understanding the sources as well as directions of the current crisis of Russian aggressive posturing vis-a-vis Ukraine and NATO. Following three energy molecules (a natural gas molecule, an oil molecule. and a coal molecule) traveling from production jn Siberia to final use in Germany, Margarita Balmaceda’s new book, 'Russian Energy Chains: the Remaking of Technopolitics from Siberia to Ukraine to the European Union' (Columbia U.P., 2021) analyzes these entanglements from the perspective of the threat and temptation embodied in these chains. This presentation will highlight how different aspects of this triangular relationship as discussed in the book play a key role for understanding the current crisis – from the uniqueness of Russian domestic energy politics to the tensions in EU and German policy affecting their responses.
Der Vortrag beleuchtet die Ursprünge des sogenannten Einheitsparadigmas, Eckstein von Putins Begründung für seinen Krieg, und zeichnet die Kontinuitätslinien bis in die Gegenwart nach. Demnach ist die Ukraine keine eigenständige Nation, sondern ein Teil der allrussischen Nation. Die Wurzeln dieser Auffassung reichen bis in das späte 17. Jahrhundert hinein. Populär wurde die Vorstellung jedoch erst im 19. Jahrhundert, dann jedoch mit verheerenden Auswirkungen für die im Zarenreich lebende ukrainischsprachige Bevölkerung.
Dieser Vortrag betrachtet die Darstellung des Donbas-Konflikts im ukrainischen Film der letzten Jahre. Mit Beispielen aus Spielfilmen, wie Valentyn Vasyanovychs Atlantis (2018), Natalya Vorozhbits Bad Roads (2020) und Maryna Er Gorbachs Klondike (2022), erforsche ich die fiktive Darstellung vom Konflikt und vergleiche die visuelle Einöde, die aufgezeigt wird, mit Bildern des Donbas aus Dziga Vertows berühmtem Dokumentarfilm Enthusiasmus. Symphonie des Donbass (1931). Vertows Darstellung des Umbruchs und der Industrialisierung steht im Gegensatz zu diesen neuen Bildern von Zerstörung, die jedoch, genau wie Vertows, zu milde wirken im Vergleich zur medialen Darstellung des aktuellen Konflikts.
In ihrem Vortrag thematisiert Frau Professorin Beumers u.a. den Film "Atlantis", der im Rahmen der Filmreihe Osteuropa am 29. Juni 2022 gezeigt wird:
Um die Ideologie von Russlands Krieg in der Ukraine zu verstehen, muss die Rolle der Kirchen in beiden Ländern analysiert werden. Die religiöse Landschaft und die Position der Kirchen in den jeweiligen Gesellschaften hat sich seit dem Ende der Sowjetunion sehr unterschiedlich entwickelt. Während die orthodoxe Kirche in Russland ein wichtiger Teil der kulturellen und politischen Identität des zunehmend autoritär geführten Landes wurde, sorgte die religiöse Vielfalt in der Ukraine für eine dynamische Konkurrenz zwischen den Kirchen um ihren Einfluss auf die Zivilgesellschaft. Der Krieg seit 2014 und seine Eskalation 2022 hat die Kirchen sowohl innerkirchlich vor große Herausforderungen gestellt, als auch die Gefahren politischer Orthodoxien und ihre globale Relevanz verdeutlicht.
Die Zeit des sog. Kalten Krieges war für die Europäer vor allem eine Zeit des Kalten Friedens: Man stand sich hochgerüstet gegenüber, hatte die Zivilbevölkerung wechselseitig als Geisel genommen - aber es wurde nicht geschossen (außer gelegentlich auf aus dem Ostblock Flüchtende). Mit dem Ende des Kalten Krieges kam es zur ersten Rückkehr der Kriegsgewalt in den jugoslawischen Zerfallskriegen, die von den USA und den Westeuropäern nach längerem Zögern beendet wurden. Jetzt ist der Krieg in Form eines militärischen Überfalls und Angriffskriegs nach Europa zurückgekehrt, und damit ist die Zeit in ein Davor und Danach zerbrochen. Was das für uns in Deutschland bedeutet, soll in dem Vortrag ausgeleuchtet werden.
Die Europäische Union wird wegen des EU-Ukraine-Assoziationsabkommens und der mit diesem verbundenen Maidan-Revolution einerseits als politische Mit-Verursacherin des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine angesehen, andererseits verbindet die Ukraine mit dem nun beantragten Beitritt zur EU die Hoffnung auf eine bessere Zukunft oder sogar ein unmittelbares Kriegsende. Der Vortrag wird vor diesem Hintergrund versuchen, die EU-Ukraine-Beziehungen europarechtlich einzuordnen und ihre Perspektiven darzulegen.