"Mit Urban Gardening ist ein Trend in Passau und Niederbayern angekommen, der weltweit zur Nachhaltigkeit der Ernährungssicherung beiträgt und dem als Alternative zur industriellen Agrarwirtschaft großen Stils beträchtliches Zukunftspotenzial zukommt“, so Prof. Dr. Werner Gamerith, Beauftragter der Universitätsleitung für die Querschnittsaufgabe Nachhaltigkeit.
Der Studierendengarten an der Universität Passau zeigt auf, wie im städtischen Kontext eigener Gemüseanbau funktionieren kann. Seit der Eröffnung im Jahr 2021 beschert der Garten alljährlich reiche Ernten. Der Garten bietet interessierten Studierenden eine kreative Plattform zum Ausprobieren und Erschaffen. Der Garten besteht aus fünf Hochbeeten und liegt zentral auf dem Campus zwischen dem Gebäude der Wirtschaftswissenschaften und der Zentralbibliothek.
Das Projekt wurde mit Hilfe des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten am Campus der Universität Passau im Rahmen des Projekts Urban Gardening – Demonstrationsgärten für Bayern initiiert. Mit dem Übergang des Urban Gardening Demogartens zum Studierendengarten der Universität Passau im Jahr 2023 wird der Garten um drei weitere Hochbeete erweitert. Diese bieten Platz für die Anpflanzung diverser Mischkulturen, wie beispielsweise der Milpa-Kultur.
Mischkultur, Milpa Beet… Was ist das eigentlich?
Das Konzept der Mischkultur existiert bereits seit vielen Tausend Jahren. Schon die Maya und Native Americans vertrauten auf die Pflanzgemeinschaft aus Zuckermais (Zea mays Saccharata), Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris) und Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae)- die sogenannte Milpa Kultur- um die Grundernährung zu sichern.
Auch passend bezeichnet als „the three sisters“ ist die Milpa Kultur ein Paradebeispiel für die Vorteile des Anbaus verschiedener Nutzpflanzen direkt nebeneinander. In einer Mischkultur findet eine Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung durch die Eigenschaften der jeweiligen Pflanzen statt. So dient der Zuckermais als Rankgerüst für die Stangenbohnen, welche mit ihrer Fähigkeit Stickstoff aus der Luft zu binden, wichtige Nährstoffe in die Erde bringen. Die großblättrigen Kürbisgewächse beschatten den Boden und wirken so der Unkrautbildung und der Wasserverdunstung entgegen.
Diese, bis zu einem gewissen Grad, selbsterhaltende Pflanzung erspart so nicht nur dem Kleingärtner Arbeit, Zeit und Ressourcen, sondern hat auch das Potential für zukunftsorientierte Anwendung in der industriellen Landwirtschaft.
So könnte dieses Wissen wohl irgendwann erneut der Schlüssel unserer Ernährungssicherung sein.
Dieses Jahr hat der Garten eine neue Tafel mit Informationen zur Milpa-Kultur bekommen. Grund dafür ist die Jahr für Jahr erfolgreiche Anpflanzung der Kombination aus Mais, Kürbissen bzw. Zucchini und Bohnen im Milpa-Beet. Wie auch dieses Jahr, führt diese immer wieder zu umfangreichen Ernten.
Die Anpflanzungsmethode der Milpa-Kultur greift auf eine lange Geschichte zurück und wurde beispielsweise schon von Mayas oder auch Native Americans genutzt. Die Milpa-Kultur steht dabei beispielhaft für die Benefits einer kombinierten Pflanzung und Aussaat von Nutzpflanzen in direkter Nähe zueinander. Der Mais dient dabei als Rankgerüst für die Bohnen. Diese binden Stickstoff aus der Luft und führen diesen dem Boden zu. Davon profitieren vor allem die Kürbis- bzw. Zucchinigewächse. Jene benötigen für ihr zügiges Wachstum eine hohe Diversität an Nährstoffen. Die großblättrigen Kürbisgewächse beschatten dabei den Boden und wirken so der Unkrautbildung und der Wasserverdunstung entgegen. Diese gewissermaßen selbsterhaltende Pflanzung erspart Arbeit, Zeit und Ressourcen und hat das Potential für eine zukunftsorientierte Anwendung.
Das Urban-Gardening-Projekt der Universität Passau sorgt durch die Anpflanzung von Wildblumen und blühenden Kräutern, wie Lavendel oder Oregano für eine biodiversitätsfördernde Umgebung. Unterstützt wird dies zudem durch den angelegten Komposthaufen und das kleine, in direkter Nähe aufgehängte Insektenhotel. Auch die Verwendung tierfreundlicher Dügermittel und der Verzicht auf Spritzmittel oder Schneckenkorn unterstützt die Biodiversität. So fühlen sich diverse Insekten im Studierendengarten wohl.
Das erste Foto (links oben) zeigt einen Kleinen Kohlweißling (Pieris rapae). Schmetterlinge tragen genau wie u. a. Bienen, Motten oder Fliegen zur Bestäubung bei. Einen Großteil der bestäubenden Tiere stellen dabei Wildtiere dar, die immer mehr aus Städten verdrängt werden. Ein insektenfreundliches Urban Greening schafft Abhilfe. Auch kleinere Blühflächen (Foto links unten) liefern Nektar und Pollen und ziehen mit ihren bunten Blüten zahlreiche Insekten an. Die Larven von Käfern (Foto rechts oben), wie z. B. des Kleinen Julikäfers (Anomala dubia) (Foto rechts unten) finden in der weichen Erde in den Beeten außerdem einen Ort zur Überwinterung.
Mit der nahtlosen Übergabe des Projekts zum Januar 2023, ist nun, an Stelle des Urban Gardening Demogartens, der neue Studierendengarten der Universität Passau getreten. Durch die Erweiterung mit drei neuen Hochbeeten wurde der Bereich nicht nur optisch aufgewertet, sondern bietet nun auch mehr Platz für vielseitigen Mischkultur Anbau. Das neue Konzept „von Studierenden - für Studierende“ wird durch die tatkräftige Unterstützung der Hochschulgruppe Nachhaltigkeit vorangetrieben. Mit gemeinsamen Garten-Aktionen wird nach und nach eine grüne Oase für unseren nachhaltigen Campus geschaffen. Durch dies soll, über die Lust am Gärtnern und die Verbundenheit mit der Natur hinaus, vor allem das Interesse an den Möglichkeiten regionaler Lebensmittelproduktion im Sinne der nachhaltigen Ernährungssicherung geweckt werden.
Die Natur ist zurück am Campus!
Das Urban-Gardening-Projekt wurde im Jahre 2021 an der Universität Passau mit Hilfe des Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten am Campus der Universität Passau im Rahmen des Projekts Urban Gardening – Demonstrationsgärten für Bayern initiiert. Das Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanzierte das Projekt für zwei Jahre. Neben klassischen und mobilen Hochbeeten gibt es im Demogarten auch eine Staudenmischpflanzung, „Hydroponik“-Systeme, das nahezu ohne Erde auskommt und vertikale Gärten, die platzsparend sind. So demonstriet die Universität Passau, wie Gartenbau für Jedermann auf sehr beschränkter Fläche möglich ist und bietet Gleichzeitig Nahrung für Bienen und Insekten.
"Mit Urban Gardening ist ein Trend in Passau und Niederbayern angekommen, der weltweit zur Nachhaltigkeit der Ernährungssicherung beiträgt und dem als Alternative zur industriellen Agrarwirtschaft großen Stils beträchtliches Zukunftspotenzial zukommt“, so Prof. Dr. Werner Gamerith, Beauftragter der Universitätsleitung für die Querschnittsaufgabe Nachhaltigkeit. Mehr Details zum neuen Demo-Garten erfahren Sie in der Pressemitteilung.
Im Rahmen von schulischen Veranstaltungen und Lehrausgängen kann der Urban Gardening-Demogarten gerne besichtigt werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Herrn Prof. Dr. Gamerith.
Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau hat auf ihrer Website in zahlreichen Merkblättern wertvolle Tipps zur Umsetzung Ihres Urban-Gardening-Projekts zusammengestellt.