Literaturwissenschaft
1. Konvergenz, Zerstreuung, Konfusion. Wissen übersetzen im 17. und 18. Jahrhundert
Unsere Sektion beschäftigt sich mit der mehrsprachigen Genese von Wissen in Übersetzungsprozessen. Komplementär zu den bereits rezipierten naturwissenschaftlichen Diskursen im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts möchten wir anhand dreier Schlüsselkonzepte herausarbeiten, wie Wissen übersetzt und geformt wird. Konvergenz, Zerstreuung und Konfusion dienen uns als (topographische) Metaphern einer komplexen Dynamik, welche die Bedingung für die Konstituierung neuen Wissens darstellt. Die Sektion thematisiert sowohl Übersetzungen aus dem Französischen wie auch in das Französische. Damit steht historisch betrachtet nicht nur die Entstehung einer volkssprachlichen Gelehrtenrepublik infolge der Erosion des Lateinischen, sondern auch die Dissemination französischer Geistesarbeit im Mittelpunkt. In unserer Sektion nehmen wir die 'Zusammenflüsse' der Sprachen im Prozess des Übersetzens ernst und machen die Kategorien von Konvergenz, Zerstreuung und Konfusion fruchtbar für die verschiedenen Interaktions- und Kontaktmöglichkeiten des Französischen mit anderen Sprachen (vgl. zum Konzept der Konfusion Shahar 2023). Konsequenterweise ist die Ausrichtung der Sektion komparatistisch und interphilologisch.
In Anlehnung an Niklas Luhmanns Systemtheorie hat Thomas Klinkert (2010, 22) in seiner Studie Epistemologische Fiktionen dargelegt, dass Wissen nicht einzig als "Sedimentierung von enttäuschter Erwartung in einem System" zu verstehen sei, sondern ebenso als "Resultat einer Kommunikation über diesen Sachverhalt". Mit Blick auf die Selbstübersetzungen und das exophone Schreiben der Brüder Humboldt arbeitet Stefan Willer die "grundsätzliche Sprachabhängigkeit des Wissens" heraus. Die besagten gelehrten Schreibverfahren und Praktiken dienen so nicht nur der "Distribution und Zirkulation wissenschaftlicher Ergebnisse" (2021, 119), sondern verweisen auf die translinguale Konstitution von Wissensprozessen. In diesem Sinne interessiert sich auch unsere Sektion nicht primär für den Zuwachs an Wissen, sondern für die Mittelbarkeit und Prozessualität der Wissensgenese im Übersetzen (vgl. hierzu auch Toepfer 2021, 206–207, 214).
Vor allem Literaturübersetzungen konnten, im Zuge der zurzeit blühenden Übersetzungsforschung, aus einer langanhaltenden Schattenexistenz heraustreten und wurden gerade in jüngsten Beiträgen mit Blick auf Geschlecht und Diversität untersucht (vgl. etwa Sanmann 2021; Brown 2022). Neben neueren Arbeiten zur Übersetzung von Enzyklopädien (vgl. Greilich 2021; Donato/Lüsebrink 2021) hat die Textsorte der Fachübersetzung für die Konstituierung (trans-)nationaler Wissenschaftskulturen Beachtung gefunden (vgl. Gipper/Stefanelli 2021). Die epistemische Dimension des Übersetzens wurde ebenso im Zusammenhang mit der Genese von anthropologischem und ökonomischem Wissen (vgl. Toepfer 2022, Lüsebrink 2021) herausgearbeitet. An dieses dynamische Forschungsfeld knüpfen wir mit unserer Sektion an. Uns geht es mit dem Fokus auf Wissen – dies zeigt bereits dieser kleine Forschungsstand – nicht primär um Autorschaft, sondern um eine kultur- und medienwissenschaftliche Perspektive auf Übersetzungen, die gerade Fehlübersetzungen, kreativen Umschreibungen und Adaptionen Aufmerksamkeit schenkt (vgl. Venuti 2008 und etwa Mende 2018) und das Potential dieser neu entstandenen Texte jenseits von ästhetischer Bewertung und geradliniger Rezeption herausarbeitet.
Die methodische Ausrichtung der Sektion ist dahingehend zentral, als wir keinen systematischen Ansatz verfolgen, sondern von der konkreten Lektüre einzelner Texte ausgehen und Fallstudien erbitten. Neben Theorie- und Wissenschaftsübersetzungen im strengen Sinne interessieren uns ebenso literarische Texte, in denen der Status des Wissens (durchaus auch im Sinne von poetologischen und literaturtheoretischen Fragen) verhandelt wird.
Davon ausgehend stehen die folgenden Fragen im Mittelpunkt:
- Welche Begriffsbildungen werden durch die Praxis des Übersetzens (aus dem Französischen/ins Französische) ermöglicht?
- Welche Funktionen des Übersetzens werden jenseits von Mediation, Vermittlung und Anpassung erkennbar?
- Wie lässt sich die Position marginalisierter Kollektive beschreiben? Inwiefern können Gender und Diversität auch als Analysekategorien für Theorie- und Wissenschaftsübersetzungen fruchtbar gemacht werden?
- In welchem Verhältnis stehen Wissenschafts- und Literaturübersetzungen? Welche Kon-vergenzen lassen sich, trotz aller Differenzen, beobachten?
- Wie wird die Praxis des Übersetzens, die fachliche Zuordnung und die adressierte Leserschaft in den Paratexten thematisiert? Welche Neubestimmungen werden vorgenommen?
- Welche Bedeutung spielen besondere Formen des Übersetzens (z.B. Selbstübersetzungen) für die Kontexte des 17. und 18. Jahrhunderts?
Bibliographie
- Brown, Hilary. 2022. Women and Early Modern Cultures of Translation. Beyond the Female Tradition. Oxford: Oxford University Press.
- Bußmann, Britta et al. (eds.). 2005. Übertragungen. Formen und Konzepte von Reproduktion in Mittelalter und Früher Neuzeit. Berlin/New York: de Gruyter.
- Chevrel, Yves et al. 2014. Histoire des traductions en langue française, XVIIIe et XVIIIe siècles (1610-1815). Lagrasse: Verdier.
- Demetriou, Tania/Tomlinson, Rowan (eds.). 2015. The Culture of Translation in Early Modern England and France, 1500–1660. Basingstoke: Palgrave Macmillan.
- Donato, Clorinda/Lüsebrink, Hans-Jürgen (eds.). 2021. Translation and Transfer of Knowledge in Encyclopedic Compilations, 1680–1830. Toronto: University of Toronto Press.
- Gipper, Andreas/Stefanelli, Diego. 2021. "Die Wissenschaftsübersetzung als Generator symbolischen Kapitals". In: Regina Toepfer et al. (eds.). Übersetzen in der Frühen Neuzeit. Konzepte und Methoden. Berlin/Heidelberg: Springer, 161–184.
- Greilich, Susanne. 2021. "Spanische Enzyklopädie-Übersetzungen als Orte der selbstbewussten Partizipation an aufgeklärter Wissensproduktion". In: Regina Toepferet al. (eds.). Übersetzen in der Frühen Neuzeit. Konzepte und Methode. Berlin/Heidelberg: Springer, 337–354.
- Hottner, Wolfgang (ed.). 2021. Theorieübersetzungsgeschichte, Deutsch-französischer und transatlantischer Theorietransfer im 20. Jahrhundert. Stuttgart: Metzler.
- Kawashima, Keiko. 2011. "Women's translations of scientific texts in the 18th century: A case study of Marie-Anne Lavoisier". Hist Sci (Tokyo) 21/2, 123–137.
- Klinkert, Thomas. 2010. Epistemologische Fiktionen. Zur Interferenz von Literatur und Wissenschaft seit der Aufklärung. Berlin/New York: de Gruyter.
- Lüsebrink, Hans-Jürgen. 2023. "Übersetzen als Kritik. Zur intellektuellen Dynamik des Übersetzens im Aufklärungszeitalter". In: Ulrike Draesner et al. (eds.). Übersetzen ist Macht. Essays zur Frühen Neuzeit. Hannover: Wehrhahn, 131–142.
- Lüsebrink, Hans-Jürgen. 2021. "The Savary des Bruslons' Dictionnaire universel de commerce: Translations and Adaptions". In: Clorinda Donato/Hans-Jürgen Lüsebrink (eds.). Translation and Transfer of Knowledge in Encyclopedic Compilations, 1680–1830. Toronto: University of Toronto Press, 17–39.
- Mende, Jana-Katharina. 2018. "Macht, Mehrsprachigkeit, Mehrdeutigkeit: Funktionen produktiver Fehlübersetzungen in Adam Mickiewiczs Vorlesungen am Collège de France – Französisch – Polnisch – Deutsch". Quaderna. Dossier "Found in (Mis)Translation" 4, o.P.
- Sanmann, Angela. 2021. Die andere Kreativität. Übersetzerinnen im 18. Jahrhundert und die Problematik weiblicher Autorschaft. Heidelberg: Winter.
- Shahar, Galili. 2023. "Goethe's Song of Songs: Reorientation, World Literature". Prooftexts 40/1, 110–139.
- Spivak, Gayatri Chakravorty. 2012. "The Politics of Translation". In: Gayatri Chakravorty Spivak, Outside in the Teaching Machine. Hoboken: Taylor and Francis, 179‒200.
- Stockhorst, Stefanie (ed.). 2010. Cultural Transfer Through Translation. The Circulation of Enlightened Thought in Europe by Means of Translation. Amsterdam/New York: Rodopi.
- Toepfer, Regina. 2021. "Sektionseinleitung II: Anthropologie und Wissen". In: Regina Toepfer et al. (eds.). Übersetzen in der Frühen Neuzeit. Konzepte und Methoden. Übersetzen in der Frühen Neuzeit. Konzepte und Methoden. Berlin/Heidelberg: Springer, 205–219.
- Toepfer, Regina. 2022. Translationsanthropologie. Philologische Übersetzungsforschung als Kulturwissenschaft. Mit einer exemplarischen Analyse der ersten deutschen Odyssee von Simon Schaidenreisser (1537/38). Hannover: Wehrhahn.
- Venuti, Lawrence. 2008. The Translator's Invisibility. A History of Translation. 2. ed. London: Routledge.
- Willer, Stefan. 2021. "'In deutscher Richtung mit französischem Winde segeln'. Wilhelm und Alexander von Humboldt als Selbstübersetzer". In: Stefan Willer/Andreas Keller (eds.). Selbstübersetzung als Wissenstransfer. Berlin: Kadmos, 95–122.
- Worth-Stylianou, Valérie. 2017. "Transmission du savoir et enjeux linguistiques dans les traités sur la médecine des femmes en France (1530 à 1630)". In: Violaine Giacomotto-Charra/Jacqueline Vons (eds.). Formes du savoir médical à la Renaissance, Pessac: Maison des Sciences de l'Homme d'Aquitaine, 21‒42.
- d'Aquitaine. 21‒42.
25. September
9.00–9.45 | Production du savoir et critique de la désinformation dans les traductions françaises du livre de Paul Rycaut sur l'empire ottoman (Ann Thomson) |
9.45–10.30 | Le Parfait négociant – Der vollkommene Kauff- und Handelsmann: Fachwissen übersetzen im 17. Jahrhundert (Miriam P. Leibbrand) |
Kaffeepause | |
11.00–11.45 | "L'Europe et le Nouveau Monde: Traduction et production du savoir" (Beatrice Nickel) |
11.45–12.30 | Reisendes Wissen über Peru: von El Inca Garcilaso de la Vega über Françoise de Graffigny zu Carlo Goldoni (Julia Schlicher) |
Mittagspause | |
16.00–16.45 | "Douceur" und barocke Ästhetik: europäische Tradition und Übersetzung (Vanessa Oberliessen) |
16.45–17.30 | Nachahmung, Übersetzung und Überschreibung einer Opernkontroverse: die Querelle des Bouffons in Berlin (Benedikt Leßmann) |
26. September
9.00–9.45 | Übersetzung und nationale Konfiguration (Caroline Mannweiler) |
9.45–10.30 | Convergence ou confusion? Traduire Wit et Humour en français au XVIIIe siècle (Yen-Mai Tran-Gervat) |
Kaffeepause | |
11.00–11.45 | Traduire le savoir: Le paratexte dans le cadre des traductions en allemand de La Henriade de Voltaire (Lisa Kemper) |
11.45–12.30 | Die italienischen Übersetzungen von Buffons Enzyklopädie Histoire naturelle (1749–1804). Verbreitung und Umformung von naturwissenschaftlichem Wissen (Giulia Agnello) |
Mittagspause | |
16.00–16.45 | Weiblichkeit und Gelehrsamkeit in der spanischen Aufklärung: María Rosa de Gálvez (Richard Palomar Vidal) |
16.45-17.30 | Traduire la coquette et le petit-maître: Modèles et concepts de genre spécifiques aux traductions espagnoles des Spectateurs (Elisabeth Hobisch, Yvonne Völkl) |
Giulia Agnello-Steil (Saarbrücken)
Die italienischen Übersetzungen von Buffons Enzyklopädie Histoire naturelle (1749–1804). Verbreitung und Umformung von naturwissenschaftlichem Wissen
Die Konvergenz und Divergenz zwischen Georges-Louis Leclerc de Buffons Enzyklopädie Histoire naturelle, générale et particulière und ihren italienischen Übersetzungen stehen im Mittelpunkt des Vortrages. Im Zeitalter der Lumières wurde das Latein zunehmend von der französischen Sprache als neue Wissenschaftssprache abgelöst (vgl. Flinzner 2008, 2218) und es kam zur Publikation technisch-wissenschaftlicher Werke, die insbesondere in Italien verbreitet und übersetzt wurden (vgl. Morgana 1994, 699). In diesem Kontext trug Buffon in seinem monumentalen Lebenswerk erstmalig die gesamte Naturgeschichte zusammen. Nach der Erstveröffentlichung wurden weitere Editionen publiziert. Die meisten enthalten Anmerkungen, Ergänzungen und Zitationen und stellen nicht selten eine Umformulierung, Verkürzung oder Umstrukturierung des Originals dar – Implikationen, die sich auch in den italienischen Übersetzungen wiederfinden und in diesen erweitert werden. Es stellt sich die Frage, welchen wissenschaftlichen Stellenwert die Histoire naturelle im Hinblick auf die Sprache und die Klassifikation einnimmt und welche Gründe zu ihrer immensen Verbreitung und zur Publikation der zahlreichen Übersetzungen in Italien führten. Ziel ist, dabei einen bibliographischen und vergleichenden Überblick über alle bisher in Italien erschienenen Ausgaben zu geben. Ferner soll erörtert werden, inwiefern die Übersetzungen nicht nur zur Verbreitung des übermittelten Wissens, sondern auch zu seiner sprachlichen und inhaltlichen Veränderung beitrugen. Die Frage nach den Problemen, die vornehmlich bei der Übersetzung der Tiernamen auftreten, spielt dabei eine erhebliche Rolle.
- Flinzner, Katja. 2008. "Geschichte der technischen und naturwissenschaftlichen Fachsprachen in der Romania: Französisch/Histoire des langages techniques et scientifiques dans la Romania: français". In: Gerhard Ernst et al. (eds.). Ein internationales Handbuch zur Geschichte der romanischen Sprachen. Berlin/New York: De Gruyter, 2211–2226.
- Morgana, Silvia. 1994. "L'influsso francese". In: Luca Serianni et al. (eds.). Storia della lingua italiana, vol. 3: Le altre lingue.Torino: Einaudi, 671–719.
Elisabeth Hobisch, Yvonne Völkl (Graz)
Traduire la coquette et le petit-maître: Modèles et concepts de genre spécifiques aux traductions espagnoles des Spectateurs
Les Lumières représentent le moment historique où de nombreuses conditions générales des sociétés occidentales modernes ont été créées. Une des innovations socio-culturelles qui remontent à cette époque est le modèle bourgeois complémentaire et hiérarchique des genres (Gronemann 2013). De plus, le paysage médiatique en Europe a été considérablement modifié au XVIIIe siècle par des développements technologiques, ce qui a permis l'émergence de nouveaux médias de communication et bouleversé les voies établies de diffusion du savoir. Un de ces nouveaux médias est la presse des Spectateurs, un genre littéraire-journalistique créé en Angleterre au début du siècle qui visait à diffuser de nouvelles normes sociales et de nouveaux modèles de rôles assignés aux hommes et aux femmes. Ces journaux ont ensuite été traduits en français, ce qui les a rendus accessibles à toute l'Europe où ce genre littéraire a été traduit et imité avec enthousiasme. Ainsi, la presse Spectateur est devenue un médium très influent de transmission de connaissances culturelles et a créé dans son ensemble un réseau intellectuel de transfert culturel sur tout le continent (Völkl 2022). Étant donné que, en ce moment-là, le débat sur l'imitation des normes culturelles françaises a été intense en Espagne, la traduction de la presse Spectateur du français à l'espagnol, revêt un intérêt particulier (Toepfer 2021, 214). Notre communication mettra en lumière les modèles de genre, tels que la coquette et le petit-maître, tout en examinant les adaptations effectuées dans le processus de traduction.
- Gronemann, Claudia. 2013. Polyphone Aufklärung. Zur Textualität und Performativität der spanischen Geschlechterdebatten im 18. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Vervuert.
- Toepfer, Regina. 2021. "Sektionsleitung II: Anthropologie und Wissen". In: Regina Toepfer et al. (eds.), Übersetzen in der Frühen Neuzeit. Konzepte und Methoden. Berlin/Heidelberg: Springer, 205–219.
- Völkl, Yvonne. 2022. Spectatoriale Geschlechterkonstruktionen. Geschlechtsspezifische Wissens- und Welterzeugung in den französisch- und spanischsprachigen Moralischen Wochenschriften des 18. Jahrhunderts. Bielefeld: transcript.
Lisa Kemper (Göttingen)
Traduire le savoir: Le paratexte dans le cadre des traductions en allemand de La Henriade de Voltaire
La Henriade (1728), qui traite des guerres de religion autour du massacre de la Saint-Barthélemy, n'est pas seulement fréquemment utilisée dans le cadre scolaire germanophone (Kuhfuß 2014, 572), mais elle est aussi l'œuvre voltairienne la plus souvent traduite en allemand. Nous connaissons 17 traductions différentes, parues entre 1737 et 1948 (Maira/Kemper 2019, 65) qui ont également été impliquées dans ce processus d'apprentissage. La concentration sur l'aspect didactique se montre surtout dans la manière comment les acteurs de ce transfert culturel français-allemand traitent le paratexte de La Henriade: Sont uniquement traduits les textes contenant des informations sur l'histoire des guerres de religion. Pour mieux s'adapter au lectorat germanophone, quelques traducteurs offrent des explications supplémentaires à ce propos, tout d'abord dans les notes de bas de page. Cette étude de cas se propose alors d'analyser deux questions: En tenant compte de la théorie de Genette (Genette 1987) il s'agira d'un côté d'examiner la fonction du paratexte lors du processus de traduction de l'épopée voltairienne. De l'autre côté il sera question du rapport entre traductions scientifiques et littéraires.
- Genette, Gérard. 1987. Seuils. Paris: Seuil.
- Kuhfuß, Walter. 2014. Eine Kulturgeschichte des Französischunterrichts in der frühen Neuzeit. Französischlernen am Fürstenhof, auf dem Marktplatz und in der Schule in Deutschland. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- Maira, Daniele/Kemper, Lisa. 2019. "Traductions allemandes et survivances germaniques de La Henriade". Revue Voltaire 19, 63–78.
Miriam P. Leibbrand (Leipzig)
Le Parfait négociant – Der vollkommene Kauff- und Handelsmann: Fachwissen übersetzen im 17. Jahrhundert
Die Bedeutung von Fachtextsorten im allgemeinen und der Textsorte der Fachübersetzung im besonderen für die Konstituierung nationaler und transnationaler Fach- und Wissenschaftskulturen (vgl. Gipper/Stefanelli 2021) ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus kulturwissenschaftlich orientierter philologischer Forschung gerückt. Besonders zielführend erweist sich dabei ein disziplinenübergreifender Ansatz an den Kreuzungspunkten verschiedener Fachwissenschaften und Wissenschaftskulturen. Im Bereich des Ausbaus von Handelssprachen etwa eröffnet die konvergente Betrachtung am Kreuzungspunkt von Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Romanistik und Übersetzungswissenschaft neue Perspektiven auf die Herausbildung von sprachlich-kulturellen Praktiken und Begriffen. Sprachkontakt und Übersetzung in der Fachkultur des Handels der Frühen Neuzeit bringen neues Wissen hervor. Vor dem Hintergrund des Ausbaus der französischen Wirtschaftssprache im Zeitalter des Merkantilismus soll die Rolle der Fachübersetzung für die Genese anthropologischen und ökonomischen Wissens (vgl. Lüsebrink 2021; Toepfer 2022) aufgezeigt werden. Gegenstand der Untersuchung ist die Veröffentlichung eines der ersten und historisch bedeutendsten Werke der französischen Kaufmannsliteratur und Handelssprache, des Parfait négociant (1675) von Jacques Savary, und deren Übersetzung ins Deutsche.
- Gipper, Andreas/Stefanelli, Diego. 2021. "Die Wissenschaftsübersetzung als Generator symbolischen Kapitals". In: Regina Toepfer et al. (eds.), Übersetzen in der Frühen Neuzeit. Konzepte und Methoden. Berlin/Heidelberg: Springer, 161–184.
- Lüsebrink, Hans-Jürgen. 2021. "The Savary des Bruslons' Dictionnaire universel de commerce: Translations and Adaptions". In: Clorinda Donato/Hans-Jürgen Lüsebrink (eds.), Translation and Transfer of Knowledge in Encyclopedic Compilations, 1680–1830. Toronto: University of Toronto Press, 17–39.
- Toepfer, Regina. 2022. Translationsanthropologie. Philologische Übersetzungsforschung als Kulturwissenschaft. Mit einer exemplarischen Analyse der ersten deutschen Odyssee von Simon Schaidenreisser (1537/38). Hannover: Wehrhahn.
Benedikt Leßmann (Wien/Leipzig)
Nachahmung, Übersetzung und Überschreibung einer Opernkontroverse: die Querelle des Bouffons in Berlin
Auf dem Gebiet der Oper war das 18. Jahrhundert ein "siècle de querelles" (Arnold 2017, 3). Immer wieder wurden in Frankreich die Entwicklungen des Opernrepertoires debattiert und über neu entstehende Gattungen gestritten. Diese Querelles wurden auch in Deutschland rezipiert und partiell ins Deutsche übersetzt, im Kontext eines Wissenstransfers auf dem Gebiet der Musikästhetik (Leßmann 2024). Der Vortrag gibt einen Überblick über diese Prozesse mit Fokus auf der Querelle des Bouffons (Fabiano 2005). Christian Gottfried Krause veröffentlicht schon 1748 eine französischsprachige Lettresur la différence entre la musique italienne et françoise, die erkennbar nach französischem Vorbild gestaltet, allerdings inhaltlich auf Preußen ausgerichtet ist. Deren Übersetzung durch Friedrich Wilhelm Marpurg 1754 stellt eine Verbindung zur Querelle des Bouffons her. Denn Marpurg präsentiert im Zuge der Veröffentlichung in seiner Zeitschrift Historisch-Kritische Beyträge kurz danach eine Übersetzung von Rousseaus Lettre sur la musique françoise, dem berühmtesten Beitrag der Querelle. Letztere basiert auf einer Rezension und erweist sich daher als Verschmelzung von Zitaten und zweierlei Kommentarebenen. Hauptfokus ist die Reflexion über den Begriff des Geschmacks – in einem Versuch, die übersetzten Inhalte korrigierend zu 'überschreiben'. In ihrer Komplexität ist diese Konstellation exemplarisch für die Debatten mittels Übersetzungen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
- Arnold R.J. 2017. Musical Debate and Political Culture in France, 1700–1830. Woodbridge: Boydell.
- Fabiano, Andrea (ed.). 2005. La "Querelle des Bouffons" dans la vie culturelle française du XVIIIe siècle. Paris: CNRS.
- Leßmann, Benedikt. 2024. Übersetzung als Debatte. Französische Musikästhetik in Deutschland zur Zeit der Aufklärung. Stuttgart: Steiner.
Caroline Mannweiler (Mainz)
Übersetzung und nationale Konfiguration
Der Vortrag analysiert ausgehend von zwei Korpora französischsprachiger Vorreden zu Übersetzungen aus dem 18. Jahrhundert Divergenzen und Konvergenzen zwischen Wissenschafts- und Literaturübersetzungen. Besonderes Augenmerk wird der Art und Weise gelten, wie Übersetzungsdiskurse zur Vorstellung nationaler Räume beitragen und welche unterschiedlichen Funktionen diese Vorstellungen in den literarischen bzw. naturwissenschaftlichen Kontexten einnehmen. Dabei soll auch die Frage erörtert werden, inwiefern Diskurse der Zirkulation von Texten und 'Wissen', die in einigen Vorworten aufkommen, die Vorstellung nationaler Räume stabilisieren oder modifizieren.
- Sakai, Naoki. 1997. Translation and subjectivity. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Beatrice Nickel (Stuttgart)
Europa und die Neue Welt: Übersetzung und Wissensproduktion
Der mehrjährige Aufenthalt des Barons de Lahontan in Neufrankreich war vor allem von der Absicht geprägt, die vielfältigen Aspekte dieser den Europäern bis dahin unbekannten Welt möglichst genau zu erfassen und sie den französischen Leser_innen zu vermitteln. 1703 wurde der erste Teil seiner kanadischen Trilogie in Amsterdam veröffentlicht. Dieser geradezu enzyklopädische Reisebericht wurde etwa sechs Jahre später von Ludwig Friedrich Vischer (M. Vischer) ins Deutsche übertragen. Methodisch erweist sich Vischer insofern als cibliste, als er stark in Lahontans Vorlage eingegriffen hat. Vischers Orientierung auf sein Zielpublikum tritt am stärksten in der Auseinandersetzung mit der Religion und dem Glauben der Ureinwohner Kanadas. Während Lahontan sich mit den Huronen verbrüdert und sie geradezu zur perfekten Verkörperung des bon sauvage erklärt, um sie als Idealtypus der menschlichen Existenz den aus seiner Sicht überzivilisierten Europäern gegenüberzustellen, offenbart sich in Vischers Übersetzung der zeitgenössische Kontext: Eine solch radikale Kulturkritik samt Kritik am Christentum war im konservativen Deutschland des 18. Jahrhunderts undenkbar. Mein Vortrag wird Detailanalysen vornehmen, die sich insbesondere auf die Abweichungen zwischen der deutschen Übersetzung und dem französischen Original sowie auf ihre intellektuellen Implikationen konzentrieren. Dabei wird es nicht zuletzt um die Frage gehen, wie im Übersetzungsprozess neues Wissen verändert, aber auch generiert wird.
- Hieber Jochen. 1982. "Ludwig Friedrich Vischer".Der Übersetzer, 7/8, 2–3.
- Lahontan. 1990. Œuvres complètes, 2 vols, ed. Réal Ouellet/Alain Beaulieu. Montréal: Les Presses de l'Université de Montréal.
- Vischer, M. 1709. Des berühmten Herrn Baron De Lahontan Neueste Reisen nach Nord-Indien Indien. Oder dem Mitternächtischen America. Mit vielen besondern und bey keinem Scribenten befindlichen Curiositæten. Hamburg/Leipzig: Reumannischer Verlag.
Vanessa Oberliessen (Paris)
"Douceur" und barocke Ästhetik: europäische Tradition und Übersetzung
Die musikwissenschaftlichen Abhandlungen des frühen 17. Jahrhundert sind teils auf die Praxis ausgerichtet sind, teils erklären sie akustische Phänomene mithilfe geometrischer oder algebraischer Beziehungen. Einige der eher theoretisch orientierten Traktate sind interessant, um die eigentlich linguistisch-rhetorische Idee der douceur/dolcezza zu verstehen. Im europäischen Kontext sind die Werke von Marin Mersenne über die Harmonie Universelle einzigartig, da sie eine objektive Definition der douceur von Intervallen und Harmonien bieten. Obwohl die musikologischen Abhandlungen auf europäischer Ebene stark miteinander verbunden sind – Mersenne lässt sich von Vincenzo Galilei inspirieren und beeinflusst selbst Athanasius Kircher, um nur zwei Beispiele zu nennen – erscheint die douceur als wichtiges Konzept nur in Mersennes Werk, das zufällig hauptsächlich auf Französisch verfasst ist. Die Hypothese unserer Arbeit ist, dass es sich dabei um eine französische Idiosynkrasie handelt. Tatsächlich ist douceur in den Jahren 1620–1630 ein klar definiertes und quantifiziertes Konzept in französischen Rhetorik- und Poetikabhandlungen, die es mit intrinsischen phonetischen Qualitäten der französischen Sprache verbinden, die jeder gute Dichter durch sorgfältige Arbeit an Reimen und Klangfarben verstärken muss. Es ist also nur natürlich, dass ein universeller Gelehrter wie Père Mersenne dies auf die Musik anwendet, eine andere Form der Kunst, die auf phonetischer Arbeit basiert. Wir schlagen vor, den Begriff bei Mersenne als das Ergebnis einer spezifisch französischen rhetorischen Tradition zu analysieren, die Begriffe wie suavitas oder dulcedo im douceur-Konzept zusammenführt.
- Dauvois, Daniel. 2017. "Le conflit des douceurs au Traité de la comédie de Pierre Nicole". In: Laurence Boulègue/Margaret Jones-Davies/Florence Malhomme (eds.).La Douceur dans la pensée moderne – Esthétique et philosophie d'une notion. Paris: Classiques Garnier, 111–126.
- Huchon, Mireille. 2003. "Le doux dans les rhétoriques et poétiques françaises du XVIe siècle". Cahiers du GADGES 1, 9–28.
- Mersenne, Marin. 1636. L'Harmonie universelle contenant la théorie et la pratique de la musique. Paris: Sébastien Cramoisy.
Richard Palomar Vidal (Berlin)
Weiblichkeit und Gelehrsamkeit in der spanischen Aufklärung: María Rosa de Gálvez
María Rosa de Gálvez (1768–1806) war eine produktive Schriftstellerin und Übersetzerin im Spanien der Jahrhundertwende, die neben Dichtung und Theaterschreibung ebenfalls französische Komödien ins Spanische übersetzte. Von diesen Übersetzungen veröffentlichte sie drei noch zu Lebzeiten und eine erschien unsigniert posthum. In ihren Übersetzungen und eigenen Textproduktion decken sich die Themenkreise – Geschlechterrollen, Frauenrechte, weibliche Bildung und die Institution der Ehe – fast gänzlich. Die posthum erschienene Übersetzung La dama colérica o novia impaciente bietet eine spannende Neubestimmung des französischen Originals La jeune femme colère von Charles-George Étienne. Dieser zunächst nicht allzu emanzipatorische und feministische Topos erhält jedoch durch Gálvez’ Übersetzung genau eine solche Note, da die Hauptfigur Rosa zur Exponentin der Vernunft und nicht zu einem Modell der Tugend und Unterwerfung wird, was ein Novum innerhalb der aufgeklärten Komödie darstellt. Diese Wissensgenerierung über die weibliche Bildungsfähigkeit und kognitive Ebenbürtigkeit mit Männern knüpft unmittelbar an Benito Jerónimo Feijoo und seine Defensa de las mujeres von 1726 und somit an die Aufklärung an. Gálvez überträgt den Text nicht nur sprachlich vom Französischen ins Spanische, sondern passt ihn stilistisch, inhaltlich und formell an die spanische Bühne ihrer Zeit an, für die sie Expertin ist. Ihre Kühnheit vom Original abzuweichen bezeugt ebenfalls von der Aufgeklärtheit und Emanzipation, die sie auch ihren weiblichen Figuren verleiht, und ist Teil der connaturalización, ein Phänomen in der Übersetzungsgeschichte Spaniens, der sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts durchzusetzen begann.
Julia Schlicher (Konstanz)
Reisendes Wissen über Peru: von El Inca Garcilaso de la Vega über Françoise de Graffigny zu Carlo Goldoni
In der europäischen Literatur des 18. Jahrhunderts findet eine Auseinandersetzung mit dem weiterhin als 'neu' beschriebenen amerikanischen Kontinent statt. An dieser transatlantischen Dynamik setze ich an und zeige beispielhaft auf, wie das nach Europa gelangte 'Wissen' über Amerika in die französische Literatur des 18. Jahrhunderts integriert und von ihr ausgehend wiederum in andere Sprachräume weitergetragen wird. Zur Illustration dieses doppelten Wissenstransfers nehme ich zweierlei 'Übersetzungs'-Prozesse in einem erweiterten Sinne in den Blick: Die Comentarios reales (1609)von El Inca Garcilaso de la Vega (1539-1616), Sohn der Nichte eines Inka-Herrschers und eines Spaniers, haben durch mehrere Übersetzungen und kritische Neuauflagen das Bild von Peru im Frankreich des 18. Jahrhunderts mitgeprägt und sich auch für die Genese von Françoise de Graffignys (1695–1758) Briefroman Lettres d'une Péruvienne (1747) als einflussreich gezeigt. Des Stoffes aus den Lettres d'une Péruvienne hat sich wiederum der Venezianer Carlo Goldoni (1707–1793) angenommen, indem er den französischen Briefroman als Grundlage für seine Tragikomödie La Peruviana (1755)genutzt hat. Anhand dieses 'reisenden Wissens' soll sowohl die gattungstheoretische Frage nach der 'Übersetzung' des Wissens in die jeweiligen Genres als auch die sprachspezifische Frage und die Rolle des Übersetzungs- und Übertragungsprozesses selbst adressiert werden.
- Garcilaso de la Vega, El Inca. 1609. Primera parte de los Comentarios Reales, que tartan del origen de los Yncas, reyes que fueron del Peru, de su idolatria, leyes, y govierno en paz y en guerra: de sus vidas y conquistas, y de todo lo que fue aquel Imperio y su Republica, antes que los Españoles passaran a el. Lisboa: Pedro Crasbeeck.
- Graffigny, Françoise de. 2022 [1747]. Lettres d'une Péruvienne, ed. Martine Reid. Paris: Gallimard.
- Goldoni, Carlo. 21960 [1950, 1755]. "La peruviana". In: Giuseppe Ortolani(ed.). Tutte le Opere di Carlo Goldoni,vol. 9: Tragicommedie. Milano: Mondadori, 737–813.
Ann Thomson (Fiesole)
Production du savoir et critique de la désinformation dans les traductions françaises du livre de Paul Rycaut sur l'empire ottoman
L'ouvrage du diplomate anglais Paul Rycaut, The Present State of the Ottoman Empire (1668), est au siècle suivant une source très importante d'information sur les Ottomans et le monde musulman en général. Il en existe deux traductions françaises: Les deux traducteurs sont des Huguenots, mais si Pierre Briot, auteur de la première traduction (1670), est un médecin parisien, bien introduit dans les cercles intellectuels de la capitale, le deuxième, Henri Bespier, est le modeste pasteur d'une église en Normandie et en butte à la campagne pour réduire les protestants. Les deux traductions divergent du livre anglais (qui est aussi un texte à la gloire de la monarchie rétablie en 1660), notamment pour ce qui concerne les louanges adressées par Rycaut au Roi Stuart et les comparaisons entre les Musulmans et les Calvinistes "fanatiques", responsables de l'exécution du roi Charles Ie et de la "tyrannie" de Cromwell. Mais la traduction de Bespier diverge notamment de celle de Briot, car elle comporte 250 pages de notes, d'une érudition impressionnante. Ces notes critiquent la traduction précédente et entreprennent de corriger des erreurs non seulement dans le texte de Rycaut, mais également chez d'autres auteurs cités par ce dernier. Il s'agit donc d'une entreprise de construction d'un nouveau savoir, plus fiable, sur l'empire ottoman et sur le monde musulman en général. Ce qui amène également le traducteur à critiquer des affirmations qui relèvent de la propagande antimusulmane répandue depuis longtemps par les Chrétiens. Ma communication étudiera cette production du savoir plus fiable par le traducteur érudit Bespier et montrera comment la critique de la désinformation sert également de plaidoyer pour les protestants français, une minorité opprimée dans la France de la fin du 17e siècle.
- Rycaut, Paul. 1668. The Present State of the Ottoman Empire. Containing the Maxims of the Turkish Polity, the most Material Points of the Mahometan Religion, their Sects and Heresies, their Convents and Religious Votaries. Their Military Discipline, with an exact computation of their forces both by sea and land… London: Starkey/Brome.
- Rycaut, Paul. 1670. Histoire de l'Etat présent de l'empire ottoman. Contenant les maximes politiques des Turcs… Amsterdam: Wolfgank.
- Rycaut, Paul. 1677. L'État present de l'Empire ottoman. Divisé en trois livres. De la traduction du sieur Bespier, sur l'original anglois du sieur Ricaut, secretaire de M. le comte de Winchelsey, ambassadeur pour S. M. Britannique vers la Porte. Avec les figures au naturel; le tout enrichi de remarques fort curieuses.Rouen: Berthelin.
Yen-Mai Tran-Gervat (Paris)
Convergence ou confusion? Traduire Wit et Humour en français au XVIIIe siècle
Au XVIIe et surtout au XVIIIe siècle, semble s'élaborer en Angleterre un nouveau savoir qui se situe entre philosophie et art de vivre: il concerne les réalités rendues par le terme de humour. Dérivé du français humeur, ce mot s'est peu à peu détaché en anglais de sa connotation médicale (humorale) – tout en en conservant une trace longtemps présente en arrière-plan – pour signifier une nouvelle réalité que les hommes d'esprit de l'époque s'efforcent de définir, dans des écrits qui pour certains paraissent suffisamment importants pour donner lieu à une rapide traduction en français. Mais alors que le mot humour n'entrera dans la langue française, par emprunt, que dans le courant du XIXe siècle, pour finalement être attesté pour la première fois dans le Dictionnaire de l'Académie dans sa 8e édition (1935), comment traduire ce mot et son fréquent corollaire, wit, en français dans la première moitié du XVIIIe siècle? Nous examinerons deux textes fondamentaux pour la définition de Humour en anglais, ainsi que leurs traductions françaises du XVIIIe siècle: l'Essay on the Freedom of Wit and Humour de Shaftesbury (1709) et le n 35 du Spectator d'Addison et Steele (1711), respectivement traduits en 1710 et 1723. Voltaire, dans une lettre célèbre de 1761, concède de mauvaise grâce que les Anglais aient pu inventer une nouvelle acception au mot français humeur (quoiqu'il invite son lecteur à relire le jeune Corneille pour trouver le mot avec le même sens d'ingenium), mais il conteste que, ce faisant, une nouvelle réalité – et donc un nouveau savoir – se soit élaboré en Angleterre autour de cette notion: celle-ci converge-t-elle avec des réalités déjà connues sous d'autres noms en français ou, lorsqu'elle leur est assimilée, amène-t-elle une confusion due à son intraduisibilité? Voilà une des questions auxquelles cette conférence se propose de répondre, en examinant de près les textes et leurs traductions.
- Lavie, François. 2014. "'Humour' et 'Wit': Faire l'histoire de deux mots dans l'Angleterre moderne (XVIIe–XVIIIe siècles)". Eighteenth-Century Fiction 26/4, 625–649.
- Milton, John. 2008. "Pierre Coste, John Locke, and the Third Earl of Shaftesbury". In: Sarah Hutton/Paul Schuurman (eds.), Studies on Locke: Sources, Contemporaries, and Legacy. Dordrecht: Springer, 195–223.
- Tran-Gervat, Yen-Mai. 2015. "La marginalité paradoxale de l'excentrique: réflexions sur la figure de l''humouriste' anglais au XVIIIe siècle". In: Eve Feuillebois-Pierunek/Zeineb Ben Lagha (eds.), Etrangeté de l'autre, singularité du moi. Les figures du marginal dans les littératures. Paris: Garnier, 369–382.
2. Confluences littéraires Québécoises – Inter- und transkulturelle Aspekte der quebecer Literatur der Gegenwart
L'identité culturelle quant à elle est un processus plus fluide qui évolue de lui-même et qu'il ne faut pas tant percevoir en termes d'héritage du passé qu'en termes de projet d'avenir.
UNESCO (2009) Investir dans la diversité culturelle et le dialogue interculturel.
Rapport mondial de l'UNESCO, 7.
Um die komplexen Aushandlungsprozesse postkolonialer und postmigrantischer kultureller Identitäten von Individuen und Kollektiven auf den Begriff zu bringen, greift die UNESCO 2009 nicht zufällig auf eine fluide Semantik zurück, um Dynamik und Prospektivität zum Ausdruck zu bringen. Dabei liegen bereits viele Konzepte wie mestizaje, Kreolisierung und Hybridität, Transkulturalität, Permeabilität und Interpenetration, Fließen und Emergenz, Kreuzungen (etwa bei den mémoires croisées) und palimpsestartige Überlagerungen, Rhizome, Archipelstrukturen und Relationalität, Transformation und Transmutation vor, die renommierten und anerkannten Theoriebildungen u.a. von José Vasconcelos, Fernando Ortiz, Néstor García Canclini, Édouard Glissant, Homi K. Bhabha, Arjun Appadurai oder Wolfgang Welsch entstammen. Diese Theorien und ihre Konzeptmetaphern sind zwar allesamt Gegenentwürfe zu hermetischen und womöglich homogenen Kulturkonzepten, betonen jedoch mit ihren verschiedenen Bildlichkeiten spezifische Raum-Zeit-Verhältnisse und je unterschiedlich das Spannungsverhältnis von Homogenität und Heterogenität, Grenze und ihrer Überschreitung bzw. gar Auflösung, von Statik und Dynamik etc.
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der Kulturraum Québec, denn hier stehen kulturelle Aushandlungen in einem spezifischen Kontext, der eine spannungsreiche Kolonial- und Gewaltgeschichte mit jenen Erzählungen verbindet, die von Beginn der europäischen Invasion an auch Narrationen von Verständigung, Koexistenz und Allianzen sind. Québec als "collectivité neuve" (Bouchard 1998, vgl. auch Bouchard 2021) mit seiner aus der kolonialen Vergangenheit geerbten kulturellen Diversität (mehreren "Nationen" auf einem Territorium), einer sehr hohen jährlichen Migrationsrate (vielen "ethnokulturellen Gemeinschaften") und seiner Sonderstellung als frankophoner Minderheit auf dem nordamerikanischen Kontinent will die québécitude zu einer erkennbar eigenen gemeinsamen Identität für alle ausbauen und zugleich die interne kulturelle Diversität und Heterogenität einer Gesellschaft als einen Wert und Reichtum erhalten. Demgemäß setzen seit den späten 1980er Jahren die "transculture" nach Nepveu sowie später der spezifisch quebecische Interkulturalismus nach Bouchard/Taylor (2013) dezidiert auf Aushandlung, Kommunikation, Begegnung, Bewegung und "convergence". Im 21. Jahrhundert hat sich in Québec der politische und mediale Diskurs rund um das Thema der kollektiven Identitätsbildung nochmals deutlich verschoben. In den Vorschlägen der Bouchard-Taylor-Kommission zum Interkulturalismus 2008, in der Debatte um die Charte des valeurs québécoises 2013 und im Überdenken der Beziehungen zu den Angehörigen der autochthonen Gemeinschaften in Reaktion auf die 2015 veröffentlichten Berichte der Commission de vérité et réconciliation wird zunehmend auf den Erhalt kultureller Unterschiede neben der Akzentuierung des Gemeinsamen gesetzt.
Diese kulturpolitischen Diskurse spiegeln sich auch in der Literaturproduktion in Québec. Hier treten neben jene Texte der sog. (und mittlerweile als Etikett umstrittenen) littérature migrante etwa von Dany Laferrière oder Marie-Célie Agnant zunehmend Texte, die kulturelle Aushandlungen nicht (nur) vor den Hintergrund von Immigrationsbewegungen, sondern auf unterschiedlichen Ebenen kultureller Verortungen, Zugehörigkeiten und Kontaktzonen innerhalb der quebecischen Literaturen verorten. Monique LaRue etwa fasst das Bewegungsmoments der Raumerschließung als eines der Gründungsmomente Québecs mit der wasseraffinen Metapher des "navigateur" (1996). Die sino-quebecer Autorin Ying Chen lässt in ihren Texten die Opposition von Statik und Dynamik kollabieren und verwendet das Flottieren im Wasser als Chiffre dieser Problematik. In Michel Jeans Roman Tiohtiá:ke (2021) 'fließen' Angehörige verschiedener Premières Nations in den Straßen Montréals zusammen, wo sie eine Schicksals- und Solidargemeinschaft bilden. In Shuni (2019) von Naomi Fontaine gibt ein Bad im Meer Gelegenheit, gemeinsam den Horizont zu betrachten, ohne dass die Blicke sich kreuzen müssen. In den zweisprachigen Gedichtbänden autochthoner Dichter und Dichterinnen wie Joséphine Bacon oder Rita Mestokosho stehen die Textflüsse im Dialog, auch ohne sich zu kreuzen. In Chisasibi (2011) von Richard Vézina werden Autochthone und Allothone als "îles flottantes" bezeichnet, sie sich trotz günstiger Winde nie berühren werden. Abla Farhouds Roman Le sourire de la petite juive (2011) befasst sich mit dem respektvollen 'Umfließen' des kulturell Anderen im Straßentreiben. Und schließlich zeugen literarische Texte wie Romane Bladous Atlantique Nord (2023) davon, dass Menschen in Terre-Neuve über die Meeresströmungen des Atlantiks mit Lebensläufen in Schottland, Island und der Bretagne in ihrer Verschiedenheit verbunden sind.
Vor diesem Hintergrund stellt die vorgeschlagene Sektion nun die Frage nach dem epistemologischen Mehrwert der Konzeptmetapher der "Confluences" für die quebecischen Literaturen des 21. Jahrhunderts und der literarästhetischen Kraft des Fluiden für die Narration kultureller Aushandlungen. Inwiefern kann das fluide Bild der (Fluss-)Wasser identitäre Aushandlungsprozesse in literarischen Texten theoretisch framen und methodologisch für Textanalysen fruchtbar gemacht werden? Inwiefern können literarische "Confluences" Kulturdifferenz akzentuieren, also neben dem Zusammenfließen der Vereinigung auch ein Gemeinsamfließen des Verschiedenen bedeuten? Oder zielen sie auf ein kulturharmoni(sti)sches Bild des Kulturkontakts (vgl. Omhovère 2018) ab, das kritisch zu hinterfragen wäre? Bietet der Blick auf ein konfluentes Moment – in Analogie zu Convivialité – die Möglichkeit, kulturelle Neuerzählungen als fluide Aushandlung ohne Synthetisierung oder Amalgamierung zu denken und sichtbar zu machen? Und inwiefern kann es durch die Betonung der gleichen Materie, nämlich Wasser, den schmalen Grat zwischen Kulturrelativismus und Universalismus in ein breiteres Flussbett überführen?
Die Konzeptmetapher der Confluences soll in der Sektion als analytisches Paradigma und als literarisches Moment anhand konkreter Lektüren (literarischer) Texte verschiedener Gattungen (Narrativik, Essayistik, Poesie, Poetry Slam, Songtexte, Theater, Comic) aus Québec im 21. Jahrhundert auf ihr kulturtheoretisches wie textanalytisches Potenzial überprüft werden.
Die Beiträge der Sektion vorzugsweise in französischer, gerne aber auch in deutscher Sprache können sich befassen mit:
- Perspektiven auf literarische Traditionen, Motive, Topoi und Verfahren der Confluences
- diachronen Unterschieden in den 'fluiden' Bildbereichen des Kulturkontakts seit den 1980er Jahren in Literaturen und Theoriebildung
- literarischen Beiträgen zur renaissance autochtone und ihren spezifischen Metaphern für Kulturkontakt, -konflikt und -konkurrenz
- gattungsspezifischen Bildlichkeiten und literarischen Strategien
- besonderer 'Fluidität' der Mündlichkeit und Performance-Kunst insbes. in der Lyrik
- fluide Text-Bild-Relationen in BD
- dem Theater als Bühne für die Verhandlung von Identitäten in einer breiten quebecer Öffentlichkeit
Bibliographie
- Benassaieh, Afef. 2012. "Après Bouchard/Taylor: Multiculturalisme, interculturalisme et transculturalisme au Québec". In: Patrick Imbert/Brigitte Fontille (eds.). Trans, multi, interculturalité. Québec: Presses de l'Université Laval, 81–98.
- Bouchard, Gérard. 1998. "Le Québec et le Canada comme collectivités neuves. Esquisse d'étude comparée". Recherches sociographiques 39/2–3, 219–248.
- Bouchard, Gérard. 2021 [2012]. L'interculturalisme. Un point de vue québécois. Montréal: Boréal.
- Caron, Jean-François. 2012. "La plume autochtone. Émergence d'une littérature". Lettres québécoise. La revue de l'actualité littéraire 147, 12–15.
- Episkenew, Jo-Ann. 2018. "Mythe, politique et santé". In: Marie-Hélène Jeannotte/ Jonathan Lamy/Isabelle St-Armand (eds.). Nous sommes des histoires. Réflexions sur la littérature autochtone. Montréal: Mémoire d'encrier, 169–191.
- Janssen, Jessica. 2018. "Le mouvement de renaissance littéraire autochtone au Québec: résistance, survivance, résurgence". In: Jean-François Côté/Claudine Cyr (eds.). La renaissance des cultures autochtones: enjeux et défis de la reconnaissance. Québec: Presses de l'Université Laval, 81–94.
- Létourneau, Jean-François. 2017. Le territoire dans les veines. Montréal: Mémoire d'encrier.
- Nepveu, Pierre. 1988. L'Écologie du réel. Montréal: Boréal.
- Nepveu, Pierre. 1989. "Qu'est-ce que la transculture?". Paragraphes 2, 16–31.
- Omhovère, Claire. 2018. "Confluence. Introduction". Commonwealth Essays and Studies 40/2, 5–7.
- Picard-Sioui, Louis-Karl. 2018. "Préface". In: Marie-Hélène Jeannotte/Jonathan Lamy/Isabelle St-Armand (eds.). Nous sommes des histoires. Réflexions sur la littérature autochtone. Montréal: Mémoire d'encrier, 5–8.
25. September
9.00–9.30 | Introduction (Dagmar Schmelzer, Karen Struve) |
9.30–10.00 | Un èthos transculturel? Transformations contemporaines de la scène théâtrale montréalaise (Jean-François Côté) |
10.00–10.30 | Identités mouvantes et métissages interculturels dans l'œuvre théâtrale de Robert Lepage. Configurations, évolutions, défis (Hans-Jürgen Lüsebrink) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | Métaphores fluides, voix multiples, identité nomades – Quelques réflexions sur la poésie québécoise d'auteurs contemporains d'origine haïtienne (Gisela Febel) |
11.30–12.00 | Résonances haïtiennes dans la musique contemporaine au Québec: identité et conscientisation (Sara Del Rossi) |
12.00–12.30 | Intersectionnalité à la québécoise: le rap noir au féminin comme politique intersectionnelle et contre-position à la diversité culturelle (Charlotte Kaiser) |
Mittagspause | |
16.00–16.30 | Exploration des stratégies intermédiales dans les romans dessinés de Dany Laferrière (Alessia Vignoli) |
16.30–17.00 | Transformations et confluences: à la recherche des origines – Khiêm, terres maternelles de Djibril et Yasmine Phan-Morissette (Marina Ortrud Hertrampf) |
17.00–17.30 | Confluences des forces créatives – Kollektive Produktionsformen in der Pandemie (Yvonne Völkl, Elisabeth Hobisch) |
26. September
9.00–9.30 | "100% mixed materials" – discours parabolique et confluences identitaires dans l'œuvre de Domingo Cisneros (Hélène Destrempes) |
9.30–10.00 | Confluences identitaires (post-)coloniales entre héritage autochtone et mémoire Noire au Québec. L'exemple de Couleur chair de Bianca Joubert (Christoph Vatter) |
10.00–10.30 | Confluer en ville – métaphores d'une convivialité liquide dans Abla Farhoud, Le rire de la petite juive (Dagmar Schmelzer) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | Écrire les "Eaux Mêlées". Questions de métissage dans l'œuvre de Suzanne Jacob (Doris Eibl) |
11.30–12.00 | Le fleuve mémoire dans Pas même le bruit d'un fleuve d'Hélène Dorion (Jody Danard) |
12.00–12.30 | La poétique océanique dans la série-polar de Roxanne Bouchard (Karen Struve) |
Mittagspause | |
16.00–16.30 | Retour à la source: métaphores de l'eau dans le roman Nauetakuan, un silence pour un bruit de Natasha Kanapé Fontaine. Fluidité, ouverture et voyage identitaire dans l'espace nord-américain (Diane Bélisle-Wolf) |
16.30–17.00 | Métaphores aquatiques de l'histoire coloniale dans le roman autochtone contemporain: L'amant du lac de Virginia Pésémapéo Bordeleau et L'or des mélèzes de Carole Labarre (Diane Mistreanu) |
Diane Bélisle-Wolf (Trier)
Retour à la source: métaphores de l'eau dans le roman Nauetakuan, un silence pour un bruit de Natasha Kanapé Fontaine. Fluidité, ouverture et voyage identitaire dans l'espace nord-américain
Natasha Kanapé Fontaine passe son enfance à Pessamit avant de s'installer à Montréal. Ce fait n'est pas anodin puisque dans son premier roman, Nauetakuan, un silence pour un bruit, roman largement biographique, la protagoniste, Monica, refera le chemin en sens inverse en voyageant de Montréal (Tio'tia:ke) à Nitassinan. En remontant le cours d'eau du fleuve Saint-Laurent jusqu'au confluent des deux sources d'eau à Baie Comeau, Monica partira à la recherche de sa première identité. Il y sera question de mémoire et de filiation, de la mère et de la mer nourricières, de la réappropriation de sa langue, l'innu-aimun, et d'une identité constamment troublée. C'est en remontant le fil des cours d'eau que Monica parviendra à apprivoiser son passé, à effectuer un retour à la source et à inscrire son voyage dans le cadre d'une renaissance autochtone. Ayant quitté très jeune la réserve où elle habitait avec sa mère et ses grands-parents, Monica se retrouve dans des espaces souvent représentés comme étant conflictuels: deux cultures, deux langues et deux frontières, comme son enfance sur la réserve de ses ancêtres, inscrite dans la tradition, et celle de sa vie moderne et plus anonyme à Montréal où le silence la déroute autant qu'il ne l'étouffe. C'est à la recherche de ce bruit qu'elle partira – nauetakuan, un mot innu qui veut dire un son, au loin, qui vient à nous. Dans cette communication, nous nous pencherons sur la façon dont l'auteur tisse un lien dans la narration entre la représentation de l'eau et de ses différentes métaphores, le voyage identitaire de la protagoniste, l'ouverture de soi au monde et l'esprit de convivialité, tels que suggérés dans le roman, et ce, dans le contexte nord-américain.
- Gatti, Maurizio. 2006. Être écrivain amérindien au Québec. Indianité et création littéraire. Montréal: Hurtubise.
- Jeannotte, Marie-Hélène et al. (eds). 2018. Nous sommes des Histoires. Réflexions sur la littérature autochtone. Montréal: Mémoire d'encrier.
- Premat, Christopher. 2023. "Penser une ontologie décoloniale à partir du Manifeste Assi de Natasha Kanapé Fontaine". British Journal of Canadian Studies 35/2, 189–208.
Jean-François Côté (Montréal)
Un èthos transculturel? Transformations contemporaines de la scène théâtrale montréalaise
La scène théâtrale montréalaise connaît depuis quelques décennies des transformations importantes, que l'on identifie de différentes manières et que l'on associe à différents courants: le théâtre autochtone en constitue un dont l'importance a fortement crû, alors que le théâtre immigrant s'impose graduellement, et que les diverses formes d'expérimentations théâtrales se multiplient en questionnant les divers aspects du monde contemporain. Si les questions d'identités culturelles sont prégnantes au sein de toutes ces expressions, elles témoignent en fait d'une scène théâtrale en mouvance, dont la caractéristique d'ensemble paraît parfois difficile à situer. Nous proposons de l'envisager sous l'angle de la transculturation, qui donnerait ainsi en bonne partie sa teneur à l'expérience théâtrale montréalaise, mais en fonction d'un regard porté sur l'èthos auquel ces différentes formes théâtrales donnent jour. Un èthos transculturel signifie autant la formation de personnages spécifiques sur la scène théâtrale que des dispositions publiques réparties parmi un public dont la réception accueille ces diverses formes d'expression, dans le sens d'un dialogue où les dimensions dialogiques et dialectiques sont à l'œuvre. Sans prétendre que cet èthos transculturel est propre à la scène théâtrale montréalaise – on trouve en effet de nombreuses réflexions similaires dans des contextes européens, étatsuniens et latinoaméricains – on peut toutefois envisager une analyse spécifique de la manière dont cet èthos se déploie dans ce contexte précis en se référant à diverses expressions théâtrales qui semblent, consciemment ou non, le mettre en scène. C'est ce que nous explorerons dans le cadre de la présente communication.
- Côté, Jean-François. 2021. "L'expérience théâtrale de la transculturation dans l'horizon cosmopolitique des Amériques". In: Yves Sioui Durand et al. (eds.). Xajoj Tun. Le Rabinal Achi d'Ondinnok. Québec: Presses de l'Université Laval, 123–150.
- D'Antonio, Francesco. 2022. "Les nouvelles frontières du théâtre transculturel. Le teatro delle Albe". Re CHERches 28, 85–98.
- Taylor, Diana. 1991. "Transculturating Transculturation". Performing Arts Journal 13/2, 90–104.
Jody Danard (Bremen)
Le fleuve mémoire dans Pas même le bruit d'un fleuve d'Hélène Dorion
Hélène Dorion publie en 2020 son roman intitulé Pas même le bruit d'un fleuve,œuvre poétique dans laquelle le récit se trouve intrinsèquement relié à la notion de la fluidité et à la symbolique du fleuve Saint-Laurent. Alors que la protagoniste perd sa mère, restée mystérieuse de son vivant sur son passé, elle entreprend de retracer son histoire et celle de ses ancêtres en se recueillant près du fleuve à Kamouraska. C'est ainsi qu'elle découvrira la trace du premier amour perdu de sa mère dans le fleuve lors d'un naufrage, mais également l'histoire de vie de sa grand-mère, elle-aussi teintée de deuil. Dorion emploie ici des stratégies narratives et esthétiques de codifications mémorielles en lien avec le fleuve, qui devient à la fois un support de mémoire tel que le concept de mnémotope (Assmann 2010) le conçoit, mais également un axe de confluence des mémoires d'une même filiation, qui permet d'accéder à une histoire de famille. La présente communication visera ainsi à démontrer le potentiel mémoriel du fleuve Saint-Laurent en analysant les procédés d'écriture poétiques employés par l'autrice. Cette analyse se déploiera plus précisément sur deux axes: un premier axe (i) écopoétique (Schoentjes 2015) visera à déterminer le lien mémoriel qu'établit le sujet littéraire avec le fleuve et la notion de confluence. L'approche écopoétique permettra d'appréhender les spécificités qui lient le sujet au fleuve, et par quels procédés littéraires cette codification s'établit. Un deuxième axe (ii) conceptuel se penchera sur la perte humaine liée au naufrage, qui fige la mémoire de façon concrète et physique dans le fleuve. Pour ce faire, l'analyse s'attardera sur le naufrage de l'Empress of Ireland qui se présente comme leitmotiv dans l'œuvre de Dorion.
- Assmann, Jan. 2010. La mémoire culturelle: Écriture, souvenir et imaginaire politique dans les civilisations antiques. Paris: Aubier.
- Dorion, Hélène. 2020. Pas même le bruit d'un fleuve. Montréal: Alto.
- Schoentjes, Pierre. 2015. Ce qui a lieu. Essai d'écopoétique. Paris: Wildproject.
Sara Del Rossi (Warschau)
Résonances haïtiennes dans la musique contemporaine au Québec: identité et conscientisation
Notre étude se concentre sur la contribution des artistes québécoises et québécois s d'origine haïtienne – Arcade Fire (rock indépendant), Muzion (hip-hop) et Mélissa Laveaux (folk blues) – à la scène musicale québécoise, en examinant leurs références à Haïti et leur impact sur l'intégration de la communauté haïtienne. La diversité des genres permet de comprendre comment le lien avec Haïti va au-delà de la simple influence musicale. En effet, dans leurs productions, l'on assiste à une utilisation plus ou moins militante de la chanson, qui démontre de posséder un impact social profond et une puissante volonté de dénonciation, incitant l'auditoire à prendre conscience de la réalité d'Haïti, des événements historiques souvent passés sous silence, ainsi que des défis auxquels sont confrontés les personnes migrées dans le prétendu "paradis du multiculturalisme", tels que le racisme, la pauvreté, la discrimination et la stigmatisation sociale. À cela se lie, pourtant, la capacité de la musique à transcender les frontières culturelles, à établir des connexions entre les communautés et à célébrer la diversité dans le contexte multiculturel québécois. C'est pourquoi, nous montrerons le besoin d'une attention majeure envers les productions orales pour une efficace conscientisation du vaste public, une sensibilisation qui ne peut se concrétiser que grâce à l'expression culturelle la plus éloquente et populaire: la musique.
- Arcade Fire. 2013. Reflektor. Merge Records.
- Mélissa Laveaux. 2018. Radyo Siwèl, No Format!
- Muzion. 1999. Mentalité Moune Morne… (Ils n'ont pas compris). Sony Music Entertainment Canada.
Hélène Destrempes (Moncton)
"100% mixed materials" – discours parabolique et confluences identitaires dans l'œuvre de Domingo Cisneros
Dérivé de lat. confluo, l'étymologie du terme confluence évoque à la fois un processus, celui de couler ensemble, et un lieu, celui de la rencontre des affluents, qui se définit notamment par sa potentialité transformatoire. Les arts et la littérature se définissent également comme des lieux de rencontre, des laboratoires identitaires et culturels au sein desquels les auteurs et les artistes illustrent et explorent des espaces nouveaux, découlant de leurs propres confluences artistiques et identitaires. Dans le cadre de cette communication, je m'intéresserai plus particulièrement à un artiste multidisciplinaire, Domingo Cisnéros, métis Tepehuane, établi au Québec depuis 1968, qui se définit volontiers comme étant "100% mixed materials". De par son œuvre picturale, ses installations environnementales et ses écrits, ce dernier module et exprime ses préoccupations identitaires et écologiques. Par le biais d'une œuvre plurielle, où la parole s'appuie sur un langage imagé et le visuel sur une structure narrative, l'artiste construit un tiers espace, au sens où l'entend Homi Bhabha, un lieu hybride, favorisant l'émergence de nouvelles perspectives sur le réel et le développement de nouveaux modes d'expression culturels. Cet espace poétique permet en outre à l'artiste non pas de "rendre le réel", c'est-à-dire à en exposer la vérité, mais "[de] rendre le réel problématique, [… d'] en exposer les points critiques, les failles, les apories, les désordres" (Didi-Huberman 2009). C'est dans cette optique que j'aborderai notamment la mise en place d'un discours parabolique dans l'œuvre de cet auteur, ce qualificatif renvoyant tant à une thématique développée dans ses écrits (celle de la parabole), qu'à un motif structural, servant de fondement à l'élaboration de ses pratiques artistiques et scripturales hybrides.
- Didi-Huberman, Georges. 2009. Quand les images prennent position. L'Oeil de l'histoire, vol.1. Paris: Minuit.
- Rychlewska-Delimat, Alicja. 2011. "Le conte philosophique voltairien comme apologue". Synergies Pologne 8, 63–68.
- Ouellet, Pierre. 2012. "Présentation". Les écrits 136.
Doris Eibl (Innsbruck)
Écrire les "Eaux Mêlées". Questions de métissage dans l'œuvre de Suzanne Jacob
Beaucoup lue, mais peu commentée, Susanne Jacob figure parmi ces auteurs québécois dont les histoires complexes, insoumises, allusives et souvent mystérieuses, résistent de manière surprenante aux diverses grilles d'interprétation en vogue dans les études québécoises depuis les années 1970. Fascinant les uns, outrageant les autres, l'autrice semble pratiquer, depuis ses premières publications, une écriture de superposition de narrations perméables, qui se propose de traduire en littérature l'incessante confluence et transformation de récits de réalité individuels et collectifs. De la sorte, elle perlabore non seulement son propre roman familial mais aussi le "roman national québécois", invoquant, dans chacune de ces œuvres, un savoir diversifié de la réalité, qu'elle explore à travers les genres, c'est-à-dire le roman, la nouvelle, la poésie et l'essai. Dans son deuxième recueil de poésie, Les écrits de l'eau suivi de Les sept fenêtres (1996), Suzanne Jacob mise sur la richesse métaphorique de l'eau et de la liquidité pour retranscrire en poésie les "eaux mêlées" d'un monde archaïque. L'écho de ce monde archaïque se fait entendre au-delà des temps, un écho qui n'est jamais, cependant, "chose entendue" mais promesse de renaissance et de renouvellement. Ma communication se propose d'explorer comment la mémoire des "eaux mêlées", qui, dans Les écrits de l'eau, prend la forme d'un geste épique ou presque, nourrit également les romans de Suzanne Jacob, où la question du métissage prend une place de première importance lorsqu'il s'agit pour l'autrice de munir ses personnages d'une généalogie américaine.
- Eibl, Doris. 2004. "L'entendu et l'autrement: aspects du métissage dans Rouge, mère et fils de Suzanne Jacob".Études française 40/1, 95–110.
- Gruzinski, Serge. 1999. La Pensée métissée. Paris: Fayard.
- Morriset, Jean/Waddel, Éric. 2000. Amériques: deux parcours au départ de la Grande Rivière de Canada. Montréal: L'Hexagone.
Gisela Febel (Bremen)
Métaphores fluides, voix multiples, identités nomades – Quelques réflexions sur la poésie québécoise d'auteurs contemporains d'origine haïtienne
La poésie d'auteurs contemporains québécois d'origine haïtienne sera au centre de mon interrogation sur l'usage des métaphores de la mouvance et de la fluidité dans leur œuvre lyrique ainsi que dans leur réflexion sur le déracinement, l'errance et la diaspora. Les trois poètes dont je vais analyser des livres récents appartiennent à trois vagues d'exilés distinctes: Joël Des Rosiers (*1951 à Haïti) est un écrivain et psychiatre qui a fait paraître plusieurs livres de poésie depuis 1987. Il inscrit sa poésie dans le courant d'une poétique "nomade". Rodney Saint-Éloi (*1963) est poète et éditeur, le fondateur de la maison d'édition Mémoire d'encrier. Il quitte Haïti en tant qu'adulte pendant la transition. Il est l'auteur d'une quinzaine de livres de poésie, dont Je suis la fille du baobab brûlé (2015), finaliste au Prix du Gouverneur général. Dans sa parole sans compromis, le poète se considèrecomme un medium traversé par le flux des voix multiples. Thélyson Orélien, né en 1988, donc après la dictature, vit depuis ses études au Canada. Il se définit lui-même comme auteur-indépendant, blogueur et chroniqueur culturel. Pour lui, "il ne s'agit pas tout simplement d'écrire des poèmes hachés ou entrecoupés, mais aussi de la poésie-fleuve en prose". Souffle et rythme, mais aussi la mer, le silence et la lumière s'opposent dans textes à l'imaginaire catastrophique de Haïti (et du monde).
- Des Rosiers, Joël. 22009 [1996]. Théories Caraïbes, Poétique du déracinement. Essai. Montréal: Triptyque.
- Des Rosiers, Joël. 2019. Œuvres Complètes. Poèmes 1987–2015. Montréal: Triptyque.
- Orélien, Thélyson. 2015. Le temps qui reste. Montréal: Marges.
- Saint-Éloi, Rodney. 2020. Nous ne trahirons pas le poème. Montréal: Mémoire d'encrier.
- Saint-Éloi, Rodney/El-Ghadban, Yara. 2021. Les racistes n'ont jamais vu la mer. Montréal: Mémoire d'encrier.
Marina Ortrud M. Hertrampf (Passau)
Transformations et confluences: à la recherche des origines – Khiêm, terres maternelles de Djibril et Yasmine Phan-Morissette
Terre natale et enracinement – ces deux mots s'imposent à la contemplation de la couverture du roman graphique Khiêm, terres maternelles (2020) de Djibril et Yasmine Phan-Morissette: le titre renvoie à une lecture féminine de la terre natale, l'image de couverture montre le réseau de racines d'un grand arbre qui sort du sol. Là où l'on pourrait croire à la statique et à la solidité, le mouvement apparaît: le réseau de racines est enchevêtré et se déploie dans un bleu turquoise qui rappelle l'eau. En effet, dans le roman graphique biographique de Djibril et Yasmine Phan-Morissette, il est plutôt question de mouvements migratoires (par-delà les mers) et de processus d'acculturation dynamiques que d'enracinement statique. Au lieu du déracinement, il s'agit de la recherche tentaculaire de nouveaux points d'ancrage, de possibilités de s'enraciner. C'est exprimé par la confluence de signes linguistiques et visuels du couple de frère et sœur, où Djibril dessine et Yasmine écrit. L'album retrace l'histoire familiale de Djibril et Yasmine Phan-Morissette à travers trois vies de femmes: celle de la grand-mère au Viêtnam dans les années 40 et 50, celle de la mère qui a immigré au Québec à l'âge de 15 ans en 1979 et celle de la co-autrice Yasmine, qui grandit en tant qu'enfant métisse dans un Québec marqué par l'interculturalisme à la fin des années 1990. Au cœur du roman graphique se trouvent donc des identités qui, tout comme les sociétés dans lesquelles elles vivent, sont en constante transformation – sans pour autant oublier leurs racines.
- Dorais, Louis-Jacques/Richard, Éric. 2007. Les Vietnamiens de Montréal. Montréal: Presses de l'Université de Montréal.
- Morin, Stéphanie. 2020. "Trois générations de femmes, entre Montréal et le Viêtnam". La Presse, 21.11.2020.
- Phan-Morissette, Djibril/Phan-Morissette, Yasmine. 2020. Khiêm, terres maternelles. Montréal: Glénat.
Charlotte Kaiser (Jena)
Intersectionnalité à la québécoise: le rap noir au féminin comme politique intersectionnelle et contre-position à la diversité culturelle
En explorant dans sa monographie Ne nous-sommes pas Québécoises? les interprétations et défis spécifiquement québécois autour du concept de l'intersectionnalité, la politologue Rosa Pires (2019) démontre que la fluidité d'une diversité culturelle sans hiérarchie ni ruptures n'est pas la réalité vécue par des femmes migrantes, racisées ou migrantisées au Québec. Elle étudie à travers des interviews la relation fragile entre migration et inégalité ainsi qu'entre souveraineté du Québec, interculturalisme et identité nationale. Dans cette présentation, je développerai le concept et les pratiques de l'intersectionnalité, et ceci spécifiquement pour le contexte québécois. Je propose d'appréhender l'intersectionnalité comme le fait entre autres Patricia Hill Collins (2016) comme une théorie, un outil analytique et une pratique politique, ancrée dans le féminisme noir et utile à comprendre et lutter contre des inégalités sociales dans leur complexité. Si on propose un dialogue entre l'intersectionnalité et les paradigmes de la déconstruction ou de l'hybridité, cette première semble se révéler comme une contre-position à l'idée des confluences culturelles, voire des identités culturelles hybrides. Plus particulièrement, je suggérerai une analyse de l'œuvre des rappeuses noires Sarahmée, Naya Ali et MCM que j'appréhende comme art politique issu de la culture populaire. Mon analyse se concentrera avant tout sur une étude des pratiques politiques intersectionnelles et séparatistes de ces rappeuses noires québécoises. En guise de conclusion, je proposerai des pistes pour évaluer le potentiel du rap noir au féminin pour l'évolution de la société postmigratoire au Québec.
- Herd, Denise. 2015. "Conflicting Paradigms on Gender and Sexuality in Rap Music: A Systematic Review". Sexuality & Culture 19, 577–589.
- Hill Collins, Patricia/Bilge, Sirma. 2016. Intersectionality. Cambridge: Polity Press.
- Pires, Rosa. 2019. Ne nous-sommes pas Québécoises? Montréal: remue-ménage.
Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken)
Identités mouvantes et métissages interculturels dans l'œuvre théâtrale de Robert Lepage. Configurations, évolutions défis
Les pièces de théâtre de Robert Lepage, metteur en scène de théâtre et de cinéma québécois, comptent parmi les œuvres de théâtre contemporaines les plus intéressantes au monde sur le plan interculturel et intermédial, et les plus innovatrices sur le plan esthétique. La communication mettra l'accent sur la représentation esthétique d'identités fluides et d'hybridités interculturelles (Métissages) et analysera dans cette perspective, outre l'exposition Métissages organisée par Robert Lepage au Musée de la Civilisation à Québec en 1999, quelques pièces de théâtre choisies, représentées au cours de ces dernières décennies, notamment La Casa Azul (2001, avec Sophie Faucher, portant sur la vie de Frida Kahlo), La trilogie des dragons (1985, nouvelle mise en scène en 2018), Le projet Andersen (2005) et Riopelle (2022). L'évaluation conclusive de l'œuvre de Lepage sera centrée sur le débat très controversé autour des pièces de théâtre Kanata (2018) et Slav (2018), au sujet desquelles des formes d'appropriation culturelle illicites ont été reprochées à Lepage.
- Fouquet, Ludovic. 2005. Robert Lepage, l'horizon en images. Québec: Nota Bene.
- Larsen-Vefring, Sarah. 2021. Inszenierung von Diversität. Performanz kultureller Vielfalt und Differenz im Theater von Robert Lepage. Bielefeld: transcript.
- Lüsebrink, Hans-Jürgen. 2007. "Du monologue autobiographique à la dialoguicité scénique. Le Journal intime de Frida Kahlo et sa mise en scène théâtrale par Robert Lepage". In: Irène Roy et al. (eds.). Figures du monologue théâtral ou Seul en scène. Québec: Nota Bene, 33–52.
Diana Mistreanu (Passau)
Métaphores aquatiques de l'histoire coloniale dans le roman autochtone contemporain: L'amant du lac de Virginia Pésémapéo Bordeleau et L'or des mélèzes de Carole Labarre
Cette communication propose une approche comparative de deux romans autochtones contemporains, à savoir L'amant du lac de l'autrice métisse crie Virginia Pésémapéo Bordeleau (2013) et L'or des mélèzes de l'écrivaine innue Carole Labarre (2022). Alors que L'amant du lac constitue le premier roman érotique écrit par une autrice autochtone du Québec, L'or des mélèzes est le premier roman de Carole Labarre. Publiés dans un contexte social et politique teinté de revendications et de dénonciations des crimes perpétrés contre les peuples autochtones, à une époque qui s'efforce d'inscrire les relations entre les allochtones et les nations autochtones dans la voie de la vérité et de la réconciliation, les deux romans interrogent l'histoire à travers l'exploration de relations familiales et sociales. Ces dernières sont projetées dans des mondes diégétiques où les métaphores aquatiques occupent une place particulière et fonctionnent comme des véhicules de transmission d'interrogations et de problématiques relevant de l'histoire coloniale du Canada. Loin de constituer de simples éléments faisant partie d'un paysage, ou d'être relégués au statut d'arrière-plan spatial, le lac illustré dans le roman de Virginia Pésémapéo Bordeleau et la rivière mise en scène dans l'ouvrage de Carole Labarre sont transformés en outils rhétoriques et symboliques chargés de significations et déclinant la problématique de la confluence à de multiples niveaux qui seront analysés dans notre travail.
- Labarre, Carole. 2022. L'or des mélèzes. Montréal: Mémoire d'encrier.
- Pésémapéo Bordeleau, Virginia. 2013. L'amant du lac. Montréal: Mémoire d'encrier.
Dagmar Schmelzer (Regensburg)
Confluer en ville – métaphores d'une convivialité liquide dans Abla Farhoud, Le rire de la petite juive
C'est toutela diversité culturelle de la rue Hutchinson et de ses quartiers environnants, Mile End et Outremont qui défile sous nos yeux dans Le sourire de la petite juive. La narratrice, l'écrivaine Françoise Camirand, dont la voix fait écho à celle de l'auteure québéco-libanaise Abla Farhoud, y dépeint ce quartier de Montréal à travers les portraits de vingt-et-un personnages. Le respect de chaque individu dans sa singularité est au premier plan; ils sont reliés par le regard de Camirand/Farhoud et le partage de la rue. Le fil conducteur du récit est cette observation des activités incessantes, présente dans un grand nombre de verbes de mouvement. "[C]e flot humain" (2013, 2) donne à la passante l'occasion d'un regard prudent, parfois d'un croisement de regards et, si elle a de la chance, d'un échange fugace de sourires. Au rythme de ses promenades, ses paroles commencent à s'écouler. Comme la danse, la musique et le chant, l'écriture est un moyen de créer la concordance et la rencontre. L'accent n'est pas seulement mis sur la diversité individuelle, mais aussi sur les mondes parallèles des différentes communautés ethniques, en particulier celui des hassidim, qui ne rendent pas si facilement les regards et les sourires. Mais par le biais de l'écriture, les mondes s'entremêlent. Parallèlement aux chapitres consacrés à Camirand et aux portraits de personnages issus de sa plume, les entrées du journal d'une jeune hassid sont réunies dans un montage alterné. Par le biais de la métaphore de l'écoulement parallèle et pourtant indépendant des quotidiens, des perceptions du monde et de l'écriture, Farhoud explore les possibilités, les espaces et aussi les limites de rencontres et de contacts culturels respectueux dans la convivialité de la société québécoise postmigratoire et participe, à travers de sa fiction, au façonnement performatif de celle-ci.
- Farhoud, Abla. 2013. Le sourire de la petite juive. Montréal: Typo.
- Francis, Cécilia W. 2014. "La ville, entre espaces d'accueil et d'exclusion: vers une cartographie de la transculture chez Abla Farhoud". In: Anne-Yvonne Julien (ed.). Littérature québécoise er acadienne contemporaines au prisme de la ville. Rennes: Presses Universitaires de Rennes, 491–502.
- Lüsebrink, Hans-Jürgen. 2017. "Une œuvre à la croisée des genres et des cultures. Le sourire de la petite juive d'Abla Farhoud". In: Gilles Dupuis et al. (eds.). À la carte. Le roman québécois (2010–2015). Frankfurt am Main: Lang, 153–166.
Karen Struve (Bremen)
La poétique océanique dans la série-polar de Roxanne Bouchard
La trilogie autour du sergent Joaquin Moralès de Roxanne Bouchard ne se joue pas seulement dans les alentours de la Gaspésie, dans le milieu des pêcheurs et dans des biographies perturbées, mais se laisse influencer de façon vibrante par le paysage et surtout la mer qui forment la vie des hommes et l'écriture des romans. Dans ses "policiers poétiques", Bouchard parvient à relier la respiration des protagonistes avec le mouvement des vagues, la mort avec la vie au bord de la mer, l'effacement des histoires avec leur émergence ainsi que la peur avec la fascination. C'est surtout dans le premier roman que la mer ne se présente pas tellement comme décor nostalgique, touristique ou climato-sociologique, mais comme un cadre affectif et (dé)stabilisant pour les protagonistes. Leurs récits et leurs mots sont intrinsèquement influencés, pour ne pas dire polis par la mer et les vagues. Dans une approche phénoménologique et écopoétique, ma conférence vise à analyser la dimension confluente et océanique de l'écriture bouchardienne dans les trois enquêtes de Moralès Nous étions le sel de la mer (2014), La mariée de corail (2020) qui vient d'être primé par le Prix Mystère de la critique 2024 en France, et Le murmure des hakapiks (2021). Dans une première étape, je vais esquisser mon approche écopoétique (cf. Blanc et al. 2008; Posthumus 2011) et océanique, inspirée par les humanités bleues (cf. Mentz 2023), pour analyser dans une deuxième étape les constructions littéraires (phénoménologiques, narratologiques, métaphorologiques et linguistiques) des protagonistes, leurs apparences et perceptions corporelles ainsi que leurs voix narratives. Dans une troisième étape, je vais en déduire les dimensions océaniques de l'écriture pour ouvrir la discussion sur son potentiel mais aussi ses limites.
- Blanc, Nathalie et al. 2008. "Littérature et écologie: vers une écopoétique". Écologie et politique 36, 1–12.
- Mentz, Steve. 2023. An Introduction to the Blue Humanities. New York: Routledge.
- Posthumus, Stéphanie. 2011. "Vers une écocritique française: le contrat naturel de Michel Serres". Mosaic: An Interdisciplinary Critical Journal 44/2, 85–100.
Christoph Vatter (Jena)
Confluences identitaires (post-)coloniales entre héritage autochtone et mémoire Noire au Québec. L'exemple de Couleur chair de Bianca Joubert
Les constructions identitaires culturelles au Québec sont tiraillées entre la solidarité, la coopération et la convivialité qui, dans caractérisaient les relations entre les autochtones et les colons français, et une histoire coloniale marquée par la violence, l'oppression et la discrimination. Dans une perspective postcoloniale, cette idée d'une confluence harmonieuse des histoires autochtones et québécoises est de plus en plus mise en question. Parallèlement, de nouvelles formes de "confluences" identitaires et culturelles émergent, comme par exemple entre expériences (violentes) autochtones et noires (Néméh-Nombré 2022). Le roman Couleur chair (Joubert 2022) s'inscrit dans cette tendance. Dans une quête généalogique autofictionnelle, Bianca Joubert relie de manière productive l'histoire autochtone à l'héritage de l'esclavage au Québec. À l'exemple de son œuvre, j'analyserai l'interaction fluide entre les différentes formes d'appartenance et de localisation culturelle, mais aussi les lignes de partage qui en découlent. Ainsi, dans une perspective de "confluences", trois perspectives dominantes peuvent être distinguées: la perspective généalogique d'un lien transgénérationnel conçu de manière fluide, la perspective temporelle de la confluence entre plusieurs fils narratifs et époques historiques ainsi que la perspective spatiale qui relie les expériences américaines et africaines par le biais de l'élément de l'eau.
- Côté, Jean-François/Cyr, Claudine (eds.). 2018. La renaissance des cultures autochtones: enjeux et défis de la reconnaissance. Québec: Presses de l'Université Laval, 81–94.
- Joubert, Bianca. 2023. Couleur chair. Québec: Alto.
- Néméh-Nombré, Philippe. 2022. Seize temps noirs pour apprendre à dire kuei. Montréal: Mémoire d'encrier.
Alessia Vignoli (Warschau)
Exploration des stratégies intermédiales dans les romans dessinés de Dany Laferrière
Depuis le début de sa carrière littéraire, l'Immortel haïtien-québécois Dany Laferrière met en œuvre une universalisation de l'expérience de l'exil qui se réalise à travers l'hybridité des genres (roman, poésie, reportage journalistique, essai-méditation) et le recours à de multiples références transculturelles (peinture et littérature haïtiennes et étrangères) et extraterritoriales (représentation des liens entre Haïti et le Québec, les États-Unis, la France). Nous explorerons le rôle de l'intermédialité et ses différentes configurations dans trois romans dessinés de Laferrière (Vers d'autres rives, L'Exil vaut le voyage et Dans la splendeur de la nuit). En utilisant des concepts tels que la confluence de codes, la transculturalité et l'intertextualité, nous chercherons à dévoiler la richesse des stratégies intermédiales déployées par l'écrivain pour créer une expérience littéraire unique. En nous appuyant sur l'analyse de la narration visuelle et textuelle avec des exemples concrets se référant en particulier à l'espace québécois et à la ville de Montréal, nous mettrons en valeur la manière dont Laferrière transcende les frontières entre le texte et l'image. Notre communication aspire à fournir une analyse de l'intermédialité dans trois romans dessinés de Laferrière pour montrer comment cette dernière voie entreprise par l'écrivain parvient à donner une dimension nouvelle à son œuvre déjà complexe et profondément enracinée dans la diversité culturelle et artistique.
- Laferrière, Dany. 2019. Vers d'autres rives. La Tour-d'Aigues: Aube.
- Laferrière, Dany. 2020. L'Exil vaut le voyage. Paris: Grasset.
- Laferrière, Dany. 2022. Dans la splendeur de la nuit. Paris: Points.
Yvonne Völkl, Elisabeth Hobisch (Graz)
Confluence des forces creatives – Formes de production collective pendant la crise sanitaire
Les confinements pour contenir la pandémie de Covid-19 ont particulièrement affecté la scène artistique, car les artistes figuraient (entre autres) parmi la population non-essentielle et ont dû cesser toutes leurs activités d'un jour à l'autre. Ces expériences ont inspiré des collaborations créatives, de nouvelles formes d'expression et la confluence entre traditions, motifs et procédés littéraires établis. Outre un apparent renouveau du roman feuilleton, de nombreuses anthologies de Corona Fictions (Research Group Pandemic Fictions 2020) ont été créées à travers le monde au sujet de la pandémie et publiées sous diverses formes (sites Web, livres PDF ou brochés) dans les semaines et mois suivant le 1er confinement. Contrairement au processus habituel d'anthologisation rétrospective, bon nombre de ces recueils de récits de fiction sont le résultat d'appels à contributions spécifiques. Ce qui est remarquable dans ce processus, c'est surtout la vitesse de production et la confluence des médias rassemblant des nouvelles, des poèmes, des essais, des dessins et des photographies offrant un témoignage créatif du 1er confinement. Dans la présente intervention, nous démontrons à travers deux anthologies de Corona Fictions publiées au Québec – notamment Récits infectés (2020/22) et Novendécaméron (2021/22) – comment la scène littéraire et artistique québécoise a fait face aux défis de la crise sanitaire et a produit de nouveaux genres, formats et histoires en fusionnant ses forces créatives.
- Brassard, Léonore et al. (eds.). 2020. Récits infectés. Montréal: XYZ.
- Research Group Pandemic Fictions [Y. Völkl, A. Göschl, E. Hobisch, J. Obermayr]. 2020. "From Pandemic to Corona Fictions: Narratives in Times of Crises". PhiN-Beiheft 24, 321–44.
- Ringuet, Chantal/Vallée, Jean-François. 2022. Le Novendécaméron: Écrire et créer à l'ère de la COVID-19. Montréal: Éditions Ramures.
3. Unterwegs im Anthropozän. Geohistorische Skalierungen frankophoner Reiseliteratur
In der europäischen Literaturgeschichte sind Reisen und Berichte über sie eng mit der Frage der persönlichen Entwicklung verknüpft, angefangen von philosophischen Überlegungen zur Bewegung bei Aristoteles über die peregrinatio academica und die ars apodemica der Frühen Neuzeit, die Grand Tour in der Aufklärung, den Selbstfindungsreisen in der Romantik, den Entdeckungs- und Forschungsreisen – die neben der Acquisition von Wissen häufig auch die persönliche Entfaltung der Reisenden thematisiert – bis hin zum Massentourismus in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Wurde die Natur in der Geschichte der Reiseliteratur in eine entsprechend asymmetrische, funktionale oder eher dynamische Position gebracht – als Wissensobjekt, als Experimentierfeld oder Projektionsfläche subjektiver Erfahrungen, sowie als konsumorientierte Ware – scheinen im Zuge der jüngsten Debatte um das Anthropozän neue Formen des Mensch-Natur-Verhältnisses literarisch ausgehandelt zu werden.
Die Kategorie des Anthropozäns wird einerseits als diagnostisch geochronologisches Konzept der naturwissenschaftlichen Skalierung des Erdzeitalters, in dem der Mensch zum größten Einflussfaktor für planetarische Veränderungen geworden ist, benutzt, andererseits aber auch in den Literatur- und Kulturwissenschaften verwendet, um die epistemischen, anthropologischen und soziokulturellen Bedingungen der asymmetrischen Beziehung des Menschen zu Welt und Natur zu untersuchen. Mit dem Begriff und der Evidenz der globalen Umweltkrise geht ein verändertes Bewusstsein einher, das zunehmend auch die bestehenden (sozio-)kulturellen und materiellen Rahmenbedingungen unseres Mobilitätsverhaltens transformiert und Impulse für künstlerische und literarische Produktionen setzt. In diesem Sinne konzentriert sich die geplante Sektion auf den Versuch einer "[g]eohistorischen Skalierung" der literarischen Gattung der Reiseliteratur (Dünne 2019). Im Hinblick auf das Unterwegssein im Anthropozän lassen sich einerseits kanonische Texte mithilfe innovativer methodischer und theoretischer Ansätze neu interpretieren, andererseits alternative Imaginationen der Reise beobachten. So entwirft etwa Édouard Glissant in La Terre magnétique (2007) eine subjektlose insulare Prosa für die globalisierte Welt, die nicht nur im kulturellen, sondern auch im ökokritischen Sinne gedeutet werden kann. Reiseliteratur übernimmt hier eine "seismographische Funktion" (Ette 2020, 646) für transregionale Dynamiken, interkulturelle Verflechtungen und Globalisierungsprozesse und bezeugt in dieser Hinsicht den zu verzeichnenden Trend der "délocalisation" (Mecke/Donnarieix 2021) in der frankophonen Gegenwartsliteratur.
In der frankophonen Reiseliteratur lassen sich verschiedene kulturgeschichtliche Entwicklungen, Praktiken und Wahrnehmungen von Mobilität verzeichnen – von den romantischen Kutschenreisenden über die modernen Zug- und Autofahrerinnen und Autofahrern bis hin zu den zynischen postmodernen Flugzeugtouristinnen und Flugzeugtouristen. In dieser Hinsicht bestehen wohl die bekanntesten Leistungen der Reiseliteratur einerseits in der geschichtlichen Dokumentation andererseits in der kulturellen Imagination diverser Transportsysteme, die den Reisehabitus und seine materiellen Bedingungen erfassen und prägen (Passalacqua 2009). Oder um mit Régis Debray zu sprechen: "Mettez Jacques le Fataliste dans un TGV ou Tristram Shandy dans un avion long-courrier: ça ne marche plus. Autre véhicule, autre style, autre esprit" (Loehr 2015, 20). Analog zu Debray stellt die Sektion die Frage, welche Verkehrsmittel im Anthropozän gefeiert oder diabolisiert werden, wie Reise erzählt werden kann und welche Haltung die reisenden Subjekte – sofern es diese noch gibt – dabei einnehmen.
Die Sektion möchte folgende Impulse für die Betrachtungen der Reisenarrative im Anthropozän setzen:
- Gattungsgeschichtlich: Wie steht es um die vergangenen und gegenwärtigen Entwicklungen der literarischen Gattung der Reiseliteratur in Bezug auf das Anthropozän? Welche gattungsgeschichtlichen Kontinuitäten und Brüche der Reiseliteratur können ausgelotet werden? Lassen sich kulturelle Vergleiche, gattungsorientierte Unterscheidungen zu verwandten Formen oder Überschneidungen mit Genres wie der Ökopoetik oder der Climate Fiction anstellen?
- Kulturgeschichtlich: Inwieweit ist Reiseliteratur Teil sozialer und kultureller Prozesse und wie trägt sie umgekehrt zu deren Gestaltung bei? Inwiefern sind alternative Reiseerzählungen im Anthropozän nicht nur als ästhetische, sondern auch als gesellschaftliche Kritik oder im Hinblick auf ethische Fragen zu verstehen? Inwieweit tragen diese Literaturen zur Produktion, Konsolidierung und Bewahrung bestimmter Formen der kulturellen und gesellschaftlichen Imagination der Reise und den mit ihnen verbundenen Transportmitteln bei?
- Werkorientiert: Welche Reiseerzählungen sind im Anthropozän (noch) möglich? Welche Rolle nimmt dabei die Natur ein? Inwiefern lassen sich klassische Texte einer ökokritisch, neumaterialistisch oder kulturkritisch ausgerichteten Neulektüre unterziehen? Dazu kann auf komparatistische, intermediale und intersektionelle Ansätze zurückgegriffen werden.
Bibliographie
- Dünne, Jörg. 2019. Kosmogramme: Geohistorische Skalierungen romanischer Literatur. Berlin: August Akademie.
- Ette, Ottmar. 2020. ReiseSchreiben. Potsdamer Vorlesungen zur Reiseliteratur. Berlin/Boston: De Gruyter.
- Mecke, Jochen/Donnarieix, Anne-Sophie (eds.). 2021. La délocalisation du roman: Esthétiques néo-exotiques et redéfinition des espaces contemporains. Berlin et. al.: Lang.
- Passalacqua, Arnaud. 2009. "La mémoire figée des objets mobiles". In: Mathieu Flonneau/ Vincent Guigueno (eds.). De l'histoire des transports à l'histoire de la mobilité?. Rennes: Presses universitaires de Rennes, 303–314.
- Loehr, Joël. 2015. "Au commencement était la route. Littérature romanesque et locomotion". Poétique 177/1, 19–41.
25. September
9.00–10.30 | Eröffnung und Workshop 1: Dünne, Kosmogramme (Melanie Schneider, Niklas Schmich) |
Kaffeepause | |
11.00–11.45 | Flugzeuge als (Denk-)Vehikel des Todes in der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts (Andrea Baldan) |
11.45–12.30 | "A cosmic-casino". Währung des Reisens in Cyrano de Bergeracs Voyage dans la lune (Ángela Calderón Villarino) |
Mittagspause | |
16.00–16.45 | "je voyage au-delà des rails". Verse, Schienen und Entgleisungen in Mattia Filices Mécano (Viviana Macaluso) |
16.45–17.30 | "D'un bout à l'autre de la planète" – Zum Reisen an Bord eines Perpetuum mobile (Sophia Mehrbrey) |
26. September
9.00–10.30 | Workshop 2: Latour, Face à Gaïa (Johann Haberlah) |
Kaffeepause | |
11.00–11.45 | Sur la route sur des nouvelles cartes. Kartographierende Verfahren in der französischsprachigen Theorie und Narrativik im Anthropozän (Johann Haberlah) |
11.45–12.30 | "Marcher, ou écrire les yeux fermés". Zur Ethik des récit d'arpentage (Melanie Koch-Fröhlich) |
Mittagspause | |
16.00–16.45 | Le pèlerinage aux sources du Gange chez Lanza del Vasto: une écopoétique (Pankhuri Bhatt) |
16.45–17.30 | Voyages post-exotiques chez Antoine Volodine (Magdalena Silvia Mancas) |
27. September
9.00–10.30 | Workshop 3: Moussa, La Littérature de voyage aujourd'hui (Melanie Schneider, Niklas Schmich) |
Kaffeepause | |
11.00–11.45 | La forêt dans La Gerbe des forces d'Alphonse de Châteaubriant (Maxim Görke) |
11.45–12.30 | Comment peut-on être voyageur? Geohistorische Reisen bei Montesquieu (Hannah Steurer) |
Andrea Baldan (Frankfurt)
Flugzeuge als (Denk-)Vehikel des Todes in der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts
Flugzeuge sind ein Verkehrsmittel, das nicht nur an Reisen und Urlaub, sondern auch an einige der tragischsten Ereignisse der jüngsten Vergangenheit erinnert. Zahlreiche Menschen kamen aufgrund von schlechten Wetterbedingungen, Entführungen, menschlichen Fehlern oder Kriegen ums Leben. Über den Mythos von Ikarus stehen Tod und Fliegen auch in der französischen Literatur im engen Zusammenhang (Ronsard, Desportes). In neueren Texten werden sie in einer Reihe französischer Romane und Gedichte (Antoine de Saint-Exupéry, Filippo Tommaso Marinetti, Joseph Kessel, Marie Marvingt und Romain Gary) miteinander verbunden. Fliegen und Flugzeuge lösen existentialistische Überlegungen bezüglich der menschlichen Fragilität vor der Natur und der Einsamkeit aus (Saint-Exupéry), tragen Tod und Zerstörung als Kriegswaffen (Kessel, Gary) oder ermöglichen die Überschreitung menschlicher bzw. himmlischer Grenzen (Marinetti, Marvingt). Weitere Themen sind die rauschhafte Erfahrung der Freiheit, das heroische Lebensgefühl, die mutige Suche nach Ruhm oder der Bruch mit der Vergangenheit und dem Traditionalismus (laut Marinetti dem passatismo). Der Beitrag soll hauptsächlich zeigen: (i) wie die Flugerfahrung und der Tod von den oben erwähnten Autor:innen dargestellt und thematisiert werden; (ii) welche Bedeutungen dem Fliegen und den Flugzeugen in literarischen, von Pilot:innen verfassten Texten verliehen werden, wenn die Flugerfahrung und der Tod zusammenrücken.
- Marinetti, Filippo Tommaso. 1912. Le monoplan du Pape. Paris: E. Sansot & Cie.
- Saint-Exupéry, Antoine de. 1939. Terre des hommes. Paris: Gallimard.
Saint-Exupéry, Antoine de. 1931. Vol de nuit. Paris: Gallimard.
Pankhuri Bhatt (Graz)
Le pèlerinage aux sources du Gange chez Lanza del Vasto: une écopoétique
Au XXe siècle, l'Inde commence à se distinguer des autres pays orientaux dans l'imaginaire français. Lanza del Vasto a effectué un voyage en Inde colonisé de 1936 à 1938. Par la suite, il écrivit Le pèlerinage aux sources (1943) où il raconte un voyage à deux objectives, aller rencontrer Mahatma Gandhi et aussi pérégriner à pied vers les sources du Gange situé dans l'Himalaya en Inde.Nous réfléchirons donc sur ce premier pèlerinage d'un français en Inde, précisément au nord de l'Inde, au statut d'un Yātrī, un pèlerin, qui cherche des réponses aux questions spirituelles. Nous supposons que ce pèlerinage donne lieu à un sentiment de révérence envers la nature. Cette communication cherche à créer une écopoétique du sacré, qui s'inspire des travaux de Pierre Schoentjes, et s'interroge sur l'interaction entre le voyageur et son environnement. En se référant à des études telles que Marcher la vie de Le Breton, l'article explore les implications de ce voyage effectué entre les deux guerres mondiales, ainsi que sur la signification de ce pèlerinage hindou effectué par un chrétien.
- Del Vasto, Lanza. 1943. Le Pèlerinage aux sources. Paris: Denoël.
- Schoentjes, Pierre. 2015. Ce qui a lieu, essai d'écopoétique. Paris: Wildproject.
- Le Breton, David. 2022. Marcher la vie: un art tranquille du bonheur. Paris: Métaillé.
Ángela Calderón Villarino (Leipzig)
'A cosmic-casino'. Währung des Reisens in Cyrano de Bergeracs Voyage dans la lune
Cyrano de Bergeracs Histoire comique des estats et empires de la lune (1657) greift mit der kopernikanischen Wende und einer Mondreise eine der mit Sicherheit markantesten Einschnitte im Selbstverständnis des Menschen auf. Der Mond stellt eine eigene Raum-Zeit-Ordnung dar, in der sich alles in ständigem Wandel befindet. Fixpunkte gibt es keine. Baumann (1993, 3) zufolge kennzeichnet dies das Wandeln auf einer Welt, deren Gesetzmäßigkeiten sich fortwährend neu konstituieren, den Reisenden der Moderne. Er bezeichnet diese durchreiste Welt als ein "cosmic casino" und greift damit wiederum zwei zentrale Aspekte von Voyage dans la lune auf. Die Verlagerung in den Kosmos ist eine Analogie. Hervorzuheben ist aber vor allem die Idee des Kasinos als ein Ort, in dem Geld gegen Marken eingetauscht werden. Denn in dieser Weise ist der Mond in dem Roman konzipiert: Der Protagonist befindet sich auf einem Planeten, dessen Währung Verse sind. Die Perspektivierung dieses Raums als einer von Tauschgeschäften schlägt eine Brücke zu bedeutenden Reflexionsachsen im Feld von Reise und Ökokritik im Anthropozän (vgl. Andermann2023). Merkantilisierung und Warentausch (auch im Verhältnis zur Welt) stecken dieses Feld ab. Der Vortrag unternimmt den Versuch, diese beiden Felder zusammenzuführen und der Frage nachzugehen, inwiefern Merkantilisierungsstrategien und Tauschlogik am Anfang der Reiseliteratur stehen und inwieweit Reisen ein Aufenthalt in einem kosmischen Kasino ist – verstanden als einem Raum des Als-Ob in ständigem Wandel –, in dem alles aufs Spiel gesetzt werden kann. Unter welchen Bedingungen wird aber welcher Einsatz gespielt?
- Andermann, Jens. 2023. Entranced Earth. Art, Extractivism, and the End of Landscape. Evanston: Northwestern University Press.
- Adams, Percy. 1983. Travel Literature and the Evolution of the Novel. Lexington: University Press of Kentucky.
- Bauman, Zygmunt. 1996. "Tourists and Vagabonds. Heroes and Victims of Postmodernity". Political Science Series 30, 1–9.
Maxim Görke (Strasbourg)
La forêt dans La Gerbe des forces d'Alphonse de Châteaubriant
À partir de 1933 de nombreux intellectuels français se rendent en Allemagne nazie pour juger de leurs propres yeux les 'prouesses' du régime hitlérien. Le témoignage le plus étonnant est sans doute celui qu'en 1937 Alphonse de Châteaubriant présente au public français sous le titre La Gerbe des forces. Auteur de renom, lauréat du Prix Goncourt 1911, Châteaubriant signerait ici 'son suicide littéraire'. Pourtant, si son nom resurgit encore ici et là, c'est paradoxalement à cause de ce récit de voyage. À plusieurs reprises cet ouvrage sulfureux, pour ce qu'il rabâche gratuitement le discours national-socialiste, a attiré l'attention de la recherche; dernièrement par Frédéric Sallée qui le lit comme un point de non-retour intellectuel et personnel. Or deux aspects jusqu'à présent négligés par la recherche m'ont particulièrement frappé à sa lecture. Bien que présenté comme un récit de voyage, La Gerbe des forces ne dit presque rien des conditions du voyage. Puis, là où ses congénères recourent volontairement aux genres journalistiques, Châteaubriant situe son texte explicitement dans le champ littéraire. Dès lors ma communication propose de revenir sur le contexte historique et personnel du voyage ainsi que sur les conditions matérielles de ce déplacement afin d'interroger la discrétion arborée à ce propos. Une attention particulière sera alors portée sur le motif récurrent de la forêt (allemande). Dans la mesure où celui-ci constitue l'une des trames narratives majeurs du texte.
- Alphonse de Châteaubriant. 1911. Monsieur des Lourdines.Paris: Grasset.
- Alphonse de Châteaubriant. 1923. La Brière. Paris: Grasset.
- Alphonse de Châteaubriant. 1937. La Gerbe des forces (Nouvelle Allemagne). Paris: Grasset.
Johann Haberlah (Bonn/Kiel)
Sur la route sur des nouvelles cartes. Kartographierende Verfahren in der französischsprachigen Theorie und Narrativik im Anthropozän
"Ce livre n'est pas un livre, c'est une carte. Et ce n'est pas une carte, c'est un atelier de cartographe […], Et ce n'est pas un atelier, puisque nous sommes chaque fois sur le chemin". (Morizot 2023, 11). Das Kartographieren zeigt sich im Anthropozän-Diskurs als eine wiederkehrende Metapher für die Exploration neuer Modi des In-der-Welt-Seins. Über das einleitend zitierte Werk von Baptiste Morizot hinaus, finden sie etwa Einzug in die Texte Bruno Latours (vgl. u.a. Latour 2015), oder etwa bei Frédérique Aït-Touati (2023). Ausgehend von einer Analyse dieser theoretischen Ansätze versucht der Beitrag, die Karte als eine Metapher für eine anthropozäne Theoriepraxis zu skizzieren und gleichermaßen nach darin implizierten Grundlagen für eine literarische Praxis zu fragen. Ausgehend davon erfolgt eine Lektüre exemplarischer Erzähltexte, die als Kartographien der Weltbeziehung gelesen werden sollen. Etwa der Roman Les Printemps sauvages (2021) von Douna Loup, oder auch die Erzählung Mustang (2021) von Maylis de Kerangal. In diesen Lektüren sollen Verbindungslinien zwischen dem theoretischen Diskurs und den literarischen Texten nachgezeichnet werden. Dabei soll auch die Struktur der Texte als Reiseliteratur befragt werden, durch deren ständige Bewegung, Begegnungen mit der Welt erst initiiert werden. Schließlich verweist bereits Morizot im einführenden Zitat auf die dem Projekt der Kartographie zugrundeliegende performative Praxis des Unterwegs-Seins: "[N]ous sommes chaque fois sur le chemin".
- Aït-Touati, Frédérique et al. 2019. Terra Forma. Manuel de cartographies potentielles. Montreuil: B42. Paris: La Découverte.
- Morizot, Baptiste. 2023. L'Inexploré. Marseille: Wildproject.
- Latour, Bruno. 2015. Face à Gaïa. Huit conférences sur le Nouveau Régime Climatique.
Melanie Koch-Fröhlich (Freiburg im Breisgau)
"Marcher, ou écrire les yeux fermés". Zur Ethik des récit d'arpentage
Mit seiner 2019 publizierten Europa-Erzählung Sur la route du Danube, die der Dreiflüssestadt Passau ein literarisches Denkmal setzt, hat der französische Romancier Emmanuel Ruben einen in Hinsicht auf das Anthropozän diskussionswürdigen Gattungsbegriff aufgebracht. Als récit d'arpentage versteht der Autor eine neue Form der Reiseliteratur, die sich als Aushandlungsraum all jener politischen, ökonomischen, ökologischen und ethischen Fragen begreift, die vor dem Hintergrund zunehmender Migration und Territorialkonflikte eine neue Vehemenz erfahren. Mit diesem Gattungsverständnis verbindet der Autor eine entschleunigte Art der Mobilität, die es dem Reisenden erlaubt, hautnah zu erfahren, welche fundamentalen Werte für einen vom Zerfall bedrohten Kontinent (vgl. De Gruyter 2023) auf dem Spiel stehen. Die Corona-Krise hat die Brisanz all dieser Fragen noch verschärft. Aus dieser Dynamik heraus sind Texte entstanden, die angesichts der verhängten Reiserestriktionen auf eine Geografie der Nähe setzen und vermeintlich vertraute Stadträume, die nationale und globale Phänomene brennpunktartig sichtbar machen, neu erkunden (vgl. z.B. Garat 2021; Andras 2021). Der geplante Beitrag möchte untersuchen, ob und inwiefern das von Ruben eingeführte Konzept des récit d'arpentage der Beschreibung einer neuen Form von Reiseliteratur dienlich sein kann, welche die in den aktuellen Diskursen um das Anthropozän teils kontrovers verhandelten Themen in ästhetisch kondensierter Form zusammenfasst.
- Andras, Joseph. 2021. Au loin le ciel du Sud. Arles: Actes Sud.
- Garat, Anne-Marie. 2021. Humeur noire. Arles: Actes Sud.
- Ruben, Emmanuel. 2019. Sur la route du Danube. Paris: Rivages.
- De Gruyter, Caroline. 2023. Monde d'hier, monde de demain. Un voyage à travers l'Empire des Habsbourg et l'Union européenne. Arles: Actes Sud.
Viviana Macaluso (Berlin)
"je voyage au-delà des rails" –Verse, Schienen und Entgleisungen in Mattia Filices Mécano
Mattia Filices Mécano (2023) ist die ritterliche Reise eines Lokführers durch die Welt der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF. Wie Joseph Ponthus 2019 in À la ligne. Feuillets d'usine greift Filice auf ein Epos mit freien Versen zurück, um die neoliberale Arbeit zu erzählen. Dieser Beitrag widmet sich Filices Bildern der Schiene und der Bahnfahrt, die in Mécano analog zu Vers, Epos und dem performativen Schreibakt gesetzt werden, sowie dem Konzept der Entgleisung. Letztere kann als bewusstes und damit subversives Abkommen vom vorgegebenen Weg sowohl auf die Arbeit als auch die Literatur verstanden werden. Ausgehend von der Hypothese, dass Filice sich mit dem Ausbrechen gegen die Entfremdung engagiert, sollen die konkreten und poetischen Entgleisungsversuche innerhalb des Epos untersucht werden. Somit wird zunächst der Frage nachgegangen, inwiefern Mécano das Modell eines (Ritter-)Epos verfolgt und wie Filice diese Gattung zur Darlegung der Arbeit in der Literatur aktualisiert oder sprengt. Anschließend sollen die werkimmanenten Reisebewegungen des Lokführers zwischen den Bahnhöfen, den Sprachen und Medien in Hinblick auf die Abkehr von ebendiesen analysiert werden. Ziel ist es also, die Arbeitsliteratur mithilfe der Epos- und Reisetheorie als neue Form der politischen Literatur zu verstehen.
- Faerber, Johan. 2023. "Mattia Filice: 'Il y a un peu du vassal dans le salarié' (Mécano)". Diacritik, diacritik.com/2023/04/11/mattia-filice-il-y-a-un-peu-du-vassal-dans-le-salarie-mecano/.
- Filice, Mattia. 2023. Mécano. Paris: POL.
- Ponthus, Joseph. 2019. À la ligne. Feuillets d'usine. Paris: La Table ronde.
Magdalena Silvia Mancas (Passau)
Voyages post-exotiques chez Antoine Volodine
Depuis 1994, Antoine Volodine envisage de caractériser ses fictions à la lumière de la notion de "post-exotisme". Cette "étiquette fantaisiste" marque pour Volodine une "rupture avec les arts poétiques officiels": d'une part à travers un fonctionnement particulier de la fiction, de l'autre par l'élaboration d'un langage critique spécifique, censé garantir l'indépendance au sein du paysage littéraire contemporain. Mais le post-exotisme est loin de suggérer un projet esthétique qui se situerait tout simplement après la littérature exotique et ses modalités narratives. L'insolite géographique que Volodine met en œuvre relève de contrées étranges et étonnantes, où domine la vision apocalyptique d'après la fin du monde. En côtoyant la science-fiction, l'écrivain exploite d'une manière inédite le thème du voyage, et défie ainsi les catégories traditionnelles du genre, qu'il s'agisse du voyageur, et des fonctions attribuées à ses déplacements, ou des modalités de représentation du vu et du vécu. Le but de cette approche est de s'interroger sur les différentes stratégies narratives qui, dans l'univers 'post-exotique', rendent compte d'une géographie imprécise et permettent (encore) de décrire des paysages d'un monde en ruines, d'un monde des crépuscules.
- Volodine, Antoine. 1999. Des anges mineurs. Narrats. Paris: Seuil.
- Donnarieix, Anne-Sophie. 2022. Puissances de l'ombre. Le surnaturel du roman contemporain. Villeneuve d'Asq: Septentrion.
- Detue, Frédérik/Ruffel, Lionel (eds.). 2013. Volodine, etc. Post-exotisme, poétique, politique. Paris: Garnier.
Sophia Mehrbrey (Heidelberg)
"D'un bout à l'autre de la planète" – zum Reisen an Bord eines Perpetuum mobile
Welche Rolle spielt das Reisen, in einer Welt, in der Bewegung nicht mehr dem Erkunden, sondern alleinig dem Überleben gilt? Dieser Frage möchte ich in meiner Untersuchung der dystopischen Graphic Novel Le Transperceneige und deren Adaptationen als Kinofilm und als Serie nachgehen, in der die letzten Überlebenden der Menschheit sich auf einen 1001 langen Zug, den Transperceneige, gerettet haben, um so einer von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herbeigeführten Eiszeit zu entkommen: eine Flucht ohne geographischen und zeitlichen Fixpunkt. Reisen baut auf einem spezifischen Verständnis des Verhältnisses zwischen dem Menschen und seiner Umwelt auf. In der Welt des Transperceneige ist dieses Verhältnis in seinen Grundfesten erschüttert: Auf einem für alles Leben unbewohnbar gewordenen Planeten, befährt der Zug, an dessen Bord der Mensch ein minutiös ausgeklügeltes Ökosystem, eine immer gleiche zyklische Route. Auf ihrer sich stetig wiederholenden Fahrt rund um den Globus haben die Menschen die Verbindung zur Außenwelt gänzlich. Der künstlich erschaffene Mikrokosmos wird zu einer eigenen, hermetisch abgeschlossenen Welt. Und doch stellt in allen drei Varianten der Geschichte das Verlassen des Zugs und die Aussicht auf die Exploration dieser Außenwelt ein zentrales Moment der Geschichte dar. Gleichzeitig wird die Handlung als lineare Reise durch den viele Kilometer langen Zug konstruiert. Der Weg vom Ende des Zugs bis zum Triebwerk gleicht so einer Entdeckungsreise durch soziale Milieus, Klimazonen und Subkulturen.
- Lee, Fred und Steven Manicastri. 2018. "Not All are Aboard: Decolonizing Exodus in Joon-Ho Bong's SNOWPIERCER". New Political Science 40/2, 211–226.
- Mehrbrey, Sophia. 2022. '''We're all haunted by our choices' – die Verhandlung ethischer Leitlinien in Snowpiercer". Zeitschrift für Fantastikforschung 10/1, 1–25.
- Taylor, Brandon. 2016. "The Ideological Train to Globalization. Bong Joon-ho's The Host and Snowpiercer". Cineaction 98, 44–49.
Hannah Steurer (Saarbrücken)
Comment peut-on être voyageur? Geohistorische Reisen bei Montesquieu
Montesquieus Théorie des climats in De l'esprit des lois untersucht das Verhältnis von klimatisch-geographischer Bedingung und gesellschaftlich-kultureller Entwicklung. In einer relecture im 21. Jahrhundert sind seine Überlegungen anschlussfähig an Diskurse des Anthropozäns und können Denkanstöße für eine Debatte über die Position des Menschen in Relation zur Natur geben. Außerdem fragt die Théorie des climats nach menschlicher Mobilität und wird anhand von Reiseerfahrungen entwickelt. Auf dieser Schnittstelle liegt der Schwerpunkt meines Vortrags, der sich insbesondere mit den Lettres persanes als paradigmatischem Reisenarrativ des 18. Jahrhunderts auseinandersetzt. Noch vor De l'esprit des lois bereitet Montesquieu in den Stimmen der Briefschreibenden die Théorie des climats vor. Darüber hinaus, und auch so entstehen Schnittstellen zwischen den Lettres persanes und Reisen im und ins Anthropozän, wird die Erfahrung des Unterwegsseins für die Reisenden – und vermittelt über die Briefe für die Kontaktpersonen – zum Anlass einer Neubestimmung der Position des Menschen in der Welt. Das kulturelle Bewusstsein schärft sich bei Montesquieu aus Erlebnissen von Differenz und Gemeinsamkeit, die rückgebunden sind an eine Reflexion des Verhältnisses von Mensch und Umwelt. Im Kontext der Bewegung der Reise möchte ich die Gattungsspezifik des Briefromans in den Blick nehmen: Als Medien, die der Überbrückung geographischer Distanz dienen, sind die Briefe reisende Objekte und verknüpfen die literarische Inszenierung von Mobilität und Verkehrsmitteln mit ihrer medialen Realisierung. Meine Perspektive soll auch erweitert werden auf geohistorische Reisediskurse in anderen französischen Briefromanen des 18. Jahrhunderts.
4. Figurationen des Zwielichts. Interdependenzen der Ambiguisierung von Ordnungssprengern an den Epochenschwellen um 1500 und um 1800
Kulturelle Zeitenwenden mit ihren tiefgreifenden gesellschaftsstrukturellen und leitpolitischen, medialen und epistemischen Wandlungsprozessen bringen es mit sich, dass in diesen ‚Perioden des Dazwischen‘ Altes und Neues nebeneinander existiert, sich mitunter spannungsvoll gegenübersteht, zueinander in Beziehung tritt oder sich auch produktiv vermischt. Epochenschwellen (Blumenberg 42016; Gumbrecht 21990) wie die beiden in der Sektion fokussierten Rahmungsphasen der Frühen Neuzeit, die Zeit um 1500 (Kühtreiber/Schichta 2016) als Übergangsspanne zwischen Mittelalter und Renaissance und die sogenannte Sattelzeit um 1800 (Koselleck 1978; Herzog 1978; Käuser 2015) mit der Transition vom vormodernen Zeitalter zur Moderne, zeichnen sich als plurale Zeiten insbesondere dadurch aus, dass in den ca. fünf Jahrzehnten vor und nach dem vor allem symbolisch als Scheidepunkt gesetzten Jahrhundertwechsel Elemente der alten, noch nicht gänzlich überwundenen und jene der neuen, sich bereits ankündigenden kulturellen Ordnung ineinanderfließen.
So stellt zum Beispiel der abendländische Feudalismus des Spätmittelalters sozialgeschichtlich jene kontrastreiche Zeit dar, in der sowohl das althergebrachte Rittertum allmählich seinen Niedergang findet als auch das Bürgertum als neuentstehende mittlere Schicht zwischen Adel und Bauernschaft zunehmend an städtisch-kommunalem und ökonomischem Einfluss gewinnt. Und speziell in Frankreich erfolgt etwa der staatspolitische Übergang vom absolutistischen Gottesgnadentum zur stabilen demokratischen Republik nach 1789 etappenweise über weite Teile des Folgejahrhunderts über verschiedene Ausformungen der konstitutionellen Monarchie. In der Sattelzeit koexistieren, medial betrachtet, außerdem beispielsweise mit wohlbekannter Ganzschrift und Feuilletonroman konventionelle und innovative Publikationsformate. Und wissensgeschichtlich markiert wiederum die Zeit um 1500 zum Beispiel in der Medizin eine Scheidephase (Riha 2016), in der gleichwohl alte und neue Theorien und Praktiken etwa im Lebenswerk eines Paracelsus zusammenfließen.
Auf semantischer Ebene ergibt sich durch die vielfachen gegenseitigen Durchkreuzungen und miteinander eingegangenen Konvergenzen kultureller Manifestationen in solchen Zwischenphasen ein Spiel aus Licht und Schatten. Ebendiese können – ausgehend von den wertenden Hell-Dunkel-Zuschreibungen in Bezug auf die zusammentreffenden Kernepochen – als ‚Epochendämmerungen‘ verstanden werden. Die normativen Semantisierungen setzen die historische Entwicklung zumeist in eine (simplifizierende) teleologische Perspektive, wie an den Kontaktstellen der ersten frühneuzeitlichen Epochenschwelle um 1500 besonders deutlich wird: Schon von ihren Wegbereitern wie etwa Francesco Petrarca – explizit in seinem lateinischen Epos Africa (Petrarca 2007 [1397]) – wird die bevorstehende Überwindung des ‚finsteren‘ Mittelalters durch die an den alten Glanz antiker Hochkultur anknüpfende Renaissance evoziert, die von der humanistischen bis zur aufklärerischen Geschichtsschreibung späterer Generationen fortgeführt wird (Voss 1972; Wörsdörfer 2016). Für den betreffenden Phasenübergang muss sich aus dem Zusammenfluss beider Strömungen, so kann gefolgert werden, eine komplexe Gemengelage unter der Ägide des Zwielichts ergeben. Hinsichtlich der zweiten frühneuzeitlichen Schwelle um 1800 scheint mit der ‚Überschattung‘ der dominanten Lichtmetaphorik der Lumières (Delon 1976; Schalk 1968) durch die blutigen Gräueltaten der Französischen Revolution zwischenzeitlich eine gegenläufige semantische Bewegung zu bestehen, die allerdings für die Folgezeit mit ihren wiederkehrenden revolutionären Marksteinen (1830 und 1848) beispielsweise von Victor Hugo – wie im Vorwort seiner Chants du crépuscule zu lesen (Hugo 1968 [1836]) – poetisch als Dämmerzustand ambiguisiert wird, bei dem noch unklar sei, ob auf ihn ein neuer Tag oder eine lange Nacht anbricht. Auch der Übergang um 1800 kann demnach als ambige Phase des Zwielichts begriffen werden.
Es verwundert daher nicht, dass in der literarischen Produktion dieser diffusen und daher ambivalenten Zeiträume epochaler Transitionen diverse zwielichtige Gestalten Hochkonjunktur haben, fallen in besagte Perioden doch etwa die Anfänge der Hexenverfolgung (Muchembled 1993), die beiderseitigen zeitlichen Ausläufer des Goldenen Zeitalters der Piraterie (Rediker 2004; Requemora/Linon-Chipon 2002) und die erste Hochphase der Revolutionäre – und auch des Brigantentums – während der Terreur (Mettra 2014; Sottocasa). Es stellt sich daher die grundlegende Frage nach dem Einfluss hybrider Schwellenzeiten auf Charakterkonzeptionen in der jeweiligen zeitgenössischen Literatur. Außerdem sind die kontrastiven, oftmals scheinbar widersprüchlichen Zusammenflüsse innerhalb der Handlungsmatrix und Ausgestaltung solcher Protagonisten von maßgeblichem Interesse. Die bei aller Verschiedenheit verbindende Eigenschaft dieser literarischen Figuren stellt die Sprengung der angestammten, insbesondere rechtlichen und / oder moralischen Ordnung dar; sämtliche dieser Gestalten stehen darum außerhalb der gesellschaftlichen und / oder göttlichen Ordnung und befinden sich nicht selten in gefährlicher Nähe zu Verbrechen und Sünde.
So wird zum Beispiel der Teufel, dieser prototypische Rebell par excellence, bezeichnenderweise im Spätmittelalter zum beliebten Protagonisten vor allem der Mysterienspiele (Dupras 2006; Muchembled 2000); diabolische Kreaturen – mal als böse, mal als arme (verlachte) Teufel (Mahal 1999) – bevölkern diese diableries in großer Zahl und bezeugen damit die breit angelegte semantische Spannweite ihres Charakterentwurfs. Auch der Outlaw und Bandit als ‚Sozialrebell‘ (Hobsbawm 2007 [1972]) betritt etwa in der ikonischen Gestalt von Robin Hood (Johnston 2013; Frenzel 2005 [1970]) erstmals nach 1450 die literarische Weltbühne und belegt elaboriert als ehrbarer Dieb in der Räuberromantik (Lüsebrink 1991; Haller 2020) seine genuine Zwielichtigkeit. Nicht zufällig gelangt auch der von kultureller Sprengkraft und semantischer Ambivalenz gekennzeichnete edle Wilde (Kaufmann/Haslinger 2002; Fludernik 2002) im ersten und zweiten Entdeckungszeitalter (Hölz 1986), im 16. und 18. Jahrhundert, in vielfachen Ausgestaltungen innerhalb dieser Schwellenzeiten zu zweimaliger literarischer Blüte. Nicht zuletzt erhält etwa auch die sich über die gesellschaftliche Ordnung und sämtliche sozialen Normen hinwegsetzende, oftmals dämonisierte Femme fatale (Praz 1994 [1970]; Hilmes 1990) als zwielichtiger, faszinierend-gefährlicher Frauentypus in der Schauer- bzw. Schwarzen Romantik und der nachromantischen Übergangsphase ihre eindringlichsten Personifikationen.
Die Vorträge der Sektion gehen anhand dieser und weiterer typologischer oder individualisierter Ordnungssprenger der Untersuchungszeiträume von ca. 1450 bis ca. 1550 und von ca. 1750 bis ca. 1850 zwei zentralen Problem- und Fragestellungen unter dem doppelten Bezugsrahmen von Beeinflussung und Zusammenfluss nach: Erstens soll die These einer reziproken Beeinflussung im Sinne einer Wechselwirkung von historischem Kontext und figuraler Charakterzeichnung eingehend geprüft werden. Dabei steht einerseits aus kulturhistorischer Perspektive der diffuse Kreuzungs- und Konvergenzraum der Epochenschwelle als möglicher ausschlaggebender Faktor für die angenommene Generierung von vermehrt uneindeutigen Typen des Zwielichts zur Diskussion. Der Beleg für eine solche schwellenzeitliche Bedingtheit charakterlicher Ambiguisierung lässt sich in diachronen Vergleichen verschiedener Stoffbearbeitungen – etwa jener des rebellierenden Vasallen (z.B. Renaud de Montauban/Haimonskinder) zwischen hochmittelalterlichen Empörergesten und ihren spät- und nachmittelalterlichen Prosa-Remaniements – erbringen. Andererseits ist aus literaturhistorischer Perspektive der fiktionale Ordnungssprenger als Schwellenfigur und potentieller Vorbote eines epochalen Wandels in den Blick zu nehmen. In diesem Sinne kann die zu reflektierende wesenhafte Hybridität – etwa bei den theatralisierten Dämonen (z.B. Pan, Pluto) der Vorklassik und den übernatürlichen Verführerinnen (z.B. Vampirinnen, Wasserfrauen) der literarischen Phantastik – als Argumentationsansatz gelten, um ihre Verkörperungen als Symptom gesellschaftlicher Destabilisierungen und epistemologischer Veränderungen zu lesen (Fenske 2023; Wörsdörfer 2022).
Im zweiten Beschäftigungsfeld sollen die semantisch ambivalenten Zusammenflüsse innerhalb der literarischen Charaktere vor dem Hintergrund ihres generativen Leistungsvermögens und, abstrahiert auf eine höhere Ebene, deren Implikationen für eine generelle Kulturentwicklung herausgearbeitet und (neu-)bewertet werden. Zum einen wird die spannungsvolle Fusion als möglicher Motor für die intratextuelle Handlungsdynamik diskutiert, so etwa wenn Luzifer als produktive Störfigur (Eming/Fuhrmann 2020) neben seiner destruktiven Gewalt poietische Potenziale zu aktivieren scheint. Zum anderen sind dabei auch die Interdependenzen zu den jeweiligen Textstrukturen, Gattungspräferenzen und Modi der Darstellung – etwa dem Zusammenspiel von Sublimem und Groteskem (prominent z.B. in Victor Hugos Hernani) und hybriden Gebilden aus Fiktionalität und Faktualität (z.B. in Piratendarstellungen der diversen histoires générales und relations) – genauer in den Blick zu nehmen, um die Bedeutung des Ordnungssprengers auch und gerade für eine stete konzeptionelle Weiterentwicklung und Erneuerung von Literatur innerhalb der umfassenden Kulturlandschaft Frankreichs zu würdigen.
Bibliographie
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- Delon, Michel. 1976. "Les Lumières: Travail d'une métaphore". Studies on Voltaire and the Eighteenth Century 152, 527–541.
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- Eming, Jutta/Fuhrmann, Daniela. 2020. "Der Teufel und seine poietische Macht. Eine Einführung". In: Jutta Eming/Daniela Fuhrmann (eds.). Der Teufel und seine poietische Macht in literarischen Texten vom Mittelalter zur Moderne. Berlin: De Gruyter, 1–24.
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- Voss, Jürgen. 1972. Das Mittelalter im historischen Denken Frankreichs. Untersuchungen zur Geschichte des Mittelalterbegriffs und der Mittelalterbewertung von der zweiten Hälfte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. München: Fink.
- Wörsdörfer, Anna Isabell. 2022. "Im Widerstreit der Zeitregimes. Gautiers Femme fatale als Symptom der Moderne". In: Kirsten von Hagen (ed.). Ein Akteur zwischen den Zeiten, Zeichen und Medien: Théophile Gautier und die Ästhetik der Moderne, Berlin: Erich Schmidt, 337–361.
- Wörsdörfer, Anna Isabell. 2016. "Die Entstehung und Entwicklung eines Zeit- und Geschichtsbewusstseins im 18. Jahrhundert". In: Anna Isabell Wörsdörfer (ed.). Von heroischen Bürgern, tapferen Rittern und liebenden Hirten. Literarische Mittelalterbilder im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Heidelberg: Winter, 36–47.
25. September
9.00–9.30 | Einführung (Ann-Kristin Fenske, Anna Isabell Wörsdörfer) |
9.30–10.00 | Ambigue Figuren in den Artusromanen an der binnen-mittelalterlichen Epochenschwelle (Brigitte Burrichter) |
10.00–10.30 | Christine de Pizan: Ein gynozentrischer Kanon zwischen traditioneller Antikerezeption und mittelalterlicher Innovation (Celina Küppers) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | Der avocat als zwielichtige Figur in der Farce de Maistre Pathelin und ihren Fortschreibungen (Stephan Siebert) |
11.30–12.00 | "Tu es, au reste,/Plus dangereuse que la peste". Literarische Figurationen zwielichtiger Hexengestalten als Ordnungssprengerinnen an der Epochenschwelle um 1500 (Lina Wilhelms) |
12.00–12.30 | Ambivalente Alteritäten und epochale Schwellen in frankophonen Erzählungen über die flibuste der Amerikas (Gesine Brede) |
Mittagspause | |
17.00–17.30 | Die Figur des Dolmancé als sokratischer Ordnungssprenger in Marquis de Sades La Philosophie dans le Boudoir (Yannick Ossa) |
26. September
9.00–9.30 | Séduction de l'Antiquité – La femme fatale mythologique comme défi socio-moral et poétologique dans les nouvelles fantastiques du début du XIXe siècle (Selina Seibel) |
9.30–10.00 | La Vénus d'Ille de Mérimée: un entre-deux manuel exceptionnel (Hélène Fau) |
10.00–10.30 | Rodolphe de Gérolstein, rebelle hybride: rébellion et contestation sociale au seuil de l'époque moderne (Shoshana-Rose Marzel) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | Die Dialektik von Revolte und Integration. Zu Balzacs Figur des Jacques Collin (Vautrin/Abbé Carlos Herrera) (Hartmut Stenzel) |
11.30–12.00 | Ein (kreativer) Teufel im Prosagedicht. Figurale und generische Hybriditäten in Aloysius Bertrands Gaspard de la Nuit (Anna Isabell Wörsdörfer) |
12.00–12.30 | Vom Prä- zum Post-Humanismus? – das Ordnungsdenken des Joseph de Maistre in der Sattelzeit (Leonhard Rasch) |
Mittagspause | |
16.00–16.30 | Rebellische Maschinen: ontologische Ambivalenzen in den Literaturen des Machine Age (Sofina Dembruk) |
16.30–17.00 | Abschlussdiskussion – Mara Magda Maftei: Le posthumain. Un nouveau genre littéraire au seuil des époques. De Mary Shelley aux rebelles hybrides du 21 (Ann-Kristin Fenske, Anna Isabell Wörsdörfer) |
17.00–17.30 | Abschlussdiskussion |
F. Gesine Brede (Frankfurt am Main)
Ambivalente Alteritäten und epochale Schwellen in frankophonen Erzählungen über die flibuste der Amerikas
Erzähltexte über Seeraub in den Amerikas reflektieren die Gleichzeitigkeit vormoderner und frühaufklärerischer Weltsichten. Dies zeigt sich in ihrer ethischen Ambivalenz. Die faktualen frankophonen Texte werden meist aus Sicht der flibustiers erzählt, auch Missionarsberichte zeigen Sympathie für sie. Die Texte widersetzen sich damit deren Einstufung als häretische piratas wie in den spanischsprachigen Amerika-Epen. Vielmehr berufen sie sich auf die leyenda negra. Die Ausstellung der Torturen nutzen die Autoren, um sich selbst positiv hervorzutun, wodurch hybride Perspektiven auf indigenes Leben entstehen. Als récits de voyage oszillieren die Texte zwischen historiographischer und literarischer Erzählweise. Insofern sie vom Leben in Übersee berichten, gibt es keine Instanzen, die den Wahrheitsgehalt kontrollieren. Dennoch gilt weiter ein aus der Antike tradiertes Faktualitätsgebot, weshalb Präsenz bezeugende Autorenerzähler als glaubhafte Verkörperungen des in der Schrift materialisierten Worts präsentiert werden. Während die zeitgenössische Überzeugungskraft der Authentizitätsfiktion heute nicht mehr ganz nachzuvollziehen ist, lässt die Retrospektive mehrere ästhetische Traditionen in der 'Piraten'erzählung überlappen. Während ihr Aufbau Merkmale des Chronotopos des Ritterromans aufweist, ist auch das frühneuzeitliche Schiffbruchmotiv rekurrent. Die Umdeutung des Horaz'schen prodesse aut delectare zu prodesse et delectare wiederum lässt Rückschlüsse auf ein Publikum zu, das nicht mehr moralisch, sondern informativ gebildet werden will.
Brigitte Burrichter (Würzburg)
Ambigue Figuren in den Artusromanen an der binnen-mittelalterlichen Epochenschwelle
Ambige Figuren kennzeichnen den Artusroman seit seinen Anfängen, bei Chrétien sind das etwa der Seneschall Keu, aber auch der König selber, bereits Erich Köhler hat diesen Umstand sozialgeschichtlich erklärt (Köhler 1956). Mit dem Graalsroman fallen weitere Ritter unter diese Kategorie. Im Prosa-Lancelot gibt es dann eine Figur, der diese Ambiguität sozusagen eingeschrieben ist, körperlich wie moralisch, den König Claudas von Bourges (Ludivine 2014; Michel 2012). Der Beitrag wird diese besondere Figur vor dem Hintergrund der Versromane untersuchen und ihre Konfiguration im Kontext des Prosaromas zu verorten suchen. Mit Blick auf die wenig eindeutigen Figuren des Versromans wird sich die Frage stellen, ob diese Zwischenfigur tatsächlich nur einer – wie auch immer gearteten – Epochenschwelle geschuldet ist oder nicht eher einer komplexen Gemengelage von narrativen Notwendigkeiten, Erzählprinzipien des Prosaromans und möglicherweise anderen Erwartungen der Rezipienten.
- Köhler, Erich. 1956. Ideal und Wirklichkeit in der höfischen Epik. Tübingen: Niemeyer.
- Jaquiery, Ludivine. 2014. "Esthétique de l'entremêlement dans les portraits du jeune Lancelot et de Claudas de la Terre Déserte dans le Lanceloten prose".Médiévales 66/1, 91–104.
- Michel, Servane. 2012. "L'impossible identité narrative de Claudas, l'admirable méchant du Lancelot en prose".Questes. Bulletin de l'Association de doctorants médiévistes 24, 96–111.
Sofina Dembruk (Stuttgart)
Rebellische Maschinen: ontologische Ambivalenzen in den Literaturen des Machine Age
Die Epochenschwelle um 1800 zeichnet sich durch eine erstarkende Industrialisierung vor allem der westeuropäischen Nationen aus. Im Zuge der Industriellen Revolution kristallisiert die Maschine dabei nicht nur realökonomische Ängste über die Ersetzbarkeit des Menschen, sondern penetriert als abstraktes, formales Symbolsystem sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Aufgrund ihrer mechanischen Komplexität wird sie zum opportunen Bild für historische, politische und sprachliche Ordnungssysteme. Aber auch in anthropologischer Perspektive werden die Mensch-Maschine-Grenzen immer poröser. Der Mensch wird, im Erbe von La Mettries polemischem, medizinphilosophischem Traktat L'Homme machine (1747), als Maschine gedacht, erklärt und imaginiert. Diese ontologische Hybridisierung, die dem Mensch-Maschine-Paradigma zugrunde liegt, greift in den Literaturen dieser 'Sattelzeit' Raum und strahlt weit bis ins 19. Jahrhundert aus. Vor allem in den Vaudevilles Georges Feydeaus (1862–1921) sind es die Maschinen selbst, die als autonome, gar rebellische, belebte Objekte auftreten und 'unheimlich' menschlich agieren. Diese Sprengung der Mensch-Maschine-Dichotomie lesen wir vor dem Hintergrund der gegenwärtig virulenten Theoriedebatte um den New Materialism, der unbelebten Gegenständen eine intrinsische 'Ding-Macht' zuschreibt. Es soll gezeigt werden, wie dieser vibrant-matter-Ansatz bereits bei Feydeau bedeutsam wird.
Hélène Fau (Saarbrücken)
La Vénus d'Ille de Mérimée: un entre-deux manuel exceptionnel
De par les agissements fantastiques auxquels elle se livre, la Vénus de Mérimée dynamite l'ordre préétabli du petit village catalan d'Ille. Tour à tour, être et chose, aimante et cruelle, elle incarne un entre-deux monde fascinant. Cette conjonction des opposés, ou plus exactement la navigation de l'un à l'autre, et l'entre-deux qui s'en dégage, est orchestrée par des mains dont les paumes se prêtent aux jeux (de paume et autres), dont les doigts retiennent ou cèdent des bagues héritées de … ou destinées à …, dont les paumes et doigts réunis tuent. Bref, des mains qui s'autonomisent et qui, ce faisant, font avancer l'histoire. Comme si elles étaient aux commandes d'un levier diégétique. Comme si la main de la Vénus se déchaînait subitement, allant jusqu'à tuer celui qui lui passe la bague au doigt mais en épouse une autre. A vrai dire, toute main mise en scène par Mérimée manipule acteurs et actions qui se succèdent à une vitesse vertigineuse en un laps de temps record. La narration se déroule sur (à peine) trois jours et deux nuits. Bref, dans ce décor spatio-temporel rétréci en accéléré, les mains et leurs paumes confèrent à la nouvelle une originalité trépidante car elles opèrent en terribles instruments de monstration et que de montre à monstre il n'y a qu'un menu pas. Cette communication propose de sonder l'étonnante pluralité de l'entre-deux manuel de La Vénus d'Ille, invisible à l'œil nu de la première lecture.
Celina Küppers (Bonn)
Christine de Pizan: Ein gynozentrischer Kanon zwischen traditioneller Antikerezeption und mittelalterlicher Innovation
Christine de Pizan lebt in einer Zeit, die von sozialen Umbrüchen und Instabilitäten gezeichnet ist. In ihren Schriften kritisiert sie nicht nur den Verfall moralischer Werte, sondern auch die gesellschaftliche Stellung der Frau, die dem steten Vorwurf weiblicher Erbsünde und mangelnden Intellekts unterliegt. Wie sich Pizan durch die Etablierung eines gynozentrischen Kanons gegen den dominierenden misogynen Diskurs und insbesondere Boccaccios De mulieribus claris auflehnt, soll im Rahmen des Vortrags aufgezeigt werden. Dabei wird insbesondere ihre Argumentationsstrategie im Livre de la Cité des Dames beleuchtet, die die subjektive weibliche Lebensrealität auf innovative Weise schildert. Die von ihr vorgestellten Frauen(figuren) sind sowohl antiken und christlichen als auch kontemporären Ursprungs, womit sie auf revolutionäre Art für die Emanzipation der Frau argumentiert. Es ergeben sich zwei Pole eines Spektrums aus traditioneller Antikerezeption und innovativer Beispiele mittelalterlicher "berühmter Frauen". Zudem entwickelt sich das Erstellen von Listen angesehener Frauen als literarisches Genre erst in den folgenden Jahrhunderten unter Autorinnen wie Madame de Scudéry und ihren Femmes illustres. Daher werden zur Feststellung von Pizans Progressivität die Figuren in ihrem und in Scudérys Werk verglichen.
Mara Magda Maftei (București/Paris)
Le posthumain. Un nouveau genre littéraire au seuil des époques. De Mary Shelley aux rebelles hybrides du 21e siècle
En 1977, Ihab Hassan, à qui l'on doit la définition précise du posthumanisme, propose de revoir l'Homme en fonction de nouvelles données culturelles. Ce courant de pensée s'inspire des travaux de Derrida et de Michel Foucault, les deux postulant la "fin de l'homme fini" ou la "mort de l'homme". Les personnages hybrides et ainsi marginaux et rebelles, qui ont peuplé la littérature depuis Mary Shelley, deviennent des personnages à part entière dans une société affectée par le développement des sciences et des techniques, par de nouvelles relations interhumaines, de nouveaux rapports de l'homme aux vivants non-humains et aux entités partiellement appréhendées en référence au vivant. L'émergence de nouvelles subjectivités, de nouvelles formes de pouvoir émanant des institutions transversales comme le laboratoire (dans lequel la vie se prépare) ou l'espace numérique intéressent les écrivains. Les éditeurs publient de romans qui interrogent les enjeux que nos sociétés contemporaines traversent et qui contribuent à une nouvelle théorie critique déterminée par la suprématie de la technoscience. Mon intervention essaie de montrer qu'un nouveau genre littéraire se construit en partant des formes de vivant hybridées par la technoscience. Elle se propose également de réfléchir à l'idée selon laquelle la littérature (avec ses nouvelles ambitions esthétiques) a aussi une certaine lucidité à offrir aux sciences qui l'inspirent.
Shoshana-Rose Marzel (Safed)
Rodolphe de Gérolstein, rebelle hybride: rébellion et contestation sociale au seuil de l'époque moderne
Le feuilleton d'Eugène Sue, Les Mystères de Paris publié entre 1842 et 1843, met en scène le personnage de Rodolphe de Gérolstein, dont l'altruisme et l'opposition aux injustices sociales incarnent un esprit rebelle. Cette communication examinera la relation étroite entre la rébellion et l'hybridité de ce protagoniste et le contexte socio-historique de l'époque. Rodolphe symbolise la rébellion par sa marginalité et son engagement contre l'injustice. Son caractère hybride se révèle dans sa capacité à évoluer entre différents milieux sociaux, étant à la fois aristocrate et homme du peuple. Sa dualité entre l'ombre et la lumière, entre ses actions clandestines pour les déshérités et sa position sociale élevée, en fait une figure à la fois contestataire et intégrée dans les structures de pouvoir de son temps. Évoluant dans un contexte marqué par des disparités économiques criantes et des conditions de vie difficiles des classes populaires, son engagement en faveur des opprimés s'inscrit comme une réponse directe à ces réalités historiques. Ainsi, sa rébellion est profondément enracinée dans les circonstances socio-économiques et politiques de l'époque, les années 1840, en France.
Yannick Ossa (Bonn)
Die Figur des Dolmancé als sokratischer Ordnungssprenger in Marquis de Sades La Philosophie dans le Boudoir
Der Marquis de Sade gilt als wohl eine der schrillsten Figuren, welche das Frankreich der Aufklärung hervorgebracht hat. La Philosophie dans le Boudoir stellt einen interessanten Sonderfall in Sades Werk dar: Elemente wie die geschlossene Figurenkonstellation eines kleinen Kreises an Charakteren, die Dialogform als Spielart des philosophischen Schreibens, sowie der inhaltliche Rückbezug auf eine vermeintlich glorreichere griechisch-römische Antike deuten auf eine Nachahmung des platonischen Lehrdialogs hin. Insbesondere die Figur des Dolmancé kann so als Rezeption des Sokratesmythos gelesen werden. Dieser gilt nicht nur als Inbegriff der Weisheit, sondern auch als verurteilter Straftäter, dem vorgeworfen wurde, die Jugend zu verderben. Diese figurative Ambivalenz macht es wenig überraschend, dass die Sokratesrezeption in den Zeiten des Epochenbruchs der Lumières auch bei anderen namhaften französischen Autoren wie Diderot und Voltaire in einem Maße Hochkonjunktur erfuhr, dass das 17. Jahrhundert auch als "Modezeit des Sokratisierens" (Renger/Stellmacher 2013, 919) gilt. Aus dieser Denkrichtung soll die Funktion des Charakters des Dolmancés analysiert und in den Kontext der Sokratesrezeption der Aufklärung gesetzt werden. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf der Frage liegen, inwiefern die Sokratesrezeption in La Philosophie dans le Boudoir als Legitimationsstrategie der eigenen philosophischen Positionen im aufklärerischen Diskurs gelesen werden kann.
- Renger, Almut-Barbara/Stellmacher, Alexandra. 2013. "Sokrates". In: Peter von Möllendorf et al. (eds.). Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik. Stuttgart: Poeschel.
Leo Rasch (Bonn)
Vom Prä- zum Post-Humanismus? – das Ordnungsdenken des Joseph de Maistre in der Sattelzeit
Für Joseph de Maistre war die Französische Revolution das Werk der göttlichen Vorsehung und diente indirekt dem Zweck, das französische Königtum zu erhalten und zu stärken. Dabei ging er davon aus, dass die Menschen über keine – im vollen Sinne des Wortes – autonome Handlungsfähigkeit verfügen: "[L]a Révolution française mène les hommes plus que les hommes ne la mènent", heißt es in seinen Considérations sur la France. Und: "Ceux qui ont établi la république, l'ont fait sans le vouloir et sans savoir ce qu'ils faisaient; ils y ont été conduits par les événements […]" (Maistre 2007, 201). Diese Sichtweise, die den Menschen zu einem Werkzeug von Kräften macht, die sich seiner unmittelbaren Kontrolle entziehen, hat einen bedeutenden Maistre-Forscher dazu bewogen, von einer "cybernétique maistrienne" zu sprechen, "[qui] vide le temps de toute surprise et prive l'humanité de toute initiative réelle" (Glaudes 1997, 110). Dieser anachronistische Ausdruck lässt aufhorchen, diente doch das wissenschaftliche Paradigma der Kybernetik im 20. Jahrhundert dazu, Maschinen, sowie Organismen und soziale Systeme in ihrer Funktionsweise zu erforschen, ohne sie dabei auf den Menschen zurückzuführen. In meinem Beitrag soll gezeigt werden, wie Maistre die vormoderne Überzeugung von der göttlichen Ordnung der Welt mit spezifisch modernen Ordnungsvorstellungen, wie insbesondere der Statistik verknüpft und somit in gewisser Weise in ihrer Gültigkeit bewahrt.
- Glaudes, Pierre. 1997. Joseph de Maistre et les figures de l'histoire. Trois essais sur un précurseur du romantisme français. Paris: Nizet.
- Maistre, Joseph de. 2007. Considérations sur la France. In: Pierre Glaudes (ed.), Joseph de Maistre: Œuvres. Paris: Laffont.
Selina Seibel (Stuttgart)
Séduction de l'Antiquité – La femme fatale mythologique comme défi socio-moral et poétologique dans les nouvelles fantastiques du début du XIXe siècle
Dans les nouvelles fantastiques au commencement du XIXe siècle, la femme fatale mythologique devient, en ce qui concerne l'institution du mariage, un défi pour l'ordre de la société bourgeoise. Elle crée, en tant que réévaluation parodique de l'Antiquité, un espace d'expérimentation poétologique entre l'idéal stylistique romantique et l'idéal stylistique néoclassique. A partir d'Omphale de Gautier (1834) et La Vénus d'Ille de Mérimée (1835), nous montrerons que l'ordre moral de la bourgeoisie est perturbé de manière ironique par les séductrices antiques et démoniaques, et ce au niveau de la sécurité et institution bourgeoise par excellence: le mariage. De plus, les femmes fatales issues des mythes antiques sont symptomatiques d'une compréhension qui appréhende différemment le potentiel poétique de l'Antiquité, en reprenant soit des figures mythologiques absentes des adaptations néoclassiques en raison de leur frivolité, soit des figures qui présentent un sous-texte clairement érotique. Ces mythes érotiques sont également parodiés dans les nouvelles fantastiques: Dans l'élaboration parodique d'une protagoniste terrifiante et fascinante inspirée des mythes antiques, il faut lire une resémantisation des modèles antiques qui annonce une érosion des idéaux littéraires et classicistes.
Stephan Siebert (Osnabrück)
Der avocat als zwielichtige Figur in der Farce de Maistre Pathelin und ihren Fortschreibungen
Die Farce de Maistre Pathelin (um 1464), die neben den beiden hier zu besprechenden französischen Fortschreibungen aus dem 15. Jahrhundert auch eine Reihe lateinischer und frühneuhochdeutscher Nachahmungen inspirierte, entwirft mit der Figur des Maistre Pathelin ein satirisches Zerrbild des spätmittelalterlichen avocat, der als gerissener Betrüger und scheinheiliger Lügner auftritt. In ihr kondensieren sich zwei gesellschaftliche Entwicklungen, die den Anwalt zu einer zentralen Figur im sozialen Gefüge machen: Die zunehmende rechtliche Normierung des gesellschaftlichen Lebens und die gestiegene Bedeutung des Handels und der Geldwirtschaft. Maistre Pathelin tritt in Alltagssituationen auf, die diesen Spannungsfeldern zugerechnet werden können: In der Farce de Maistre Pathelin interveniert er in einer Gerichtsverhandlung, im Nouveau Pathelin (1474) überlistet er einen Pelzhändler und im Testament de Pathelin (ca. 1480–1490) gilt es angesichts des nahenden Todes, ein abschließendes Testament zu verfassen. Der Vortrag untersucht das ambivalente Porträt des avocat in allen drei Werken und betrachtet insbesondere die Darstellung von Verstellung und Falschheit als eine Figuration des Zwielichts. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, in welchem Maße Topoi der mittelalterlichen Ständesatire aufgegriffen und modifiziert werden.
Hartmut Stenzel (Gießen)
Die Dialektik von Revolte und Integration. Zu Balzacs Figur des Jacques Collin (Vautrin/Abbé Carlos Herrera)
In seinem Abschiedsbrief reiht Lucien de Rubempré Jacques Collin in die "postérité de Caïn" ein und bezeichnet dessen Einstellung als "poésie du mal". Damit wird die Figur fast am Ende ihrer erzählerischen Konstruktion als Revoltierender charakterisiert. So stellt er sich schon zu Anfang selbst dar und empfiehlt Eugène de Rastignac: "Autant commencer aujourd'hui votre révolte contre les conventions humaines". Zugleich aber ist das Ziel dieser Revolte die Integration in die gesellschaftlichen Eliten. In Abwandlung der Formulierung Guizots gibt er Lucien vor: "Tâchez d'être riche", ein Ziel, das nur durch Negation aller Moral zu erreichen sei. In der Handlungskonstruktion thematisiert Balzac so schon für die innerfiktionale Restaurationszeit den gesellschaftlichen Wandel, der mit der Herrschaft des Geldes und der Entwertung tradierter Normen nach 1830 manifest wird. Der revoltierende Collin wird damit zum Theoretiker des Gesellschaftszustands, weshalb es nur konsequent erscheint, dass er am Ende selbst integriert wird und in der Julimonarchie zum Polizeichef aufsteigt. Die Konstruktion dieser Figur ist vielfach untersucht worden. Im Beitrag geht es um zwei weniger beachtete Fragen: (i) Welche Perspektive auf die Dialektik von Revolte und Integration wird dadurch entworfen, dass Collin als ein seltener Repräsentant der Unterschicht in der Comédie humaine begriffen werden kann? (ii) Welche Bedeutung hat die Julirevolution für die Konstruktion der Figur?
Lina Wilhelms (Bielefeld)
"Tu es, au reste,/Plus dangereuse que la peste". Literarische Figurationen zwielichtiger Hexengestalten als Ordnungssprengerinnen an der Epochenschwelle um 1500
Mit dem Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit etabliert sich mit dem (Früh-) Kapitalismus ein alle Lebensbereiche radikal umwälzendes Gesellschafts- und Wirtschaftssystem. Federici untersucht die in dieser Übergangsphase einsetzende Hexenverfolgung als Teil der ursprünglichen Akkumulation und betont ihren Beitrag zur 'Herstellung' des bürgerlichen Weiblichkeitsmodells, das der Hexereidiskurs ex negativo propagiert. So wird die bereits in Antike und Mittelalter virulente Hexe in Dämonologien neu figuriert, die das zu bekämpfende Phänomen erst diskursiv hervorbringen. Teufelsbuhlschaft, Sabbat und sektenhafte Organisation attribuieren der Hexe eine ihre Bedrohlichkeit steigernde sexuelle und konspirative Komponente. Die so imaginierte Hexe fungiert als Sprengerin der frühneuzeitlichen und sich ankündigenden bürgerlich-kapitalistischen Ordnung. Als Verstoß gegen die moralische, geschlechtliche und ökonomische Ordnung wird die Hexerei von der weltlichen Gerichtsbarkeit konsequent zum Kapitalverbrechen erklärt. Dabei zeugt ihre Assoziation mit reproduktiven Verbrechen auch vom zunehmenden Staatseingriff in die demografische Entwicklung. Der Vortrag fragt nach der reziproken Beeinflussung von historischem Kontext und Ausgestaltung literarischer Hexenfiguren. Die an der Epochenschwelle auftretenden Widersprüche werden in ihren Auswirkungen auf die literarische Charakterkonzeption betrachtet. So werden zwielichtige Hexenfiguren, etwa bei Rabelais, Ronsard und Du Bellay, besprochen und untersucht, inwiefern sie Aufschluss über das sich etablierende Weiblichkeitsmodell der modernen bürgerlichen Gesellschaft geben.
Anna Isabell Wörsdörfer (Münster)
Ein (kreativer) Teufel im Prosagedicht. Figurale und generische Hybriditäten in Aloysius Bertrands Gaspard de la Nuit
Aloysius Bertrands Gaspard de la Nuit (1842) stellt angesichts der diskursiven Singularität in seiner Zeit eine Ausnahmeerscheinung dar. Und doch steht das Werk aufgrund seiner textuellen Konfiguration spezifisch für die Ambiguitäten der epochalen Schwelle des 18./19. Jahrhunderts: Erscheint es inhaltlich mit der Gestaltung vormoderner Szenerien rückwärtsgewandt, weist seine hybride Struktur, die, wie Milner (2007, 645) konstatiert, erst durch Baudelaire verstanden wird, in die literarische Zukunft. Der Vortrag untersucht Gaspard de la Nuit auf seinen Symptomcharakter bezüglich eines historischen und ästhetischen Wandels unter Fokus auf figurale und generische Hybriditäten. Die in Bertrands poetischer Kurzprosa diegetisch auftretenden zwielichtigen Gestalten werden als Ordnungssprenger gelesen, die tiefgreifende temporale Brüche durch ihr ambivalentes Wesen ankündigen. Die hybride Form des Prosagedichts deutet gemeinsam mit der Darstellung verwischter Realitäten nach der Destabilisierung durch die Französische Revolution auf einen Paradigmenwechsel im Kunstschaffen nach 1800 hin. Vor diesem Hintergrund steht der ambige Teufel des Vorworts als produktive Störfigur (Eming/Fuhrmann 2020, 1) im Zentrum, der nicht mehr einseitig als zerstörerischer Unruhestifter agiert. Er entfaltet, indem er sich als Urheber des Werks entpuppt, sein kreatives Potenzial im Sinn einer Sprachmagie und vollzieht den epistemischen Umschlag von der frühneuzeitlichen diabolischen Täuschung zur modernen Fiktion in allen Schattierungen.
- Eming, Jutta/Fuhrmann, Daniela. 2020. "Der Teufel und seine poietische Macht. Eine Einführung". In: Jutta Eming/Daniela Fuhrmann (eds.), Der Teufel und seine poietische Macht in literarischen Texten vom Mittelalter zur Moderne. Berlin/Boston: De Gruyter, 1–24.
- Milner, Max. 2007. Le diable dans la littérature française. De Cazotte à Baudelaire. 1772–1861. Paris: Corti.
5. Von den sozialen Rändern aus denken: Zusammenflüsse, Kreuzungen und Intersektionen von Differenzen im literaturwissenschaftlichen Kontext
5A. Zusammenflüsse sozialer Ränder: Zum Überdenken der Normen in französischsprachiger Literatur und Film
Die sozialen Ränder, nicht (nur) in ihrem politischen Ausmaß, sondern insbesondere auf Gesellschaftsebene begriffen (Teubner 2016), werden häufig durch ihre Nicht-Teilhabe an dem Normleben der Gemeinschaft definiert, einem Desinteresse an sämtlicher Bestätigung eines normalisierten Lebensstils oder einem gesellschaftlichen Ausschluss, sei er frei- oder unfreiwillig (Goffman 1963; Puaud/Guo 2020). Allerdings können die sozialen Ränder, wenn man sie – im Gegensatz zum Peripheriekonzept, welches auf ein eigenständiges Gemeinschaftsleben verweist, das abgelöst und alternativ zum Zentrum steht – in ihrem Verhältnis zum Zentrum betrachtet, das soziale Normen prägt, Räume des Hinterfragens verkörpern und somit, insbesondere in der Zusammenlegung des Diskurses, den sie verfolgen, als ebenso konstruktive Elemente und gerade dadurch als Teilhabe an der Entwicklung des kollektiven Lebens des Zentrums betrachtet werden. Indem wir über die Grundlagen der Norm selbst nachdenken und über das, was das Zentrum charakterisiert, schafft der Diskurs der Ränder eine wechselseitige Dynamik (Corin 1986), die gewisse Teile des Zentrums-Diskurses ans Licht bringt, welche im Laufe der Zeit überfällig geworden sind. Auf diese Weise wirken die Ränder als Katalysatoren sozialen Wandels auf das Zentrum ein (Taylor 2016). Darüber hinaus lässt sich häufig feststellen, dass soziale Bewegungen an den Rändern beginnen, um unsere soziale Wahrnehmung zu beeinflussen: #MeToo geht von der Diskriminierung der Frauen in patriarchalen Strukturen aus; #BlackLivesMatter protestiert gegen die Gewalt, die Afroamerikaner*innen in einer eurozentrisch geprägten Gesellschaft erfahren (Nummi/Jennings/Feagin 2019); das Akronym LGBTQ2+ hat einen inklusiveren Diskurs in unseren zeitgenössischen Gesellschaften hervorgerufen; das Ergreifen des Wortes durch Indigene in Kanada schließlich hat den Weg zu einem gesellschaftlichen Versöhnungsprojekt geebnet, um nur wenige Beispiele zu nennen.
Diese konstruktive und produktive Perspektive, die aus Zusammenflüssen von Rändern hervorgeht, steht im Fokus unserer Untersektion. Dabei können etwa folgende Fragen betrachtet werden:
- Inwiefern und wie genau tragen die Ränder zur Konstruktion der Gesellschaft bei, und haben sie auf diese Weise einen Einfluss auf die Darstellung der Normen durch das Zentrum?
- Wie begegnen sich die verschiedenen Ränder? Besteht eine Art Solidarität, die sich zwischen den verschiedenen Räumen des Randes abzeichnet?
- Welche narrativen und literarischen Strategien tragen dazu bei, solche Zusammenflüsse darzustellen bzw. sogar zu schaffen? Inwiefern wird zu diesem Zweck Intertextualität eingesetzt?
- Inwiefern schafft Literatur imaginäre Ränder, um beim Zentrum solche Dynamiken der Reflexion hervorzurufen?
Die Untersuchung der Ränder kann folglich Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen umfassen, wie die Gender und Queer Studies, z.B. Gloria Anzaldúa (1987), Judith Butler (2007) sowie Florian Grandena und Pierre-Luc Landry (2022), postkoloniale Ansätze, inklusive Intersektionalität und die Überlegungen zu den Subalternen von Gayatri C. Spivak (1983) und Homi K. Bhabha (1996), ebenso wie der Ecocriticism (Meeker 1972; Garrard 2004), insbesondere durch das Comeback des Intertextes von Henri David Thoreau (1849; 1854) in der aktuellen Öko-Literatur. Die untersuchten Werke können sämtlichen literarischen Gattungen – Roman, Lyrik und Theater – sowie dem Film entstammen. Besonderes Interesse gilt der Gegenwart, dem Beginn des 21. Jahrhunderts, doch auch eine historische Perspektive ist willkommen, sei sie eine andere Epoche selbst, etwa die sozioökonomischen Ränder in Notre Dame de Paris (1831) von Victor Hugo oder die außerhalb der Norm liegende Figur des Vagabunden in Le Survenant (1945) von Germaine Guèvemont, sei es eine Historiografie, etwa die Ränder der Franko-Amerikanität in L’année la plus longue (2015) von Daniel Grenier. Ebenso kann es sich um das Erkunden von Anti-System-Bewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts handeln, vom Einfluss der Beat Generation bis hin zum Ausdruck einer starken Abneigung gegen die Gesellschaft, wie er sich etwa in der Punk-Musik der 1970er Jahre zeigt und deren Einfluss noch in einigen Texten zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu finden ist. Ziel dieser Sektion ist es, anhand eines weiten Korpus und vielfältiger Perspektiven die dynamische und konstruktive Rolle der Ränder auszuloten.
Bibliographie
- Anzaldúa, Gloria E. 2012 [1987]. Borderlands/La Frontera. The New Mestiza. San Francisco: Aunt Lute.
- Bhabha, Homi K. 1996. "Unsatisfied. Notes on Vernacular Cosmopolitanism". In Laura García-Moreno/Peter C. Pfeiffer (eds.). Text and Nation. Cross-Disciplinary Essays on Cultural and National Identities. Columbia: Camden House, 191–207.
- Butler, Judith. 2007. Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity. Abingdon: Routledge.
- Corin, Ellen. 1986. "Centralité des marges et dynamique des centres". Anthropologie et sociétés 10/2, 1–21.
- Crenshaw, Kimberlé. 1989. "Demarginalizing the Intersection of Race and Sex. A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics". University of Chicago Legal Forum 5/1, 139–167.
- Garrard, Greg. 2004. Ecocriticism. London: Routledge.
- Goffman, Erving. 1963. Stigma. Notes on the Management of Spoiled Identity. Englewood Cliffs: Prentice-Hall.
- Grandena, Florian/ Landry, Pierre-Luc. 2022. La guerre est dans les mots et il faut les crier. Montréal: Triptyque.
- Hooks, Bell. 2000 [1984]. Feminist Theory. From Margin to Center. London: Pluto.
- Meeker, Joseph W. 1972. The Comedy of Survival. Studies in Literary Ecology. New York: Scribner.
- Nummi, Jozie et al. 2019. "#BlackLivesMatter: Innovative black resistance". Sociological Forum 34, 1042–1064.
- Puaud, David/Guo, Wenjing. 2020. "Le marché des marges sociales". Journal des anthropologues. Association française des anthropologues 160–161, 29–34.
- Spivak, Gayatri Chakravorty. 2010 [1983]. "Can the subaltern speak?". In Rosalind Morris (ed.). Can the subaltern speak? Reflections on the history of an idea. New York: Columbia University Press, 21–78.
- Taylor, Keeanga-Yamahtta. 2016. From #BlackLivesMatter to black liberation. Chicago: Haymarket.
- Teubner, Gunther. 2016. Fragments constitutionnels. Le constitutionnalisme sociétal à l'ère de la globalisation. Paris: Classiques Garnier.
- Thoreau, Henry David. 2017 [1849]. La désobéissance civile. Trad. Jacques Mailhos. Paris: Gallmeister.
- Thoreau, Henry David. 2017 [1854]. Walden. Trad. de l'américain par Jacques Mailhos. Paris: Gallmeister.
25. September
9.00–9.30 | Trois question à la "Nation" – Représentation, langue et droits de l'homme pensés à partir des marges (Nicole Fischer) |
9.30–10.00 | La symbolique du cabinet Confluences dans anéantir de Michel Houellebecq (Noëlle Miller) |
10.00–10.30 | La répétition litanique comme acte subversif dans Le Peintre dévorant la femmede Kamel Daoud (Lynda Belarbi) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | Femme et Folie: la folie comme outil de contestation et de libération dans le roman sénégalais au féminin (Nene Diop) |
11.30–12.00 | Confluences de marges et influences sur le centre dans la littérature de femmes maghrébines (Hanna Nohe) |
12.00–12.30 | Confluence des récits intimes: retrouver le sens du soi dans le sillage du 11 septembre 2001 dans le roman Fugueuses de Suzanne Jacob (Jimmy Thibeault) |
Mittagspause | |
16.00–16.30 | Herméneutique du détour: la banlieue romanesque de l'entre-deux-guerres ou le deuil du progrès (Aurore Peyroles) |
16.30–17.00 | Interférences entre les "marges sociales" et le "centre". Inch'Allah Dimanche de Ya-mina Benguigui et Fatima de Philippe Faucon (Stella Lange) |
17.00–17.30 | Négociations complexes d'espaces d'action et de normes sociales dans Les Misérables (2019) de Ladj Ly (Myriam Geiser) |
26. September
9.00–9.30 | Les en-dehors du désir: reconsidérations de la norme de la sexualité obligatoire dans le roman français du premier XIXe siècle (Loup Belliard) |
9.30–10.00 | De la créativité et de la popularité des marges – le récit autosociobiographique entre authenticité marginale et incommensurabilité littéraire (Kurt Hahn) |
10.00–10.30 | Pérégrinations de Dakar à Parc-Ex, en compagnie de Ducharme et Godin dans l'œuvre d'Ayavi Lake (Catherine Khordoc) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | "Ceci tuera cela". Le cas de Victor Hugo relu en Afrique après le Rhodes must fall (Mustapha Faye) |
11.30–12.00 | Conclusions de la sous-section |
Lynda Belarbi (Liège)
La répétition litanique comme acte subversif dans Le Peintre dévorant la femme de Kamel DAOUD
"La religion est un transport collectif que je ne prends pas" (Daoud 2005), se profile déjà dans ces propos la rupture assumée de Daoud avec une totalité. Ses remises en question profondes du discours religieux et du modèle normé et imposé le placent à la marge de sa propre culture. Le Coran en constitue le discours de référence, dont le poète algérien rejette sévèrement. Notre analyse se focalise sur la "répétition litanique" (Prak-Derrington 2021) comme stratégie discursive et esthétique utilisée par Daoud dans Le Peintre dévorant la femme (2018) pour exprimer un discours contestataire et marginal – ce qui traduit son engagement à travers une esthétique qui transforme performance en performativité pour libérer les signes de l'immobilité. La "parole ritualisée" de Daoud (Prak-Derrington 2021), selon la Gestalttheorie appliquée aux études linguistiques, révèle une subversion créative en dévoilant de manière répétitive et différée le corps féminin et ses attributs sensuels. Cette approche marque une "différance" envers l'Autre, l'oppresseur voilant, démontrant ainsi un puissant moyen de contestation (Derrida 1968). Daoud, en répétant le corps du signe, exprime un désir de restituer le corps féminin avec une puissance évocatrice (Prak-Derrington 2021), remettant en question une double hiérarchie entre centre et marge, Dieu et le poète. Sa parole tire sa force de rupture d'une connexion formelle et esthétique avec le texte coranique (Deleuze 1980).
- Daoud, Kamel. 2018. Le Peintre dévorant la femme. Alger: Barzakh.
- Deleuze, Gilles. Guattari, Félix. 1980. Mille Plateaux. Paris: Minuit.
- Prak-Derrington, Emmanuelle. 2021. Magies de la répétition. Lyon: ENS.
Loup Belliard (Grenoble)
Les en-dehors du désir: reconsidérations de la norme de la sexualité obligatoire dans le roman français du premier XIXe siècle
Dans les études de genre, il n'y a sans doute pas de domaine plus normé que la sexualité. Les études de genre se sont employées à déconstruire un ensemble de normes ancrées dans nos cultures et imaginaires rattachées à la sphère sexuelle. Pour Ela Przybylo, la déconstruction de l'hétéronormativité n'est que le début. Le déploiement du concept d'asexualité comme comportement ou identité pose une question fondamentale: la norme absolue de l'activité sexuelle pour tous les êtres humains adultes serait-elle socialement construite? C'est ce que suppose le concept de sexusociety, théorisé comme un régime de sexualité obligatoire qui régirait nos pratiques intimes, selon Michel Foucault. Sortir de la sexualité, c'est transgresser les normes millénaires: du désir comme réalité unanime, l'engendrement comme nécessité pour la survie de l'espèce, la division genrée dans l'acte du coït. Ces transgressions existent en littérature où l'obsession pour la sexualité se confronte au contexte culturel et politique particulier de la Restauration et de l'époque romantique, provoquant une apparition minoritaire notable de personnages à l'écart des schémas habituels de socialisation sexuelle et pouvant correspondre à la définition moderne de l'asexualité. Dans cette communication, nous proposons de montrer comment les romans de cette période contiennent déjà plusieurs remises en question profonde de la norme de la sexualité obligatoire, notamment à travers un corpus hugolien et sandien.
- Przybylo, Ela. 2016. "Introducing Asexuality and Asexuality Studies". Introducing the New Sexuality Studies 3, 181–191.
- Przybylo, Ela. 2011. "Crisis and Safety: The Asexual in Sexusociety". Sexualities 14/4, 444–461.
Nene Diop (Colorado)
Femme et Folie: la folie comme outil de contestation et de libération dans le roman sénégalais au féminin.
La folie, souvent vue comme un trouble mental ou une déviance sociale, a évolué à travers le temps et les cultures – chaque époque et société créant sa propre interprétation de ce concept. De l'antiquité à nos jours, la folie s'est constituée comme sujet de vifs débats. La littérature sénégalaise n'échappera pas à cette fascination. C'est pour dire que des écrivaines telles Mariama Ba, Ken Bugul, Aminata S. Fall et Fama D. Sène, nous ont développé une représentation multidimensionnelle et éclectique de ce handicap mental. Une lecture rapprochée de leurs œuvres nous force à l'édifiant constat que chez nos auteures, les protagonistes femmes taxées de folles cherchent et trouvent refuge dans la folie pour échapperà un existence quotidienne devenue trop douloureuse à supporter. Pour ces protagonistes, la folie constitue un sanctuaireleur permettant de survivre en marge de leur milieu social avec lequel elles sont dès lors entrées en conflit; puisqu'après tout, la folie "qu'elle soit imposée par le pouvoir patriarcal ou choisie de plein gré [est] comme [une] forme de refuge, de libération ou de contestation" (El Nossery 2020). On cherche à montrer que pour ces auteurs, la folie est un outil parmi d'autres utilisé avec expertise pour exprimer la complexité des réalités sociales. Cette analyse se concentre particulièrement sur la crise d'identité sociale due à la persistance de l'exclusion et de la marginalisation des femmes.
- El Nossery, Névine. 2020. "La folie et la mort de Ken Bugul ou l'écriture du débordement". L'Érudit franco-espagnol 14, 45–55.
Moustapha Faye (Saint-Louis du Sénégal)
"Ceci tuera cela". Le cas de Victor Hugo relu en Afrique après le Rhodes must fall
Dans Notre-Dame de Paris, le cri du Docteur Claude Frollo, "Ceci tuera cela", symbolise la vision d'Hugo sur l'histoire comme un éternel renversement des puissants par les plus humbles, tandis qu'il renie la bourgeoisie pour écrire en faveur d'un public choisi et réciproque. Le poète écrit pour condamner l'exécution de John Brown sans chercher la sympathie des lecteurs, esclaves inexistants, mais son adresse au peuple français vise à réaliser un programme durable au-delà de sa propre vie. Mais Hugo a-t-il jamais pensé qu'un public improbable peut se constituer avec le temps, inexistant au moment de la production de l'œuvre, dans le cadre d'une réception incontrôlée? La lecture actuelle de certains livres de Hugo en Afrique souligne la fragilité des interprétations, modifiant son image de défenseur du progrès en celle d'un raciste soutenant le colonialisme; cette étude examinera comment le mouvement Rhodes Must Fall réactualise la réception de Hugo, le situant différemment dans un contexte qui remet en question son humanisme traditionnel. Deux siècles après, des lecteurs ignorés ou méprisés s'invitent au débat pour reconsidérer un auteur en examinant la dynamique entre histoire et réception ainsi que les effets inattendus de la fiction sur laquelle l'école de Constance se penche (Jauss 1978). Cette analyse se basera sur la lecture actualisante d'Yves Citton (2007) afin d'explorer comment les émotions du lecteur influencent toute interprétation d'une œuvre passée.
- Hugo, Victor. 1985. Actes et paroles. Paris: Robert Laffont.
- Jauss, Hans Robert. 1978. Pour une esthétique de la réception. Paris: Gallimard.
- Citton, Yves. 2017 [2007]. Lire, interpréter, actualiser – Pourquoi les études littéraires? Paris: Éditions Amsterdam.
Nicole Fischer
Trois questions à la "Nation" – Représentation, langue et droits de l'homme pensés à partir des marges
Cette analyse examine trois romans et leur critique de la notion de nation avec un aspect particulier de ce concept dans chaque œuvre. Les idées de Homi Bhabha sur la nation, l'identité et la migration seront utilisées comme cadre théorique pour assurer la cohérence des analyses individuelles. Dans L'islam au secours de la République (2013), Abd al Malik aborde le scandale suscité par un candidat musulman à la présidentielle – explorant l'identité nationale par la représentation présidentielle, les opportunités de participation politique et de visibilité sociale des minorités. Tenir sa langue (2022) de Polina Passenko explore la migration de Polina et de sa famille de l'URSS vers la France en déclin, où Polina devient Pauline lors de sa naturalisation. Adulte, elle cherche à retrouver son nom de naissance devant un tribunal français – abordant ainsi la question de la langue et de l'identité nationale dans le contexte de la migration. Vingt et un jours (2020) de Laurence Tellier-Loniewski rentre dans la vie quotidienne d'un centre d'accueil pour réfugiés en banlieue parisienne, explorant le processus bureaucratique déshumanisant de la demande d'asile en France par la fuite. Ces romans minent le caractère performatif et pédagogique du récit national en termes de représentation, de langue et de droits humains, en soulevant la question de savoir si ces discours minoritaires peuvent servir de base à une transformation politique, à la manière suggérée par Bhabha (1990; 1994).
- Bhabha, Homi. 1990. Nation and Narration. London/New York: Routledge.
- Bhabha, Homi. 1994. The Location of Culture. London/New York: Routledge.
Myriam Geiser (Grenoble)
Négociations complexes d'espaces d'action et de normes sociales dans Les Misérables (2019) de Ladj Ly
La notion d'"exclusion intérieure" d'Etienne Balibar est centrale dans les récits du cinéma de banlieue en France à la fin du 20e siècle, explorant des histoires de marginalisation culturelle et sociale à travers des frontières urbaines. Un changement cinématographique récent aborde la discrimination dans le contexte plus large des transformations économiques néolibérales (Higbee 2014), illustré par le film de Ladj Ly, Les Misérables (2019), se déroulant à Montfermeil. Il évoque La Haine (1995) de Mathieu Kassovitz, soulignant les dysfonctionnements policiers et la persistance des phénomènes racistes. Il établit également un lien avec Les Misérables (1862) de Victor Hugo, en explorant l'exclusion sociale à travers les dynamiques de négociation. Le film montre comment les forces de l'ordre font des compromis avec les contre-pouvoirs locaux tandis que les minorités établissent leurs propres normes. On propose d'étudier comment le film de Ladj Ly met en scène des espaces d'empowerment pour les postmigrants (Kleppinger/Reeck 2018), tout en mobilisant le potentiel de communication sociale du cinéma de fiction (Böhm/Tiller 2022).
- Böhm, Roswitha/Tiller, Elisabeth. 2022. Die mediale Umwelt der Migration: Kulturelle Aushandlungen im 20. und 21. Jahrhundert. Bielefeld: Transcript.
- Higbee, Will. 2014. "Hope and Indignation in Fortress Europe: Immigration and Neoliberal Globalization in Contemporary French Cinema". SubStance: French Cinema and the Crises of Globalization 43/1, 26–43.
- Kleppinger, Kathryn A./Reeck, Laura. 2018. Post-Migratory Cultures in Postcolonial France, Liverpool: Liverpool University Press.
Kurt Hahn (Graz)
De la créativité et de la popularité des marges – le récit autosociobiographique entre authenticité marginale et incommensurabilité littéraire
Le regain d'intérêt pour les récits de vie ne date pas seulement du prix Nobel d'A. Ernaux. Dans le récit autosociobiographique contemporain, évoquer son parcours personnel et ses habitudes dévoile également les normes d'un groupe, les structures hiérarchiques de la société et le pouvoir d'un ordre symbolique. Il est évident que les autosociobiographies s'intéressent de près aux expériences de marginalisation et aux superpositions des marges problématisées: les études des milieux transclasses s'accompagnent ici de passages transgenres qui mettent en scène la révolte contre les rapports de genre patriarcaux. C'est précisément le point de départ de cette communication qui – à l'aide d'exemples d'A. Ernaux, D. Eribon et E. Louis – abordera la compatibilité des marges en question. Est-il établi que le déclassement social, la stigmatisation sexuelle et le chauvinisme politique sont toujours corrélés de manière cohérente? Et, en outre, une catégorie fréquemment citée comme la "classe" aujourd'hui continue-t-elle à receler des éléments d'explication précis? La question qui s'ensuit est de savoir dans quelle mesure le succès récent du genre autosociobiographique se répercute sur son authenticité déterminante. En termes plus directs, de quelle manière peut-on relier la popularité et la marginalité? Et en fin de compte, c'est peut-être l'incommensurabilité de sa créativité littéraire qui met en perspective l'engagement sociopolitique des textes autosociobiographiques.
Catherine Khordoc (Ottawa)
Pérégrinations de Dakar à Parc-Ex, en compagnie de Ducharme et Godin dans l'œuvre d'Ayavi Lake
Originaire du Sénégal, l'autrice québécoise Ayavi Lake met en scène le quartier de Parc-Extension, dont le surnom même, Parc-Ex, évoque la marge. Dans les deux textes que Lake a publié à ce jour, Le Marabout (2019) et La Sarzène (2022), Parc-Ex, quartier montréalais connu pour la diversité culturelle de ses habitants, est le lieu où se retrouvent exilés, transfuges, marginaux, que ceux-ci soient sénégalais, indiens ou autochtones. Les personnages québécois "de souche", représentants de la norme ou du groupe dominant, se trouvent désorientés lorsqu'ils explorent Parc-Ex, attirés, mais perplexes, face à l'exotisme perçu de ce quartier diversifié. Si l'on y rencontre diverses traditions, croyances, modes de vie, cuisines, ainsi que des éléments de sorcellerie et de réalisme magique, les deux textes intègrent aussi des références intertextuelles à des auteurs normatifs comme Réjean Ducharme, Gérald Godin et Serge Bouchard. Les personnages issus de l'immigration sont ceux qui réagissent à ces auteurs, contrastant avec les personnages "de souche" moins familiers avec cet héritage culturel. Nous aborderons l'étude de Parc-Ex, ses habitants, et les références intertextuelles avec des approches transculturelles et transnationales pour remettre en question les stéréotypes sur l'immigration, l'appartenance et la spécificité culturelle, révélant comment les marges, souvent perçues à tort comme "marginales", peuvent évoquer des notions culturelles universelles.
- Jay, Paul. 2010. Global Matters: The Transnational Turn in Literary Studies. Ithaca/London: Cornell University Press.
- Lionnet, Françoise et Shu-mei, Shih. eds. 2005. Minor Translationalism. Durham/London: Duke University Press.
- Messling, Markus. 2023. L'Universel après l'universalisme. Des littératures francophones du contemporain. Paris: PUF.
Stella Lange (Innsbruck)
Interférences entre les "marges sociales" et le "centre". Inch'Allah Dimanche de Yamina Benguigui et Fatima de Philippe Faucon
Exemples du cinéma postcolonial et accentué (Naficy 2001), Inch'Allah Dimanche (2001) de Yamina Benguigui et Fatima (2015) de Philippe Faucon racontent tous deux l'histoire de femmes maghrébines mariées à qui la loi du regroupement familial (1974) permet de suivre leurs maris en France. Alors que Zouina doit quitter l'Algérie dès les années 1970 avec sa belle-mère religieuse et conservatrice et ses enfants en bas âge pour suivre son mari à Saint-Quentin après plus de dix ans, Fatima, environ 20 ans après l'immigration avec son mari en France, apparaît comme femme de ménage séparée et seule à Paris, qui fait tout pour faire vivre ses deux filles, Souad, une adolescente rebelle, et l'ainée Nesrine, une étudiante ambitieuse. Le quotidien de Zouina et Fatima est marqué par la pauvreté, l'oppression patriarcale, le racisme et l'invisibilité politique et sociale. Dans quelle mesure le dire et le faire marginaux de Zouina et Fatima, ainsi que ceux de leurs enfants, exercent-ils une influence sur le "centre"? La représentation des positions féminines précaires et rebelles attire-t-elle par exemple l'attention sur une précarisation qui dépasse le cadre de la société (Marchart 2013)? Ou les deux films anticipent-ils une société post-migratoire dans laquelle des positions autrefois dichotomiques se rapprochent généralement (Foroutan et al. 2018)? Et si les différentes positions apparaissent comme mobiles, dans quelle mesure cela s'exprime-t-il également sur le plan esthétique?
- Foroutan, Naika et al. (eds.).2018. Postmigrantische Perspektiven. Ordnungssysteme, Repräsentationen, Kritik. Frankfurt am Main/New York: Campus.
- Marchart, Oliver (ed.). 2013. Facetten der Prekarisierungsgesellschaft. Prekäre Verhältnisse. Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Prekarisierung von Arbeit und Leben. Bielefeld: transcript.
- Naficy, Hamid. 2001. An Accented Cinema. Exilic and Diasporic Filmmaking.Princeton: Princeton University Press.
Noëlle Miller (Vienne)
La symbolique du cabinet Confluences dans anéantir de Michel Houellebecq
La présente communication s'inscrit dans la section en ce qu'elle adresse la marginalisation du catholicisme aujourd'hui au sein des sociétés européennes. En France, il est soumis par principe à la laïcité. L'œuvre de Michel Houellebecq est (re)connue pour présenter un apport considérable à l'actuel débat autour des religions et en particulier de la religion chrétienne. Ceci est confirmé dans son roman le plus récent, anéantir (2022), qui semble même ébranlée cette "norme" de la laïcité, fondement de la République française. Dans ce roman le protagoniste (Paul Raison) se fait une fois de plus le porte-parole du Père muet et paralysé. En particulier le roman montre, que le véritable moteur de l'Histoire est la religion (l'Histoire autour du Père) et non la politique (le prochain candidat à l'élection présidentielle), qui joue d'ailleurs un rôle tout à fait secondaire et qu'il tourne en dérision. Le cabinet de communication qu'il dénomme Confluences devient, tels le Rhône et la Saône qui se mélangent, le symbole d'un pot-pourri politique, qui ne change rien au cours de l'Histoire, car pour les experts en communication, il s'agit de faire gagner la prochaine campagne à leurs candidats et de les amener au pouvoir. La politique y est présentée comme essentiellement centripète (tournée vers son propre intérêt), tandis que l'Église est une enclave privée. Par son œuvre romanesque, Houellebecq ramène le catholicisme refoulé au centre de "la chose publique" (res publica).
- Houellebecq, Michel. 2022. anéantir. Paris: Flammarion.
- Cavanaugh, William. 2008. Eucharistie et mondialisation. La liturgie comme acte politique. Genève: Ad Solem.
- Cavanaugh, William. 2016. Comme un hôpital de campagne. L'engagement de l'Eglise dans un monde blessé. Paris: Desclée de Brouwer.
Hanna Nohe (Bonn)
Confluences des marges et influences sur le centre dans la littérature de femmes maghrébines
La littérature d'auteures maghrébines telles que Leïla Sebbar, Assia Djebar, Leïla Marouane ou Leïla Slimani se caractérise par la confluence de marges –dans le sens d'une infériorité de pouvoir– dans un seul personnage: par rapport au genre, à l'entre-deux culturel (Bhabha), à la position face à la société d''accueil' en France et à la hiérarchie familiale. Ainsi, Shérazade, 17 ans, brune, frisée, les yeux verts (1982), Nulle part dans la maison de mon père (2007), La jeune fille et la mère (2005) et Le parfum des fleurs la nuit (2021) partagent la constellation d'une jeune femme située culturellement entre la France et le Maghreb. La communication se propose d'examiner comment les confluences de marges agissent sur les marginalisés, mais aussi sur ceux symbolisant le centre, que ce soit le père ou d'autres personnages représentant la structure patriarcale, la culture et société maghrébines ou la France. De plus, nous comparerons les textes dans une perspective diachronique par rapport à un possible changement de la représentation de ces rapports entre marges et centre. Nous unirons les concepts d'altérité de genre (Beauvoir), d'altérité culturelle (Saïd) et de mécanismes de domination (Bourdieu) à l'idée de Cixous de prendre la parole à travers l'écriture. Nous pourrons apprécier dans quelle mesure dans ces œuvres, bien qu'elles se dédient avant tout à dénoncer la marginalisation, le centre évoqué subit un changement.
- Bhabha, Homi K. 2004 [1994]. The location of culture. London / New York: Routledge.
- Cixous, Hélène. 2010 [1975]. Le Rire de la Méduse et autres ironies. Paris: Galilée.
- Said, Edward W. 2003 [1978].Orientalism. New York: Vintage.
Aurore Peyroles (Berlin)
Herméneutique du détour: la banlieue romanesque de l'entre-deux-guerres ou le deuil du progrès
À travers les représentations qu'en livrent quelques romans de l'entre-deux-guerres, cette contribution envisage la banlieue dans sa dimension à la fois géographique, topographique et heuristique: sa position à l'écart mais aussi son étendue si essentiellement lacunaire en font un espace propice aux interrogations. Les béances du paysage banlieusard tel qu'il surgit de ces représentations romanesques sont en effet autant de fissures dans les édifices rhétoriques et politiques "centraux", démantelant les idées admises comme les valeurs trop bruyamment proclamées. La banlieue est alors constituée en signe – signe révélateur des traits les plus rudes du temps présent, ou signe annonciateur d'un monde à venir guère réjouissant. Son évocation interroge en particulier une valeur centrale du début du XXe siècle, celle de progrès. La modernité qui surgit de ces représentations banlieusardes est aux antipodes de celle qui anime les rues parisiennes: elle est résolument non désirable. En reprenant les trois formes, technologique, démocratique et social, que prend le progrès selon WilliamGuéraiche, on examinera comment l'ancrage dans le paysage banlieusard permet l'élaboration d'un contre-discours sur cette valeur clé de la période. Du fait de sa seule existence, la banlieue remet en cause les promesses de la modernité, maintenant ses habitants "aux bords du politique", pour reprendre l'expression de Jacques Rancière; elle est ce lieu où s'abolit le progrès.
- Augé, Marc. 1992. Non-Lieux. Introduction à une anthropologie de la surmodernité. Paris: Seuil.
- Guéraiche, William. 2003. "Le progrès en Occident au XXe siècle: perspectives de recherches". Cahiers d'histoire. Revue d'histoire critique 90–91, 153–165.
- Samoyault, Tiphaine. 2008. "La banlieue du roman: l'espace du personnage secondaire". Fabula, https://www.fabula.org.
Jimmy Thibeault (Pointe-de-l'Église)
Confluence des récits intimes: retrouver le sens du soi dans le sillage du 11 septembre 2001 dans le roman Fugueuses de Suzanne Jacob
Les attentats du 11 septembre 2001, par leur couverture médiatique, mais aussi par une certaine proximité géographique, sont rapidement entrés dans l'imaginaire québécois. Cette impression de proximité et de distance a teinté la représentation des événements dans la littérature, alors qu'ils ne sont souvent qu'effleurés, qu'ils s'inscrivent entre les lignes du texte, ou qu'ils servent de prétexte à un récit autre, intime, comme si la violence du moment s'infiltrait "dans le quotidien des personnages et il sert de déflecteur, leur permettant de raconter un autre événement tout aussi traumatique" (van der Klei 2014, 264). Un événement vécu dans la honte, repoussé à la marge, mais dont la mise en récit, le partage avec autrui, permet d'entamer une forme de guérison. La présente communication explore cette représentation du 11 septembre comme élément déclencheur d'un retour sur soi et d'une prise de parole qui, bien qu'elle soit intime, produite en marge des grands récits sociaux, se veut porteur d'un message de solidarité. Je m'intéresserai particulièrement au roman Fugueuses de Suzanne Jacob (2005), où l'onde de choc du 11 septembre fait remonter à la surface les secrets et les tensions qui minent la famille Dumont. Malgré les nombreux replis sur soi et la marginalisation des sujets, l'enchaînement des récits permets une confluence des voix qui finissent par trouver, dans la présence des autres, un sens.
- Van der Klei, Alice. 2014. "Le 11 septembre 2001, un événement vu d'ici". In: Bertrand Gervais et al. (eds). L'imaginaire du 11 septembre 2001. Motifs, figures et fictions. Montréal: Nota bene, 249–266.
- Jacob, Suzanne. 2005. Fugueuses. Montréal: Boréal.
5B. Zusammenflüsse sozialer Ungleichheiten in den frankophonen Literaturen und Medien: Literaturwissenschaftliche Perspektiven auf Intersektionalität
Das Konzept der Intersektionalität bietet sich in besonderem Maße an, vergangene und gegenwärtige Machtverhältnisse in ihrer Verwobenheit zu verstehen. Es entwickelt sich aus der Beobachtung der Existenz von Mehrfachdiskriminierungen in der Gesellschaft. Seine Ursprünge sind in der Entwicklung eines Black Feminism seit den 1970er Jahren zu finden, der die intersektionale Wechselwirkung von Rassismus und Sexismus in der Gesellschaft in den Blick nimmt. Die Wortbildung geht auf Kimberlé Crenshaw (1989) zurück, die ihn aus der visuellen Metapher der Straßenkreuzung entlehnt. Seitdem werden mit dem Begriff der Intersektionalität unterschiedliche Formen mehrfacher Diskriminierung in der Gesellschaft beschrieben, wobei neben den Kategorien von race, class und gender in den vergangenen Jahren weitere Kriterien sozialer Differenz und Diversität, wie etwa Alter, Religion oder Disabilität, hinzugekommen sind. Wie Winker/Degele 2009 herausstellen, handelt es sich bei der Intersektionalität um einen eher "rudimentär ausgearbeiteten Theorieansatz" (11), der darüber hinaus in den Literaturwissenschaften erst in jüngerer Zeit Beachtung gefunden hat (vgl. Krass 2014, 17; vgl. Klein/Schnicke 2014)). Während die Gender, Queer oder Postcolonial Studies separat betrachtet feste theoretische Spielfelder der Literaturwissenschaft sind, findet man sie in ihrer intersektionalen Verknüpfung weniger stark in den Literaturen angewandt. Ziel der Sektion ist es, sich dieses Forschungsdesiderats anzunehmen und sowohl aus einer theoretischen als auch aus einer analytischen Perspektive Zusammenflüsse und Wechselwirkungen sozialer Ungleichheiten in den frankophonen Literaturen und Medien zu betrachten. Wie Räthzel dies für die intersektionale Forschungsperspektive im Allgemeinen definiert hat, stehen damit "kontextspezifische Untersuchungen der Überschneidungen und des Zusammenwirkens verschiedener gesellschaftlicher Herrschaftsstrukturen und -praktiken" (2004, 253) im Fokus. Erwünscht sind somit aus einer diachronen Perspektive sowohl Einzelstudien als auch vergleichende Arbeiten, die sich mit den Auswirkungen von Macht und Herrschaft auf literarische Konstruktionen und Verhandlungen von multidirektional marginalisierten Identitäten beschäftigen. Es soll somit die grundsätzliche thematische Repräsentation von Mehrfachdiskriminierungen im Kontext von rassistischen und sexualisierten Gewaltformen sowie weiteren ideologisch motivierten Abwertungsmechanismen beleuchtet werden. Aus einer biopolitischen Sichtweise spielt dabei sicherlich der Körper als Spielfeld von Machtpraktiken eine entscheidende Rolle, wie insbesondere in postkolonialen Narrativen sichtbar wird. Doch auch Fragen von Autorschaft sollen berücksichtigt werden, die sich einerseits in ihrer narratologischen Konkretisierung betrachten und andererseits im soziologischen Kontext von Verlagswesen und Marktgesetzen kontextualisieren lassen.
Schwerpunkte und Fragestellungen dieser Sektion lassen sich um folgende mögliche Themenfelder zentrieren:
- Welche theoretischen Analysemodelle von Intersektionalität lassen sich aus den Literaturwissenschaften entwickeln und wie lassen sich diese praktisch anwenden?
- Welche thematischen, visuellen und narratologischen Repräsentationen von Mehrfachdiskriminierung finden sich in Literatur und Medien?
- Welche literarischen und visuellen Konstruktionen von Identitäten in Wechselwirkung zu sozialen Machtstrukturen lassen sich in Literaturen und Medien herausfiltern?
- Wie lässt sich Intersektionalität im Kontext von Verlagswesen und Marktgesetze konzeptualisieren?
Bibliographie
- Klein, Christian/Falko Schnicke. 2014. Intersektionalität und Narratologie: Methoden, Konzepte, Analysen, Trier: Wissenschaftlicher Verlag.
- Krass, Andreas. 2014. Einführung: "Historische Intersektionalitätsforschung als kulturwissenschaftliches Projekt". In: Andreas Krass et al. (eds.). Durchkreuzte Helden. Das 'Nibelungenlied' und Fritz Langs Film 'Die Nibelungen' im Licht der Intersektionalitätsforschung. Bielefeld: transcript, 7–51.
- Räthzel, Nora. 2004. "Rassismustheorien: Geschlechterverhältnisse und Feminismus". In: Ruth Becker/Beate Kortendiek (eds.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 248–256.
- Winker, Gabriele/Nina Degele. 2009. Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten, Bielefeld: transcript.
- Yekani, Elahe Haschemi et al. 2022. Andere Sichtweisen auf Intersektionalität. Revisualising Intersectionality. Wiesbaden: Springer.
26. September
11.30–12.00 | Einführung (Sara Izzo, Katharina Roth) |
12.00–12.30 | Comment écrire un corps intersectionnel? Propositions pour une écopoétique de l'intersectionnalité (Xavier Garnier) |
Mittagspause | |
16.00–16.30 | De la différance. Ourika de Madame de Duras ou l'heuristique de l'écriture (Laure Lévêque) |
16.30–17.00 | Lire l'intersectionnalité à travers le marronage dans les littératures francophones des îles de l'océan Indien et des Antilles (Sara Izzo) |
17.00–17.30 | Inégalités de genre:Thérèse ou l'identité féminine marginalisée dans Les Mamelles de Tirésias de Guillaume Apollinaire (Marcella Leopizzi) |
27. September
9.00–9.30 | Confluences de la féminité et de la masculinité dans L'Enfant de sable et La nuit sacrée de Tahar Ben Jelloun (Eylem Aksoy Alp) |
9.30–10.00 | Le rôle des collectifs et des personnages secondaires pour la construction identitaire dans les autofictions contemporaines La petite dernière de Fatima Daas et Tous les hommes désirent naturellement savoir de Nina Bouraoui (Céline Berdaguer) |
10.00–10.30 | "Je veille à ce que la femme […] ait une place". Intersektionalität in Fatima Daas' La petite dernière. "Je veille à ce que la femme […] ait une place". Intersectionnalité dans La petite dernière de Fatima Daas (Eva-Tabea Meineke) |
Kaffeepause | |
11.00–11.30 | Le Tintin d'un nouvel âge. Comique et critique culturelle chez Stromae (Karin Peters) |
11.30–12.00 | Konstruktionen weiblicher Selbstbilder in autobiographischen bandes dessinées in intersektionaler Perspektive. Constructions d'images de soi dans les bandes dessinées autobiographiques au féminin dans une perspective intersectionnelle (Myriam Macé) |
12.00–12.30 | Frauen auf der Flucht – Weibliche Migration in Boris Lojkines Film Hope aus intersektionaler Perspektive (Melanie Tissot) |
Mittagspause | |
14.00–14.30 | La condition des femmes au Cameroun: une société patriarcale et classiste dénoncée dans Cœur du Sahel de Djaïli Amadou Amal (Katharina Roth) |
14.30–15.00 | De la fille illégitime à la femme noire: l'intersectionnalité et le déracinement culturel dans l'œuvre de Fatou Diome (Laura Wiemer, Michelle Miedtank) |
15.00–15.30 | Sensitivity reading: les représentations littéraires et le champ éditorial en question (Elsa Pradier) |
Eylem Aksoy Alp (Ankara)
Confluences de la féminité et de la masculinité dans L'Enfant de sable et La nuit sacrée de Tahar Ben Jelloun
La quête identitaire est un des thèmes récurrents de la littérature contemporaine. Cette quête revêt une forme complexe à travers la/le protagoniste du diptyque L'Enfant de sable et La nuit sacrée de Tahar Ben Jelloun. En effet le/la protagoniste Zahra et/ou Ahmed, la fille cadette d'une fratrie de huit filles qui a été élevée par son père comme un garçon en raison de la pression sociale, sera confronté(e) à une double aliénation. D'abord étrangère à son corps de fille en étant obligée de se construire une fausse masculinité, ensuite étrangère à son corps d'homme en découvrant sa féminité après des années passées à se comporter comme un homme. Ainsi, étant de sexe féminin qui est une catégorie biologique, elle devra se construire un genre qui est une production sociale et culturelle; deux rôles dans lesquels elle sera perdue mais qui lui permettront de questionner l'intersectionnalité des deux sexes. Dans notre communication, nous essayerons d'entrevoir la convergence des deux sexes et genres du point de vue de la théorie de la domination masculine et de l'intersectionnalité.
- Ben Jelloun, Tahar. 1985. L'Enfant de sable. Paris: Seuil.
- Ben Jelloun, Tahar. 1987. La nuit sacrée.Paris: Seuil.
- Bourdieu, Pierre. 2002. La domination masculine. Paris: Seuil.
Céline Berdaguer (Genève)
Le rôle des collectifs et des personnages secondaires pour la construction identitaire dans les autofictions contemporaines La petite dernière de Fatima Daas et Tous les hommes désirent naturellement savoir de Nina Bouraoui
Dans les autofictions contemporaines francophones La petite dernière de Fatima Daas et Tous les hommes désirent naturellement savoir de Nina Bouraoui, les identités multiples jouent un rôle important. En effet, dans les deux romans, il est question d'orientation sexuelle, d'identité de genre, d'appartenance à deux pays, l'Algérie et la France, et de classe sociale. De fait, c'est un bon terrain pour analyser les discours concernant les identités et la représentation de l'intersectionnalité dans ces romans. L'importance des collectifs et en particulier des milieux queer et lesbiens pour la construction identitaire des personnages principaux sera analysée tout comme il sera intéressant de constater l'importance des personnages secondaires pour leur évolution. En effet, comme l'argumente Didier Eribon (2012, 94–122), la recherche de l'identité collective semble nécessaire pour la création de l'identité individuelle. Notre communication a donc comme objectif de répondre aux questions suivantes: Comment est représentée l'intersectionnalité dans ces romans et quelle est son importance pour la construction identitaire des personnages principaux? Quels sont les discours concernant les identités multiples dans ces romans? Quelle est la place de l'intersectionnalité dans l'identité collective de laquelle émane l'identité individuelle?
- Bouraoui, Nina. 2018. Tous les hommes désirent naturellement savoir. Paris: JC Lattès.
- Daas, Fatima. 2020. La Petite Dernière. Paris: Noir sur Blanc.
- Eribon, Didier. 2012. Réflexions sur la question gay. Paris: Flammarion.
Xavier Garnier (Paris)
Comment écrire un corps intersectionnel? Propositions pour une écopoétique de l'intersectionnalité.
Parce qu'il relève du vocabulaire de la géométrie, le terme d'intersectionnalité pourrait sembler mal adapté pour rendre compte des expériences concrètes et quotidiennes auxquels il veut renvoyer. Je voudrais m'intéresser aux poétiques susceptibles de donner une épaisseur corporelle à cette notion. En partant de ce point d'évanescence qu'est une intersection, la pratique littéraire, à condition qu'elle parvienne à capter l'intensité d'une expérience vécue, est susceptible de faire naître des puissances figurales à haute portée politique. Je m'appuierai sur un corpus africain (Sony Labou Tansi, Kossi Efoui, Nadia Yala Kisukidi) et caribéen (Suzanne Césaire, Marie Vieux-Chauvet) pour rendre compte de l'invention d'un tel "personnage intersectionnel", dont la simple présence bouscule l'ordonnancement de l'univers fictionnel. À la fois invisible et terriblement présent, le personnage intersectionnel est un être camouflé, qui résiste à la mise en image de son corps pour mobiliser les puissances du lieu.
Sara Izzo (Bonn)
Lire l'intersectionnalité à travers le marronage dans les littératures francophones des îles de l'océan Indien et des Antilles
Cette contribution se propose d'examiner la confluence des discriminations multiples dans la littérature provenant des îles de l'océan Indien et des Antilles en se focalisant sur la représentation des sociétés esclavagistes et du marronage en tant que forme de résistance contre celle-ci. Ce que Larrier constate pour la littérature des descendants de ces sociétés mettant en scène l'esclavage et le marronage, à savoir qu'elle "reflect on race, class, and gender from the majority perspective as opposed to the viewpoint of European sojourners who tend to minimize slavery's pervasiveness and impact" (Larrier 2009, 135), se manifeste dans la production littéraire de la Réunion depuis l'époque charnière de l'abolition de l'esclavage au milieu du XIXe siècle. En effet, le phénomène du marronage est un topos fondateur de la littérature réunionnaise (cf. Marimoutou 2022; cf. Prasad 2020, viis.), qui continue à lui donner une place prépondérante à l'heure actuelle. À la lumière du concept de l'intersectionnalité seront donc examinées les discriminations ethniques, sociales et sexuelles dans un choix de textes, dont Les Marrons (1844) de Louis-Timagène Houat, considéré comme premier roman réunionnais. Le focus sera mis sur le rôle de la femme dans le système esclavagiste.
- Larrier, Renée. 2009. "In[her]itance: Legacies and Lifelines in Evelyne Trouillot's Rosalie L'Infâme". Dalhousie French Studies 88, 135–145.
- Marimoutou, Carpanin. 2022. "L'écriture littéraire de l'esclavage et du marronnage à la Réunion".
- Prasad, Pratima. 2020. "Introduction". In: Pratima Prasad (ed.). Esclaves marrons à Bourbon. Une anthologie littéraire (1831–1848). Paris: L'Harmattan, vii–xxiii.
Marcella Leopizzi (Lecce)
Inégalités de genre: Thérèse ou l'identité féminine marginalisée dans Les Mamelles de Tirésias de Guillaume Apollinaire
Cet essai propose une analyse du personnage de Thérèse/Tirésias mis en scène en 1917 dans la pièce théâtrale de Guillaume Apollinaire intitulée Les Mamelles de Tirésias. À travers l'examen des mots et des actions de ce personnage, cette étude vise à rechercher toute expression et toute conception qui relève de la représentation des inégalités et des discriminations de genre et tout particulièrement de la marginalisation sociale de l'identité féminine. Il s'agira de mettre en lumière les formes de violence sexualisée ainsi que d'autres mécanismes de dévalorisation de la figure féminine contenus dans ce drame surréaliste et de démontrer de quelle manière cette construction littéraire ouvre des perspectives novatrices dans une optique d'émancipation féminine si ce n'est féministe qui dépassent, par endroits, même les intentions contingentes envisagées par l'auteur.
- Décaudin Michel. 2002. Apollinaire. Paris: Librairie Générale Française.
- Delbreil, Daniel/Purnelle, Gérald. 2018. Apollinaire et le théâtre. Paris: Calliopée.
- Read, Peter. 2000. Apollinaire et Les Mamelles de Tirésias. La revanche d'Eros. Rennes: PUR.
Laure Lévêque (Toulon)
De la différance. Ourika de Madame de Duras ou l'heuristique de l'écriture
Les champs des études féminines et décoloniales semblent encore trop méconnaître le rôle d'Ourika (1823) de Madame de Duras (1823) qui fait figure de"première analyse en français par un écrivain blanc des effets psychologiques du racisme des blancs sur une personne noire", laquelle se trouve également être une femme. Reprenant l'histoire véridique d'une jeune Noire offerte à Mme de Beauvau par le chevalier de Boufflers, gouverneur du Sénégal en 1786–1787, sous la plume de Mme de Duras, son double romanesque prend conscience de ce que la couleur de son épiderme lui interdit d'aspirer à une alliance dans le monde où elle a été élevée et qu'elle croyait jusque-là le sien, la condamnant à un destin de paria dans une société où l'accomplissement du féminin passe alors par le mariage. Double peine de sa condition de femme et de noire. Madame de Duras déconstruit le chromo en confiant la narration à Ourika elle-même dont on épouse le point de vue et suit la prise de conscience de sa différance, au double sens derridien de dissemblance et de décalage, que prend en charge ce récit-mémoire où l'écriture assume un rôle heuristique, bousculant la dominance du Même sur laquelle est jeté un regard décapant en même temps que, par le retardement qu'elle suppose, elle porte les espoirs de conscientisation, du public comme du sujet que l'acculturation condamne à l'aliénation et à la haine de soi.
- Bertrand-Jennings, Chantal. 2001. D'un siècle l'autre. Romans de Claire de Duras. Jaigne: La Chasse au Snark.
- Derrida, Jacques et al. 1969. Théorie d'ensemble. Paris: Seuil.
- Fanon, Frantz. 1952. Peau noire, masques blancs. Paris: Seuil.
Myriam Macé (Bremen)
Konstruktionen weiblicher Selbstbilder in autobiographischen bandes dessinées in intersektionaler Perspektive
Als "key genre for women", so Miller (2007, 231) ermöglicht es die autobiographische bande dessinée (vgl. auch Groensteen 1996), individuelle Erfahrungen, die bis dato in Gesellschaft und literarischem Feld heteronormativ unterdrückt wurden, zu erzählen. Doch neben dieser "féminisation" der bande dessinée, so Peeters (2023, 51), verhandeln die Autorinnen dort weitaus mehr als nur Genderfragen: In ihren Werken offenbaren sich Diskriminierungserfahrungen, die über die Differenzkategorie Gender hinaus Aushandlungsfelder wie soziale Klasse, Ethnizität, Nationalität, Religion oder Dis/Ability umfassen. Eine intersektionale Perspektivierung macht ihre Wechselwirkungen in die bande dessinée sichtbar: Wie ermöglichen sie es, die normativen Darstellungen von Gender in intersektionaler Überlagerung mit anderen Differenzkategorien abzubilden und zu unterlaufen? Wie werden in autobiographischen bandes dessinées weiblicher Autorschaft weibliche Selbstbilder in Wechselwirkung zu Hegemonialverhältnissen konstruiert, hinterfragt und dekonstruiert? Zur Beantwortung dieser Fragen werden (i) nach einem literatursoziologischen und -theoretischen Aufschlag in (ii) intersektionalen Analysen exemplarischer Vertreter die Wechselwirkungen der Differenzkategorie Gender mit anderen Differenzkategorien untersucht und (iii) abschließend Potenziale und Grenzen der intersektionalen Analyse der Gattung diskutiert.
- Groensteen, Thierry. 1996. "Les petites cases du Moi: L'autobiographie en bande dessinée". 9e Art 1, 58–69.
- Miller, Ann. 2007. "Gender and autobiography". In: Ann Miller (ed.): Reading bande dessinée: critical approaches to French-language comic strip. Bristol: Intellect et al., 229–242.
- Peeters, Benoît. 2023. Un art neuf: la bande dessinée. Paris: Fayard.
Eva-Tabea Meineke (Mannheim)
"Je veille à ce que la femme […] ait une place". Intersektionalität in Fatima Daas' La petite dernière
In ihrem ersten, autofiktionalen Roman La petite dernière (2020) stellt Fatima Daas die komplexe Identitätskonstruktion der Protagonistin Fatima dar, die sich intersektionell gestaltet, indem sie das "Ineinandergreifen […] und [die] Wechselwirkungen zwischen verschiedenen sozialen Strukturen" (Lutz et al. 2013, 9) ebenso wie die "Spezifizität der durch diese Wechselwirkungen geprägten Erfahrungen" (2013, 10) zur Grundlage ihres Schreibens macht. Mit ihrem Roman und dessen literarischen Möglichkeiten trägt sie zur Sichtbarmachung von Frauen in der Gesellschaft, insbesondere zur "Anerkennung von Differenzen zwischen Frauen" (2013, 10) und damit zu "intrakategorialer Heterogenität" (Yekani et al. 2022, 119) bei. Am Beispiel der Protagonistin Fatima zeigt sie Intersektionalität in ihrer Zuspitzung auf, wodurch sie auf das "'Problem mit den Kategorien'" hinweist (2022, 121). Die Machtverhältnisse der Gesellschaft ("'matrix of domination'", Hill Collins zit. nach Lutz et al. 2013, 11) stellt sie in ihrer Verwobenheit (vgl. Sektionsbeschreibung) ebenso wie die damit verbundenen Exklusionsprozesse provokant aus. Der Vortrag möchte untersuchen, mittels welcher literarischen Mittel Daas die "Komplexität" (2013, 11) der Diskriminierungserfahrungen in ihrem Roman umsetzt, ebenso wie die "Inklusion vielfältiger Narrative" (2013, 12) und die "Mehrstimmigkeit" und "Multidimensionalität (von Identitäten und sozialen Platzanweisern)" (2013, 13).
- Daas, Fatima. 2020. La petite dernière. Paris: Noir sur blanc.
- Lutz, Helma et al. 2013 [2010]. "Fokus Intersektionalität – Eine Einleitung". In: Helma Lutz et al. (eds.). Fokus Intersektionalität. Bewegungen und Verortungen eines vielschichtigen Konzeptes. Wiesbaden: Springer, 9–31.
- Yekani, Elahe Haschemi et al. 2022. Andere Sichtweisen auf Intersektionalität. Revisualising Intersectionality. Wiesbaden: Springer.
Karin Peters (Bonn)
Der Tintin eines neuen Zeitalters. Komik und Kulturkritik bei Stromae
Stromae ist in Deutschland vornehmlich für seinen Hit "Alors on dance" (2010) bekannt, in seiner Heimatstadt Brüssel hingegen verbindet man seine Person u.a. mit einem spektakulären Auftritt im öffentlichen Raum: Im Mai 2013 lässt er das Video zum Clip "Formidable" am Verkehrsknotenpunkt Louise mit versteckter Kamera drehen und inszeniert sich dabei als gefallener Star. Der folgende virale Skandal ist einkalkuliert und wird ein paar Tage später dadurch aufgelöst, dass Stromae den Mitschnitt als offizielles Musikvideo seines Chansons veröffentlicht und so die digitale Aufmerksamkeitsökonomie der Gegenwart sichtbar macht (vgl. Burnett 2017). Dabei steht die komische Überschneidung unterschiedlicher Rollenidentitäten im Mittelpunkt. Modisch tritt Stromae zeitgleich als Mischung eines kongolesischen Sapeur und der belgischen Comicfigur Tintin auf (deren erste Ausgaben als rassistische Darstellung der Kolonialisierung des Kongo kritisiert werden). Seine gemischtkulturelle Herkunft verarbeitet er textuell, musikalisch und in der Theatralisierung seines Selbst. In "Formidable" mündet diese Inszenierung im Stereotyp, das PoC als Affen (singe) entmenschlicht aber gegen die vornehmlich weißen Zuschauer gerichtet wird. Denn obgleich in der Narration des Chansons zunächst der Sprecher wie ein Affe betrachtet wird, kehrt dieser den Blick um und macht die Zuschauer selbst zu Makaken, die im Zoo ihrer pervertierten Medienkultur beobachtbar werden. Der Vortrag geht deshalb davon aus, dass Stromaes Performances nach dem Prinzip des "jouer la chanson" (Jacques Brel) eigentlich Theater sind und als Symptom und Pharmakon unserer Gegenwart gelesen werden können.
- Burnett, Joanne. 2017. "Why Stromae Matters: Dance Music as a Master Class for the Social Issues of Our Time". The French Review 91/1, 79–92.
- Coljon, Thierry. 2014. De Brel à Stromae. La grande histoire belge de la chanson française. Waterloo: Renaissance du Livre.
- Jonsson, Andrea. 2018. "From Interval, to Trill, to Undulation: Expressions of Vulnerability in the Melismatic Gestures of Jacques Brel and Stromae". Contemporary French and Francophone Studies 22/4, 436–444.
Elsa Pradier
Sensitivity reading: les représentations littéraires et le champ éditorial en question
Les sensitivity readers sont un nouveau "maillons intermédiaires" (Becker 2010) de la chaîne éditoriale dont le rôle est de relire les manuscrits afin d'y relever les stéréotypes de genre, race et d'autres éléments portant sur des formes de discrimination ainsi que d'apporter une cohérence historique et/ou culturelle. Cette communication propose de revenir sur une enquête préliminaire concernant la professionnalisation des sensitivity readers dont les résultats permettent de questionner les régimes de légitimité mobilisés par les sensitivity readers, reposant d'une part sur le fait d'être "premier·ère concerné·e" fondé sur le standpoint epitemology (Bracke/Bellacasa 2013) ou encore sur le racial realism (Skrentny 2014) et d'autre part sur des savoirs autres (militant, académique, compétence professionnelle telle que la traduction etc.) et m'ayant permis d'autre part d'alimenter la critique de la reproduction sociale du champ littéraire et éditorial que cette pratique met en lumière.
- Becker, Howard. 2010. Les Mondes de l'art. Paris: Flammarion.
- Bracke, Sarah/ Puig Bellacasa, María/Clair, Isabelle. 2013. "Le féminisme du Positionnement. Héritages et perspectives contemporaines". Cahiers du genre 54/1, 45–66.
- Skrentny, John D., 2014. "After Civil Rights. Racial realism in the New American Workplace". Princeton: Princeton University Press.
Katharina Roth (Bonn)
La condition des femmes au Cameroun: une société patriarcale et classiste dénoncée dans Cœur du Sahel de Djaïli Amadou Amal
Les violences faites aux femmes sont un fait quotidien pour de nombreuses femmes, quel que soit leur classe sociale, leur religion ou leur ethnie. Au Cameroun, les interventions sont rares et les prises de paroles sont quasiment inexistantes. Cependant, grâce à ses romans Les Impatientes (2020) et Cœur du Sahel (2022), Djaïli Amadou Amal a été surnommé la voix des sans-voix. Son œuvre donne la parole aux filles peules mariées de force subissant les conséquences de la polygamie, ainsi qu'aux domestiques vulnérables, traitées comme des esclaves modernes parce qu'elles n'appartiennent ni à la même ethnie, ni à la même religion que leurs "employeurs". Amadou Amal peint le portrait d'une société opprimante qui ne laisse que deux places aux femmes: soit celle d'épouse et de mère, soumise à l'homme, soit celle d'esclave méprisée, réduite à l'asservissement. Le manque de scolarisation, l'accès restreint à l'indépendance financière et les préjugés sexistes et tribalistes entravent l'émancipation de la femme au Cameroun, et les menaces terroristes ainsi que les conséquences du changement climatique sont particulièrement dévastatrices pour celles-ci. À travers une lecture (afro-)féministe et intersectionnelle du roman Cæur du Sahel, nous comptons prêter oreille à ces femmes et dévoiler l'enchevêtrement des discriminations auxquelles elles font face, afin de révéler l'engagement d'une écrivaine menant le combat pour les droits de la femme et qui réclame l'attention du monde entier.
- Amadou Amal, Djaïli. 2022. Cæur du Sahel. Paris: Collas.
- Crenshaw, Kimberlé. 1989. "Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics".University of Chicago legal Forum 1, 139–167.
- Mianda, Gertrude. 2021. "Le colonialisme, le postcolonialisme et le féminisme: discours féministe en Afrique francophone subsaharienne". Recherches féministes 34/2, 15–32.
Melanie Tissot (Mannheim)
Frauen auf der Flucht – Weibliche Migration in Boris Lojkines Film Hope aus intersektionaler Perspektive
Flucht und Migration sind im gesellschaftlichen Diskurs, aber auch in der medialen und kulturellen Repräsentation – etwa in Literatur und Film – heutzutage ein omnipräsentes Thema. Während sich viele Filme mit männlichen Migrierenden auseinandersetzen, bleiben Migrationserfahrungen von Frauen, die weltweit die Hälfte der Flüchtenden ausmachen, jedoch bislang meist unsichtbar. Um genderspezifische und intersektionale Dimensionen von Flucht und Migration in den Fokus zu rücken, soll der Spielfilm Hope (2014) von Boris Lojkine analysiert werden. Der Film begleitet zwei Migrierende aus Afrika auf ihrem Weg Richtung Europa. Dabei steht ungewöhnlicherweise auch eine weibliche Protagonistin im Mittelpunkt, die im Laufe des Films zahlreiche Gewalterfahrungen durchlebt. Ob trotz der multidimensionalen Gewaltformen dennoch weibliche Agency im Film vom Lojkine ermöglicht und somit die Frau nicht ausschließlich als Opfer der vorherrschenden Machtstrukturen dargestellt wird, soll im Rahmen des Vortrags unter anderem eruiert werden. Da im Hinblick auf die Thematik migrierender Frauen aus dem 'Globalen Süden' mehrere Intersektionalitätsdimensionen – im Speziellen gender und race – relevant sind, wird für diese Analyse eine Kombination aus verschiedenen Filmtheorien, wie dem Female Gaze sowie dem Imperial Gaze, herangezogen. Mithilfe ihrer Verflechtung kann intersektional untersucht werden, ob im Film patriarchale und (neo-)koloniale Macht- und Unterdrückungsstrukturen aufgelöst oder konsolidiert werden.
- Liebig, Sabine. 2017. "Flucht und Migration von Frauen aus Genderperspektive". Ein Perspektivwechsel. In: Hans-Jürgen Lüsebrink et al. (eds.): "Alles Frankreich oder was?" Die saarländische Frankreichstrategie im europäischen Kontext.Bielefeld: Transcript, 273–287.
- Lutz, Helma/Amelina, Anna. 2017. Gender, Migration, Transnationalisierung. Eine intersektionelle Einführung.Bielefeld: transcript.
- Soloway, Joey. 2016. "The Female Gaze". In: Toronto International Film Festival Master-class, www.toppleproductions.com/the-female-gaze.
Laura Wiemer, Michelle Miedtank (Wuppertal)
De la fille illégitime à la femme noire: l'intersectionnalité et le déracinement culturel dans l'œuvre de Fatou Diome
L'écrivaine franco-sénégalaise Fatou Diome est considérée comme l'une des voix féminines les plus importantes de l'Afrique francophone. Le roman Le ventre de l'Atlantique (2003) représente son œuvre la plus connue, traduite dans plus de 20 langues et couronnée de plusieurs prix littéraires. Tout comme sa première publication, le recueil de nouvelles La Préférence Nationale (2001), le roman fictionnalise sa propre histoire de migration, marquée par l'intersectionnalité et le déracinement culturel entre l'Afrique et l'Europe. Par conséquent, Salie, l'alter ego de Fatou Diome dans Le ventre de l'Atlantique, se sent "[e]nracinée partout, exilée tout le temps" (2003, 210). Il sera question d'analyser la double intersectionnalité dont souffrent Satou, la narratrice-protagoniste dans La Préférence Nationale, et Salie dans les deux espaces culturels. Au Sénégal, elles sont défavorisées en raison des circonstances de leur naissance, tandis qu'en France, elles se heurtent à un traitement discriminatoire fondé sur leur couleur de peau, leur origine et leur sexe. Ainsi passent-elles de leur statut social de filles illégitimes à celui de femmes noires. Notre conférence apportera une perspective multidirectionnelle (pouvoir et capital, corps et canon de beauté, autofiction et autoréflexion, etc.) à la construction des identités féminines marginalisées dans l'œuvre de Fatou Diome, qui n'a pas encore reçu l'attention scientifique méritée malgré le vif intérêt du public pour ses textes.
- Diome, Fatou. 2001. La Préférence Nationale. Paris: Présence Africaine.
- Diome, Fatou. 2003. Le ventre de l'Atlantique. Paris: Anne Carrière.