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Praktikum in der Programmabteilung des Goethe-Instituts in Lissabon

Tobias hat im Rahmen seines Bachelorstudiums "European Studies" ein durch Erasmus+ finanziertes Praktikum beim Goethe-Institut in Lissabon absolviert. In einem Erfahrungsbericht gibt er Tipps zur Wohnungssuche und berichtet über seine spannenden Praktikumstätigkeiten. Außerdem verrät er, was ihn alles an der portugiesischen Hauptstadt fasziniert.

Quem não viu Lisboa, não viu coisa boa. – António Nobre

„Wer Lissabon nicht gesehen hat, der hat nichts Schönes gesehen.“ Obwohl dieses Zitat aus dem Portugal des 19. Jahrhunderts stammt und mit Sicherheit nicht ungeachtet der langwährenden Kluft zwischen königlicher Hauptstadt sowie kargem portugiesischen Hinterland zu verstehen ist, vermag es doch des einzigartigen Zaubers zu erinnern, mit dem Lissabon bis heute seine Gäste lockt. 
Seit meinem ersten Besuch vor fünf Jahren wusste ich zumindest, dass ich dorthin zurückkehren wollte. So war mir im Bachelorstudium European Studies klar, dass ich das Pflichtmodul ‚Auslandserfahrung‘ als Gelegenheit dafür nutzen wollte und habe mich um ein Praktikum im Goethe-Institut (GI) Lissabon beworben. 

Meine Initiativbewerbung am Goethe-Institut Portugal

Einen Monat nach meiner Initiativbewerbung über das Bewerbungsformular auf der Homepage des Goethe-Instituts Portugal erhielt ich bereits ein Angebot für einen dreimonatigen Praktikumsslot in der Bildungsabteilung (BKD) des GI Lissabon. Darauf folgte ein zweites Angebot von der Abteilung für Programmarbeit, das mit dem Zeitrahmen von Anfang November bis Ende Februar perfekt in mein fünftes Semester und damit meinen Studienplan passte. 
Ende Oktober 2019 trat ich also die lange Reise an. Mit Bus und Bahn dauerte diese eine ganze Woche. Jedoch konnte ich so auf dem Weg Freunde in Toulouse besuchen, die ebenfalls gerade einen Erasmus+ Aufenthalt absolvierten. 

Meine Wohnungssuche 

Die Wohnungssuche in der Metropolregion Lissabon ist wie in den meisten europäischen Großstädten äußerst schwierig. Der Wohnungsmarkt im „Zentrum“ (d. h. in den Stadtgemeinden) ist durch Tourismusströme, Zuwanderung und Immobilieninvestitionen äußerst angespannt. Viele Wohngebäude bieten nur wenig Raum und sind für die verlangten Preise schlecht in Schuss. Von den umliegenden Kommunen wie Amadora oder Almada wiederum dauert der Weg in die Stadt recht lange. In der Regel ist mit einem Budgetaufwand zwischen 350 und 550 Euro zu rechnen. Mein Zimmer habe ich über uniplaces.com bezogen. Die Haken daran: Zusätzliche Provision an die Webseite und versteckte Reinigungskosten. Außerdem erklärte man mir erst nach der Buchung des Zimmers, dass ich die Wohnung entgegen meiner Erwartung nicht mit der Eigentümerin, sondern mit beliebigen mir vorher komplett fremden Internationals teilen würde. Darunter litt letztendlich der Wohnkomfort, da sich keine oder keiner von uns so richtig für die Wohnung verantwortlich fühlte. Dafür wohnte ich im Herzen der Stadt und nur neun Gehminuten von meiner Arbeit entfernt. Im Nachhinein würde ich Facebook zur Wohnungssuche empfehlen, weil laut meiner Praktikumskollegin dort meistens die WGs selbst die bei ihnen freiwerdenden Zimmer inserieren.
Abgesehen von den Wohnkosten ist das Leben in Portugal – selbst in Lissabon – spürbar günstiger als in Passau; zum Beispiel hinsichtlich Lebensmittel und Gastronomie. Folglich bieten die günstigen Gastro-Preise auch den Anreiz, sich kulinarisch häufiger mal etwas zu gönnen.

Mein Leben in Lissabon in drei Punkten 

  1. Uma bica, se faz favor! – „Einen Espresso, bitte!“ 
    Wer Kaffee mag, hat gute Chancen in Portugal glücklich zu werden. Viele Leute gehen vor der Arbeit morgens in eine pastelaria, um zu einem Süßgebäck (pastel) einen Kaffee zu trinken. Und natürlich nach dem Mittagessen. Und am Nachmittag gegen das Konzentrationstief. Und nach dem Abendessen sowieso. Der Begriff Bica wird hauptsächlich in Lissabon verwendet und heißt ausgeschrieben bebo isto com açúcar – „Das (da) trinke ich mit Zucker.“ Damit ist wohl genug gesagt. 
  2. KINO
    Mein Praktikum in der Programmabteilung des Goethe-Instituts drehte sich primär um die Vorbereitung und Ausrichtung des jährlichen deutschsprachigen Filmfestivals KINO – Mostra de Cinema de Expressão Alemã. In dessen Rahmen habe ich die Organisation eines Workshops für Filmvereine übernommen, die Webpräsenz auf der GI-Homepage verwaltet und Informationen zu den vorgeführten Filmen zusammengetragen und aufbereitet. In den vier Monaten meines Praktikums hatte ich durchgehend ansprechende Aufgaben und war stets ausgelastet. Neben KINO durfte ich mich auch an anderen Projekten beteiligen, zum Beispiel am Entwurf eines ‚Deutsch-Portugiesischen Journalismus-Preises‘ oder den ‚(Post-)Kolonialen Erinnerungsorten in Lissabon und Hamburg‘. Alle diese Projekte haben mir sehr gefallen, daher kann ich den Einblick in ein Goethe-Institut nur empfehlen!
  3. Até amanhã! – „Bis morgen!“ 
    Lissabon ist mit 553.000 Einwohnenden im Stadtbereich (und knapp drei Millionen in der gleichnamigen Metropolregion) eine beachtliche Großstadt mit Weltruf. Manchmal jedoch merkt man selbst heute noch im musealen Zentrum, dass auch hier ein dörflicher Charakter herrscht und die Menschen einander gut kennen. Oft wird sich mit dem Gruß „Até amanhã!“ automatisch nur „bis morgen“ verabschiedet, meist jedoch ohne die geringste Absicht, am folgenden Tag wiederzukehren.

Mein Auslandspraktikum dank Erasmus+ 

Dem ZKK verdanke ich, dass ich mir das Auslandspraktikum habe leisten können. Zwar erhielt ich seitens des Goethe-Instituts Lissabon eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 300 Euro pro Monat, jedoch aus buchhalterischen Gründen erst als Vollsumme zum Abschluss des Praktikums. Das Erasmus+ Stipendium, auf das ich erst durch das ZKK aufmerksam geworden bin, ist mir schnell zugesagt worden. Bereits vor Praktikumsbeginn erhielt ich 80 % des Fördergeldes, sodass ich Reise- und Wohnkosten decken konnte. Das ZKK war mir während der Bewerbung um das Stipendium und bei Verzögerungen in der Anerkennung des Learning-Agreements seitens des GI eine unschätzbare Hilfe.
Durch ein Sprachkursangebot im Anschluss an mein Praktikum bin ich schließlich am 14. März 2020 mit dem Nachtzug abgefahren. Mir ist die Heimreise zum Glück gerade noch vor Verhängung des ersten Corona-Lockdowns gelungen. Ich bin also sehr froh, vorher noch diese tolle Praktikumserfahrung gemacht haben zu dürfen! 

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