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Interview mit den Leiterinnen der Psychologisch-Psychotherapeutischen Beratungsstelle

Die Psychologisch-Psychotherapeutische Beratungsstelle steht Ihnen als Studierende/r der Universität Passau während Ihres Studiums mit individuellen Beratungs- und Unterstützungsangeboten zur Seite. Wir von Zukunft: Karriere und Kompetenzen hatten die Möglichkeit ein Interview mit Dr. Lisa Huber Flammersfeld und Frau Zessin zu führen, die das Team der Psychologisch-Psychotherapeutischen Beratung an unserer Universität bilden.

ZKK: Liebe Frau Dr. Huber-Flammersfeld, liebe Frau Zessin, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein kleines Interview nehmen. Gemeinsam leiten Sie die Psychologisch-Psychotherapeutische Beratungsstelle an der Universität Passau. Seit wann üben Sie ihre Tätigkeit aus? Vielleicht möchten Sie uns dabei auch einen kleinen Einblick in Ihren bisherigen Werdegang gewähren.

Antwort: Vielen herzlichen Dank für Ihre Einladung und die Möglichkeit, uns auf diesem Wege hier vorstellen zu dürfen. Wir leiten die Psychologisch-Psychotherapeutische Beratungsstelle an der Universität Passau jetzt seit einem knappen halben Jahr. Wir beide haben einen klinischen Hintergrund.

Dr. Lisa Huber-Flammersfeld: Ich war 12 Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des BKH Passau beschäftigt, wo ich zuletzt gemeinsam mit einem ärztlichen Kollegen die Tagesklinik geleitet habe. Ich bin Psychologin, systemische Therapeutin, Lehrtherapeutin und ab und zu Dozentin in einem Münchner Weiterbildungsinstitut. In der ferneren Vorgeschichte habe ich im Institut für Medizinische Psychologie und dem Humanwissenschaftlichen Zentrum der LMU gearbeitet und ich freue mich sehr, dass der Kreis des universitären Kontextes sich nun wieder geschlossen hat.

Maria Zessin: Ich bin approbierte psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) und war zuletzt in einer psychosomatischen Tagesklinik in München tätig. Dort behandelte ich Patient:innen mit Depressionen und Essstörungen. Absolviert habe ich meine Ausbildung an der LMU München, wo ich auch im Rahmen eines Forschungsprojekts Gruppenpsychotherapie für geflüchtete Personen durchgeführt habe und in der Institutsambulanz psychotherapeutisch tätig war.

ZKK: Wie kann man Sie am besten erreichen und was erwartet die Studierenden nach der ersten Kontaktaufnahme?

Antwort: Am besten erreichen uns die Studierenden zur Terminvereinbarung über unser Sekretariat, entweder per E-Mail oder telefonisch. Die Kontaktdaten finden Sie auf unserer Homepage. Im Erstgespräch klären wir das Anliegen und überlegen dann gemeinsam ein hilfreiches Prozedere. Wir können in der Regel bis zu 5 Termine vergeben. Manchmal reicht ein Termin zu einer Klärung, manchmal sind mehrere notwendig. Reicht unser Angebot nicht aus, überlegen wir gemeinsam die nächsten möglichen Schritte und unterstützen gegebenenfalls, Kontakte zu anderen Beratungsstellen an der Universität oder außerhalb herzustellen, wie auch z. B. zu niedergelassenen psychotherapeutischen Kolleg:innen oder Kliniken.

ZKK: Wie viele Studierende kommen üblicherweise zu Ihnen und welche Themen bringen sie mit?

Antwort: Als Kriseninterventions- und Beratungsstelle verstehen wir uns als erste kompetente Anlaufstelle für Studierende mit allen Arten von psychischen Belastungen. Manchmal stehen eher studienbezogene Themen im Vordergrund wie Überforderungsempfinden, Prüfungsangst, Konzentrations- und Lernstörungen, das Gefühl, nichts wirklich gut zu können oder Aufschiebeverhalten. Manchmal werden Anpassungsprobleme berichtet (z. B. Ablösung vom Elternhaus, veränderte Lebenssituation, Nachwirkungen der Corona-Pandemie) oder auch innere, z. T. schon länger bestehende Themen wie Selbstzweifel, depressive Verstimmungen, Motivations- und Antriebslosigkeit, Ängste, Ess- und Zwangsstörungen, psychosomatische Beschwerden, soziale Schwierigkeiten, Einsamkeit oder Orientierungslosigkeit, Suchtprobleme. Es können auch Erfahrungen mit sexueller Belästigung, Diskriminierung oder private und/oder außeruniversitäre Belastungen und Beziehungsthemen Gegenstand der Beratung sein.

ZKK: Sich Menschen anzuvertrauen stellt für viele eine Hürde dar, gerade wenn es sich um Gesprächspartner sowie Gesprächspartnerinnen handelt, die man noch nicht oder nur wenig kennt. Für die Studierenden, die Ihr Angebot wahrnehmen, sind Sie zunächst fremd. Sehen Sie in Ihrer „Fremdheit“ eher eine Chance oder ein Problem?

Antwort: Manchmal ist es hilfreich, sich einer Person anzuvertrauen, die nicht in das bisherige Beziehungsgeflecht einbezogen ist. Wir möchten gemeinsam mit den Studierenden ihre Situation mit einem wertschätzenden, neutralen und professionell fundierten Blick betrachten und gemeinsam erste Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.

ZKK: „Zu Psychologen und Psychologinnen gehen nur Menschen mit echten Problemen“. Diese Aussage ist vermutlich ein geläufiges Vorurteil. Möglicherweise gibt es Studierende, die ihre eigene Lebenssituation verharmlosen oder sich vor einer Kontaktaufnahme scheuen, da sie den Studierenden mit „echten“ Problemen keinen Platz wegnehmen möchten. Was können Sie diesen Studierenden raten?

Antwort: Aus unserer Sicht gibt es keine Unterscheidung oder Bewertung, ob ein Problem ein „echtes“ ist oder nicht. Wenn es für die Studierende oder den Studierenden relevant ist, über einen längeren Zeitraum besteht oder den Alltag einschränkt, können wir darüber sprechen. Es muss keine klinische Diagnose sein. Manche Studierenden tragen vielleicht ein Thema mit sich, dass ihnen lange bekannt ist und vielleicht schon einmal klinisch relevant war, und manche haben einen aktuellen Stress, der Kummer verursacht oder fühlen sich mit etwas anderem überfordert. Unser Anliegen ist es, dabei zu unterstützen, Belastungen zu abzumildern oder aufzulösen und schließlich auch, ein freudvolles Studieren zu ermöglichen.

ZKK: Die vergangenen Jahre könnte man auch als Jahre der Krisen bezeichnen. Für die Studierenden erwies sich die Corona-Pandemie als große persönliche Herausforderung, die maßgeblich ihren Alltag prägte. Seit über einem Jahr herrscht zudem wieder ein Krieg in Europa, die Energie- und Lebensmittelpreise steigen und die Klimakrise ist ebenfalls allgegenwärtig. Inwiefern spiegeln sich diese Krisen bei ihren Klienten und Klientinnen wider? 

Antwort: Auch wenn die Corona-Pandemie medial nicht mehr den Raum einnimmt wie in den Jahren zuvor, erleben wir dennoch noch eine Reihe von Nachwirkungen. Einige Studierende berichten, den bisher gewöhnten Lernrhythmus nicht gut wieder zu finden oder generell, Lernstrategien nicht gelernt zu haben. Emotional erleben wir weiterhin eine anhaltende Erholungsphase von einer großen Überforderung. Teils wurden während der Corona-Pandemie dysfunktionale Bewältigungsstrategien berichtet, die sich erst langsam wieder zurückbilden und entspannen können.

ZKK: Haben Sie abschließend noch einen Tipp, den Sie den Studierenden mit an die Hand geben möchten?

Antwort: Wir möchten Sie gerne ermutigen, sich bei uns oder einer anderen für Sie individuell hilfreichen Stelle an der Universität zu melden und um Unterstützung zu bitten. Wir sind sehr begeistert darüber, was es alles bereits an Angeboten zu den verschiedensten Bereichen gibt. Manche Dinge geben sich von selbst und manchmal ist es aber gut, nicht zu lange zu warten, damit sich die Schwierigkeiten nicht verfestigen.

Weitere Tipps, Veranstaltungen und Kontakte finden Sie auch auf der Seite „Gesund im Studium“.

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