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Alles eine Frage der Zeit – Interview mit ZKK-Dozent Dr. Günther Koch

Wer kennt die Situation nicht: das ganze Semester hat man sich vorgenommen, dieses Mal wirklich rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen und seine Zeit einzuteilen. Dann aber kommt die Prüfungszeit und die Bibliothek wird zum zweiten Zuhause, der Lernstoff scheint nicht mehr zu bewältigen.
Dr. Günther Koch beschäftigt sich in mehreren Bereichen mit Zeitmanagement und Strategien zum effektiveren Lernen. Bei Zukunft: Karriere und Kompetenzen (ZKK) bietet er seit vielen Jahren das Seminar „Selbst-, Zeit- und Lernmanagement“ an. Er hat zahlreiche Studienratgeber veröffentlicht und entwickelte im Rahmen seines Lehrauftrags am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Ludwig-Maximilians-Universität München Strategien für Studierende, mithilfe derer sie ihre Leistungen verbessern können.
Wir haben ihn zum Interview getroffen.

ZKK:  Hallo Herr Dr. Koch,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.
Seit fast zehn Jahren sind Sie als Dozent für Zukunft: Karriere und Kompetenzen tätig und bieten mehrmals pro Semester das Seminar „Selbst-, Zeit- und Lernmanagement“ an. Wie kamen Sie dazu, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Was reizt Sie daran besonders
?

Dr. Günther Koch: Schon zu Studienzeiten ging es mir darum, trotz Prüfungsstress und zahlreicher Nebenjobs ausreichend Zeit für Freunde und Sport, Berge und Meer, Urlaub und Abenteuer zu haben. Die Techniken und Tools, die dies ermöglichen, gebe ich mittlerweile an Studierende weiter.
Denn ein gelungenes Zeitmanagement ermöglicht es, die eigene Zeit in die wirklich wichtigen Aufgaben zu investieren und nicht wie ein Hamster im Hamsterrad stets schneller und schneller zu laufen, ohne je wirklich innezuhalten oder anzukommen.
Durchdachtes Selbstmanagement stellt sicher, dass Studierende am Ende eines Studiums Passau nicht „nur“ mit einem Hochschulzeugnis verlassen, sondern sich in dieser prägenden Zeit so weiterentwickelt haben, wie ihnen dies persönlich wichtig ist – eben Prokrastination in den Griff bekommen, positive Gewohnheiten aufbauen und Stress, Ängste und Belastungen gezielt bewältigen.
Lernmanagement sorgt dafür, dass ECTS-Punkte und Noten stimmen, auch ohne stumpfes Pauken und durchgelernte Nächte.
Insgesamt mag ich dieses Thema, da für jeden etwas dabei ist: „Mr. und Mrs. Perfect“ lernen Wege kennen, die gleichen hervorragenden Leistungen zu erbringen und gleichzeitig etwas mehr Zeit für Socializing, Party und Erholung zu haben. „Ganz normale“ Studierende beschäftigen sich mit Möglichkeiten, das Studium stressfreier zu absolvieren und diejenigen, bei denen es gerade alles andere als gut läuft, bekommen neue Techniken aufgezeigt, die die Exmatrikulation vermeiden und die Zensuren gezielt und signifikant verbessern können.

ZKK:  Was bedeutet „gutes Zeitmanagement“ für Sie persönlich?

Dr. Günther Koch: Gutes Zeitmanagement bedeutet für mich Freiheit! Die Freiheit „ja“ zu sagen, wenn Freunde überraschend in der Stadt sind und mich treffen wollen und die Freiheit „ja“ zu sagen, wenn die Sonne scheint und sich eine spontane Tour in den Bergen ergibt. Einfach nur weil ich sicher weiß, dass all meine Aufgaben sauber geplant sind und weit vor der offiziellen Deadline erledigt sein werden; einfach nur, weil ein großzügiger Puffer mir Flexibilität und ein durchdachtes Zeitmanagement mir ein Gefühl der Sicherheit gibt.

ZKK:  In Ihrem Seminar geht es unter anderem um das Problem der Prokrastination. Was ist Ihre präferierte Methode, um Dinge nicht unnötig aufzuschieben?

Dr. Günther Koch: Prinzipiell sind dies ganz viele einzelne Techniken des Zeitmanagements. Wirklich nachhaltig und effektiv jedoch ist vor allem eins: Selbstmanagement und persönliche Entwicklung! Es geht darum, die Person zu werden, die in die Hände spuckt, die Dinge anpackt und eben etwas häufiger energiegeladen loslegt. Dann hat Aufschieberitis sich ganz automatisch erledigt.

ZKK:  Nun ist die Prüfungsphase für viele Studierende ja schon da und der Lernstoff türmt sich auf dem Schreibtisch. Was sind Ihre Last Minute-Tipps, wenn man es trotz aller guten Vorsätze wieder nicht geschafft hat, rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen?

Dr. Günther Koch: Auf den letzten Drücker zu lernen ist in vielerlei Hinsicht belastend. Zunächst gilt es natürlich, den Ist-Zustand zu akzeptieren: Ja, die Prüfung steht vor der Tür und man ist noch nicht vorbereitet. Dumm gelaufen, aber jetzt nicht mehr zu ändern. Sich aufzuregen und Panik zu schieben, bringt nichts, sondern kostet nur wertvolle Zeit und Energie. Ärgern kann man sich auch nach der Prüfung.
Von daher: Altklausuren schnappen und Aufgabe für Aufgabe mit Hilfe von Mitschriften, Unterlagen und Büchern lösen. Vielleicht stößt man dabei auch auf…
•    Themen, die sich regelmäßig wiederholen,
•    Aufgaben, die leicht variiert immer wieder drankommen,
•    Lerninhalte, die nur sehr selten geprüft werden und
•    Inhalte, die einem persönlich leichter als andere fallen.
Und selbst wenn nicht – früher oder später bleibt beim Lösen der Aufgaben so viel hängen, dass die Klausur dennoch kommen kann.
Ach ja, und noch ein letzter Tipp, damit dieses Problem im nächsten Semester nicht wieder auftritt: Ich habe mir sagen lassen, Zukunft: Karriere und Kompetenzen hat hier ein ziemlich sinnvolles Seminar im Angebot ;)

ZKK:  Und wie gelingt es, die Pläne für einen frühzeitigen Lernbeginn im nächsten Semester auch wirklich einmal umzusetzen?

Dr. Günther Koch: Hier führen sicherlich viele Wege nach Rom. Prinzipiell empfehle ich den meisten Studierenden, sich Verbündete ins Boot zu holen. Dies kann die Lerngruppe sein, die bereits während des Semesters Veranstaltungen gemeinsam vor- und nachbereitet, der Mitbewohner, mit dem man sich unabhängig von Studiengängen gemeinsam zum Lernen in der Bib verabreden kann oder sich in Lernpausen in der WG-Küche trifft und kurz und knapp die eigenen Fortschritte berichtet. Auch Visualisierungen von guten Vorsätzen, anstehenden To-Dos und bereits erledigten Aufgaben sind sicherlich eine gute Idee.

ZKK:  Für wen ist Ihr Seminar besonders geeignet?

Dr. Günther Koch: Anfangs hatte ich gerade in Passau vor allem ältere Semester, die gerade vor Bachelor- oder Masterarbeit standen und richtig am kämpfen waren – mittlerweile ist es uns gelungen, auch die jüngeren Semester anzusprechen. In meinen Augen gilt hier: Je früher, desto besser – zu spät jedoch ist es nie!

ZKK:  Und was sollten Studierende auf jeden Fall mitnehmen?

Dr. Günther Koch: Das ist natürlich individuell sehr unterschiedlich! Aber das wichtigste Take-Away bei diesem Thema ist für die meisten die Gewissheit, dass Perfektionismus nicht existiert und eine gesunde Portion Gelassenheit sinnvoll ist. Perfektionismus existiert nicht bei den Aufgaben im Studium. Egal wie sorgfältig Sie Ihre Seminararbeit Korrektur lesen, irgendetwas findet sich immer, das kritisiert werden kann. Und auch beim Zeitmanagement gibt es keinen Perfektionismus. Es geht lediglich darum, sich step by step in die richtige Richtung zu entwickeln und dabei zunehmend entspannter zu werden.

ZKK:  Vielen Dank!

Das Seminar "Selbst-, Zeit- und Lernmanagement" findet natürlich auch im nächsten Semester statt. Am 12. und 13. Oktober ist es zum ersten Mal wieder so weit. Anmelden können Sie sich ab dem 1. August wie gewöhnlich über Stud.IP.

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