Im Rahmen des „Berufe im Profil International“-Vortrags am 15.05.2024 berichtete Development Studies-Absolvent Isaac Ntiamoah von seiner Tätigkeit als Nachhaltigkeitskoordinator für Kakaoprojekte in der Schokoladenindustrie.
Bereits während seines Studiums legte Ntiamoah die Grundlagen für seine heutige Tätigkeit: Nach seinem Bachelor in Environment and Resource Management arbeitete er drei Jahre lang als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Cocoa Research Institute of Ghana, bevor er nach Deutschland kam und seine Ausbildung mit einem Master in Development Studies an der Universität Passau vervollständigte. Auch hier beschäftigte er sich weiterhin mit Kakao und seiner Wertschöpfungskette, schrieb seine Masterarbeit über Kinderarbeit in der Kakao-Industrie und absolvierte ein Praktikum bei der Albrecht & Dill Trading GmbH, einem Händler für rohe Kakaobohnen sowie Kakaoprodukte und Ntiamoahs heutiger Arbeitgeber. Zudem war er als externer Experte für Kakaoanbau in Ghana für die Universität Osnabrück tätig.
Diese Möglichkeiten boten sich ihm jedoch nicht einfach so: Ntiamoah betont, dass er ohne Networking, zum Beispiel beim Besuch von Konferenzen, die Unterstützung von Luise Haack (iStudi-Coach) und diverse ZKK-Seminare sowie aktive LinkedIn-Nutzung sein Profil nie ausreichend hätte schärfen können. So aber baute er sein Netzwerk immer weiter aus.
Heute ist Ntiamoah als Nachhaltigkeitskoordinator für Kakaoprojekte bei der Albrecht & Dill Trading GmbH tätig. Er war es, der den Aufbau der gesamten Nachhaltigkeitsabteilung des Unternehmens koordinierte und ist nun auch weiterhin für einen großen Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Händlers zuständig.
Dies ist auch dringend nötig: Kakaobohnen wachsen ausschließlich entlang des Äquators, 60% des weltweiten Kakaos stammt aus Ghana und Côte d’Ivoire. Während wir Deutschen die daraus hergestellte Schokolade liebend gern essen – fast 10 Kilo verspeist jeder und jede von uns im Jahr –, haben viele Kakaobauern das Endprodukt noch nie gesehen, geschweige denn probiert. Oft werden die Kakaobohnen nur im Land angepflanzt und geerntet, für die Verarbeitung jedoch nach Europa oder Asien geschickt. Dadurch entsteht kaum Wertschöpfung. Nur 6% des Umsatzes einer Tafel Schokolade geht durchschnittlich an die Farmer.
Hier setzt Ntiamoah in seiner täglichen Arbeit an: Er achtet darauf, dass Kakaobauern einen fairen Preis für ihre Ware bekommen und von den Erträgen ihrer Ernte leben können. Zudem sorgt er dafür, dass Gesetze gegen Abholzung eingehalten werden und der Kakaoanbau in „seinen“ Lieferketten ohne Kinderarbeit auskommt.
Beides sei jedoch gar nicht so einfach: Oft sähen Bauern keine Alternative zur Abholzung von Wald, denn durch jahrelange Überbeanspruchung sei die Erde ihrer Felder nicht mehr fruchtbar. Gleichzeitig sei es nicht möglich, den Anbau für einige Jahre zu pausieren. In dieser Zeit würden die Böden sich zwar erholen, die Farmer hätten jedoch keine Verdienstmöglichkeit mehr. Durch Bildungsprogramme zu nachhaltiger Agrikultur versucht Ntiamoah, diesem Problem zuvorzukommen. Ähnliche Programme sollen auch das Problem der Kinderarbeit lösen. Denn: Was wir in Europa als Kinderarbeit bezeichnen, sei in vielen anderen Ländern eine ganz normale kulturelle Praxis. „Ich war überrascht, was Europäer alles als Kinderarbeit definieren“, so Ntiamoah, der selbst aus Ghana stammt, „für mich war es ganz normal, mit meinen Eltern auf das Feld zu gehen und ihnen dort bei der Ernte zu helfen.“ Hier sei es nötig, ganz klein anzufangen und die Kakaobauern zunächst einmal darüber aufzuklären, was Kinderarbeit ist und welche Konsequenzen es für die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Nachkommen haben kann.
Das sei noch ein langer Weg. Dennoch ist Ntiamoah zufrieden mit seinem Job: Er kann etwas verändern und merkt jeden Tag, welchen positiven Einfluss seine Tätigkeit auf die Kakaobauern in seiner Heimat hat.