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Nachbericht zum "Berufe im Profil"-Vortrag "Karriere bei den Vereinten Nationen"

Im Rahmen der Vortragsreihe „Berufe im Profil“ erzählte Birgit Lia Fain, Alumna der Universität Passau, von ihrer Arbeit bei den Vereinten Nationen und gab den rund 60 Zuhörenden jede Menge Tipps, wie man seine Karriere bei einer Internationalen Organisation am besten starten kann.

Birgit Lia Fain absolvierte ihren Bachelor in Kulturwirtschaft sowie in Staatswissenschaften in Passau und wechselte anschließend für ihren Master in Economics an die Stockholm School of Economics in Schweden. Während ihres Studiums war sie oft im Ausland unterwegs und machte verschiedene Praktika im Privatsektor, aber auch beim Europäischen Parlament, der Ständigen Vertretung des Auswärtigen Amts bei den Vereinten Nationen und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Ihr Berufseinstieg bei den Vereinten Nationen erfolgte über das sogenannte Young Professionals Programme (YPP), dem Rekrutierungsprogramm des UN-Sekretariats. Dieses steht pro Jahr nur 20 Staaten und bestimmten Berufsfeldern offen, und eine Bewerbung ist auch wirklich nur dann möglich, wenn das eigene Herkunftsland auf der Liste steht. Bei den Berufsfeldern gibt es jedoch etwas Raum für Kreativität. Birgit Lia Fain beispielsweise ist eigentlich Ökonomin. Da es dieses Feld in ihrem Jahr jedoch nicht gab, bewarb sie sich als Statistikerin, wurde als Kandidatin für Deutschland ausgewählt und bestand den schriftlichen Test. Dies gelänge nur etwa 7% der Bewerberinnen und Bewerber, so die Referentin, sodass eine gute Vorbereitung unabdinglich sei. Zudem solle man sich nicht gleich entmutigen lassen, wenn die erste Bewerbung nicht erfolgreich sei, denn das YPP sei sehr kompetitiv. In Birgit Lia Fains Jahrgang gab es etwa 20.000 Bewerbungen auf 60 Plätze.

Ihre erste UN-Stelle trat sie dann bei der Economic Commission for Latin America and the Caribbean als Associate Statistician in Santiago de Chile an. Da die Stelle ihres Vorgesetzten lange vakant war, wurde ihr direkt viel Verantwortung übertragen und sie betreute unter anderem die Einführung von Umweltkonten (sog. Environmental Economic Accounting) in sechs lateinamerikanischen Ländern.

Später wechselte die Referentin zur Economic Affairs Commission for Europe nach Genf und arbeitete dort vor allem an einer Studie zur Modellierung des Marktes und der Waldflächen in der Region sowie im Bereich nachhaltige Textilien. Diese neue Stelle nutzte sie zudem, um offiziell nicht mehr als Statistikerin, sondern ihrem Abschluss entsprechend als Ökonomin in der Personaldatenbank der UN geführt zu werden.

Aktuell ist Birgit Lia Fain als Economic Affairs Officer in Mexiko-Stadt tätig und fertigt hauptsächlich makroökonomische Analysen von Zentralamerika an. Zusätzlich ist sie in der Desaster-Evaluation eingesetzt. Sollte es in ihrer Region zu einer Katastrophe kommen, ist sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen dafür zuständig, in das betroffene Gebiet zu fliegen und die wirtschaftlichen Folgen abzuschätzen. Dies sei besonders wichtig, um eine „neutrale“ Zahl für Geberkonferenzen, internationale humanitäre Hilfe und staatliche Unterstützung zu erhalten.

Dennoch, so die Referentin, verleihe die Arbeit bei den Vereinten Nationen nicht zwingend das Gefühl, „die Welt zu retten.“ Oft sei man weit entfernt vom Feld oder durch strikte bürokratische Prozesse sehr eingeschränkt. Nicht selten hänge es vom Projekt, der Führungskraft, dem Aufbau der eigenen Stelle und vor allem dem Budget ab, ob man den eigenen (positiven) Einfluss spüren könne. Sie selbst möge ihren Job aber sehr, denn sie wisse jederzeit, dass sie mit den grundsätzlichen Idealen der Vereinten Nationen übereinstimme und so hinter der Organisation stehen könne.

Auch die Bezahlung sei gut. Gleichzeitig biete die UN eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie als viele andere Internationale Organisationen. Seit kurzem erhalten Mütter 26 Wochen bezahlte Elternzeit, Väter zehn. Danach besteht ein Anspruch auf bis zu zwei Jahre unbezahlten Urlaub. Teilzeit sei bei den Vereinten Nationen zwar nicht möglich, jedoch gäbe es eine sogenannte „Breastfeeding-Policy“, mit der die tägliche Arbeitszeit um zwei Stunden verringert würde. Zudem bestehe zwar immer die Möglichkeit, den Posten zu wechseln und so weltweit eingesetzt zu werden, dies sei jedoch – anders als beispielsweise beim Auswärtigen Amt – keine Pflicht. Dennoch seien die ständigen Umzüge für viele Familien die größte Herausforderung, denn die meisten Mitarbeitenden ziehe es gerade aufgrund der Flexibilität zur UN.

Wie aber startet man eine solche Karriere? Neben dem Einstieg über das oben beschriebene Young Professionals Programme gibt es die Möglichkeit, über ein Praktikum bei den Vereinten Nationen einzusteigen. Diese seien allerdings selten direkt ausgeschrieben. Stattdessen empfehle sich eine Bewerbung über das Carlo-Schmid-Programm, und zwar am besten auf Stellen, die sich direkt mit spezifischen Themen wie beispielsweise Aufforstung beschäftigen. Dort gebe es oft nur ein bis zwei Bewerbungen und die Erfolgschancen seien dementsprechend wesentlich größer. Alternativ könne man auch einfach Mitarbeitende der UN direkt anschreiben und nach der Möglichkeit eines Praktikums in ihrer Abteilung fragen. Da von UN-Seite keine Bezahlung für Praktika erfolge, seien diese oft dankbar für die Unterstützung und ein Vertrag sei schnell und unkompliziert aufgesetzt. Für die Finanzierung eines solchen Vorhabens empfiehlt Birgit Lia Fain dann die Bewerbung um ein DAAD-Stipendium.

Zudem rät sie dazu, ein Praktikum am Ende des Studiums zu absolvieren. So könne man die oft gebotene Chance nutzen und direkt danach einen Vertrag als Consultant unterschreiben. Habe man eine solche Stelle dann lange genug inne, könne man sich irgendwann auch auf eine Festanstellung direkt bei den Vereinten Nationen bewerben.

Alternativ biete die deutsche Bundesregierung über das Junior Professional Officer-Programm (JPO) eine Einstiegsmöglichkeit. Erfolgreiche Bewerberinnen und Bewerber erhalten dabei eine für zwei Jahre von Deutschland finanzierte Stelle bei einer Internationalen Organisation und könnten dann ebenfalls, wie nach einem Praktikum, über Consultant-Verträge dort bleiben, bis sie genügend Berufserfahrung für eine feste Anstellung gesammelt haben.

Beide diese Wege seien laut Birgit Lia Fain steiniger als der Einstieg über das YPP. Es brauche jede Menge Durchhaltvermögen, sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten zu hangeln. Dennoch habe sie viele Kolleg*innen, die ihre Karriere so begonnen hätten. Und selbst wenn man nach zwei Jahren Consultancy beschließe, dass es nun genug sei, so seien zwei Jahre Berufserfahrung bei der UN äußerst wertvoll. Es lohne sich also auf jeden Fall auch dann, wenn man nicht sein Leben lang dort arbeiten möchte.

Insgesamt ist dies wohl der wichtigste Tipp der Referentin: Nicht aufgeben. Nicht entmutigen lassen. Und eine direkte E-Mail bewirkt oft Wunder.

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