Von München nach Brüssel
Ich bin Katia und habe vor Kurzem mein Studium in European Studies abgeschlossen. Wie der Name selbst schon verrät, ging es in den verschiedenen Semestern immer wieder um Europa. So drehten sich diverse Vorlesungen und Seminare um den europäischen Integrationsprozess, das komplexe Institutionengefüge oder Multi-Level-Governance-Strukturen. Vieles hiervon klingt in der Theorie sehr spannend und fühlte sich für mich gleichzeitig immer nach etwas an, das irgendwo in Brüssel, weit weg von meinem Passauer Leben, stattfinden würde. Neben meiner Neugier, diese abstrakten Themen einmal aus einer greifbareren Perspektive wahrzunehmen, habe ich im Rahmen anderer Kurse und früherer Praktika mein besonderes Interesse an Themen der internationalen Politik und Entwicklung entdeckt. Daher war mein Praktikum bei GET.invest, einem von der GIZ implementierten, europäischen Programm zur Mobilisierung von Investitionen in erneuerbare Energieprojekte in Entwicklungsländern, ein wahrer Glücksgriff und mein Ticket zum Herzen Europas.
Die Welt unter einem Dach
Brüssel hat mich buchstäblich mit offenen Armen empfangen. Als ich mich mit dem Zug aus meiner Münchner Heimat auf den Weg in die europäische Hauptstadt machte, freute ich mich nicht nur auf die kommenden Monate bei GET.invest, sondern zunächst auf ein lang ersehntes Wiedersehen. So erwartete mich meine frühere Mitbewohnerin, die bereits seit einiger Zeit in Brüssel wohnte, am Fenster der kleinen Erdgeschosswohnung eines gemeinsamen Freundes, in die ich vorübergehend einziehen würde. Ein gutes Timing, denn alle Pflanzen überlebten seinen dreiwöchigen Urlaub und ich hatte fürs Erste eine Bleibe. Nach einem langen Wochenende stand bereits der nächste Umzug an. Da wir mit der Arbeit in ein neues Büro gezogen sind, in dem noch renoviert wurde, lernte ich mein Team in dem Co-Working-Space kennen, in dem wir für die Übergangszeit arbeiteten. Der klare Vorteil, neben dem äußerst guten Kaffee, war die Tatsache, dass wir hier alle auf relativ engem Raum über zwei große Tische verteilt saßen und es somit von Anfang an leicht war das Team und die Strukturen besser kennenzulernen.
Nach wenigen Wochen der Eingewöhnung bin ich dann in meine neue WG direkt ums Eck gezogen. Während unsere kleine Dachterrasse an heißen Tagen zur Oase wurde, sind mir meine Mitbewohner*innen aus Paris, New York und Brüssel nach vielen gemeinsamen Abenden hier oben schnell ans Herz gewachsen.
Von Gourmet-Fritten, Bier aus Weingläsern und neuen Perspektiven
Im Rahmen unseres Projekts war ich vor allem für unsere „Funding Database“ und unser „Country Window“ im Pazifik mitverantwortlich. In der Datenbank werden Finanzinstrumente für dezentrale erneuerbare Energieprojekte erfasst, die unter anderem als Orientierungshilfe in der komplexen Finanzierungslandschaft dient. Da es zum einen an finanzierungsfähigen Projekten mangelt und zum anderen der Zugang zu Finanzierung für Unternehmen äußerst kompliziert sein kann, hilft die Datenbank dabei ein Bindeglied zwischen Developern und Firmen herzustellen. Bei meiner Arbeit für den Pazifik konnte ich die ganze Thematik nochmal aus der Mikroperspektive erfahren. In unseren wöchentlichen Meetings mit Expert*innen aus der Region habe ich spannende Eindrücke über die Herausforderungen in einer der abgelegensten Orte der Welt erhalten und an Berichten für die EU-Delegationen vor Ort mitgewirkt. Hierzu ein kurzer Exkurs: Inselstaaten wie beispielsweise Kiribati und Vanuatu durch den steigenden Meeresspiegel besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, haben sich die Regierungen hier ehrgeizige Ziele gesetzt, um in Zukunft nicht mehr auf den Import von teurem Diesel angewiesen zu sein. Obwohl das Ressourcenpotential dort besonders gut ist, fehlt an Investments, um beispielsweise teure Offshore-Solar-Projekte zu finanzieren. Insgesamt hat mir die Arbeit in unserem jungen Team nicht nur viel Spaß gemacht, sondern mich schließlich auch in meiner Entscheidung bestärkt, mich im Master auf die Schnittstelle zwischen Politik und Nachhaltigkeit zu konzentrieren.
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