Seit der globalen Finanzkrise des Jahres 2008 befindet sich die Europäische Geldpolitik im Ausnahmezustand. Die Herausforderung besteht darin, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die angemessene Geldpolitik für den wirtschaftlich heterogenen Euroraum zu finden. Die Debatte über die richtige Geldpolitik wird – zumal nach dem Beschluss des EZB-Rats vom September diesen Jahres, mit dem der Expansionsgrad der europäischen Geldpolitik noch einmal erhöht wurde – kontroverser geführt denn je. Immer deutlicher zeigen sich Risiken und Nebenwirkungen der lang andauernden Null- bzw. Negativzinspolitik. Erst vor kurzem übten renommierte frühere Notenbanker aus vier Ländern in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ungewöhnlich scharfe Kritik an der lockeren Geldpolitik der EZB. Vor diesem Hintergrund spricht Herr Franz Josef Benedikt an der Universität Passau zum Thema „Europäische Geld- und Wirtschaftspolitik in schwierigem Umfeld“.
Der Vortrag ist in die Veranstaltung „Makroökonomik offener Volkswirtschaften“ des Lehrstuhls für VWL mit Schwerpunkt International Economics (Prof. Dr. Sebastian Krautheim) eingebunden und wird vom Honors Program der Fakultät organisiert. Im Rahmen der Veranstaltung wird Herr Benedikt auch den Bundesbank-Sonderpreis der Hauptverwaltung in Bayern für hervorragende Abschlussarbeiten mit Zentralbankbezug an zwei Studierende der Universität Passau verleihen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Herrn Franz Josef Benedikt einen hochkarätigen Vortragenden zu aktuellen Themen der Geld- und Wirtschaftspolitik gewinnen konnten“, sagt Prof. Krautheim, der auch das Honors Program der Fakultät leitet. „Als Präsident der Bundesbank-Hauptverwaltung in Bayern hat Herr Benedikt umfassenden Einblick in alle Facetten der aktuellen Geldpolitik. Er versteht es in außerordentlicher Weise, komplexe wirtschafts- und geldpolitische Zusammenhänge für unsere Studierenden, aber auch für eine breitere Öffentlichkeit, griffig und nachvollziehbar zu erklären und Ross und Reiter mit einer Klarheit zu benennen, die für Zentralbanker nicht unbedingt typisch ist.“
Franz Josef Benedikt stammt aus Cham und hat nach Abschluss seines Studiums der Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg als Diplom-Volkswirt ein Management-Traineeprogramm bei der Dresdner Bank AG in Frankfurt und München durchlaufen. Anschließend wechselte er zur Deutschen Bundesbank und war dort in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der damaligen Landeszentralbank in Bayern tätig, an deren Spitze er im Jahr 1999 als Chefvolkswirt rückte. Von 2004 bis 2011 leitete Franz Josef Benedikt den Stab des Hauptverwaltungs-Präsidenten; 2012 wurde er zum Bereichsleiter Innen- und Filialbetrieb und Vertreter des Präsidenten der Hauptverwaltung in Bayern berufen. Von September 2013 bis April 2016 stand er an der Spitze der Bundesbank-Hauptverwaltung in Sachsen und Thüringen. Seit Mai 2016 ist er Präsident der Hauptverwaltung in Bayern, die mit knapp 900 Mitarbeitern die größte der neun Hauptverwaltungen innerhalb der Bundesbankorganisation ist.