Besinnliche Weihnachtszeit? Nicht mit "Dracula": Der wohl berühmteste Vampir der Literaturgeschichte kommt in der Adventszeit an die Universität Passau. Die gängigen Klischees aus Hollywood oder Comicbüchern sollen im Gastspiel jedoch nicht erfüllt werden. Im Gegenteil: Der Vampir-Mythos erfindet sich neu und wird so zu einem aufregenden Stück moderner Theaterkunst.
Dracula ist ins 21. Jahrhundert versetzt worden: Er lebt in einem ökologischen Albtraum, in dem Verschmutzung und Umweltzerstörung zu einer urbanen Wüste geführt haben. Sein Schloss ist jetzt ein Wolkenkratzer mit zerbrochenen Fenstern und leeren Büros, die von Robotern bevölkert und von obdachlosen Bettlern umgeben sind, in Smog erstickt und von der brutalen Sonnenkraft geröstet. Der Graf flüchtet in eine Öko-Stadt, und will diese zerstören – nicht nur mit Gewalt, sondern auch den schlimmsten menschlichen Instinkten ihrer Bewohner. In der modernen Aufführung trinkt Dracula nicht nur Menschenblut, sondern schlürft das Lebensblut des Planeten: Er rammt seine Zähne in die Adern der Erde, lacht über den Klimawandel und eröffnet Fast-Food-Ketten. Auf dem Spiel steht damit nicht nur sein eigenes dunkles Herz, sondern die Zukunft der Erdbewohner.
Die Produktion der American Drama Group Europe verbindet Theater und Musik (Komponist John Kenny), Komödie und Tragödie, dynamisches physisches Theater und komplexe, aber zugängliche englische Texte und haucht dem irischen Original neuen, globalen Zeitgeist ein. Zugleich orientiert sich die Inszenierung von Paul Stebbings und Phil Smith am Originalroman "Dracula", der 1897 vom irischen Schriftsteller Bram Stoker veröffentlicht wurde und seitdem als Grundlage zahlreicher Filmproduktionen dient. Demnach fehlen auch die Charaktere aus dem Klassiker nicht: Neben dem teuflischen Grafen spielen auch der ängstliche Jonathan Harker und dessen Verlobte Wilhelmina 'Mina' Murray, ihre zum Vampirismus konvertierte Freundin Lucy und der Forscher Van Helsing eine Rolle. Skizziert werden die Missstände der Welt – sowohl ökologische Probleme, als auch Gier, Konsum und Selbstsucht. Die Produktion stellt Fragen, die nur das Publikum beantworten kann: Was werden wir opfern, um den Planeten zu retten? Und lebt der Vampir vielleicht sogar schon in uns?
Karten zum Preis von 18 Euro (ermäßigt 10 Euro) sind bis einschließlich 15.12. im Vorverkauf bei Frau Christine Klössinger im Sekretariat der Amerikanistik, Raum 272 im Gebäude Innstr. 25, Tel. 0851/509-2791, sowie am 16.12. an der Abendkasse erhältlich.