Bauarbeiten im Schienennetz der Eisenbahn sind oft schlecht untereinander abgestimmt, bremsen damit Züge aus und führen deshalb zu Kapazitätsverlusten im Bahnverkehr. Ein Projekt des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung (DZSF), an dem auch die Universität Passau beteiligt ist, erarbeitet vor diesem Hintergrund Lösungen für eine koordiniertere Abstimmung und effektivere Planung von Baumaßnahmen.
Eine Optimierung ist gerade auch vor dem Hintergrund der zum Klimaschutz bedeutsamen Verlagerung weiterer Verkehre auf die Eisenbahn besonders wichtig. Denn zunehmende Investitionen in die Schieneninfrastruktur für deren Ausbau werden zu einer deutlichen Zunahme von Bauaktivitäten auch im so genannten Bestandsnetz führen. Bereits heute verursachen jedoch ungünstig abgestimmte Baumaßnahmen erhebliche Kapazitätsverluste. So finden beispielsweise Streckensperrungen für geplante Baumaßnahmen statt, obwohl die hierzu notwendigen Materialien oder Maschinen aktuell überhaupt nicht verfügbar sind. Wenn sie dann vor Ort sind, ist eine weitere Sperrung nötig. Durch eine stärkere Bündelung von einzelnen Maßnahmen können Einschränkungen und Kapazitätsverluste reduziert werden. Hier ist ein zeitnaher Erkenntnisgewinn notwendig, um die Potentiale unter Berücksichtigung aller Beteiligten – Infrastruktur- und Zugbetreiber, Bauausführende, Behörden – optimal nutzen und verbesserte Abstimmungsprozesse implementieren zu können. Gleichzeitig gehen die Entwicklungen im Bereich des so genannten Digitalen Kapazitätsmanagements stetig voran. Auch dazu ist eine rechtzeitige Berücksichtigung von Ausbau und Instandhaltung des Bestandsnetzes zwingend erforderlich.
Hier setzt das DZSF-Projekt an. Durch die Analyse der bestehenden Abläufe bei Ausbau und Instandhaltung soll ermittelt werden, durch welche Rahmenbedingungen und Instrumente eine koordinierte Abstimmung zwischen allen Beteiligten, eine effektive Planung und Durchführung von Baumaßnahmen bei minimaler Einschränkung der Netzkapazität sowie eine Vereinfachung des gegenseitigen Informationsaustauschs erreicht werden kann. Zu klären ist hierbei, welchen Beitrag die Digitalisierung im Rahmen des Kapazitätsmanagements leisten kann, welche Planungswerkzeuge benötigt werden und welche Rolle neue, digitale Instandhaltungsstrategien spielen können.
Eine bessere Kenntnis über die bestehenden Herausforderungen bei der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen bildet die Grundlage für wissenschaftlich fundierte Entscheidungen im Rahmen der konkreten Weiterentwicklung von Prozessen, der Gestaltung von Rahmenbedingungen und der Implementierung von digitalen Lösungen für den Informationsaustausch sowie zur Planung. Die Ergebnisse können als Planungs- und Entscheidungsgrundlage für konkrete Projektentwicklungen und -förderungen im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, z. B. zum Digitalen Kapazitätsmanagement, herangezogen werden und diese unterstützen.
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Urs Kramer (Lehrprofessur für Öffentliches Recht) |
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Laufzeit | 01.01.2024 - 31.12.2026 |
Projektnummer | 111vb/012-0099#006 |