Mindy Nunez Duffourc stammt aus New Orleans (USA). Sie hat an der University of North Carolina at Chapel Hill studiert und in Chicago und New Orleans als Juristin gearbeitet. Vom 1. Oktober 2016 bis 30. September 2017 ist sie am Lehrstuhl für Common Law von Prof. Dr. Jörg Fedtke tätig. In ihrem Forschungsprojekt vergleicht sie das System der medizinischen Fahrlässigkeit in den USA und Deutschland. Gefördert wird sie durch das einjährige Bundeskanzler-Stipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, in dessen Rahmen sie auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin treffen wird.
Warum haben Sie die Universität Passau als Gastgeberin ausgewählt?
Mindy Nunez Duffourc: Ich entschied mich für die Universität Passau aufgrund ihrer starken Reputation in der Rechtswissenschaft. Ich hatte das Glück, Herrn Professor Fedtke als meinen Gastgeber zu haben. Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Rechtsvergleichung und lehrt sowohl an der Universität Passau als auch der Tulane Universität in New Orleans.
Nachdem Sie bereits einige Zeit in Passau gelebt und gearbeitet haben: Wurden Ihre Erwartungen, mit denen Sie in die Stadt und an die Universität kamen, erfüllt?
Bisher war es eine wunderbare Erfahrung für mich. Professor Fedtke und sein Team sind sehr unterstützend, und sogar einige der anderen Professoren haben sich mir vorgestellt und ihre Hilfe angeboten. Und ich bin sehr beeindruckt von der Bibliothek und wie einfach es ist, alles zu finden.
Vor welche Herausforderungen wurden Sie bisher gestellt?
Ich mag es nicht, eine ganze Nation in einen Topf zu werfen, aber ich empfinde die Deutschen als sehr direkt und präzise. Wenn ich eine Frage stelle, bekomme ich eine sofortige und exakte Antwort – fast wie vor Gericht. Ich glaube, die Deutschen mögen Small Talk nicht allzu sehr. Das hat seine Vorteile, kann manchmal aber wirklich frustrierend sein.
Ihr Stipendium erinnert an Alexander von Humboldt, einen Naturforscher und Forschungsreisenden, ein Universalgenie und Kosmopolit, ein Gelehrter und Mäzen. Zählt er zu Ihren Vorbildern?
Natürlich! Alexander von Humboldt war ein Entdecker und ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Und das versuche ich auch mit meiner Forschung zu tun. Mit einem Blick durch die deutsche Brille möchte ich die Art und Weise, wie wir vor Gericht Klagebegehren aufgrund medizinischer Fahrlässigkeit behandeln, erweitern.
Was bedeutet es Ihnen, als Humboldt-Stipendiatin ausgewählt zu sein?
Zum einen bietet mir das Stipendium die Möglichkeit, eine zukunftsorientierte Sichtweise im rechtlichen Bereich zu haben. Als Praktikerin, die Fälle zu bewältigen hat, konzentriert sich meine Arbeit vor allem auf die Analyse von spezifischen Ereignissen der Vergangenheit. Zum anderen bringt das Stipendium ein großes Netzwerk mit sich. Das Bundeskanzler-Stipendium fördert junge Führungskräfte aus fünf Ländern, wodurch sofort ein weltweites Netzwerk entsteht. Die erste Phase des Programms, in Berlin, brachte uns alle näher zusammen; wie eine neue internationale Familie.
Haben Sie schon Ideen, was nach dem Stipendium folgen soll?
Auch ich möchte zurück in mein Heimatland. Ich plane, meine Arbeit als Anwältin in New Orleans fortzusetzen und hoffe, eine Expertin auf meinem Gebiet zu werden. Die Humboldt-Stiftung unterstützt die Stipendiatinnen und Stipendiaten außerdem auch nach der Stipendienzeit, und ich würde mich freuen, öfter für kürzere Zeiträume nach Deutschland zurückzukehren, um meine Forschung fortzusetzen.
(Interview: Susann Eberlein, Campus Magazin 01/2017)