Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri, Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau, leitet ein neues, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt, das am Beispiel der Klimaforschung untersucht, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Online-Impulsen aus der Gesellschaft umgehen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich online äußern, sind häufig Ziel von Attacken. Dazu gibt es viele Studien. Wenig erforscht sind hingegen Strategien im Umgang mit solchen Angriffen und gelungene Beispiele für einen Online-Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Hier setzt das Projekt „UWIGO: Wissensverhandlung online: Der Umgang von Wissenschaftler:innen mit Impulsen aus der Gesellschaft am Beispiel der Klimaforschung“ an. Das Team unter der Leitung von Hannah Schmid-Petri, Professorin für Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau, betreibt in den kommenden drei Jahren Pionierforschung: Es untersucht „Grenzverhandlungen“ - Fälle also, in denen Wissen im Sinne eines modernen Wissenschaftsverständnisses gemeinsam mit gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren geschaffen wird. Das Projekt startet zum 1. November. Das BMBF fördert das Vorhaben mit 368.000 Euro.
Handlungsempfehlungen für konstruktive Debatten
„Es gibt bislang wenig Erfahrung und kaum ,Best-Practice-Beispiele‘, wie man aus Sicht der Wissenschaft mit Anregungen, Wünschen, Forderungen oder auch Angriffen und Kritik von außen am besten umgeht“, erklärt die Professorin für Wissenschaftskommunikation. Um das zu ändern, analysieren sie und ihr Team mit Hilfe manueller und automatisierter Verfahren der Textanalyse Social-Media-Posts von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu Klimathemen forschen, sowie Kommentare und Reaktionen darauf. Das können etwa Debatten über Technologien für die Energie-, Wärme- und Verkehrswende sein. Diese quantitative Methode ergänzen sie mit qualitativen Interviews: Ausgewählte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Social-Media-Posts codiert wurden, werden tiefergehend zu ihrem Online-Kommunikationsverhalten und zu ihrer Wahrnehmung der Reaktionen von außen befragt.
Die Forschenden der Universität Passau erhoffen sich von dem Projekt Erkenntnisse, wer eigentlich „Open Science“, also die online vorhandene Zugänglichkeit von Wissenschaft, nutzt und auf welche Hürden sie stößt. Was verhindert einen konstruktiven und produktiven Dialog online – auf Seiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch auf Seiten der außenstehenden Akteurinnen und Akteure? Das Team leitet daraus Handlungsempfehlungen ab und erarbeitet Beispiele, wie auch im Krisen- und Konfliktfall die Integrität der Wissenschaft bewahrt werden kann.
Forschung zum Wandel von Wissenschaftskommunikation
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können auf die Expertise am Lehrstuhl zurückgreifen: Prof. Dr. Schmid-Petri erforscht schwerpunktmäßig, wie Digitalisierung Kommunikation über Themen wie den Klimawandel verändert. Dazu setzt sie Methoden der manuellen und automatisierten Datenanalyse ein. Sie sitzt im Direktorium des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) und wirkt auf Bundesebene an der Weiterentwicklung der Wissenschaftskommunikation in der vom BMBF initiierten #FactoryWisskomm, die strategische Diskursplattform der Bundesregierung, mit. Für ihre Verdienste um die Forschung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaftskommunikation und Gesellschaft hat sie vom Bayerischen Wissenschaftsministerium die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM erhalten.
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri (Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation) |
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Laufzeit | 01.11.2023 - 31.10.2026 |
Mittelgeber |
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
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Projektnummer | 16SV9222 |
Themenfelder | Kommunikationswissenschaft/Publizistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaft |