In vier deutschlandweiten Feldversuchen testen Projektpartner aus Wissenschaft und Praxis die markt- und netzdienliche Integration der Elektromobilität. Von der Universität Passau erforschen der Lehrstuhl für Marketing und Innovation und das Institut CENTOURIS, wie Nutzerinnen und Nutzer besser mit der komplexen Infrastruktur zurecht kommen können.
29 Projektpartner aus den Bereichen Automobil- und Energiewirtschaft, IT und Ladeinfrastruktur sowie Wissenschaft errichten in vier Reallaboren deutschlandweit Feldversuche für vernetzte E-Mobilität. Die Leitung des dreijährigen Forschungsprojektes übernimmt die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE) aus München. Im Fokus steht die markt- und netzdienliche Integration der Elektromobilität mit Hilfe von interoperablen, intelligenten Ladekonzepten und deren Demonstration in groß angelegten Feldtests. Am Projekt beteiligen sich führende Unternehmen der Automobilbranche wie BMW, Mercedes, Ford und Volkswagen sowie große Netzbetreiber wie Bayernwerk, EWE und Tennet. Dazu kommen weitere Partner aus der Industrie wie Consolinno, Kostal oder PPC und aus der Forschung. Das BMWK fördert das am 1. August 2021 gestartete Vorhaben mit über 30 Millionen Euro.
Im Zentrum des Projektes stehen vier deutschlandweite Feldversuche, sogenannte Cluster, in denen von Partnern Use-Cases entwickelt und in der Praxis demonstriert werden. In jedem Cluster sind ein Automobilhersteller sowie involvierte Partner aus Energiewirtschaft und IT beteiligt. Im Rahmen eines Teilprojektes werden durch die Partner aus der Energiewirtschaft Lösungen für die Integration der Elektrofahrzeuge ins Energiesystem erarbeitet. Die wissenschaftliche Projekt-Begleitung übernehmen Universitäten und Institute.
Beitrag der Universität Passau zum Forschungsvorhaben
An der Universität Passau sind der Lehrstuhl für Marketing und Innovation sowie das Institut CENTOURIS am Forschungsvorhaben beteiligt. Die Passauer Forschenden untersuchen die Customer Journey von (potentiellen) Kunden entlang der verschiedenen Kontaktpunkte mit dem System, um eine erfolgreiche und ganzheitlich optimierte Integration von Elektrofahrzeugen in das Energiesystem zu unterstützen sowie Kommunikationskonzepte für die Vermarktung von Elektrofahrzeugen zu entwickeln und zu evaluieren. Das Projektteam ist sowohl im Teilprojekt Forschung, als auch in den Clustern Harmon-E sowie sun-E mit Nutzerforschung zur Customer Journey beteiligt. Im Teilprojekt Forschung wird eine Literaturanalyse zur Aufarbeitung des State-of-the-Art zum Thema Customer Journey stattfinden. Auf dieser Grundlage soll sowohl die eigene Clusterarbeit vorbereitet, als auch eine Handreichung als Leitfaden für alle Cluster erstellt werden. Dies bietet allen Partnern die Möglichkeit, sich tiefergehend mit dem Thema Customer Journey auseinanderzusetzen.
„Im Cluster Harmon-E werden während der Projektlaufzeit – parallel zu den Hard- und Softwareentwicklungen – mithilfe unterschiedlicher Methoden relevante Kontaktpunkte entlang der Customer Journey identifizieren sowie Gestaltungs- und Kommunikationskonzepte erstellen“, berichtet Prof. Dr. Jan H. Schumann, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing und Innovation sowie Leiter des Passauer Teilprojektteams. „Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann in den weiteren Projektverlauf eingebracht, um die Customer Journey zu optimieren und diese im Rahmen der Feldphase zu evaluieren. Unser Ziel ist es, dass sich Nutzerinnen und Nutzern leichter mit dem komplexen System aus Elektroauto, Ladetechnologie und Energiemanagement der eigenen vier Wände vertraut machen können. Sie sollen dadurch schneller und besser informiert entscheiden können, welche Lösung am besten zu ihren Bedürfnissen und ihrer Situation passt.“
Im Cluster sun-E befasst sich das Passauer Projektteam mit der Ausgestaltung von attraktiven Angebots- und Anreizsystemen sowie dem regulatorischen Rahmen intelligenter Ladekonzepte. „Mit Hilfe von intelligenten Ladekonzepten können Elektrofahrzeuge zukünftig nicht nur beladen, sondern auch entladen werden – und damit für Energieversorgungsaufgaben herangezogen werden. Dies erfordert aber ein Mitwirken der Nutzerinnen und Nutzer, indem sie Ladekapazitäten ihrer Elektrofahrzeuge freigeben“, so Dr. Stefan Mang, Geschäftsführer von CENTOURIS. „Um eine hohe Nutzerakzeptanz zu erreichen und entsprechende Anreizmodelle zu finden, werden im Projekt Nutzerbefragungen und experimentelle Feldstudien durchgeführt. Daraus werden wir Handlungsempfehlungen zur nutzerfreundlichen Ausgestaltung von Geschäftsmodellen unter Berücksichtigung interindividueller Kundenunterschiede ableiten.“
Zusätzlich soll ein Online-Prüftool zur Netzintegration entwickelt werden, welches Kundinnen und Kunden vor dem Kauf hinsichtlich der Systemkomponenten berät. Dabei soll geprüft werden, ob kundenseitig alle notwendigen Voraussetzungen gegeben sind, und sichergestellt werden, dass alle Systemkomponenten optimal aufeinander abgestimmt sind. Für ihre Arbeit an unIT-e² können beide Projektteams der Universität Passau auf umfangreiche Erfahrungen in der Nutzerforschung im Bereich Elektromobilität aufbauen, die sie unter anderem im Bereich Customer Journey Analyse sowie im Rahmen bereits durchgeführter Förderprojekte gewonnen haben. Ebenso werden die bereits entwickelten Lösungen aus dem 2019 gestarteten Verbund-Forschungsprojekt „Bidirektionales Lademanagement (BDL)“ durch die Forschungsarbeiten des Passauer Projektteams erweitert. Das Fördervolumen für die Universität Passau in unIT-e² beträgt insgesamt rund eine Million Euro.
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Jan Hendrik Schumann (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing und Innovation) |
---|---|
Laufzeit | 01.08.2021 - 31.07.2024 |
Website | https://unit-e2.de/ |
Mittelgeber |
BMWK - Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
|