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EU-Horizon-Projekt TaCT-FoRSED - Demokratien gegen Verschwörungsmythen wappnen

EU-Horizon-Projekt TaCT-FoRSED - Demokratien gegen Verschwörungsmythen wappnen

Forschende haben sich europaweit unter Koordination eines Teams der Universität Passau zusammengeschlossen, um manifestem Verschwörungsglauben auf den Grund zu gehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse, wie sich Demokratien widerstandsfähiger gegen Verschwörungstheorien machen lassen.

Liberale und rechtsstaatliche Demokratien stehen in Europa und weltweit unter Druck.  Gründe sind unter anderem schwindendes Vertrauen in die politische Kommunikation von Regierungen, Behörden und Medien, während der Glaube an Verschwörungserzählungen konstant bleibt.

„Verschwörungsmythen untergraben demokratische Verfahren und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Sie nutzen dabei die in Demokratien angelegten Schwachstellen: ihre Offenheit und die Mehrdeutigkeit von Entscheidungsprozessen“, erklärt Prof. Dr. Oliver Hidalgo, Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Politischer Theorie an der Universität Passau. Gemeinsam mit dem Pädagogen Dr. Hannes Birnkammerer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Lehrkräftebildung und Fachdidaktik (ZLF) an der Universität Passau, hat er das EU-Horizon-Projekt TaCT-FoRSED eingeworben. Das Akronym steht für „Tackling Conspiracy Theories by Fostering Resilience and Political Self-Efficacy in Democracies”, zu Deutsch etwa “ Gegen Verschwörungstheorien durch Förderung von Resilienz und politischer Selbstwirksamkeit in Demokratien vorgehen“.

Die Forschenden haben sich mit 15 Organisationen europaweit zusammengetan und verfolgen ehrgeizige Ziele. Zunächst untersuchen sie aus dem Blick verschiedener Disziplinen, darunter der Psychologie, der Soziologie und der Politikwissenschaft, übergreifende Merkmale, die die Verschwörungsmentalität überzeugter Anhängerinnen und Anhänger ausmacht. Dazu führt der Verbund unter anderem Studien mit Aussteigerinnen und Aussteigern durch. Geplant sind zudem vergleichende Studien in acht europäischen Ländern.

Demokratische Gegenidentität herausbilden

Aufbauend auf den Erkenntnissen konzipiert das Forschungsteam Maßnahmen, die eine demokratische Gegenidentität herausbilden sollen. „Wir sind überzeugt, dass Demokratie zwar einerseits besonders anfällig für Verschwörungsmythen ist, sie aber andererseits auch Mittel und Wege bereitstellt, um sich selbst zu heilen“, sagt Prof. Dr. Hidalgo. „Gerade wenn es darum geht, eine demokratische Haltung zu entwickeln, das Aushalten von vielfältigen Perspektiven, ist Schule ein guter Ort, das einzuüben“, sagt der Pädagoge Dr. Birnkammerer. Er entwickelt im Rahmen des Projekts gemeinsam mit Lehrkräften frei zugängliche Bildungsmaterialien und Spiele auf Basis der Erkenntnisse.

Groß ist die Freude über das neue Projekt beim Präsidenten der Universität Passau, dem Politikwissenschaftler und Pädagogen Prof. Dr. Ulrich Bartosch. „Ich gratuliere den Kollegen Hidalgo und Birnkammerer zur erfolgreichen Einwerbung dieses Vorhabens, das gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen für die Demokratie von großer Bedeutung ist. Es fügt sich hervorragend ein in den Schwerpunkt Europa an unserer Universität, in dem engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Erforschung von Demokratie und Autokratie vorantreiben, und wird wichtige Impulse für das Verständnis und die Stärkung demokratischer Strukturen liefern."

Projektpartner im Überblick

In dem EU-Horizon-Projekt TaCT-FoRSED sind neben der Universität Passau als Koordinatorin im deutschsprachigen Raum noch die Universität Leipzig und das Demokratiezentrum Wien beteiligt. Letzteres konzipiert Maßnahmen für den Bereich Erwachsenenbildung. Partner in Großbritannien sind die University of Manchester, die University of Kent sowie die für das Projektmanagement zuständige Organisation Modus Research and Innovation Limited. In Irland ist die South East Technological University involviert. In Frankreich sind die Université Paris Nanterre sowie Groupe des Écoles Nationales d'Économie et Statistique eingebunden. In Tschechien sind das Prager Security Studies Institute sowie die Fakultät der Freien Künste der Karls-Universität beteiligt, in der Slowakei das Institut für Ethnologie und Sozialanthropologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften. Partner in Spanien sind die Agencia Estatal Consejo Superior de Investigaciones Científicas, die Universitat Autònoma de Barcelona und die Universidad de Granada. 

Die Europäische Union fördert das Projekt über eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt mehr als drei Millionen Euro im Rahmen des Programms Horizont Europa (Fördervereinbarung 101178926 im Call „Past, present and future of democracies; HORIZON-CL2-2024-DEMOCRACY-01“). Davon fließen etwa 986.000 Euro an die Universität Passau. Das Projekt startet im Februar 2025.

Mehr Informationen:

Uni Passau koordiniert internationales Projekt: Wie man sich gegen Verschwörungstheorien wappnet - Passauer Neue Presse (6.12.2024)

- "Die Selbstheilungskräfte der Demokratie gegen Verschwörungsmythen stärken“ - Interview mit Prof. Dr. Hidalgo und Dr. Birnkammerer im Digitalen Forschungsmagazin (24.10.2024)

- Meldung beim Informationsdienst Wissenschaft (5.11.2024)

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Oliver Hidalgo (Lehrstuhl für Politikwissenschaft (Schwerpunkt Politische Theorie))
Laufzeit 01.02.2025 - 31.01.2028
Mittelgeber
Europäische Union (EU) > EU - 9. Forschungsrahmenprogramm (Horizon Europe) > EU - Horizon Europe - Research and Innovation Actions
Europäische Union (EU) > EU - 9. Forschungsrahmenprogramm (Horizon Europe) > EU - Horizon Europe - Research and Innovation Actions
Themenfelder Politikwissenschaften, Politische Bildung, Soziologie, Psychologie, Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, Politikwissenschaft
Förderhinweis

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

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