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bidt-Projekt: Kann künstliche Intelligenz das Vertrauen in den Journalismus stärken?

bidt-Projekt: Kann künstliche Intelligenz das Vertrauen in den Journalismus stärken?

Wie nehmen Bürgerinnen und Bürger KI-generierte journalistische Inhalte zum Klimawandel wahr?  Diese Frage erforscht ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri, Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau, in einem vom bidt geförderten Projekt.

Das bidt-Forschungsprojekt „KI im Journalismus: Der Einfluss generativer KI auf Objektivität und Dialogbereitschaft in der Debatte um Klimaschutz“ untersucht die Wahrnehmung von KI-generierten journalistischen Inhalten durch Bürgerinnen und Bürger am Beispiel des Klimawandels. In einer Reihe von Experimenten, qualitativen Befragungen und einer quantitativen Inhaltsanalyse wird geprüft, ob KI als „Honest Broker“ zum Thema Klimawandel fungieren und den Dialog sowie die Offenheit in polarisierten gesellschaftlichen Debatten fördern kann.

Gesellschaftlich kontroverse und ideologisch aufgeladene Debatten (bspw. über den Klimawandel, Abtreibung, das Gendern von Texten o. Ä.) sind dadurch gekennzeichnet, dass sich zwei oder mehrere Lager vergleichsweise unversöhnlich gegenüberstehen. Je stärker die Einstellungen zu einem Thema ausgeprägt sind und je wichtiger dieses für die eigene Identität und eigene Werthaltungen ist, desto weniger bereit sind Individuen in der Regel, sich mit Angehörigen des „anderen Lagers“ oder deren konträren Meinungen auseinanderzusetzen oder gar ihre Einstellungen zu überdenken. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass sich gesellschaftliche Gruppen immer weiter voneinander entfernen, wenig in Dialog miteinander treten und somit das Aushandeln gemeinsamer Lösungen erschwert oder sogar verhindert wird. Gerade Personen mit starken ablehnenden Einstellungen stehen auch der journalistischen Berichterstattung häufig skeptisch gegenüber, nehmen diese als verzerrt zuungunsten ihrer eigenen Person wahr (Hostile Media Bias) und haben wenig Vertrauen in die Objektivität von Journalistinnen und Journalisten.

KI als „Honest Broker“ in aufgeladenen Debatten

Erste Studien zeigen aber nun, dass Texte, die von generativer KI produziert wurden, als glaubwürdiger, sachlicher und ausgewogener eingeschätzt werden als von menschlichen Journalistinnen und Journalisten geschriebene Nachrichten. Dies lässt sich unter anderem damit erklären, dass zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Quelle Heuristiken aktiviert und angewendet werden, da es in der Regel an weitergehenden Informationen fehlt. Im Falle von KI kommt häufig eine „Machine Heuristic“ zur Anwendung – die Vorstellung, dass Computer, Software oder andere maschinelle Agenten grundsätzlich objektiv, präzise und sicher sind. Folglich werden von ihnen generierte Informationen als vertrauenswürdiger eingeschätzt als von Menschen erstellte Texte, da davon ausgegangen wird, dass die Maschine keine versteckten eigenen Interessen verfolgt. Dies wiederum trägt dazu bei, den Eindruck abzuschwächen, die Medienberichterstattung sei zu Ungunsten der eigenen Position verzerrt. Dieser Effekt ist besonders stark ausgeprägt bei Gruppen mit extremen und stark ausgeprägten Einstellungen.

Denkt man diesen Effekt weiter, liegt darin die Chance mit durch generative KI erzeugten Nachrichten die Bereitschaft zu erhöhen, sich mit Argumenten der Gegenseite zu beschäftigen und mit dem oppositionellen Lager in den Dialog zu treten.

Ziel des Projekts ist, in einer Reihe von Experimenten, qualitativen Befragungen und einer quantitativen Inhaltsanalyse empirisch zu untersuchen, ob generative KI als eine Art „Honest Broker“ von Information und als Mittler zwischen affektiv polarisierten Lagern in gesellschaftlichen Debatten fungieren könnte. Dies wiederum würde den Dialog und die Kompromissbereitschaft zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, wie der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und der Energiewende erhöhen.

Das Vorhaben startete im Juli 2024. Das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften fördert das Projekt über eine Laufzeit von vier Jahren. Es ist eines von zehn Projekten im neuen Forschungsschwerpunkt am bidt zum Thema „Mensch und generative KI: Trust in Human-AI Co-Creation“, dessen Sprecherin ebenfalls Prof. Dr. Schmid-Petri ist.

Quelle: Projektbeschreibung auf der Webseite des bidt

Mehr Informationen:

Zum Forschungsschwerpunkt „Mensch und generative KI: Trust in Human-AI Co-Creation“

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri (Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation)
Laufzeit 01.07.2024 - 30.06.2028
Website https://www.bidt.digital/forschungsprojekt/kuenstliche-intelligenz-als-vertrauenswuerdiger-journalistin-effekte-ki-generierter-botschaften-auf-skeptische-buergerinnen-ki-journalist/
Mittelgeber
BAdW - Bayerische Akademie der Wissenschaften > BAdW - Bayerische Akademie der Wissenschaften - bidt - Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation
BAdW - Bayerische Akademie der Wissenschaften > BAdW - Bayerische Akademie der Wissenschaften - bidt - Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation
Themenfelder Kommunikationswissenschaft/Publizistik
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