Am 16. Oktober 2024, dem 145. Geburtstag des Juristen und liberalen Politikers Eduard Hamms, eines der bedeutendsten Söhne der Dreiflüssestadt, eröffnet der Lehrstuhl für Computational Humanities die Online-Vernissage „Eduard Hamm – Quellen der Resistenz“ feierlich im Rahmen eines Vortrags von Markus Gerstmeier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl.
Die Ausstellung bietet eine exemplarische Auswahl von Quellen aus dem Nachlass Eduard Hamms, die vom Lehrstuhl digitalisiert und computergestützt geschichtswissenschaftlich erschlossen wurden.
Christine Beßner, Enkelin Eduard Hamms und Verfasserin einer fünfbändigen Dokumentation über ihren Großvater, hatte dem Passauer Stadtarchiv seit 2017 sukzessive einen umfangreichen Nachlass ihres Großvaters überreicht, der nicht nur das gut untersuchte Wirken Hamms während Weimarer Republik und NS-Zeit, sondern v. a. auch dessen wenig bekannte Kindheit, Jugend und frühe Erwachsenenjahre dokumentiert.
Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 16. Oktober 2024, in der Zeit von 18.00 - 19.30 Uhr im Uni live - Raum in der Großen Klingergasse 2a statt.
Um Anmeldung wird gebeten.
Überregionale Bekanntheit und Ansehen genießt Hamm vor allem wegen seiner Resistenz gegen den Nationalsozialismus. Im Netzwerk des gescheiterten Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 war Hamm einer der wenigen vormaligen Spitzenpolitiker. Als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei hatte Hamm in den Jahren 1923–1925 als Reichsminister für Wirtschaft amtiert, nachdem er 1919–1922 bereits als Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe in drei parteipolitisch unterschiedlichen bayerischen Ministerräten vertreten gewesen war. Außerdem fungierte Eduard Hamm 1922/23 als Staatssekretär in der Reichskanzlei und gehörte 1920–1924 dem bayerischen Landtag sowie dem Reichstag an. Von 1925 an hielt Hamm als erstes geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Industrie- und Handelskammer-Tages eine herausgehobene Position in der deutschen Wirtschaft.
Der liberale Jurist und Wirtschaftspolitiker war ein aufrechter Demokrat und Gegner des Nationalsozialismus von Anfang an. Im Mai 1933 trat er zurück. Sein Versuch, als Rechtsanwalt für die Gerechtigkeit weiterzuwirken, wurde vom NS-Regime verhindert. Am 2. September 1944 wurde er infolge des gescheiterten Attentats auf Hitler von der Gestapo verschleppt und starb am 23. September 1944 eines unnatürlichen Todes, dessen Umstände von der Justiz nicht aufgeklärt wurden.