Logo der Universität Passau

Vortrag: Der eine Gott und viele Religionen: Franz von Assisi und Sultan al-Kamil als Vorbilder für die heutige multireligiöse Welt

Im Rahmen der Ringvorlesung „Franz von Assisi – Inspiration und Provokation“ fand am Dienstagabend ein Vortrag von Br. Dr. Niklaus Kuster statt. Der Titel des Vortrags „Der eine Gott und viele Religionen: Wozu Franz von Assisi und Sultan al-Kamil in der multireligiösen Welt heute ermutigen“, lockte zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer an und bot tiefgehende Einblicke in die Bedeutung von interreligiösem Dialog und Toleranz.

| Lesedauer: 3 Min.

Niklaus Kuster erklärt die Herkunft des christlichen Angelus-Läutens über den Ruf des Muezzin im Islam und dessen Wurzeln wiederum im Frühchristentum und in der jüdischen Gebetkultur, Foto: Universität Passau

Niklaus Kuster erklärt die Herkunft des christlichen Angelus-Läutens über den Ruf des Muezzin im Islam und dessen Wurzeln wiederum im Frühchristentum und in der jüdischen Gebetkultur, Foto: Universität Passau

Franz von Assisi zählt zu den populärsten Heiligen der Kirche und beeindruckt Menschen durch alle Zeiten hindurch mit seiner konsequenten Lebensweise nach dem Evangelium Jesu Christi und seiner innigen Beziehung zur gesamten Schöpfung. Bruder Dr. Niklaus Kuster, Kapuziner, Franziskusforscher und Buchautor, ist Dozent für Kirchen- und Spiritualitätsgeschichte an der Universität Luzern sowie an weiteren renommierten Hochschulen. In seinem Vortrag stellte Kuster dar, wie sich Religionen gegenseitig bereichern können – ein Konzept, das bereits Franz von Assisi erkannt und gelebt hat. Besonders faszinierend waren seine Ausführungen zu Franziskus’ Begegnung mit Sultan al-Kamil in Ägypten – mitten zur Zeit des fünften Kreuzzugs! Beeindruckt vom Ruf des Muezzin, der die Gläubigen zum Gebet ruft, adaptierte Franziskus diese Tradition und begründete damit das Angelusgebet mit dem Glockenläuten in der katholischen Kirche. Kuster verdeutlichte, wie die Gebetstraditionen der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam miteinander verwoben sind und wie sie sich gegenseitig inspirieren: die islamische Gebetspraxis wurde angeregt von den Gebetszeiten des frühen Christentums und diese wiederum vom jüdischen Psalmengebet.

Franziskus war auch von den „99 Namen Gottes“ im Islam fasziniert. Franziskus erstellte vor dem Hintergrund dieser Bezeichnungen und denen aus der jüdisch-christlichen Tradition eine eigene Liste, die auch zahlreiche weibliche Bezeichnungen für Gott enthält; dies ruft die weibliche Seite Gottes stärker in Erinnerung und betont die Vielfalt göttlicher Aspekte.

Schließlich hob Kuster mit Blick auf die franziskanischen „10 Gebote für einen interreligiösen Dialog“ hervor, wie sehr Franziskus den Menschen unabhängig von seiner Religion im Blick hatte. Bevor man über Glaubenserfahrungen sprechen könne, sei es wichtig, sich mit dem Anderen vertraut zu machen und ihm Gutes zu tun. „Wir alle sind Suchende und Kinder des einen Gottes, die voneinander lernen können“, betonte Kuster. Diese Sichtweise mache alle Menschen zu Geschwistern, die auf einem gemeinsamen Weg seien. Pilger seien keine Rivalen, sondern Weggefährten, die sich gegenseitig stützten und stärkten.

Kuster beeindruckte das Publikum nicht nur durch seinen fundierten Vortrag, sondern auch durch seine authentische Lebensweise. Denn er lebt die Ideale des Franz von Assisi auf beachtliche Weise selbst und reiste pilgernd zu Fuß von Marktl bis Passau an, übernachtete im Freien und setzte seine Wanderung nach dem Vortrag fort. „Seine äußere Mobilität, spiegelte seine innere Beweglichkeit wider“, bemerkte Prof. Dr. Hans Mendl, der die Ringvorlesung organisiert hat, in seinen einführenden Worten.

Der Vortrag endete mit einer lebhaften Diskussion, bei der zahlreiche Fragen gestellt und beantwortet wurden. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten ihre Dankbarkeit und Begeisterung für die inspirierenden Worte und die neue Perspektive auf das Zusammenleben der Religionen. Die Ringvorlesung „Franz von Assisi – Inspiration und Provokation“ setzte damit ein starkes Zeichen für interreligiösen Dialog und gegenseitige Bereicherung in einer multireligiösen Welt.

Für alle, die den Vortrag verpasst haben oder sich weiter mit dem Thema beschäftigen möchten, gibt es die Möglichkeit, die nächsten Vorträge der Ringvorlesung zu besuchen oder die vielen Publikationen von Bruder Dr. Niklaus Kuster zu studieren. Sein Engagement und seine tiefgehenden Erkenntnisse bieten eine wertvolle Orientierung in einer Zeit, in der das Verständnis und der Dialog zwischen den Religionen wichtiger sind denn je.

Kontakt

Referat für Medienarbeit

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an:

Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
kommunikation@uni-passau.de

Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von Vimeo hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von YouTube hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Video anzeigen