Desinformation ist nicht nur wegen der US-Präsidentschaftswahl und dem Aus der Ampelregierung aktuell eine der größten Herausforderungen für die Demokratie und die offene Gesellschaft. Das Informationsökosystem gerät allmählich aus dem Gleichgewicht, die Medienkompetenz der Menschen hält mit den Entwicklungen im Bereich „Fake News“ und Propaganda nicht Schritt. Wegen der starken Social-Media-Nutzung sind besonders junge Menschen davon betroffen.
Mit einem Symposium am 22. November zum Thema „Fake-News-Aufklärung macht Schule“ regte die Universität Passau einen Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und schulischen Bildungseinrichtungen an. „Unsere Idee war, alle an den Bildungsprozessen Beteiligten zusammenzubringen, um die Bedürfnisse beim Thema Nachrichten- und Medienkompetenz ermitteln zu können“, so Prof. Dr. Ralf Hohlfeld, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft, der das Projekt gemeinsam mit dem Zentrum für Lehrkräftebildung und Fachdidaktik (ZLF) und mit Unterstützung von Universitätspräsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch geplant hat. Ziel war es, Schülerinnen und Schülern, Eltern, aber auch den Schulen und ihren Aufsichtsbehörden die Gelegenheit zu geben, die Bedarfe und Bedürfnisse in diesem Bereich zu formulieren.
Hohlfeld hat im zurückliegenden Jahr an diversen Schulen in Passau und ganz Niederbayern Vorträge und Workshops für Schülerinnen und Schüler der achten bis elften Klasse zu der Thematik gehalten, wie man Verschwörungsideologien und Fake News erkennen und ihnen begegnen kann. Diese Fragestellungen wurden nun in einen größeren Zusammenhang gestellt. „Die Aufklärung über die Risiken gesellschaftlicher Desinformation müssen Teil einer umfassenden Demokratiebildung werden“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Sandra Kufner, die beim ZLF unter anderem für Schulkooperationen zuständig ist.
Im Rahmen des Symposiums wurde herausgearbeitet, welches Wissen und welche Kompetenzen dafür benötigt werden. Forscherinnen und Forscher der Universität Passau, die zu Desinformation, Propaganda, digitalen Diskursen, Medienkompetenz und Demokratiebildung arbeiten, erläuterten dazu ihre Forschungsbereiche, die hinsichtlich Fake News und Demokratiebildung einschlägig sind. Mit Schulverantwortlichen, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern wurde darüber diskutiert, wie die Bedarfe in diesen Bereichen durch einen möglichen zusätzlichen Transfer von Wissen und Kompetenzen künftig gedeckt werden können.
„Im besten Fall entsteht daraus ein Projekt, in dem interessierte Schulen thematisch gezielte Anfragen stellen können, die dann von beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Hilfe von Vorträgen oder Workshops beantwortet werden können, um einen zusätzlichen Beitrag zur Demokratiebildung zu leisten“, so Hohlfeld. Universitätspräsident Bartosch ist von der Notwendigkeit dieser Initiative überzeugt: „Wir müssen als Bürgerinnen und Bürger, speziell aber als Universität alles in unserer Macht Stehende tun, um in diesen Zeiten der Demokratie den Rücken zu stärken.“