„Die meisten Forschungsgebiete sind sich einig: In den kommenden Jahrzehnten muss sich vieles grundlegend ändern, wenn wir den Klimawandel eindämmen wollen“, sagt Prof. Dr. Martina Padmanabhan, Inhaberin des Lehrstuhls Lehrstuhl für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung mit Fokus Südostasien an der Universität Passau. Strom müsse anders erzeugt und Ressourcen schonender genutzt werden, viel mehr Produkte sollten biologisch angebaut werden. „Nichts davon können wir umsetzen, wenn wir die Bevölkerung nicht mitnehmen“, sagt Prof. Dr. Martina Padmanabhan. Zusammen mit ihrem Mitarbeiter Dr. Patrick Keilbart sucht die Passauer Agrarsoziologin daher nach neuen Wegen, wie Wissenschaft in Dialog mit anderen gesellschaftlichen Gruppen treten kann. Denn: „Gesellschaftlicher Wandel ist nur möglich, wenn Wissenschaft, Politik und Gesellschaft an einem Strang ziehen“, führt Kulturanthropologe Dr. Keilbart aus.
Diese Gedanken treiben die Passauer Forscherin und der Forscher nun als neue Mitglieder in der bundesweiten Arbeitsgruppe „Nachhaltige, transformative und zirkuläre Bioökonomie“ des Deutschen Komitees für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth (DKN) voran.
Bei dem Komitee handelt es sich um ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland und zur Unterstützung der Forscherinnen und Forscher, die sich mit Themen der Nachhaltigkeit und einer nachhaltigen Entwicklung beschäftigen, hat das DKN verschiedene Arbeitsgruppen eingerichtet, in der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, sowie aus unterschiedlichen Hochschulen und Forschungszentren tätig sind. Eine dieser Arbeitsgruppen ist eben jene zum Thema Bioökonomie.
Ziel der Bioökonomie ist eine nachhaltige Wirtschaftsform, in der die meisten Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen und biologisch ab- und anbaubar sind sowie nachhaltig produziert werden. Die Arbeitsgruppe, die auf eineinhalb Jahre angelegt ist, soll neue Ideen und Ansätze für Forschungsprojekte liefern. Dazu verschaffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst einen Überblick über „blinde Flecken“, also wenig erforschte Bereiche.
Darüber hinaus untersucht die Arbeitsgruppe, welche Akteurinnen und Akteure wie beteiligt werden müssen, um Ansätze der Bioökonomie umzusetzen - und vor allem, wie die breite Gesellschaft in diesen Diskurs integriert werden kann. Letzteres ist das Gebiet, auf dem Prof. Dr. Padmanabhan und Dr. Keilbart hauptsächlich arbeiten wollen. Ihr Ziel ist es, einen lebhaften Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft anzustoßen.
Dazu braucht es innovative und neue Ansätze: Performance- oder Aktionskunst könnten nach Ansicht von Prof. Dr. Padmanabhan und Dr. Keilbart zum Nachdenken über Themen und zur Diskussion anregen. Die Passauer Professorin und der Nachwuchsforscher haben mit solchen Formen in ihrer Forschung bereits erfolgreich experimentiert, etwa in dem BMBF-geförderten Projekt IndORGANIC, in dem sie die Potenziale von Biolandbau in Indonesien ausloteten und in Trainings und Workshops vor Ort in Indonesien auch auf künstlerische Methoden setzten.