Seit 2015 hatte Jörg Trempler den Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Bildwissenschaft inne. Mit seinen epochenübergreifenden Studien und Ausstellungsprojekten hat er sich einen Namen in der deutschen und der internationalen Kunstgeschichte erarbeitet. Als Experte für Karl Friedrich Schinkel war er ebenso anerkannt wie durch bildwissenschaftlich geprägte kulturhistorische Analysen zum Phänomen der Katastrophe.
Seine akademische Laufbahn führte ihn u. a. nach Florenz und nach Yale. Bis in die letzten Lebenswochen hat er sich für den Ausbau der bildwissenschaftlichen Forschung und Lehre an der Universität Passau eingesetzt. Mit Geduld, Hartnäckigkeit und kollegialem Charme hat er Kolleginnen und Kollegen für dieses junge Forschungsfeld gewonnen und zur gemeinsamen Projektarbeit inspiriert. Eine akademische Vorlesungsreihe sowie ein MA-Studiengang sind entstanden. Dabei blieb die Zielsetzung kooperativ angelegter Forschung fest im Blick.
Gleichermaßen sachkundig wie leidenschaftlich hat Jörg Trempler das Bauvorhaben „Neues Internationales Wissenschaftszentrum“ am Spitzberg begleitet. In vorbildlicher Verbindung von Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung entstand eine bemerkenswerte Ausstellung zur Entwicklung der Universität Passau. Unter kollegialer Beteiligung der Master-Studierenden und Doktorandinnen entstand eine lebendige Schau der baulichen und konzeptionellen Entwicklung der Universität, die deren besondere Charakterzüge als Vorreiterin nachhaltiger, naturbezogener Campus-Architektur aus den Archivtiefen des Vergessens rettete und sichtbar, ja erlebbar machte. Mit sichtlicher Genugtuung und herrlicher Spielfreude betonte Trempler, dass die Ausstellung am historischen Ort der Wettbewerbspräsentation – in der fürstbischöflichen Residenz – lokalisiert war und manche Objekte exakt an gleicher Stelle aufgebaut waren. Für mich als Präsident war das eine Phase des fröhlichen und verlässlichen Zusammenspiels mit dem Professor Trempler und seinem Team. Fröhlich, weil Jörg Trempler eine ansteckende Freude versprühte, wenn er über die aufgefundenen Objekte und die rekonstruierten Geschichten der Geburtsphase unserer Uni in zahllosen Führungen berichtete. Verlässlich, weil ich ihn – wann auch immer – anrufen konnte und er immer einen Weg fand, meine überraschenden Gäste durch die Ausstellung zu führen. Wir haben auf diesem Weg viel Aufmerksamkeit und Interesse für die Universität Passau vermitteln können. Der Begleitkatalog konserviert viele Perspektiven und Bilder dieser Ausstellung. Er vermittelt auch – in Aufmachung und Differenziertheit – etwas von der Begeisterung, mit der Jörg Trempler dieses Projekt vorangetrieben und begleitet hat.
Jörg Trempler hat in unserer Universität wahrlich leidenschaftlich gewirkt. Er konnte träumen, machen, streiten, kooperieren und „liefern“. Noch unsere letzte Begegnung war von Projektideen für künftige Semester geprägt. Da war schon mehr als deutlich, dass wir seiner Unterstützung in den kommenden Monaten nicht mehr sicher sein durften. So ist es nun nach schwerer Krankheit gekommen. Wir müssen und wir werden ohne ihn weitermachen. Seine Visionen und Vorarbeiten sind für die weitere Entwicklung von Forschung, Studium und Lehre bildwissenschaftlich geprägter bzw. affiner Themen ein wertvolles Erbe. Wir wollen es fruchtbringend nutzen. Als Präsident der Universität Passau spreche ich Professor Jörg Trempler unseren Dank für sein verdienstvolles Wirken aus. Persönlich danke ich trauernd, dass ich ein Stück meines Weges an der Universität Passau mit ihm teilen durfte. Seiner Frau und allen Verwandten, Freunden, seinem Team und nahestehenden Kollegen versichere ich meine aufrichtige Anteilnahme.
Die Fakultät und Universität werden zu einer angemessenen Feier der Erinnerung einladen. Die Universität Passau wird ihrem Kollegen Prof. Dr. Jörg Trempler ein ehrendes Andenken bewahren.