Logo der Universität Passau

Kulturpreis der E.ON Bayern AG für Dr. Igor Trost

Passauer Sprachwissenschaftler erhält den mit 5.000 Euro dotierten Preis für seine Dissertation

| Lesedauer: 4 Min.

Dr. Igor Trost (links) mit Rektor <br>Professor Dr. Walter Schweitzer

Für seine Dissertation „Das deutsche Adjektiv. Untersuchungen zur Semantik, Komparation, Wortbildung und Syntax“ wurde der Passauer Sprachwissenschaftler Dr. Igor Trost vom Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft (Prof. Dr. Rüdiger Harnisch) mit dem mit 5.000 Euro dotierten Kulturpreis der E.ON Bayern AG ausgezeichnet. Gemeinsam mit acht weiteren Preisträgern anderer bayerischer Universitäten erhielt Trost den Preis am gestrigen Abend (26. Oktober) in Nürnberg.

Warum kann man im Deutschen zwar „das schönere/das schönste Haus“ sagen, aber nicht „der ledigere, der ledigste Peter“, „das ärztlichere, das ärztlichste Attest“ oder „die damaligere, die damaligste Situation“, sondern nur „der ledige Peter“, „das ärztliche Attest“ und „die damalige Situation“? Warum heißt es „das Haus ist schön“, „Peter ist ledig“, aber nicht „das Attest ist ärztlich“ oder „die Situation ist damalig“? Mit diesen Fragen hat sich Dr. Igor Trost in seiner bei Professor Dr. Hans-Werner Eroms (früherer Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft) angefertigten Dissertation befasst.

Diese Konstellationen werden in der Arbeit semantisch und grammatisch beschrieben und erklärt sowie das zugrunde liegende umfangreiche „Sprachmaterial“ dementsprechend klassifiziert. Im Zusammenhang mit der Komparation interessiert Trost unter anderem auch, warum „eine ältere Dame“ und „ein älterer Herr“ durchaus jünger sein können als „eine alte Dame“ und „ein alter Herr“, „eine jüngere Dame“ und „ein jüngerer Herr“ aber älter sind als „eine junge Dame“ und „ein junger Herr“. Oder: Weshalb schreibt ein Journalist, „Die Ergänzungsabgabe ist tot, töter geht es nicht“, obwohl man doch nicht sagen kann „Max ist töter als Moritz“? Warum sagt eine Fernsehmoderatorin „Die Kommunen sind pleite, pleiter geht’s nicht“, obwohl die Kommunen doch nur pleite oder nicht pleite sein können? Weshalb ist in der Werbesprache von „maximalster Reinigungskraft“ die Rede, obwohl die „maximale Reinigungskraft“  schon die Höchststufe ausdrückt? Und wieso wird im Fernsehen von dem „meistverkauftesten Auto“ gesprochen, wenn man das meistverkaufte Auto meint?

Im Rahmen der Wortbildung wird beispielsweise erörtert, weshalb von dem Substantiv „Berg“ das Adjektiv „bergig“ abgeleitet wird, von dem Substantiv „Schule“ dagegen das Adjektiv „schulisch“ und nicht „schulig“. Im Bereich der Syntax interessieren unter anderem Unterschiede wie „liebes Kind“ und „lieb Kind“, „elender Lump“ und „Lump, elender“ oder „die schlanke blonde junge Frau“ und anzeigenkonform „junge Frau, schlank, blond“. Oder die Frage, warum man „der zweite Band“ sagt, aber „Band zwei“, und warum auf den Speisekarten „Forelle blau“ und „Spaghetti italienisch“ steht und nicht „blaue Forelle“ und „italienische Spaghetti“.

„Das Thema dieser Dissertation entspricht einem dringenden Anliegen der germanistischen Forschung“, so Trost. Mit der sprachwissenschaftlichen Beschreibung, Erklärung und Klassifikation zahlreicher Gebrauchsweisen der Wortart „Adjektiv“ eröffnet diese Arbeit im Endergebnis dem Sprachanwender einen bewussteren Gebrauch der Adjektive, dem Sprachrezipienten eine aufmerksamere und informiertere Analyse von Sprachäußerungen und der damit verbundenen Intentionen: „Damit leistet diese Dissertation einen Beitrag zu einer größeren Transparenz im Sprachgebrauch und in der Sprachrezeption.“

Igor Trost wurde 1974 in Würzburg geboren und lebt heute in Passau. 1994 nahm Trost das Studium an der Universität Passau in den Fächern Deutsch und Geschichte auf. Im Wintersemester 1998/99 absolvierte er ein Auslandsstudium der Deutschen Philologie und der Geschichte an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Die Magisterprüfung legte er im Wintersemester 1999/2000 in dem Hauptfach Deutsche Sprachwissenschaft und den Nebenfächern Bayerische Landesgeschichte und Mittlere und Neuere Geschichte mit der Gesamtnote 1,1 ab. Der Titel seiner bei Prof. Dr. Hans-Werner Eroms vorgelegten Magisterarbeit lautete „Untersuchungen zum adnominalen Adjektiv“. Von 2000 bis 2005 war Trost ins Promotionsstudium an der Universität Passau im Hauptfach Deutsche Sprachwissenschaft und den Nebenfächern Deutsche Literaturwissenschaft und Mittlere und Neuere Geschichte eingeschrieben. Gleichzeitig nahm er Lehraufgaben in Passau wahr und vertrat eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle. Die Promotion schloss er mit der Bestnote „summa cum laude“ ab.

Die persönlichen Interessen von Dr. Trost reichen von Literatur über Fremdsprachen bis hin zu Fragen der Zeitgeschichte. Für seine Zukunft plant er eine Laufbahn als Hochschullehrer.

„Mit der Dissertation von Dr. Igor Trost wird eine Arbeit prämiert, die von allen Gutachtern als zukunftsweisendes Grundlagenwerk der Forschung zu einem großen komplexen Themenfeld eingestuft wird“, schreibt Professor Dr. Walter Schweitzer, Rektor der Universität Passau, der den Sprachwissenschaftler für den Kulturpreis Bayern der E.ON Bayern AG vorgeschlagen hat. Da es vorher keine globale Darstellung des deutschen Adjektivs gegeben hat, schließt Dr. Trost mit seiner Dissertation eine Forschungslücke. Auf diese Weise ergibt sich ein umfangreiches grammatisches Adjektivwörterbuch des Deutschen. Die erzielten Ergebnisse bedeuten einen großen Fortschritt für die sprachwissenschaftliche Forschung zum deutschen Adjektiv, der mit dieser Dissertation ein neues Standardwerk geschenkt wird.

Mit dem Kulturpreis zeichnet die E.ON Bayern AG in jedem Jahr jeweils fünf Persönlichkeiten aus der Kategorie "Kunst" aus sowie aus dem Bereich der Wissenschaft jeweils die besten Doktoranden der neun bayerischen Universitäten sowie die besten Diplomanden der 13 bayerischen staatlichen Fachhochschulen und die besten Absolventen der fünf bayerischen Kunsthochschulen, die in Bezug zum E.ON Bayern-Netzgebiet stehen. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst verleiht zusätzlich einen Sonderpreis.

*************************************************************************************

Hinweis an die Redaktionen:

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an die Pressestelle der Universität Passau, Tel. 0851/509-1430, E-Mail: pressestelle@uni-passau.de. Ein Foto des Preisträgers bzw. von der Preisverleihung kann bei der Pressestelle angefordert werden.

Kontakt

Referat für Medienarbeit

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an:

Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
kommunikation@uni-passau.de

Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von Vimeo hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von YouTube hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Video anzeigen