Der Flusskreuzfahrtmarkt setzte seinen Wachstumskurs im Jahr 2024 fort. Die Passagierzahlen nahmen in den wichtigsten Quellmärkten deutlich zu. 91% der befragten Unternehmen berichteten von einem Passagierwachstum in den USA/Kanada, während 75% in der DACH-Region und 55% in UK & Irland einen Anstieg verzeichneten. Diese positive Entwicklung spiegelte sich auch in den Umsätzen wider, die insbesondere in Nordamerika und der DACH-Region signifikant anstiegen. Für das Jahr 2025 blicken die Unternehmen weiterhin optimistisch in die Zukunft: 81% der Befragten erwarten eine weitere Steigerung der Passagierzahlen, während 89% mit einem anhaltenden Umsatzwachstum rechnen.
Nachhaltigkeit als zentraler Treiber der Branche
Nachhaltigkeit nimmt eine immer bedeutendere Rolle in der Flusskreuzfahrtbranche ein. 61% der Passagierschiffe in Europa können bereits mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, während 70% für den Betrieb mit biogenen Kraftstoffen ausgelegt sind.
Auch im Bereich Abfallmanagement sind große Fortschritte erkennbar: 97% der Schiffe setzen auf Mülltrennung, um ein Recycling an Land zu ermöglichen. Zudem verfügen nahezu alle Schiffe (96%) über Landstromanschlüsse, um Emissionen im Hafen zu reduzieren. Dabei kommt es nun jedoch vor allem darauf an, dass in möglichst vielen Häfen auch tatsächlich Landstrom genutzt werden kann. Ein Drittel der Flotte erfüllt bereits die strengen NOx-Grenzwerte der Stufe III, was bedeutet, dass die Schiffe ihre Stickoxidemissionen erheblich reduzieren und damit einen entscheidenden Beitrag zum Umweltschutz leisten. Zudem sind fortschrittliche Wasseraufbereitungssysteme auf fast neun von zehn Schiffen Standard.
Barrierefreiheit und Inklusion
Die steigende Zahl barrierefreier Schiffe ermöglicht es, ein vielfältigeres Publikum zu erreichen. Laut der Studie sind 10% der Schiffe auf europäischen Wasserstraßen vollständig barrierefrei, während 68% zumindest teilweise barrierefrei gestaltet sind. Damit werden Flusskreuzfahrten für mehr Menschen zugänglich gemacht. Besonders im Hinblick auf das hohe Durchschnittsalter der Passagiere ist die Barrierefreiheit an Bord von entscheidender Bedeutung, um den spezifischen Bedürfnissen dieser Zielgruppe gerecht zu werden und ihnen eine komfortable und uneingeschränkte Reiseerfahrung zu bieten.
Nachhaltige Landprogramme und regionale Wertschöpfung
Ein weiteres zentrales Thema ist die Gestaltung nachhaltiger Landausflüge. 60% der Exkursionen wurden bereits nach Nachhaltigkeitskriterien optimiert, um Umweltfreundlichkeit, lokale Wirtschaft und soziales Engagement zu fördern. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, die negativen Auswirkungen des Tourismus zu minimieren und die positive Wirkung auf die besuchten Regionen zu maximieren.
Marktspezifische Unterschiede im Flusskreuzfahrtsegment
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Quellmärkten: Übersee-Gäste (insbesondere aus den USA/Kanada) bevorzugen nahezu ausschließlich das Ultra-Luxus-Segment, also Reisen, die mehr als 350 € pro Passagier und Nacht kosten, während europäische Passagiere stärker in den Standard- und Premium-Kategorien vertreten sind, die mit Preisen bis zu 190 € bzw. 280 € pro Passagier und Nacht verbunden sind. Im DACH-Markt spielt zudem mit 18% das Budget-Segment eine Rolle, bei dem der Preis pro Passagier und Nacht bis zu 125 € beträgt. Gäste aus UK & Irland setzen hingegen einen klaren Schwerpunkt auf Premium (bis 280 € pro Passagier und Nacht, 39 %) und Luxus (bis 350 € pro Passagier und Nacht, 31 %).
Auch bei der Reisedauer gibt es marktspezifische Unterschiede. Besonders beliebt sind Flusskreuzfahrten mit fünf bis sieben Nächten, insbesondere bei Gästen aus USA/Kanada (82%), UK & Irland (74%) und anderen europäischen Märkten (82%). Reisende aus Australien/Neuseeland buchen jedoch häufiger längere Reisen von 13 bis 15 Nächten (42%).
Die Altersstruktur der Passagiere variiert ebenfalls: In den wichtigsten Übersee-Märkten (USA/Kanada, Australien/Neuseeland) sowie in Frankreich ist die Altersgruppe 66 bis 75 Jahre mit über 50% am stärksten vertreten. Europäische Gäste aus DACH, UK & Irland sowie anderen europäischen Märkten sind im Durchschnitt etwas jünger, gehören aber ebenfalls überwiegend der Altersgruppe 66+ Jahre an.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der positiven Entwicklung steht die Branche vor Herausforderungen. Dazu gehören notwendige Investitionen in nachhaltige Technologien, die Anpassung an den demografischen Wandel sowie externe Faktoren wie Niedrig- und Hochwasserperioden und geopolitische Unsicherheiten.
„Die Ergebnisse des Berichts zeigen deutlich, dass der Flusskreuzfahrtmarkt nicht nur wächst, sondern sich auch kontinuierlich weiterentwickelt. Nachhaltigkeit spielt sowohl auf der Fluss- als auch auf der Landseite eine zentrale Rolle. In Zukunft wird es besonders wichtig sein, dass beide Seiten eng miteinander arbeiten und ihre Entwicklungen aufeinander abstimmen. Die Unternehmen müssen sich dieser Herausforderung aktiv stellen, um die Branche nachhaltig weiterzuentwickeln und auch langfristig erfolgreich zu bleiben“, so Brigitte Franz, Projektleiterin bei CENTOURIS.
Studiendesign
Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage mit einem vollstrukturierten, standardisierten Fragebogen, die im Zeitraum vom 18. November 2024 bis zum 23. Januar 2025 durchgeführt wurde. Befragt wurden Reedereien, Reiseveranstalter und Managementgesellschaften, die auf europäischen Flüssen tätig sind. Die Umfrage wurde in Deutsch und Englisch durchgeführt und erzielte eine Rücklaufquote von 60%. Besonders erfreulich ist, dass sich die führenden Marktakteure durchwegs an der Datenerhebung beteiligt haben, was schließlich zu einer Marktabdeckung von 72% führt. Ergänzt wurde die Studie durch eine Sekundärrecherche zu den eingesetzten Schiffen und geplanten Indienststellungen für die Saison 2024 und 2025.
Über CENTOURIS
CENTOURIS ist ein Forschungsinstitut der Universität Passau, das sich auf den Tourismussektor spezialisiert hat und die Studie im Auftrag von IG RiverCruise durchgeführt hat.
Über IG RiverCruise
IG RiverCruise ist die führende Interessenvertretung der Flusskreuzfahrtbranche in Europa und setzt sich neben weiteren Themen insbesondere auch für deren nachhaltige Weiterentwicklung ein.