Für logisches Denken braucht es kein Hightech. Zunächst reichen Zettel und bunte Stifte. Diese hat der Passauer Informatiker Prof. Dr. Gordon Fraser in seinem Koffer, wenn er Schulen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet besucht. Fraser ist Inhaber des Lehrstuhls für Software Engineering II an der Universität Passau. Neben Zettel und Stift befinden sich im Informatikkoffer auch kleine, runde Lernroboter, sogenannte Ozobots.
Mobile Informatik-Förderung im Grenzgebiet
"Unser Ziel ist es, Kinder frühzeitig an Informatik heranzuführen", erklärt Prof. Dr. Gordon Fraser. In Großbritannien beispielsweise werde algorithmisches Denken und Programmieren bereits ab der 1. Klasse unterrichtet. In Deutschland und Österreich ist das erst sehr viel später der Fall. Zwar gibt es in beiden Ländern den Wunsch, das zu ändern. Doch sind oft weder die Schulen dafür ausgestattet, noch die Lehrkräfte darauf vorbereitet.
Hier setzen Professor Fraser und sein Team mit dem EU-Projekt "Informatikkoffer" an: Sie wollen einen früheren und besseren Zugang zu Informatik in der Grenzregion fördern - mit Hilfe von einfachen und mobilen Mitteln sowie zielgerichteten Lernmaterialien. Zunächst kommen Zettel und Stift zum Einsatz, wenn Fraser zu Gast ist in 3. und 4. Grundschulklassen. Die Kinder sollen schwarze Linien auf die Blätter zeichnen - unterbrochen durch kurze, farbige Markierungen. Diese Linien werden die kleinen Ozobots nachfahren. Mit Hilfe der Farbcodes erteilen die Kinder den Robotern Befehle.
"Unsere bisherige Erfahrung ist, dass die Kinder begeistert dabei sind, solange sie malen können", so Prof. Dr. Fraser. Schwieriger wird der Übergang zum Programmieren. Hier arbeiten die Kinder in einem altersgerechten Programm, das nach dem Bauklotz-Prinzip funktioniert: Sie müssen einzelne, bereits programmierte Klötze in die richtige Reihenfolge bringen.
Mit Hilfe der Besuche in den Grundschulen testet das Forschungsteam, was funktioniert und was nicht. Bestandteil des Projekts sind auch Workshops für Lehrkräfte in der Grenzregion. Im Rahmen des Projekts entsteht ein Web-Portal, auf dem die erarbeiteten Inhalte eingestellt werden und mit dessen Hilfe beteiligte Lehrkräfte grenzübergreifend Erfahrungen austauschen können. Den Informatikkoffer können sich Schulen auch nach Ende der Projektlaufzeit ausleihen.
Die Universität Passau leitet das Projekt. Partnerin ist die Johannes-Kepler-Universität Linz.
Die Europäische Union fördert das Projekt 16 Monate lang aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des INTERREG-Programms Österreich - Bayern 2014 - 2020.