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Das Großfürstentum Litauen und die östlichen Gebiete der polnischen Krone als interkulturelle Kommunikationsregion (15.-18.Jhd.)

| Lesedauer: 2 Min.

Ein international besetzter Workshop mit dem Titel „Das Großfürstentum Litauen und die östlichen Gebiete der polnischen Krone als interkulturelle Kommunikationsregion (15.-18.Jh.)“ findet vom 10. bis 12. März an der Universität Passau statt. Dr. des Stefan Rohdewald, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Kulturen Osteuropas (Professor Dr. Thomas Wünsch), ist es gelungen, zwanzig namhafte Experten aus Europa und den USA nach Passau zu holen. Die größtenteils englischsprachigen Vorträge der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit knapp 7.000 Euro geförderten Tagung sind für Interessenten zugänglich; der Eintritt ist frei.

„Wir wollen mit dieser Tagung einen Beitrag zu einem Verständnis aus anderer Sicht für Ostmitteleuropa leisten“, so Dr. des. Stefan Rohdewald. Aufbauend auf zwei Eröffnungsvorträgen werden in den drei Themenkomplexen „Die polnisch-litauische Union und der Adelsstand“, „Konfessionelle Interaktion“ und „Rechtliche Interaktion“ Referenten aus Weißrussland, aus den USA, aus der Ukraine, der Schweiz, aus Schweden, Polen, Litauen und Deutschland verschiedene Aspekte der wechselvollen Geschichte der Region Litauen und Polen aus unterschiedlichen Positionen beleuchten.

Kulturelle Kontaktzonen formierten sich im mikrohistorischen Bereich in der alltäglichen oder thematisch begrenzten, funktionalen sozialen Interaktion ethnokonfessioneller Gruppen. In der gegenseitigen Ausgrenzung nach außen und Integration gegen innen festigten sich relationale soziale Räume, die nur im wechselseitigen Kontakt zwischen den Gruppen sinnvoll aufeinander bezogen waren. Der konfessionelle „Wettstreit“, aber auch die kommunale und ständische Konkurrenz um korporative und symbolische Teilhabe und Selbstorganisation oder die wirtschaftliche Tätigkeit waren nur in gemeinsam geteilten Interaktionsrahmen, Verfahren und Konzepten kollektiven Handelns denkbar. Legitimierte Teilhabe einer Gruppe in einem mit anderen geteilten funktionalen Handlungsfeld konnte im Gegensatz stehen zu ihrer zeitgleichen Exklusion oder Diskriminierung in anderen Sprach- und Handlungsfeldern, obschon die sozialen Akteure und Wortführer teilweise dieselben Personen waren. Vorgänge der religiösen und sozialen Disziplinierung in allen Glaubensgruppen, die im überregionalen Kontext der Konkurrenz der Konfessionen standen, sind als Prozesse verständlich, die zwischen den Akteuren wechselseitig ausgehandelt wurden. Widerstandsformen und Verweigerungsstrategien sind ebenso relevant wie die Anpassung. Sprachliche und ständische Integration und Exklusion im alltäglichen Kontakt in großen und kleinen, okkasionellen wie etablierten Kommunikationskreisen sozialer und konfessioneller Gruppen können die Vorstellung einheitlicher Kulturen in Frage stellen.

Das Zusammenleben unterschiedlicher ethnokonfessioneller Gruppen und Korporationen in Städten, Wojewodschaften und ständischen Institutionen in den östlichen Gebieten des polnisch-litauischen Vielvölkerreiches ist erst zögerlich zum Untersuchungsgegenstand geworden und bietet doch ein hervorragendes Untersuchungsfeld für die genannten allgemeinen Prozesse. Gleichzeitig sollen unter einem makrohistorischen Blickwinkel Gruppen, Regionen und Zeiten unterschiedlicher Aggregatzustände des Zusammenlebens unterschieden werden.

Mit der Tagung sollen Spezialisten der unterschiedlichen Bereiche zusammengeführt werden und soll Gelegenheit zu Einblicken in die jeweiligen Forschungswerkstätten gegeben werden. Nicht zuletzt kann die Übergangszone zwischen Ostmitteleuropa und Osteuropa im engeren Sinn mit der Tagung an Kontur gewinnen.

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Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
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