Steigende ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen stellen Betriebe der gesamten Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft und der regionalen Lebensmittelbranche vor zunehmende Herausforderungen. Abnehmer-Betriebe wie beispielsweise Gastronomie, Einzelhandel oder aber auch Großküchen fehlt oft der Überblick über das regionale Angebot, während regional produzierende Betriebe sich häufig mit fehlender Sichtbarkeit und unzureichender Nachfrage konfrontiert sehen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, startete im November 2024 das dreijährige Verbundprojekt „Business 2 Business – Kooperative Optimierung der regionalen Nahrungs-mittelwirtschaft und Netzwerkentwicklung durch Kollaborative Technologie (B2B-Konnekt)“. Am 20. Januar übergab nun auf der Grünen Woche in Berlin Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den Förderbescheid an das Team und unterstrich dabei die Relevanz der weitreichenden Optimierungspotenziale, die sich durch die voranschreitende Digitalisierung und gesteigerte Interoperabilität und Vernetzung für die regionale Lebensmittelwirtschaft ergeben.
Im Projekt wird der B2B-Marktplatz, eine gewerbliche Handelsplattform innerhalb der Webseite des Regionalvermarkters Regiothek GmbH, auf der sich Betriebe der gesamten regionalen Wertschöpfungskette verbinden können, erweitert und durch den Aufbau von technischen Schnittstellen optimiert. Ziel ist es, den Ein- und Verkauf regionaler Lebensmittel effizienter, transparenter und für alle Beteiligten einfacher zu gestalten. „Unser B2B-Marktplatz ist flexibel und kann an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden, von der Logistik bis hin zu individuellen Abwicklungsmodellen. Durch die Weiterentwicklung des Marktplatzes wird die Zusammenarbeit aller Akteure effizienter gestaltet“, erklärt Alexander Treml, Mit-Gründer und Geschäftsführer der Regiothek GmbH.
Das Projekt verfolgt dabei den Ansatz eines offenen Webindex. „Webseiten als dritte Datenquelle erweitern die Möglichkeiten der Datenerfassung und -analyse, um branchenspezifische Informationen effizient zu extrahieren und zu nutzen“, erläutert Prof. Dr. Michael Granitzer, Inhaber des Lehrstuhls für Data Science an der Universität Passau. Er macht deutlich, dass „die Verwendung von KI-Technologien, insbesondere großer Sprachmodelle und semantischer Suchtechnologien, nicht nur eine verbesserte Sucherfahrung, sondern auch die intelligente Verknüpfung von Daten ermöglicht.“
Die entwickelten Systeme werden auf der Plattform implementiert und im realen Nutzungskontext durch Anbieter- und Abnehmer-Betriebe erprobt. Parallele Akzeptanzforschung begleitet diese Umsetzung, sodass eine anwenderfreundliche Entwicklung mit dem Ziel einer hohen Nutzungsakzeptanz gewährleistet werden kann. „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer auf technologische Innovationen zu erfassen und aktiv in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Dabei berücksichtigen wir sowohl die Bedürfnisse im Hinblick auf die Usability als auch auf künftige Weiterentwicklungspotenziale“, so Dr. Stefan Mang, Geschäftsführer des Instituts CENTOURIS der Universität Passau.
Um eine nachhaltige und effektive Verwendung der Projektergebnisse zu erreichen, erfolgt die Verstetigung des B2B-Marktplatzes im Landkreis Cham und darüber hinaus. „Bereits jetzt können wir positive Rückmeldung der teilnehmenden Betriebe verzeichnen. Mit der Weiterentwicklung freuen wir uns, das Angebot weiter auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden und so die Zusammenarbeit weiter zu optimieren“, erläutert Johann Stibich, Geschäftsführer der Maschinenring Ostbayern GmbH. Die Akquirierung weiterer Pilotbetriebe auch über die Region Cham hinaus stellt einen zentralen Fokus des Projektes dar.