Wer hilft eigentlich den „schwachen“ Schülerinnen und Schülern, denjenigen, die Potential hätten, aber keine Unterstützung und deshalb bildungsmäßig oft als Verlierer dastehen? Die soziale Bildungsungerechtigkeit wird allgemein beklagt und gerade jetzt durch die Schulschließungen nochmals verstärkt. Für diese Schülerinnen und Schüler wurde 2012 PASSgenAU als regionales Bildungsprojekt angestoßen. Das Wirtschaftsforum Passau, Schulamtsdirektor a.D. Heinz Fuchs und der Lehrstuhl für Schulpädagogik von Prof. Dr. Norbert Seibert haben sich gemeinsam zum Ziel gesetzt, „gefährdeten“ Schülerinnen und Schülern erfolgreiche Schullaufbahnen und berufliche Anschlüsse zu ermöglichen.
Für diesen bayernweit einmaligen Ansatz wurde das Projekt nun mit dem Bayerischen Sozialpreis ausgezeichnet – auf dem Postweg, da die ursprünglich vorgesehene persönliche Urkundenübergabe durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder pandemiebedingt nicht möglich war.
„PASSgenAU zeigt, welchen Mehrwert die Universität nicht nur durch ihre wirtschaftlichen Kooperationen für die Region erbringt, sondern durch das Netzwerk mit dem Staatlichen Schulamt und dem Wirtschaftsforum Passau in ganz besonderer Weise auch für die Bildung in Stadt und Landkreis Passau“, sagt Prof. Dr. Norbert Seibert. „Am Lehrstuhl für Schulpädagogik werden dazu durch Dr. Martin Eder herausragend motivierte und engagierte Lehramtsstudierende in speziellen Seminaren zu Lern- bzw. Sprachpaten ausgebildet. Diese stehen den Grund- und Mittelschulen der Stadt und des Landkreises Passau zur individuellen Förderung von Kindern mit entsprechenden Mängeln in ihrer Lese- und Sprachkompetenz, sowie ihren mathematischen Grundkenntnissen zur Verfügung.“ Rund 1200 Schülerinnen und Schüler können so im aktuellen Schuljahr durch ca. 80 Lern- bzw. Sprachpatinnen und -paten intensiv gefördert werden.
„Die intensive Förderung ab der 1. Jahrgangsstufe führt zu einem schnelleren Anschluss an das jeweilige Leistungsniveau der Jahrgangsstufe. Es zeigen sich deutlich erkennbare Fortschritte in der Lese-, Sprach- und mathematischen Grundkompetenz“, so Dr. Martin Eder. Etwa ein Drittel aller geförderten Kinder bringe Sprachdefizite aufgrund ihres Migrationshintergrunds mit. „Die Förderung durch Lern- und Sprachpatinnen und -paten führt zur messbaren Steigerung der Sprachkompetenz, einem allgemeinen Motivationsschub und einer aktiveren Teilnahme am Unterricht.“ Dies zeige sich auch an den zahlreichen Übertritten an weiterführende Schulen von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund.
Optimale Praxiserfahrung für Lehramtsstudierende
Auch für die beteiligten Studierenden und Lehrkräfte bietet das Projekt Mehrwerte: Die Tätigkeit als Patinnen und Paten sowie die enge Zusammenarbeit mit bereits erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern bereiten die Studierenden praxisnah und intensiv auf ihren späteren Berufsalltag vor. Zugleich werden die Lehrkräfte durch die personelle Unterstützung spürbar entlastet. Aktuell engagieren sich die beteiligten Studierenden ehrenamtlich und weit über die Anforderungen ihres Lehramtsstudiums hinaus mit über 10.500 Förderstunden an den Schulen der Stadt und des Landkreises Passaus.
Präsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Damit wird ein Projekt gewürdigt, das Maßstäbe in der Kooperation von Lehramtsstudium und Bildungspraxis setzt. Der Erfolg hat zu dauerhafter Unterstützung durch Stadt, Landkreis, Stiftungen, Kirche, Banken und Unternehmen geführt. Ein Vertrauen, das die Projektverantwortlichen zurecht genießen. Sie verhelfen der Universität Passau zu einer sichtbaren und wirkungsvollen regionalen Wirksamkeit. Und nicht zuletzt: viele individuelle Bildungswege wurden so auf erfolgreichen Kurs gebracht. Gratulation und großen Respekt für alle Beteiligten!“