Logo der Universität Passau

Bayerischer Forschungsverbund ForGeRex: Wie Rechtsextreme Krisen für antidemokratische Mobilisierung nutzen

Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie, Klimakrise und Ukraine-Krieg: Können Rechtsextreme anhand von Krisennarrativen neue Anhängerschaft mobilisieren? Welche Rolle spielen antisemitische Verschwörungsmythen und Internet-Memes? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich Forschende der Universität Passau im Rahmen des neuen Bayerischen Forschungsverbunds ForGeRex – Forschungsverbund für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern. Der Verbund wird für vier Jahre mit einer Gesamtsumme von 4,5 Millionen Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.

| Lesedauer: 3 Min.

Im Bayerischen Forschungsverbund ForGeRex werden 18 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von elf Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen unter der Koordination der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) zusammenarbeiten, um die Facetten extrem rechten Handelns verschiedener Akteurinnen und Akteure sowie deren Strukturen und Ideologien zu beleuchten.

In neun Teilprojekten werden verschiedene Aspekte des Rechtsextremismus bearbeitet, zum Beispiel die Bedeutung von Rechtsextremismus in den sozialen Medien, antisemitische Verschwörungsmythen oder Erkundungen der Reichsbürgerszene. Die Initiatorinnen und Co-Sprecherinnen des Verbundes, Prof. Dr. Martina Ortner und Prof. Dr. Clarissa Rudolph von der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der OTH Regensburg erhoffen sich darüber hinaus eine Verstetigung einer kritischen Rechtsextremismusforschung. Aufbauend auf den Erkenntnissen entwickeln die Forschenden Gegenstrategien. 

Die Universität Passau ist mit zwei Teilprojekten in dem Verbund vertreten:

Ein interdisziplinäres Team um Prof. Dr. Karin Stögner (Soziologie) und Prof. Dr. Lars Rensmann (Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre) untersucht in einem Doppelprojekt, welche Rolle antisemitische Verschwörungsmythen in rechtsextremer Kommunikation und Mobilisierung spielen. Die Forschenden nehmen hier die Strategien der Rechtsextremen im Umfeld von vier gesellschaftlichen Krisen in den Blick: der Flucht-, Corona- und Klimakrise sowie jener infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. „In Krisenzeiten wird deutlich, wie fragil der gesellschaftliche und demokratische Konsens ist – Antisemitismus hat hier eine Scharnierfunktion und tritt regelmäßig in den Vordergrund. Wir interessieren uns zudem in einem intersektionalen Blick dafür, wie Antisemitismus mit Sexismus und anderen Ungleichheitsideologien zusammenhängt, um ein umfassendes Bild rechtsextremer Verschwörungsmythen in Bayern zu gewinnen“, sagt Prof. Dr. Stögner zur Relevanz des Projekts. „Wir sind die ersten, die krisenbezogene antisemitische Verschwörungsmythen in der rechtsextremen Kommunikation systematisch qualitativ erfassen und deren Wechselwirkung mit und Rückbindung an die sogenannte Mitte der Gesellschaft untersuchen“, ergänzt Prof. Dr. Rensmann.

Prof. Dr. Thomas Knieper von der Universität Passau (Digitale und Strategische Kommunikation) und Prof. Dr. Simon Hegelich von der Hochschule für Politik München (Political Data Science) leiten das Teilprojekt zu Rechtsextremismus in Social-Media: Das Passauer Forschungsteam konzentriert sich auf Internet-Memes als rechtsextreme Kommunikationsstrategie. Gemeinsam mit dem JFF – Institut für Medienpädagogik in München untersucht es unter anderem, welche Themen und Bildtypen in den sozialen Netzwerken besonders häufig auftauchen und welche Wort-Bild-Kombinationen besonders viele Reaktionen hervorrufen. Auch analysieren die Forschenden, ob diese Memes junge Menschen in Bayern erreichen und inwiefern sie diese identifizieren können. „Auf Basis dieser Erkenntnisse schauen wir uns an, welche Kompetenzen junge Erwachsene brauchen, damit sie souverän und verantwortungsvoll mit rechtsextremen Inhalten umgehen können, wenn sie damit auf sozialen Medien konfrontiert werden“, sagt Prof. Dr. Knieper.

Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf Bayern. Doch es werden auch Verbindungen über die Grenzen hinweg, etwa nach Österreich und Norditalien, analysiert. Der Forschungsverbund ist in dieser Form einzigartig. „Wir sprechen hier nicht von einem spezifisch bayerischen Problem, sondern es handelt sich um ein größeres Thema, das wir am Beispiel Bayerns untersuchen“, erklärt Prof. Dr. Rensmann. Bayern sei insofern ein interessantes Laboratorium für die Rechtsextremismusforschung, als sich hier womöglich beobachten lasse, wie sich etwa im Zuge der Corona-Proteste verschiedene Milieus durch rechtsextreme Angebote mobilisieren ließen.

Neben der Universität Passau beteiligen sich an dem Verbund unter der Koordination der OTH Regensburg die Universität Augsburg, in München die Akademie der Bildenden Künste, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die Hochschule für Politik, das Institut für Zeitgeschichte sowie die Ludwig-Maximilians-Universität, die Technische Hochschule Nürnberg und die Universität Regensburg. Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in München ist assoziiertes Mitglied. 

Kontakt

Referat für Medienarbeit

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an:

Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
kommunikation@uni-passau.de

Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von Vimeo hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von YouTube hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Video anzeigen