Ein Team der Universität Passau unter Leitung von Prof. Dr. Wolfram Schaffar, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspolitik, untersucht, wie digitale Plattformen die politische Landschaft insbesondere im Globalen Süden verändern. Das Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung gefördert.
Uber, AirBnb, Ebay, Alibaba – all dies sind Beispiele für Plattform-Unternehmen, die besonders seit der Corona-Pandemie eine immer größere Rolle in unserer Wirtschaft spielen. Sie bringen Händlerinnen und Händler mit der Kundschaft auf einer (digitalen) Plattform zusammen, damit diese dort eine Transaktion durchführen können. Die Plattform selbst produziert in der Regel keine eigenen Produkte, sondern fungiert als eine Art Vermittlerin zwischen den beiden Parteien.
Ein Team der Universität Passau unter Leitung von Prof. Dr. Wolfram Schaffar, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspolitik, untersucht im Forschungsprojekt „Platformisation“, wie der wachsende Einfluss plattformbasierter Ökonomien die politische Landschaft insbesondere im Globalen Süden verändert. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf deren möglichen Einfluss auf die Entstehung autoritärer Verschiebungen, die die Entwicklung der Demokratie in Frage stellen. Dies erforscht das Team anhand der Fälle Argentinien, Brasilien, Indien, Türkei, Thailand und Myanmar.
Der Hintergrund des Projekts ist ein tiefgreifender Wandel: „Die Plattformisierung des Lebens und der Arbeit konfiguriert die ideologischen und politischen Koordinaten neu und hat die Bedingungen für das Entstehen einer autoritären Wende geschaffen“, sagt Prof. Dr. Schaffar. Dies stelle zunehmend die Zukunft der Demokratien in den Ländern des Globalen Südens vor Herausforderungen. Digitale Plattformen und ihre algorithmische Macht eröffneten politischer Kommunikation und Arbeitsprozessen neue Wege. „Die Zirkulation von Informationen, Diskursen und Emotionen sowie die Organisation von Arbeit verändert sich durch sie“, so Prof. Dr. Schaffar.
Teil der Forschung sind auch Workshops wie „Platformisation, Forms of Authoritarianism, and the Future of Democracy: Perspectives from the Global South“, der vom 1. bis 3. Februar 2024 an der Universität Passau stattfand. Er wurde vom Lehrstuhl für Entwicklungspolitik der Universität Passau organisiert und vom Passau International Centre for Advanced Interdisciplinary Studies (PICAIS) unterstützt.
Unter der Leitung des Projektteams von Prof. Dr. Schaffar wurden dort vor allem drei Schlüsselthemen diskutiert: die Kritik der politischen Ökonomie von Plattformen, Perspektiven aus dem Globalen Süden und die Transformation von Arbeit in Plattformökonomien.
Projekte wie der Workshop sollen der Grundstein für zukünftige Forschungsbemühungen sein, die darauf abzielen, „das komplexe Zusammenspiel von Plattformisierung, Autoritarismus und Demokratie im globalen Süden und darüber hinaus umfassend zu verstehen“, so Prof. Dr. Schaffar.
Neben Prof. Dr. Schaffar gehören zum Projektteam der Universität Passau noch Dr. Fathima Nizaruddin, Dr. Gustavo Robles und Dr. Ülker Sözen. Das Projekt wird von der Gerda-Henkel-Stiftung über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert.
Mehr Informationen:
Im Bild zu sehen ist eine Fotomontage der Künstlerin Rompo Todo aus Buenos Aires. Viele Menschen befinden sich auf einer Straße, ihre Gesichter sind verdeckt von Essensauslieferungsboxen. Copyright: Rompo Todo/Instagram: @_nuroco_rompotodo
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Wolfram Schaffar (Lehrstuhl für Entwicklungspolitik) |
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Laufzeit | 01.11.2023 - 31.10.2026 |
Mittelgeber |
Gerda Henkel Stiftung > Gerda Henkel Stiftung - Projektförderung
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