Britta Jacob ist Diplom-Kulturwirtin und seit über einem Jahrzehnt als Politik- und Unternehmensberaterin tätig. Am 06. Dezember 2023 bot sie im Rahmen eines „Berufe im Profil“-Vortrags einen Einblick in ihren Karriereverlauf und die Tätigkeit als Beraterin.
Während ihres Studiums der Kulturwirtschaft mit Fokus auf den iberoromanischen Kulturraum wusste Jacob noch nicht genau, was sie später beruflich machen wollte. Ein Praktikum beim damaligen Lateinamerika-Beauftragten der SPD bot ihr einen Einblick in die Tätigkeit im Bundestag und gab den Ausschlag für ihre Entscheidung, selbst als „Mitarbeiterin in zweiter Reihe“, also als Arbeitskraft im Hintergrund, dort tätig zu werden – allerdings nicht bei der SPD, sondern bei einer Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen. Nach nur wenigen Jahren wechselte sie bereits zum Fraktionsvorsitzenden und war dort für die Bereiche Außen-, Kultur-, Verteidigungs- und Europapolitik zuständig. Zu Beginn, so Jacob, habe sie sich selbst für zu jung und unerfahren für diese Rolle gehalten und gezögert, sich überhaupt zu darauf zu bewerben. Im Nachhinein sei es jedoch genau die richtige Entscheidung gewesen, ihren Hut einfach in den Ring zu werfen, denn in der Politik gebe es an jedem Punkt der Karriere immer viel learning by doing.
Mit dem Schritt in die Spitzenpolitik musste Jacob sich nicht nur stärker auf Öffentlichkeitsarbeit fokussieren, sie lernte auch, wie die Strukturen im Bundestag funktionieren und welche Rolle Machtpolitik im dortigen Alltag spielt.
Die für Britta Jacob selbst spannendste Zeit ihrer Karriere begann 2018, als sie anfing, in der Parteizentrale von Bündnis 90/Die Grünen im Bereich Außen-, Sicherheits- und Europapolitik zu arbeiten. Besonders positiv hob sie in ihrem Vortrag hervor, wie viel Verantwortung ihr übertragen wurde und dass sie auch von der Parteispitze oft als Beraterin hinzugezogen wurde. Fachlich bereitete sie häufig Interviews oder Briefings vor, in denen es wichtig war, politische Botschaften und komplexe Sachverhalte so zuzuspitzen, dass sie bei den Wählerinnen und Wählern ankommen. Außerdem war sie für das Verfassen von Parteiprogrammen (mit-)zuständig und als „Sherpa“ – also als Unterhändlerin der Partei – bei den Koalitionsverhandlungen der Ampel-Regierung beteiligt. Dort fokussierte sie sich vor allem auf die strategische und taktische Beratung der Parteispitze.
Von Annalena Baerbock wurde sie dann gebeten, sie ins Außenministerium zu begleiten. Dem stimmte Jacob zu, verließ das Auswärtige Amt jedoch bereits im ersten Regierungsjahr wieder, da sie es als zu schwierig empfand, als Neuling in den bestehenden ministeriellen Strukturen Fuß zu fassen.
Insgesamt bereue sie ihre Zeit in der Spitzenpolitik keineswegs: Es sei nie langweilig gewesen, man habe jeden Tag etwas Neues gelernt und sich immer wieder in neue Wissensgebiete einarbeiten müssen. Gleichzeitig betonte die Referentin jedoch auch die Notwendigkeit für ständige Erreichbarkeit. „Das kann sehr entgrenzend sein und fordert irgendwann seinen Tribut“, erklärte sie.
Aus diesem Grund ist Jacob seit etwa einem Jahr als geopolitische Beraterin bei Bayer tätig und beschäftigt sich im Großen und Ganzen mit der Frage, wie das Unternehmen sein Business an geopolitische Gegebenheiten anpassen kann. Da sie sowohl die Welt der Politik als auch die der Wirtschaft kennt, beschreibt sie sich selbst als „Scharnier“, das die Verzahnung von Interessen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik vorantreibt. Ihr Alltag ist dabei geprägt von verschiedenen kleineren Projekten. So koordinierte sie beispielsweise bereits Minenräumprojekte in der Ukraine, war aber auch im Krisenmanagement tätig, als israelische Mitarbeitende von der Hamas entführt wurden. Hierbei nutzt Jacob regelmäßig ihr in der Politik aufgebautes Netzwerk, um zum Beispiel schneller mit der Botschaft in Israel in Kontakt zu treten und zu besprechen, was für die Familie des entführten Mitarbeitenden getan werden und wie Bayer als Unternehmen helfen kann.
Sowohl für diese Tätigkeit als auch für den Job als politische Referentin sei es wichtig, „Themen-Hopping“ betreiben zu können, und kommunikativ sowie belastbar, aber auch empathisch zu sein, denn man habe immer viel mit Menschen zu tun und könne nie vorhersehen, was der nächste Tag bringe.
Aus heutiger Sicht ist Britta Jacob sehr zufrieden mit ihrem Karriereverlauf und würde nicht viel daran ändern. Einzig eine Sache fällt ihr ein, die sie gern an die Studierenden weitergeben möchte: Gerade junge Menschen und/oder Frauen hätten oft zu wenig Selbstbewusstsein. Dabei sei das gar nicht gerechtfertigt – wenn etwas nicht klappe, dann sei das eben so, aber zumindest könne man sich danach nicht vorwerfen, es gar nicht erst versucht zu haben. Also ihr Rat: „Traut euch einfach!“