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ZKK-Interview mit Christina Tabernig über ihr Seminar "Business-Etikette: Manieren als soziale Kodizes"

Frau Tabernig ist Dipl.-Betriebswirtin (FH) und seit 2003 selbstständige Management- und Etikette-Trainerin sowie Autorin. Über 15 Jahre arbeitet sie unter anderem bei FedEx, McKinsey, Commerce One und anderen namhaften Unternehmen. Als Top-Trainerin für Stil- und Etikette-Fragen sowie professionelles Auftreten hält sie im Sommersemester 2021 zum 28. Mal am ZKK ihr Seminar „Business-Etikette: Manieren als soziale Kodizes“. Wir haben ihr einige Fragen darüber gestellt.

| Lesedauer: 5 Min.

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ZKK: Liebe Frau Tabernig, Sie bieten im Sommersemester zum wiederholten Male Ihr Seminar „Business-Etikette: Manieren als soziale Kodizes“ am ZKK an. Was versteht man denn im Zusammenhang mit Business überhaupt unter „Etikette“ und „Kodizes“?

Christina Tabernig: Business Etikette bzw. Kodizes sind Umgangsformen, die im Geschäftsleben erwartet werden und das Miteinander vereinfachen. Dazu gehören Themen wie Begrüßung, Gästebewirtung und -empfang im Unternehmen, Verhaltensformen untereinander im Kollegium und mit vorgesetzten Personen. In diesem Zusammenhang zählt besonders der erste Eindruck im externen Kontakt. Hierunter fallen Themen wie Dresscodes, Meeting-Verhalten, Kommunikation per Telefon oder E-Mail und pandemiebedingt vor allem Online-Besprechungen. Nicht zu unterschätzen ist aber auch der Auftritt beim Kunden in der Kantine oder abends beim Geschäftsessen. Zusammengefasst ist es das Image, das Sie beim Geschäftspartner haben.

ZKK: Was sind die klassischsten Fettnäpfchen im Geschäftsbereich oder typische Irrglauben hinsichtlich Business-Etikette?

Christina Tabernig: Oft herrscht die Meinung, dass „Ladies first“ auch im Geschäftsleben gilt. Doch dem ist nicht so. Die Umgangsformen richten sich zuerst nach der Position, die jemand innehat, dann nach der Zugehörigkeit im Unternehmen und erst ganz zum Schluss wird zwischen Mann und Frau unterschieden. Oft wird auch gezögert, wer zuerst die Treppe hochgehen sollte. Eine große Unsicherheit tritt häufig in der Anrede von Personen mit mehreren Titeln in Deutschland auf. Die meisten Fettnäpfchen erlebe ich allerdings beim Essen. Welcher ist mein Brotteller? Wohin mit der Serviette, wenn ich kurz den Platz verlasse? Wie halte ich ein Weinglas korrekt? Und vor allem: Wie halte ich mein Besteck fest?

ZKK: Wie wichtig finden Sie Manieren im privaten Bereich?

Christina Tabernig: Das sollten Sie am besten meine Tochter fragen (lacht). Ich empfinde Manieren als sehr wichtig. Zum einen bin ich selbst eher konservativ erzogen worden und zum anderen kann ich den einen oder anderen Sinn von Umgangsformen gut nachvollziehen. Ich erwarte auch gute Umgangsformen von anderen mir gegenüber. Respekt und Fairness sind für mich die wichtigsten Kriterien im Umgang mit Menschen.

ZKK: Inwiefern tragen Erziehung und Sozialisation zur Ausbildung von Manieren und sozialen Kodizes bei? Beziehungsweise: Inwieweit ist Etikette erlernbar?

Christina Tabernig: Die wichtigsten Regeln kann jeder erlernen. Sie zu verinnerlichen und den Sinn für sich selbst zu erkennen, ist die Transferleistung eines jeden einzelnen. Je früher man Umgangsformen in Fleisch und Blut übergehen lässt, desto einfacher und natürlicher füllt man sie mit Leben. Wenn also schon in der Erziehung durch die Eltern Werte und damit verbundene Umgangsformen vermittelt werden, hat dies einen riesen Einfluss auf unser gesellschaftliches Handeln.

ZKK: Könnte die Corona-Krise dazu führen, dass sich soziale Kodizes verändern und wenn ja, wie bewerten Sie dies?

Christina Tabernig: Dass sich die Umgangsformen wirklich verändern, glaube ich nicht. Eventuell wird das Ritual des Händereichens aus Gewohnheit oder Unsicherheit wegfallen, sollte die Pandemie noch länger anhalten. Dennoch glaube ich, dass viele Menschen sich wieder darauf freuen, mit anderen Menschen zu interagieren und damit einhergehend werden auch Umgangsformen wieder voll gelebt werden. Vielleicht sogar noch mehr als vorher. Dass die „Sitten“ verrohen möchte ich bezweifeln. Die Entscheider im Geschäftsleben sind von ihren Werten geprägt und dazu gehört oft ein gewisser Umgang mit Menschen. Der Business Dresscode hat sich schon vor Corona verändert und wird meiner Meinung nach auch immer einem modischen Wandel unterliegen. Die Kommunikationsfähigkeit dürfte durch diese Pandemie stark in den Vordergrund gerückt sein. Wir müssen klarer und mehr miteinander kommunizieren – egal ob online oder offline. Das dürfte aber grundsätzlich hilfreich für ein Miteinander sein.

ZKK: Welche Inhalte vermitteln Sie in Ihrem Seminar und wie gestalten Sie dieses?

Christina Tabernig: Die Themen im Seminar ranken sich um den ersten Eindruck. Das fängt mit Dresscodes, Begrüßung und (Selbst-)Vorstellung an, umfasst das Thema Kommunikation per E-Mail, Brief und Telefon und endet mit dem kleinen Gespräch als Türöffner. Ein Highlight ist immer das gemeinsame Abendessen, das die Studierenden – bis auf das Essen – selbst gestalten. Auch die Rolle als gastgebende Person im Business, beim Mittagessen, nach einem Interview oder der tägliche Gang in die Kantine mit der vorgesetzten Person kann für die Karriere ausschlaggebend sein.

Das Seminar ist sehr interaktiv gestaltet. Ein Quiz zur Einführung der Themen, Regelerarbeitung in Gruppen oder Partnerarbeiten zum Thema Small Talk, um nur einige Dinge zu nennen. Die Studierenden dürfen Tischreden halten, passende Weine zum Essen aussuchen oder Sitzordnungen erstellen, wenn es die Pandemie zulässt. Das Gelernte wird sofort in die Praxis umgesetzt.

ZKK: Woher kommt Ihre persönliche Motivation bzw. Ihr persönliches Interesse für das Thema?

Christina Tabernig: Nachdem ich einige Jahre Gutes aber auch Haarsträubendes im Business erlebt habe, habe ich 2003 mit meiner Geschäftspartnerin Anke Quittschau die Firma korrekt! (www.korrekt.de) gegründet. Wir haben uns „Erfolg mit Stil“ auf die Fahne geschrieben. Ich habe selbst erlebt, dass Umgangsformen das i-Tüpfelchen für die Karriere sein können. Eine Idee kann noch so gut sein – schafft man es nicht, sie rüberzubringen, findet sie kein Gehör. Ein souveräner Auftritt und Sicherheit im Umgang mit Menschen sind wichtige Schritte für die Selbstvermarktung.

ZKK: Welche Kernbotschaft wollen Sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf den Weg geben?

Für eine gute Wirkung auf andere sind Sie selbst verantwortlich. Wenn wir unser Bewusstsein schärfen, können wir gezielt den ersten Eindruck positiv verändern und dadurch einen Vorsprung für die eigene Karriere gewinnen. Machen Sie Ihre Intuition zu Wissen und treten Sie dadurch sicher und souverän auf. Wenn Sie die Spielregeln beherrschen, ist es in vielen Situationen von Vorteil und macht das Leben mit anderen Menschen einfach leichter und sehr viel entspannter!

ZKK: Liebe Frau Tabernig, vielen Dank für das informative und spannende Gespräch!

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