ZKK: Welche Qualifikationen sind für Sie im juristischen Berufsfeld ausschlaggebend und sollten trainiert werden?
Prof. Dr. Kai von Lewinski: Da die juristischen Berufe ein weites Feld abdecken, gibt es nicht die eine Schlüsselqualifikation. Ein Richter braucht andere Qualitäten als ein Verwaltungsjurist, bei Anwälten kommt es auf das Arbeitsfeld an. Die Beratung erfordert andere Kompetenzen als der Prozess. Man muss sich im Klaren sein, welche Fertigkeiten für die eigene Karriere ausschlaggebend sind. Vor allem aber sollten Qualifikationen in den Blick genommen werden, die zum einen Schwächen ausgleichen und zum anderen die eigenen Stärken ausbauen.
ZKK: Im Jura-Studium werden in Bayern keine Leistungsnachweise für Schlüsselqualifikationen verlangt. Wie bewerten Sie das?
von Lewinski: Das ist natürlich an sich eine Entbürokratisierungsmaßnahme. Es spricht aber zugleich nicht für eine besondere Wertschätzung der Schlüsselqualifikationen in der Prüfungsverwaltung. Die Studierenden sollten dies als Chance und Aufforderung begreifen! Es geht also hierbei nicht darum, bloß einen Schein zu erlangen. Vielmehr sollte man sich im Klaren sein, dass das Training von Schlüsselqualifikationen für den Berufswunsch und Karrierepfad hilfreich ist. Wenn man nicht „den einen Schein“ machen muss, dann kann man vielleicht auch eher darüber nachdenken, gleich zwei oder drei zu machen.
ZKK: Ein Jura-Studium bereitet bestmöglich auf das Staatsexamen vor und dessen theoretische Inhalte. Weshalb sind Kompetenz-Seminare gerade für angehende Juristinnen und Juristen so wichtig?
von Lewinski: Die Note im Staatsexamen ist entscheidend für den Einstieg in die juristischen Berufe, vor allem in der Justiz – keine Frage. Nach dem Einstieg und für den Aufstieg spielen dann aber Schlüsselqualifikationen eine große Rolle. Wenn man also seinen juristischen oder außerjuristischen Beruf gefunden hat, dann fangen die Kompetenzen an sich auszuzahlen.
ZKK: Herzlichen Dank für das Gespräch!