BMW prognostizierte das Jahr 2020 als Scheidepunkt: Erstmals seien in der Automobilindustrie die Faktoren Preis und Produktqualität nicht mehr ausschlaggebend für die Differenzierung eines Herstellers zu seinen Konkurrenten. Der neue Erfolgsindikator heißt: Customer Experience. Hinter dem Anglizismus steckt alles, was in jeglicher Form mit der emotionalen Bindung des Kunden zum jeweiligen Produkt hat. Dabei spielt beispielsweise bei Automobilherstellern wie BMW der Auftritt in den sozialen Medien genauso eine Rolle wie das Verkaufsgespräch, der Werkstattbesuch, oder die Integration des Fahrzeugs in den Alltag der Besitzerin oder des Besitzers. In den letzten Jahren dominiert aber auch in der Automobilbranche die Digitalisierung. Andreas Walter leitet bei BMW Nordamerika die Abteilung, die sich mit dieser Arbeit hinter den Kulissen beschäftigt und einen engen Kundenkontakt und damit eine optimale Customer Experience überhaupt möglich macht. Der Fokus seiner Arbeit liegt auf der Konsolidierung umfassender Datenanalysen, um jedem Kundenwunsch im wahrsten Sinne des Wortes einen Schritt voraus zu sein.
Andreas Walter hat aber eigentlich Kulturwirtschaft studiert, hat sich für andere Kulturräume interessiert und war in seinem Leben schon auf der ganzen Welt unterwegs. Er weiß um den vermeintlichen Widerspruch zwischen seinem Studium und seinem sehr technisch anmutenden Job. Wie passt das also zusammen? Und wie landete er in einem Job, der wenig mit seiner eigentlichen Ausbildung zu tun hat? Die Erklärung hängt eng mit „Soft Skills“ zusammen, also auch Wissen und Qualitäten, dass sich nicht aus Büchern lernen lässt.
Als zentral für seinen beruflichen Erfolg sieht Andreas Walter ein funktionierendes und gutes Netzwerk. Er sei selber kein Anhänger erzwungener Networking-Veranstaltungen, aber es lohne sich, folgenden Satz immer im Hinterkopf zu behalten: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Ein guter Eindruck und souveränes Auftreten sei deswegen sehr wichtig. Dabei helfe es vor allem, eine Spezialisierung zu entwickeln, die den persönlichen Interessen nahesteht. Ein ganz konkreter Fachbezug mache aus Generalisten genau die Art multidimensionaler Fachleute, die es in schnelllebigen Zeiten brauche. Und wenn die Beschäftigung mit diesem Fachbezug auch noch Spaß acht: umso besser.
Dass die persönlichen Vorlieben und Ansprüche an den jeweiligen Job nicht zu kurz kommen müssen und nicht sollten, beweist Andreas Walter mit seiner nächsten Karrierestation. Nur drei Tage nach seinem Vortrag vor den Studierenden der Universität Passau ist er mit seiner ganzen Familie in die USA gezogen. Und so schließt sich er Kreis: Die von ihm im Studium so geschätzte Internationalität hat er sich erhalten und seinen Job ganz bewusst danach ausgerichtet. Fazit: Karrierewege sind in den seltensten Fällen geradlinig. Und wer außerdem persönlichen Vorlieben ins Arbeitsleben integrieren kann, gewinnt doppelt.