Prag, Journalismus und spannende Begegnungen: Mein Praktikum bei der Zeitschrift LandesEcho
Praktika bieten die beste Möglichkeit, erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Obwohl es im Studiengang Journalistik und Strategische Kommunikation keine Pflichtpraktika gibt , entschied ich mich für ein viermonatiges Praktikum in einer kleinen Redaktion in Prag. Die Zeitschrift, für die ich in Vollzeit arbeitete, heißt LandesEcho.
Worüber berichtet LandesEcho? Es ist ein Magazin der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik, dessen kleine Redaktion sich im Herzen der Prager Altstadt befindet. Die Zeitschrift behandelt Themen, die die deutsche Minderheit in Tschechien betreffen, sowie politische, gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Themen, die in Tschechien relevant und auch für die deutschsprachige Leserschaft von Bedeutung sind.
Dieses Praktikum war für mich besonders attraktiv, weil es mein Studium und meine Herkunft auf ideale Weise miteinander verband. Ich wurde in Tschechien geboren und bin mit der tschechischen Kultur sehr vertraut, deshalb konnte ich meine Erfahrungen perfekt mit dem verbinden, was ich während meines Journalistikstudiums in Deutschland gelernt habe. Durch die Vertiefung meiner Deutschkenntnisse und journalistischen Fähigkeiten an der Universität Passau eröffnete sich für mich die Möglichkeit, in einer deutschsprachigen Redaktion in Prag zu arbeiten – ein idealer Brückenschlag zwischen beiden Welten.
Jedoch würde ich nicht behaupten, dass ich nichts Neues über die tschechische Kultur gelernt habe. Während meines Praktikums bemühte ich mich, Tschechien und Prag aus einer anderen Perspektive zu betrachten – aus einer, die mir bisher unbekannt war. Wie nehmen Deutsche das Land und die Hauptstadt Prag wahr, wenn sie die tschechische Sprache nicht verstehen? Was finden sie außergewöhnlich, was gefällt ihnen, und was weniger? Ein Beispiel für kulturelle Unterschiede war für mich, dass in Tschechien die Geschäfte auch sonntags geöffnet haben, was für mich selbstverständlich ist, aber für andere nicht. Oder dass die tschechische Aussprache für Deutsche besonders anspruchsvoll ist. Das und vieles mehr waren Themen, über die ich bisher kaum nachgedacht hatte. Gleichzeitig konnte ich die Redaktion mit meinem tschechischen Blickwinkel bereichern, indem ich beispielsweise auf Themen hinwies, die aus tschechischer Perspektive von besonderem Wert waren.
In dieser kurzen Zeit habe ich viel erlebt. Ich hatte die Möglichkeit, an der Pressekonferenz beim Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier teilzunehmen, der sich mit dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel traf. Dabei durfte ich den Aufenthalt fotografisch dokumentieren. Außerdem war ich bei der Konferenz zum Jubiläum „20 Jahre Tschechien in der EU“ beteiligt. Mit der Redaktion reisten wir zudem nach Augsburg zum Sudetendeutschen Tag, wo ich es sehr geschätzt habe, unter anderem meinen Betreuer sowie den Chefredakteur besser kennenzulernen. Mein letztes großes Projekt beschäftigte sich mit dem Wandel der Medienlandschaft in der Slowakei und Tschechien. Dabei hatte ich die Gelegenheit, Interviews mit erfahrenen Journalistinnen und Journalisten sowie Expertinnen und Experten zu führen. Mein Artikel wurde schließlich auf der Titelseite der August-Ausgabe veröffentlicht, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Rückblickend war das Praktikum beim LandesEcho kurz vor dem Ende meines Bachelorstudiums eine richtig gute Entscheidung. Ich konnte wertvolle Einblicke in journalistische Abläufe gewinnen und viele praktische Erfahrungen sammeln. Durch das Praktikum habe ich viele nette Menschen kennengelernt und sogar neue Freundschaften geknüpft, worüber ich mich besonders freue. Vieles von dem, was ich erlebt habe, wäre ohne dieses Praktikum nicht möglich gewesen. Obwohl das Vollzeitpraktikum teilweise eine Herausforderung war – insbesondere der Vergleich des Studentenlebens mit einer echten beruflichen Tätigkeit – bin ich für diese Erfahrung sehr dankbar.
Falls jemand darüber nachdenkt, ein Praktikum in Prag beim LandesEcho zu absolvieren, kann ich es nur wärmstens empfehlen. Man muss dafür nicht unbedingt Journalistik studieren; das Magazin freut sich auch über Praktikanten aus anderen Bereichen, die ihre eigenen Perspektiven einbringen und tschechische Kenntnisse sind ebenfalls keine Voraussetzung.