Hallo! Mein Name ist Emily.
Ich studiere Grundschullehramt an der Universität Passau und habe im letzten halben Jahr ein Praktikum an einer Schule in Spanien gemacht.
Bei einem Grundschullehramtsstudium erscheint es zunächst sehr ungewöhnlich, einen Auslandsaufenthalt in das Studium zu integrieren. Fremdsprachliche Kompetenzen sind ja in der Grundschule eher weniger gefordert. Dennoch ist es meiner Meinung nach auch für Lehrkräfte von Bedeutung, Erfahrungen im Ausland zu sammeln und das Praktikum war für mich sehr gewinnbringend.
Da man das Referendariat immer erst im September beginnen kann, wurde mir nach Abschluss meines Examens klar, dass ich ein ganzes Semester zur freien Verfügung habe. Dementsprechend stellte sich für mich die Frage, wie ich diese Zeit sinnvoll nutzen möchte. Auslandsaufenthalte sind eine hervorragende Möglichkeit, um sich interkulturell weiterzubilden. Als angehende Lehrkraft ist es mir sehr wichtig, praktische Erfahrungen in verschiedenen Bildungssystemen zu sammeln und damit den Umgang mit kultureller oder sprachlicher Heterogenität unter den Schülerinnen und Schülern zu lernen. Auch das Unterrichten von Kindern, deren Sprache man zum Teil nicht beherrscht, war eine gute Übung für meinen späteren Berufsalltag, denn der Anteil an Kindern mit Deutsch als Zweitsprache in den Grundschulen wächst stetig.
Für mich war schnell klar, dass ich nach Spanien möchte, da ich mich schon seit langer Zeit für das Land und die Kultur interessiere und schon zu Schulzeiten begonnen habe, Spanisch zu lernen. Über das PASCH Netzwerk informierte ich mich über die zahlreichen deutschen Schulen im Ausland und nahm zu verschiedenen Bildungsreinrichtungen im Land Kontakt auf, darunter auch die bilinguale Schule „I.E.S. Poeta García Gutiérrez“ in der Provinz Cádiz im Süden Spaniens. Aufgrund des herzlichen Kontakts mit der Koordinatorin und den Erzählungen anderer ehemaliger Praktikantinnen fiel mir die Entscheidung letztlich sehr leicht.
Die Vorbereitung für mein 6-monatiges Auslandspraktikum gestaltete sich sehr unkompliziert. Die zuständige Koordinatorin meiner Praktikumsschule stellte den Kontakt mit einer ihrer ehemaligen Kolleginnen her, die Zimmer im Zentrum der Stadt vermietet. Ich wohnte in einer WG mit drei anderen jungen Menschen, zwei Spaniern und einer Irin. Das Zusammenleben war sowohl kulturell als auch sprachlich bereichernd, da viel auf Englisch und auf Spanisch gesprochen wurde.
Die I.E.S. Poeta García Gutiérrez ist eine deutsche Schule im Ausland, an der Kinder von der 7. bis zur 12. Klasse bilingual unterrichtet werden. Neben vielen interkulturellen Projekten bietet die Schule auch die Möglichkeit, das Goethe-Zertifikat zu absolvieren.
Meine Tätigkeiten während des Praktikums umfassten das Assistieren im Deutschunterricht, Unterstützung der Lehrpersonen sowie Einzelförderung der Schülerinnen und Schüler, insbesondere bei der Vorbereitung auf den mündlichen Teil des Goethe-Zertifikats. Ebenso unterstützte ich die Lehrkräfte in den bilingualen Fächern Sport, Mathematik und Geografie und konnte selbst auch zahlreiche Unterrichtseinheiten übernehmen, wodurch ich mich jetzt gestärkt für das Referendariat fühle. Zudem durfte ich zahlreiche außerschulische Projekte begleiten und mitgestalten. Das gesamte Kollegium an der Schule war sehr freundlich und ich wurde mit offenen Armen aufgenommen. Ich freute mich jeden Tag auf die Arbeit, insbesondere auf die Pausen, in denen man sich bei einem „café con leche“ unterhielt und es immer etwas zu lachen gab.
Neben der Arbeit in der Schule blieb aber trotzdem genug freie Zeit. Ich hatte zudem auch das Glück einer 4-Tage Woche und konnte somit mein langes Wochenende immer für Ausflüge oder kleineren Reisen nutzen (z.B. nach Madrid, Valencia, Malaga, Teneriffa oder Marokko) Ein riesiger Vorteil von Cádiz war definitiv auch die Nähe zum Meer: Ich konnte meine Nachmittage fast immer am Strand oder beim Surfen verbringen. Den Feierabend am Strand oder in einer Tapasbar bei einem „Tinto“ zu genießen, werde ich definitiv vermissen. Was mir auch im Gedächtnis bleiben wird, ist die offene Art und Freundlichkeit der Menschen. Aufgrund des guten Wetters spielt sich ein Großteil des Lebens in Cádiz draußen ab. Meiner Meinung nach wirkt sich das auch auf das Gemüt der Menschen aus. Ich hoffe, dass ich etwas von dieser spanischen Leichtigkeit mitnehmen konnte und somit vor allem mein anstehendes Referendariat ohne Stress meistern kann.
Obwohl sich die spanische Sprache aufgrund des starken andalusischen Dialekts zunächst als Herausforderung darstellte, lernte ich mit Hilfe eines Sprachkurses relativ schnell, mich zu verständigen. Hierbei kam mir die ERASMUS+ Sprachkursfinanzierung sehr entgegen.
Häufig sind Praktika an Schulen unbezahlt: Dies war auch bei mir der Fall. Die finanzielle Unterstützung durch ERASMUS+ half mir jedoch auch abseits des Sprachkurses, meine Lebenshaltungskosten zu decken und meinen Traum eines Auslandsaufenthalts in Spanien zu erfüllen.