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ZKK-Interview mit Wolfgang Fänderl zum Seminar "Gender Training"

Wolfgang Fänderl ist Sozialwissenschaftler, Berater, Trainer, Moderator und Projektleiter. Seit 2004 betreibt er eine Vernetzungsberatung in München, zum Coaching im Kooperationsmanagement, zur Workshopleitung und für Lehraufträge. Einen solchen hat er nun selbst im Sommersemester an der Universität Passau. Im ZKK-Interview spricht Wolfgang Fänderl über die Inhalte und Hintergründe seines Seminars "Gender Training".

| Lesedauer: 3 Min.

ZKK: Herr Fänderl, was dürfen wir uns unter einem Gender Training vorstellen?

Wolfgang Fänderl: „Gender“ und die damit verbundene Frage der Gleichstellung der Geschlechter - von Mann-Frau-Divers bis zu hetero- und homosexuellen Beziehungen - wird nicht nur im Alltag sondern auch in der Arbeitswelt kontrovers diskutiert. Wir wollen im Seminar die Grundlagen legen, um damit informiert und reflektiert besser umzugehen.  

ZKK: Was ist Ihr persönlicher Hintergrund, ein solches Seminar anzubieten?

Fänderl: Schon seit meinem Studium der Sozialwissenschaften in den 80ern war „Gender“ eine umstrittene Kategorie und hat mich und viele meiner Studienkolleginnen und -kollegen auch persönlich bewegt. Viele Gesetzesgrundlagen sahen damals noch anders aus als heute und für Minderheiten war es nicht leicht Menschenrechte und Menschenwürde damit in Einklang zu bringen. In den Jahren meiner beruflichen Entwicklung als Pädagoge, Mediator, Berater und Workshop-Leiter habe ich das Thema als eines von vielen vertieft und in Seminaren angeboten. Seither hat sich viel getan, gesellschaftlich, wissenschaftlich aber auch arbeitsrechtlich und mir macht es immer wieder Spaß, mich mit Studierenden darüber auszutauschen. 

ZKK: Geschlechtergleichheit ist ein brandaktuelles, aber auch hochemotionales Thema. Bewerten Sie diese diese Emotionalität eher als Stärke oder Schwäche für einen erfolgreichen Verlauf des Diskurses?

Fänderl: Prinzipiell freue ich mich über emotionale Diskurse, da sie deutlich machen, dass es um wichtige Themen geht, die uns auch persönlich betreffen. Die Liberalisierung und die neuen Medien haben Geschlechtergerechtigkeit zum Alltagsthema werden lassen, wo früher nur Tabus standen. Derzeit wird die Debatte jedoch gesellschaftspolitisch instrumentalisiert, werden wissenschaftliche Erkenntnisse geleugnet und es wird für neue Einschränkungen und Rückschritte in punkto Menschenrechte geworben. Hier sollten wir persönlich wie strukturell als Universitätsangehörige nicht zuschauen, sondern argumentieren und reagieren können.

ZKK: Was würden Sie als größte Hürde auf dem Weg zu Geschlechtergleichheit in Deutschland bezeichnen?

Fänderl: Deutschland ist zwar nicht Vorreiter, aber doch im oberen Feld der Staaten, die sich den wichtigen Genderthemen öffnen. Mit Einführung der Ehe für alle und des dritten Geschlechts in das Personenstandregister wurde aber auch deutlich, dass noch viele Aspekte des Zusammenlebens zwischen den Geschlechtern ungeklärt sind und neu besprochen werden müssen. In jedem Fall ist ein Diskurs von Nöten, der in die Tiefe geht und nicht an oberflächlichen Stereotypen und Entweder-Oder-Debatten scheitert. 

ZKK: Welche Werkzeuge zur alltäglichen Sensibilisierung unserer Mitmenschen können Sie empfehlen?

Fänderl: Die Nachrichtenwelt ist voll mit spannenden Fragen zu Gender, Gendergerechtigkeit bis „Genderwahn“. Wir müssen uns auch in vielen Gesprächen immer wieder gegenüber Behauptungen und Ungerechtigkeiten positionieren und agieren. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Seminarmethoden – von der Information über die Reflexion bis hin zum Rollenspiel – hilft dabei, das eigene Selbstverständnis aufzubauen, um es im Alltag weiterentwickeln zu können. Meine Devise: „Erst mal bei sich selbst anfangen, dann geht die Sensibilisierung anderer ganz von allein!“

ZKK: Vielen Dank für das Gespräch!

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