ZKK: Liebe Frau Dr. Schulz, Sie bieten im Sommersemester zum zweiten Mal Ihr Resilienztraining am ZKK an. Was versteht man denn überhaupt unter „Resilienz“?
Dr. Karola Schulz: Mit Resilienz ist unsere psychische Widerstandskraft gemeint. Resilient zu sein heißt, dass man immer wieder Ressourcen aktivieren kann, die einem helfen, sich wieder wohl(er) zu fühlen. Nicht gemeint ist, dass man sich durchgehend „super“ fühlt.
ZKK: Sie beschäftigen sich also mit einem Thema, das spätestens mit der Corona-Krise für jeden von uns relevant geworden ist.
Welche Inhalte behandelt das Seminar konkret und warum kann das Seminar für Studierende aller Fachrichtungen eine Bereicherung sein, gerade eben auch in Hinblick auf die Pandemie?
Dr. Karola Schulz: Die Frage ist ja, was genau macht meine Psyche denn stark? Da gibt es sieben Schutzfaktoren, die wir uns im Seminar genauer anschauen: Selbstregulation, Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Eigenverantwortung, soziales Netzwerk und Zukunftsorientierung. Jede einzelne dieser sieben Säulen kann uns in Corona-Zeiten helfen. Es ist z. B. ein Unterschied, ob ich in einer Problemtrance stecken bleibe oder ob ich mich auf Lösungen ausrichte. Entscheidend ist, ob ich mich darauf fokussiere, was durch die aktuellen Einschränkungen alles nicht möglich ist oder darauf, was möglich ist. Sich selbst positiv steuern zu können, bringt sofort mehr Lebensqualität.
ZKK: Wie werden die Inhalte vermittelt? Vielleicht können Sie einen kleinen Einblick geben, wie Sie Ihr Seminar gestalten.
Dr. Karola Schulz: Neben einem kurzen theoretischen Input gibt es für jede der sieben Säulen praxistaugliche Übungen, die im Alltag immer wieder anwendbar sind. Außerdem können sich die Teilnehmenden ein individuelles Resilienzprofil erstellen. An diesem Profil kann man sehen, wo die eigenen Ressourcen stecken und wo es noch Potenzial gibt. Insgesamt geht es mir darum, dass die Teilnehmenden einen Blick und die geeigneten Tools dafür bekommen, wie sie sich selbst stärken können.
ZKK: Sie haben sich auch schon vor Corona mit Resilienz auseinandergesetzt. Woher kommt Ihre persönliche Motivation bzw. Ihr persönliches Interesse für das Thema?
Dr. Karola Schulz: Eigentlich entspricht das Resilienzseminar ziemlich genau dem, was ich in meinen Einzel-Coachings mache. Ich unterstütze Menschen dabei, ihre eigenen guten Lösungen zu finden und mit sich selbst freundlicher umzugehen. Das mache ich leidenschaftlich gern. Insofern ist es gar nicht erstaunlich: Das Resilienztraining ist eines meiner Lieblingsformate.
ZKK: Inwiefern könnte die Corona-Krise dazu beitragen, dass sich die Menschen mehr mit sich selbst auseinandersetzen und Resilienztraining damit immer wichtiger wird? Ist die Krise vielleicht eine Chance, an der eigenen Haltung zu arbeiten und innere Stärke aufzubauen?
Dr. Karola Schulz: Auf jeden Fall. Krisen sind sogar die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln. Je vielfältiger das Coping, also die Bewältigungsstrategien, desto besser. Weil wir dann schneller wieder handlungsfähig sind und uns wohler fühlen. Die aktuelle Situation ist für viele eine große Belastung – das höre ich häufig. Da wir nun mal eine Pandemie haben, kommt es darauf an, wie ich mit mir und meiner Gefühlslage umgehe. Hier können Achtsamkeitsübungen und ein paar neue Gewohnheiten sehr viel verändern. Und das Gute ist: Sie sind auch ein nützliches Gepäck für den weiteren Lebensweg.
ZKK: Welche Kernbotschaft wollen Sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf den Weg geben?
Dr. Karola Schulz: „Alle Stärke liegt innen, nicht außen“, sagte der Schriftsteller Jean Paul einmal. Und das trifft es gut.
ZKK: Liebe Frau Dr. Frau Schulz, vielen Dank für das informative und spannende Gespräch!