Aufgrund der Interdisziplinarität und des damit einhergehend breiten Berufsfelds wissen viele Studierende der Kulturwissenschaften während ihres Studiums noch nicht so richtig, wo sie beruflich einmal Fuß fassen werden. Julia Bläsius hat den für sie „perfekten KuWi-Job“ bei der Friedrich-Ebert-Stiftung gefunden. Zu den Tätigkeiten und Zielen der politischen Stiftung gehören die Begabten- und Studienförderung, politische Bildungsarbeit und Beratung, internationale Zusammenarbeit sowie die Demokratieförderung. In Deutschland gibt es 16 Standorte der Friedrich-Ebert-Stiftung. Fünf Jahre hat Bläsius als Referentin im Inland gearbeitet, bis sie schließlich die Leitung des FES-Regionalbüros im Südkaukasus übernommen hat. Das war für sie die bisher spannendste Herausforderung.
Mitunter am meisten schätzt Bläsius die Aufgabenvielfalt an ihrem Job: Als Leiterin eines Auslandsbüros berät sie beispielsweise Entscheidungsträger und Partnerorganisationen sowie lokale, aber auch deutsche Nichtregierungsorganisationen, mit denen gleichzeitig auch kooperiert wird. Nicht zu vergessen sind auch Tätigkeiten wie Projekt- und Veranstaltungsmanagement sowie Netzwerkaufbau und -pflege. Das klingt alles sehr spannend – aber gleichzeitig erstmal ziemlich abstrakt.
Bläsius erklärt, dass die für das jeweilige Land zuständigen Auslandsbüros die in Deutschland ansässigen politischen Akteure und Akteurinnen beraten – meist Parteien, manchmal aber auch zivilgesellschaftliche Personen: Wenn etwa die SPD-Fraktion im deutschen Bundestag eine Anhörung zu einem Konflikt mit einem anderen Land abhält, würde vorher die Politikberatung durch die FES eingeholt werden. Außerdem führen die Büros gemeinsam mit Partnerorganisationen Projekte durch, die der Demokratieförderung dienen. Hierbei geht es unter anderem um Außen- und Sicherheitspolitik sowie die Beziehungen der jeweiligen Länder zu deren Nachbarländer, zu Europa und insbesondere zu Deutschland. Demokratieförderung kann aber auch soziale Gerechtigkeit meinen. Demzufolge seien auch Parlamentariertreffen zur gewerkschaftlichen Vernetzung von Akteuren aus dem Einsatzland und Deutschland üblich. Als Beispiel hierfür nennt Bläsius den Austausch über Frauenrechte. Auch ein enger Kontakt zur Botschaft vor Ort sei wichtig.
Voraussetzung für die Arbeit als Referentin oder Referent bei der FES sind laut Bläsius hohe Flexibilität sowie natürlich das Interesse an Politik und anderen Ländern bzw. Kulturen und das Verständnis von politischen Systemen. Jedoch dürften auch Schlüsselkompetenzen wie Fremdsprachenkenntnisse, interkulturelle Sensibilität sowie gute kommunikative und repräsentative Fähigkeiten nicht fehlen. Schließlich vertritt man als Leitung eines Auslandsbüros die Friedrich-Ebert-Stiftung nach außen.
Nach ihrer Zeit im Südkaukasus hat Bläsius weitere Regionalprojekte der FES geleitet und ist dann 2020 nach siebeneinhalb Jahren wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Nun arbeitet sie (nach wie vor bei der FES) im Bereich der politischen Beratung zur Gender- und Familienpolitik. Ihr abschließendes Fazit über ihren Traumjob bei der Friedrich-Ebert-Stiftung: „Es ist, als hätte man das KuWi-Studium zum Beruf gemacht.“
Wer sich vom vorgestellten Berufsbild angesprochen fühlt, kann den Selbsteinschätzungstest der FES machen, um herauszufinden, ob für die eigene Karriere eine Tätigkeit an der Friedrich-Ebert-Stiftung und damit ein mobiles Leben in Frage kommt.