Ringvorlesungsreihe Diversity, Gender & Intersektionalität

Queer between the frontlines: LGBTIQ*-Politics and Mobilisations in a Translocal Perspective
Weltweit stimmen rechtsextreme, faschistische und andere autoritäre Bewegungen und Regierungen ideologisch in ihrer Ablehnung der Rechte von LGBTIQ*-Personen überein – trotz ihrer ideologischen Unterschiede in anderen Bereichen. Die russische Regierung beispielsweise rechtfertigt ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine damit, dass sie Kiew vor der Ausbreitung der „Gender-Ideologie“ und LGBTIQ*-Themen schützen wolle. Im Inland hat die russische Regierung LGBTIQ*-Organisationen als terroristische Gruppen eingestuft. In ähnlicher Weise werden in mehreren Ländern des globalen Südens drakonische Gesetze gegen LGBTIQ*-Gemeinschaften als symbolische Ablehnung dessen eingeführt, was als „westliche Moderne“ wahrgenommen wird.
LGBTIQ*-Themen wurden manchmal als nebensächlich betrachtet und als Luxusprobleme einer Minderheit im globalen Norden abgetan. Sie werden manchmal als vernachlässigbar gegenüber den drängenden Krisen der Klimakatastrophe, des Krieges und des globalen Aufstiegs von Autoritarismus und Faschismus angesehen. Die globale Dynamik, die mit diesen Themen verbunden ist, zeichnet jedoch ein völlig anderes Bild: LGBTIQ*-Themen stehen im Mittelpunkt der aktuellen Krise.
Als Reaktion auf den Aufstieg des Autoritarismus spielen offen queere Personen eine zentrale Rolle in indigenen Demokratiebewegungen im globalen Süden. Beispiele hierfür sind die Demokratiebewegung in Thailand (2020–2021) (Schaffar 2021), die Bewegung für zivilen Ungehorsam in Myanmar (seit 2021) und zahlreiche andere Bewegungen.
Solche Beispiele unterstreichen die zentrale Bedeutung queerer Themen für globale Fragen der Demokratie, der internationalen Beziehungen und der politischen Entwicklung (Klapeer 2024). In diesem Zusammenhang wird unsere Vortragsreihe theoretische Perspektiven und Debatten untersuchen und gleichzeitig aktuelle Erkenntnisse und konkrete Entwicklungen in bestimmten Ländern und Bewegungen vorstellen. Diese werden aus der Perspektive der Queer-Theorie, der Gender-Theorie und kritischer Ansätze in der Politikwissenschaft kritisch beleuchtet.
Klapeer, Christine (2024). Beitrag in der Diskussion zu: Queer Politics in Troubled Times?!Politikwissenschaftliche Perspektiven auf Debatten und Kämpfe um sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung (20.11.2024, https://www.dvpw.de/veranstaltungen/politikwissenschaft-im-gespraech
Schaffar, Wolfram (2020). “I am not here for fun”: The satirical Facebook group Royalist Marketplace, queer TikToking, and the new democracy movement in Thailand: An interview with Pavin Chachavalpongpun. Austrian Journal of South-East Asian Studies, 14(1), 129-137. https://aseas.univie.ac.at/index.php/aseas/article/view/5081
Die Vorlesungsreihe findet in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Entwicklungspolitik von Herrn Prof. Dr. Wolfram Schaffar statt.
Anmeldung
Die Veranstaltung findet immer Donnerstag abends, um 18:15 Uhr im HS7 (WIWI) statt. Die Veranstaltungen sind meist hybrid, eine virtuelle Teilnahme per Zoom ist möglich. Welche Veranstaltungen hybrid stattfinden, ist bei den einzelnen Terminen vermerkt.
Anmeldung für Studierende via Stud.IP Nr. 44340.
Externe Teilnehmende können sich über das Anmeldeformular anmelden.
Die Veranstaltungen finden entweder auf Deutsch oder Englisch statt.
Programm
Hybride Veranstaltung auf Englisch
In diesem Vortrag wird die Geschichte der sozialen und politischen Emanzipation von LGBT/queeren Menschen rekonstruiert. Ich verfolge die Entwicklung von Identität und politischer Subjektivität und untersuche dabei kritisch die verschiedenen Strategien, die im Kampf gegen Verfolgung und für Anerkennung eingesetzt wurden.
Seit dem Paradigmenwechsel hin zur Bürgerrechtsbewegung haben Emanzipationsbewegungen weltweit die Strategie übernommen, die Erfüllung der Versprechen der liberalen Demokratie einzufordern. Zu diesem Zweck haben sie sich mit ihren institutionellen Mechanismen auseinandergesetzt – wie parlamentarischer Arbeit, Menschenrechtserklärungen und juristischer Aktivität.
In jüngster Zeit sind neue Herausforderungen entstanden: Anti-Gender- und Anti-LGBTIQ-Ideologien sind zu einer vereinenden Kraft für rechte und faschistische Bewegungen weltweit geworden. Dies stellt LGBTIQ- und queere Personen und Bewegungen vor qualitativ neue Probleme. Wie können die Freiheiten, für die sie gekämpft haben, geschützt werden, wenn der Kampf nicht mehr nur gegen Kräfte geführt wird, die innerhalb des liberalen demokratischen Systems agieren, sondern wenn die eigentliche Grundlage der liberalen Demokratie gefährdet ist – sowohl national als auch international? Und welche Strategien können verfolgt werden, wenn LGBTIQ-Personen (unfreiwillig) zu Symbolen einer (westlichen) liberalen Ordnung werden und als solche angegriffen werden?
Prof. Dr. Wolfram Schaffar
Wolfram Schaffar ist Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspolitik an der Universität Passau. Zuvor war er an der Universität Bonn, der Universität Wien und der Universität Tübingen tätig und Gastdozent an Universitäten in Thailand, Myanmar und Bhutan. Er war außerdem Forschungsstipendiat am International Institute for Asian Studies (IIAS) in Leiden, Niederlande, und Gastprofessor an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris.
Seine aktuelle Forschung konzentriert sich auf Plattformisierung, soziale Medien und Demokratie. Anhand des Kampfes um den Zugang zu Medikamenten während der globalen HIV/AIDS-Krise als Fallstudie hat er auch Fragen der Staatsbürgerschaft und Identität untersucht. Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie hat er sich mit Fragen der queeren Mobilisierung und der demokratischen Biopolitik befasst.
Hybride Veranstaltung auf Englisch
Im Bereich der Queer Studies werden die Universalität von LGBTI/queeren Identitäten und die (neo)koloniale Dominanz innerhalb der epistemischen Gemeinschaften und Bewegungen seit langem durch umstrittene Konzepte wie den Homonationalismus erforscht. Mit der Ankunft zahlreicher Flüchtlinge in den Jahren 2015 und 2016 – von denen viele aufgrund ihrer sexuellen Orientierung fliehen mussten – nahmen diese Diskussionen neue Dimensionen an.
In diesem Vortrag werde ich die Mobilisierung der Zivilgesellschaft während des „langen Sommers der Migration“ und die darauf folgenden theoretischen Debatten untersuchen.
Prof. Dr. Wolfram Schaffar
Wolfram Schaffar ist Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspolitik an der Universität Passau. Zuvor war er an der Universität Bonn, der Universität Wien und der Universität Tübingen tätig und Gastdozent an Universitäten in Thailand, Myanmar und Bhutan. Er war außerdem Forschungsstipendiat am International Institute for Asian Studies (IIAS) in Leiden, Niederlande, und Gastprofessor an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris.
Seine aktuelle Forschung konzentriert sich auf Plattformisierung, soziale Medien und Demokratie. Anhand des Kampfes um den Zugang zu Medikamenten während der globalen HIV/AIDS-Krise als Fallstudie hat er sich auch mit Fragen der Staatsbürgerschaft und Identität befasst. Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie hat er sich mit Fragen der queeren Mobilisierung und der demokratischen Biopolitik beschäftigt.
Veranstaltung auf Deutsch
LGBTQ+ Personen in Thailand waren lange Zeit vor allem in der Unterhaltungsindustrie sichtbar – als auffällige, oft karikaturhafte Figuren in Mode, Film und Comedy, jedoch nicht als ernstzunehmende politische Akteur:innen. Ihre mediale Präsenz täuschte über die gesellschaftliche Realität hinweg: Sie bedeutete weder Anerkennung noch rechtliche Gleichstellung, sondern reproduzierte stereotype Narrative, Exotisierung und Andersartigkeit.
Mit der von jungen Aktivist:innen getragenen Demokratiebewegung von 2020–2021 änderte sich dies grundlegend. LGBTQ+ Aktivist:innen traten aus der vermeintlichen Nische heraus und wurden zu zentralen Akteur:innen des politischen Protests. Mit queerer Symbolik, kreativen Protestformen und Memes auf Social Media Plattformen erreichten sie insbesondere junge Menschen und veränderten die Demokratiebewegung nachhaltig. Doch ihre Aktivitäten blieben nicht ohne Gegenwehr – sowohl von konservativen Kräften als auch innerhalb der Demokratiebewegung selbst. Dennoch hinterließ ihr Engagement bleibende Spuren.
In dieser Vorlesung wird die Rolle von LGBTQ+ Akteur:innen im politischen Geschehen Thailands kritisch beleuchtet – als integraler Bestandteil gegenwärtiger Auseinandersetzungen um Demokratie, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.
Praphakorn Lippert

Praphakorn Lippert studierte Social Science for Development an der Silpakorn Universität, Thailand und Südasienkunde mit Schwerpunkt Politikwissenschaft, Geschichte und Ethnologie an der Universität Heidelberg.
Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin für NRO wie der Foundation for Women. Von 2014 bis 2021 war sie ehrenamtlich bei der Stiftung Asienhaus aktiv, zuletzt als Kuratoriumsmitglied.
Von 2021 bis 2023 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Entwicklungspolitik der Universität Passau. Sie publiziert zu politischen und gesellschaftlichen Themen in Thailand und hält Vorträge. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Faschismus, Verschwindenlassen und soziale Bewegungen.
Hybride Veranstaltung auf Deutsch
Trans* Menschen stehen im Fokus des rechten „Kulturkampfes“, der eng mit Klassenverhältnissen artikuliert ist. Gegen die einfache Gegenüberstellung von „Identität“ vs. „Klasse“ nehmen materialistische, identitäts-kritische trans*feministische Analysen die intersektionalen Klassen- und Gewaltverhältnisse in den Blick, die trans* Lebensweisen und trans* soziale Reproduktion prägen. Entsteht am „Ende des progressiven Neoliberalismus“ (Nancy Fraser) eine andere Artikulation von trans* und Klasse? Welche Perspektiven entstehen aus den Praxen des trans* world making für emanzipatorische Transformation in Zeiten des autoritären Neoliberalismus?
Quellen
Becker, Lia; Katharina Pühl und Atlanta Ina Beyer (2024): Bite back! Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität. Münster: edition assemblage
Lia Becker

Lia Becker ist Sozialwissenschaftler*in und derzeit Referent*in für Zeitdiagnose bei der Rosa Luxemburg Stiftung. Sie arbeitet zu Hegemonietheorie, autoritärem Neoliberalismus und Faschisierung, queer und Klasse. 2024 erschien der (mit Katharina Pühl und Atlanta Ina Beyer herausgegebene) Sammelband „Bite back! Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität“ (Edition Assemblage).
Veranstaltung auf Englisch
Thailand hat - wie viele Länder in Südostasien - den Ruf, besonders queerfreundlich zu sein. Die thailändische Kultur erkennt ein drittes Geschlecht an, und Kathoey genießen ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Akzeptanz. Es gibt eine lebendige schwule Partyszene, und die für die Wirtschaft wichtige Tourismusindustrie hat das Land lange als Schwulenparadies beworben.
Modernisierung und Globalisierung haben jedoch zu widersprüchlichen gesellschaftlichen Entwicklungen geführt. Die AIDS-Krise hat Thailand besonders hart getroffen, und trotz gesellschaftlicher Toleranz sind LGBTIQ*-Personen von Bildung, verschiedenen Berufen und gesellschaftlichen Schlüsselpositionen ausgeschlossen worden. Vor diesem Hintergrund hat sich eine einzigartige Geschichte des Kampfes um Emanzipation und Anerkennung entfaltet, die sich in Film und Literatur widerspiegelt.
Arnika Fuhrmann zeichnet in ihrem Vortrag die Stationen der queeren Bewegungen in Thailand nach. In der anschließenden Diskussion werden sie und Wolfram Schaffar der Frage nachgehen, wie sich diese Entwicklungen in den breiteren Kontext der globalen LGBTIQ- und Queer-Bewegungen einfügen.
Prof. Dr. Arnika Fuhrmann

Arnika Fuhrmann ist eine interdisziplinäre Südostasienwissenschaftlerin, die an den Schnittstellen der ästhetischen und politischen Moderne der Region arbeitet. In ihrer Arbeit verfolgt sie einen Ansatz zur Erforschung Südostasiens, der sich auf Affekt-, Gender-, Urbanistik- und Medientheorien stützt und in einem umfassenden kulturellen, sprachlichen und historischen Wissen über die Region verankert ist. Er betont einen translokalen Fokus, der sich sowohl in geographisch als auch theoretisch vergleichenden Rahmen manifestiert.
Fuhrmanns Arbeit zielt darauf ab, die Logik und theoretischen Implikationen von Zugehörigkeitsformen in Asien zu verstehen, die gleichzeitig durch religiöse und säkulare Vorstellungen konstituiert werden. In diesem Zusammenhang untersucht sie die Art und Weise, wie Affekte und ästhetische Formen zeitgenössische politische Kulturen formen.
Hybride Veranstaltung auf Englisch
Am 1. Februar 2021 putschte das Militär in Birma. Nach einer kurzen Phase der „disziplinierten Demokratie“ kehrte es zu einem autoritären Regime zurück. Hunderttausende Menschen, darunter auch queere Menschen aus Birma, gingen im ganzen Land auf die Straße und brachten ihre Missbilligung der Machtübernahme des Militärs zum Ausdruck. Nach mehreren Monaten beschlossen viele Jugendliche, eine militärische Ausbildung bei bewaffneten ethnischen Gruppen zu absolvieren, und seitdem herrscht ein bewaffneter Konflikt. Meine Interviewpartner sind Teil dieses bewaffneten Kampfes und spielen verschiedene Rollen, von der Mittelbeschaffung über das Kochen bis hin zum Kampf auf dem Schlachtfeld als Mitglieder der People's Defence Forces.
Wie ist LGBTQ/Queer-Aktivismus mit der größeren antimilitaristischen Widerstandsbewegung verbunden, die vor Ort als Frühlingsrevolution bekannt ist? In diesem Vortrag wird vorgestellt, wie meine Interviewpartner und LGBTQ/Queer-Aktivisten durch Proteste Gegenöffentlichkeiten geschaffen haben. Die Bezeichnung LGBTQ kam zusammen mit dem weit verbreiteten Zugang zum Internet und The Gay International, geprägt von Joseph Massad. Burmesische queere Menschen zeigten jedoch, dass sie keine „passiven Agenten des Westens“ sind. Stattdessen formte sich der aufkommende queere Aktivismus in einem neu veränderten soziopolitischen Kontext, der militaristisch ist und sich um hegemoniale Männlichkeit dreht. Die Erfahrungsberichte meiner Interviewpartner werden Aufschluss darüber geben, wie sie alte und neue Strategien in verschiedenen Zeiträumen solcher queeren Zeiten in Birma anwenden. Darüber hinaus wird dieser Vortrag die noch unerfüllten Hoffnungen und Erwartungen im Zusammenhang mit queeren Themen im Kontext der Frühlingsrevolution ansprechen.
Quellen
Aung Zaw Myo. (2023). Spring Revolution: New Opening(s) and Old Heteronormative Narratives. Independent Journal of Burmese Scholarship, 4(1). https://ijbs.online/?page_id=4642
Aung Zaw Myo

Aung Zaw Myo, geboren 1993, stammt ursprünglich aus Birma/Myanmar. Er ist Arzt, literarischer Schriftsteller und Sozialwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Gender und Queerness. Er hat einen Master of Arts in Critical Gender Studies von der Central European University. Derzeit lebt er in Wien, Österreich.
Hybride Veranstaltung auf Englisch
In den letzten drei Jahrzehnten wurden in zahlreichen Ländern bemerkenswerte Fortschritte bei den Rechten von Personen erzielt, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität marginalisiert sind. Die Fortschritte bei den LGBTI-Rechten in einer Vielzahl unterschiedlicher Länder sind größtenteils den unermüdlichen Bemühungen der transnationalen LGBTI-Rechtsbewegung, vorausschauenden Regierungen in Pionierländern und den sich entwickelnden Menschenrechtsrahmen internationaler Organisationen zu verdanken. Dieser Weg zur Gleichberechtigung stößt jedoch auf gewaltigen Widerstand. Ein zunehmend vernetzter Widerstand, der von religiös-nationalistischen Elementen und konservativen Regierungen unterstützt wird, hat sich herausgebildet, der die Rechte von LGBTI und Frauen in Frage stellt und sogar versucht, internationales Menschenrecht neu zu interpretieren und zu vereinnahmen.
In diesem Vortrag stützt sich Phillip Ayoub auf sein neues Buch, das er zusammen mit Kristina Stöckl geschrieben hat, um diese komplexe Landschaft zu untersuchen. Er stützt sich dabei auf mehr als ein Jahrzehnt intensiver Feldforschung mit LGBTI-Aktivisten, Anti-LGBTI-Befürwortern und verschiedenen staatlichen und internationalen Organisationen. Moralisch-konservative TANs haben viele der gleichen transnationalen Instrumente eingesetzt, die LGBTIQ-Personen ihre breite Anerkennung verschafft haben. Wie die Doppelhelix-Metapher andeutet, stehen rivalisierende TANs in einer wechselseitigen Beziehung, da sie sich in einem interaktiven Raum bewegen müssen und somit verwandte Strategien und Instrumente für sich gegenseitig ausschließende Ziele einsetzen.
Quellen
Ayoub, Philip, and Kristina Stoeckl (2024): The Global Fight Against LGBTI Rights. How Transnational Conservative Networks Target Sexual and Gender Minorities. New York University Press.
Prof. Dr. Phillip Ayoub

Phillip M. Ayoub ist Professor für Internationale Beziehungen in der Abteilung für Politikwissenschaft am University College London. Er ist der Autor von vier Büchern und Bänden, darunter When States Come Out: Europe's Sexual Minorities and the Politics of Visibility (Cambridge University Press, 2016), und seine Artikel sind unter anderem in der American Political Science Review, Comparative Political Studies, Social Forces, dem Journal of Ethnic and Migration Studies, dem European Journal of International Relations, dem European Journal of Political Research, der Review of International Studies, Mobilization, der European Political Science Review, dem Journal of Human Rights, Social Politics, Political Research Quarterly und Social Movement Studies erschienen. Weitere Informationen finden Sie unter www.phillipayoub.com.
Hybride Veranstaltung auf Englisch
Die Präsentation beleuchtet die Entwicklung des ukrainischen LGBTQ+-Aktivismus von der Revolution der Würde bis zum anhaltenden Kampf für Freiheit und Gleichheit im Kontext des Krieges. Sie untersucht die Rolle der LGBTQ+-Community in der Zivilgesellschaft, einschließlich ihrer aktiven Teilnahme an den Maidan-Protesten, Freiwilligeninitiativen und dem militärischen Widerstand gegen die russische Aggression. Besonderes Augenmerk wird auf die Herausforderungen gelegt, mit denen LGBTQ+-Soldaten konfrontiert sind, auf ihren Beitrag zur Militärreform und auf den Kampf für gleiche Rechte innerhalb der Streitkräfte.
Die Präsentation wird auch die Auswirkungen der russischen Propaganda auf die Diskreditierung der LGBTQ+-Gemeinschaft und das Schüren von Hass sowohl in der Ukraine als auch darüber hinaus analysieren. Es wird gezeigt, wie der ukrainische Queer-Aktivismus nicht nur Teil des Kampfes für Demokratie, sondern auch eine treibende Kraft des sozialen Wandels geworden ist und internationale Anerkennung und Unterstützung gefunden hat.
Quellen
Sergey Kosilkin, Aleksandr Kochekovskii. Edited by: Anna Eroshenko, Andrey Ditzel (2024): LGBTQ+ rights in the belligerent Russia. Berlin: Quarteera e.V. https://www.quarteera.de/en/projects/die_lage_von_lgbtq_personen_im_kriegsfuehrenden_russland/
Borys Hrachov (Khmelevskiy)
Borys Khmilevskyi ist ein Teilnehmer der Revolution der Würde, ein Veteran des russisch-ukrainischen Krieges und ein offen schwuler Aktivist. Seit 12 Jahren engagiert er sich in der Ukraine, unter anderem sechs Jahre lang als Leiter des National Paralegal Hub, einer der wichtigsten Initiativen zum Schutz von LGBTI+-Rechten im Land. Er ist Medienexperte, Moderator von Sendungen auf Hromadske Radio und Autor von analytischen Materialien. Preisträgerin der KyivPride Awards für Beiträge zum LGBT-Aktivismus. Ausgezeichnet mit der staatlichen Medaille „Für die Verteidigung der Ukraine“.
Hybride Veranstaltung auf Englisch
Die aufschlussreiche Geschichte des LGBTQ-Aktivismus in Russland kollidiert mit der Geschichte des Putinismus in Russland als Beispiel für einen raschen Abgleitens in einen rechtskonservativen Autoritarismus, der auf Hassrede, Homophobie und aggressivem Krieg basiert. Der Vortrag behandelt zwei Hauptaspekte des LGBTQ-Aktivismus in Russland: einerseits die Auseinandersetzung mit bestimmten Arten von Verletzlichkeit im Kontext des russischen Rechtssystems und öffentlicher Einrichtungen und andererseits die Ausarbeitung von Diskursen und Praktiken durch die Aktivisten, um neue Rechtsnormen auszuhandeln und sich für diese einzusetzen, die den Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes vor der Normalisierung von Ungleichheit und Gewalt schützen sollen. In der Vorlesung werden diese beiden Seiten vom Kampf für die Rechte queerer Menschen als wesentlicher Bestandteil der postsowjetischen Transformationen bis hin zu den Veränderungen aktivistischer Praktiken unter Repression und in Bezug auf die Antikriegsagenda im kriegführenden Russland in den letzten drei Jahren nachgezeichnet.
Anna Eroshenko

Anna Eroshenko ist Leiterin der Interessenvertretung bei Quarteera e.V. (Berlin). Sie ist außerdem unabhängige Wissenschaftlerin in den Bereichen Gender Studies und Politische Philosophie (ehemalige Forschungsstipendiatin an der Higher School of Economics, derzeit Dozentin an der Brīvā Universitāte (Riga)). Zu ihren Fachgebieten gehören Frauenrechte, die Verletzlichkeit von FLINTA-Menschen, die Rechte von LGBTQ-Menschen im Menschenrechtsdiskurs und kritische Studien zur Anti-Gender-Bewegung in der Politik.
Hybride Veranstaltung auf Englisch
Was haben die Angriffe auf Drag-Performances in Deutschland mit Putins Aussage über die „Degeneration von Gayropa“ und Trumps Exekutivverordnung mit dem Titel „Verteidigung der Frauen vor der Gender-Ideologie“ zu tun? Dieser Vortrag wird eine transnationale Perspektive auf aktuelle politische Mobilisierungen und Angriffe auf LGBTIQ+-Rechte und LGBTIQ+-Aktivismus bieten, wobei der Schwerpunkt auf der politischen Bedeutung der Erzählung einer angeblichen „Gender-Ideologie“ liegt. In der Präsentation wird analysiert, wie „Gender“ und „Gender-Ideologie“ als transnationale Metasprachen fungieren und für die Bildung grenzüberschreitender Allianzen zwischen ideologisch unterschiedlichen politischen Akteuren von entscheidender Bedeutung sind. Es wird auch erörtert, wie Teile der LGBTIQ+-Bewegung zu Komplizen von Anti-Gender-Mobilisierungen geworden sind, und dabei die „verschwommenen Grenzen“ (Beck et al. 2023) zwischen Anti-Gender-Kampagnen und LGBTIQ+-Politik untersucht.
Prof. Dr. Christine Klapeer
Christine M. Klapeer ist Professorin für Politikwissenschaft und Gender Studies und Vorstandsmitglied des Zentrums für Diversität, Medien und Recht (DiML) an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie hatte Forschungs- und Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, unter anderem an der Georg-August-Universität Göttingen, der Universität Wien, der Central European University in Budapest und der York University in Toronto. Ihre Forschungsschwerpunkte sind queer-feministische und intersektionale Staatstheorie, transnationale LGBTIQ+-Bewegungen und Anti-Gender-Mobilisierungen. Christine ist derzeit leitende Forscherin im gemeinsamen Projekt „LGBTIQ*-Bewegungen als Agenten der Demokratisierung: Historical, Contemporary, and Future Resources for Imagining Inclusive and Diverse Democracies“, das von der Volkswagenstiftung gefördert wird.
Kontakt
Regine Fahn
Stabsstelle Diversity und Gleichstellung, Raum JUR 003
E-Mail: regine.fahn@uni-passau.de, Telefon: +49(0)851/509-1122