Ausstellung "Akademische Bildung von Frauen in Passau"
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06.06. - 12.06. Audimax
13.06. - 19.06. Juridicum
20.06. - 26.06. Informatik und Mathematik
11.07. - 17.07. Nikolakloster
Mit der Einführung der Schulpflicht für Kinder zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr – unabhängig vom Geschlecht – im Jahr 1803 sowie dem verpflichtenden Besuch des Sonn- und Feiertagsunterrichts bis zum 18. Lebensjahr, erhielten Mädchen eine solide Allgemeinbildung. Höhere Bildung, also der Besuch eines Gymnasiums mit der Hochschulreife als Abschluss, blieb ausschließlich Jungen vorbehalten. Vereinzelt konnten Mädchen als Externe die Abiturprüfungen ablegen; dies blieb aber bis ins 20. Jahrhundert die Ausnahme. Durch eine Reform des bayerischen Mädchenschulwesens 1911 wurden verbindliche Lehrpläne festgelegt und Mädchengymnasien dazu berechtigt, die Hochschulreife zu verleihen. Allerdings gab es zunächst nur ein Mädchengymnasium in Bayern; der Zugang zum Abitur blieb damit stark beschränkt.
Um vor der Mädchenschulreform an Hochschulveranstaltungen teilnehmen zu können, mussten Frauen sich einem Verfahren unterziehen, das 1896 vom Königlich Bayerischen Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten festgelegt wurde. Dabei mussten sie den Studienzweck ausführlich begründen, ihre vorherige Bildung nachweisen, ein Gutachten des Hochschulsenats, des Rektorats und der Fakultät beantragen und diese Unterlagen schließlich beim Ministerium einreichen, das die Entscheidung über den Hochschulbesuch fällte. Letztere fiel in den meisten Fällen negativ aus. Selbst Anträge von Frauen, die bereits im Ausland studiert hatten, wurden teilweise abgelehnt. So durfte etwa die Frauenrechtlerin Anita Augspurg trotz ihres vorherigen Jurastudiums in Zürich nicht in München aufgenommen werden. Zwei Jahre nach der Absage aus Bayern wurde sie als erste deutsche Juristin in Zürich promoviert. Frauen, deren Anträge erfolgreich waren, wurden trotzdem nicht als reguläre Studentinnen immatrikuliert. Den Vorlesungen durften sie nur als Hörerinnen beiwohnen, konnten aber auch von jedem Dozenten aus dem Hörsaal verwiesen werden.
Während der Jahrhundertwende wurde in akademischen Kreisen in ganz Deutschland die Frage des Frauenstudiums diskutiert. Arthur Kirchhoff sammelte 1897 die Meinungen von über einhundert Schriftstellern, Schullehrern und Professoren zur Frage, ob Frauen an Universitäten zugelassen werden sollten. Obwohl Kirchhoff selbst die Einführung des Frauenstudiums befürwortete, finden sich in seiner Sammlung unterschiedliche Meinungen. Die Argumente gegen die Zulassung von Frauen an Hochschulen bestätigen ein Weltbild, in dem der der Lebensinhalt von Frauen sich in der Ehe erschöpfe und damit die höhere Bildung sinnlos sei. Der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck schrieb, dass für außerordentlich begabte Frauen zwar Ausnahmen gemacht werden könnten, aber dennoch „Amazonen auch auf geistigem Gebiet naturwidrig“ seien. Weitere Argumente gegen die Einführung des Frauenstudiums waren potenzielle Schäden der Unterleibsorgane durch langes Sitzen oder die grundsätzlich geringere Kraft des weiblichen Geistes.
Diesen Meinungen wurde nicht nur von Kirchhoff selbst, sondern auch von anderen Wissenschaftlern widersprochen. Ihrer Ansicht nach gibt es keine relevanten körperlichen und geistigen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen sollten folglich zum Studium zugelassen werden, solange sie die Voraussetzungen erfüllten – was sich angesichts der mangelnden Möglichkeiten für Mädchen und Frauen, die Hochschulreife zu erhalten, schwierig gestaltete.
Der Volkswirtschaftswissenschaftler Lujo Brentano engagierte sich stark für die Zulassung von Frauen in das akademische Umfeld, was er nicht nur als sinnvoll, sondern sogar als notwendig erachtete. Einige Aspekte in der Wissenschaft – insbesondere in der Volkswirtschaft – könnten vor allem durch akademisch geschulte Frauen erfasst und erforscht werden. Der Mathematiker Rudolf Sturm bezog sich nicht nur auf die Wissenschaft, sondern sah den Diskurs um das Frauenstudium als Beispiel für ein gesamtgesellschaftliches Problem: „Sollten wir Männer denn nicht endlich einmal uns bewusst werden, dass wir doch eigentlich kein Recht haben, immer von unserer Seite zu bestimmen, was den Frauen zu gestatten sei; woher nehmen wir dieses Recht? Aus roheren Zeiten stammt es; ist es richtig, dass noch immer daran festgehalten wird?“
Drei Jahre nach der Publikation des Buches von Kirchhoff erlaubte Baden als erstes deutsches Land im Jahr 1900 die Immatrikulation von Frauen an der Universität Freiburg. Bayern folgte dem Beispiel einige Jahre später. Prinzregent Luitpold unterschrieb am 21. September 1903 ein Dekret, das ermöglichte, dass sich Frauen an den drei Landesuniversitäten München, Erlangen und Würzburg immatrikulieren dürften, wenn sie ein Reifezeugnis eines deutschen Gymnasiums besitzen. In Bayern gab es jedoch kaum Schulen, an denen Frauen ihre Abiturprüfung ablegen konnten. Auch deshalb lag der Studentinnenanteil im Wintersemester 1903/1904 bei 0,4 Prozent, der über die Jahre nur langsam stieg. Während und nach dem Ersten Weltkrieg stieg die Zahl der Studentinnen und Doktorandinnen an.
Hörer und Hörerinnen im Sommersemester 1925
Vor- und Zuname | Geburtszeit | Geburtsort | |
1. | Fuchs August | 3.8.1872 | Regensburg |
2. | Guggemos Elsa | 28.6.1902 | Passau |
3. | Herele Gretl | 13.6.1907 | Arnstein |
4. | Kellermann Maria | 26.3.1900 | Passau |
5. | Kollros Margareta | 9.5.1902 | München |
6. | Maurer Gisela | 14.1.1898 | Passau |
7. | Meisel Anna | 20.7.1903 | Johanneskirchen |
8. | Reiter Anny | 11.2.1903 | Passau |
9. | Massinger Maria | 6.3.1889 | Mallersdorf |
10. | Trötsch Luisa | 23.9.1899 | Passau |
11. | Dr. Schrank August | 4.4.1855 | Kötzling |
12. | Streklein Georg | 23.2.1889 | Kleinlellenfeld |
Hörer und Hörerinnen im Wintersemester 1925/26
1. | Guggemos Elsa | 28.6.1902 | Passau |
2. | Herele Gretl | 13.6.1907 | Arnstein |
3. | Maier Georg | 3.11.1906 | Passau |
4. | Maurer Gisela | 14.1.1898 | Passau |
5. | Meisel Anna | 20.7.1903 | Johanneskirchen |
6. | Moser Franz | 18.12.1898 | Lambach |
7. | Massinger Maria | 6.3.1889 | Mallersdorf |
8. | Zechbauer Josef | 21.2.1906 | Passau |
Zusammenstellung
Semester | Studierende | Hörer | Hörerinnen | Gesamt Summa | |||
Philos. | Theol. | Philos. | Theol. | Philos. | Theol. | ||
Sommersemester 1925 | 41+14 | 47+14 | 3 | . | 9 | . | 128 |
Winter S. 1925/26 | 13+13 | 70+13 | 3 | . | 5 | . | 117 |
Hörer und Hörerinnen der Abendvorlesungen:
darunter männlich 100 weiblich 187 = 287
Da haben wir's wieder: eine reißerische Überschrift, und Ihr lest alle weiter. Das nutze ich jetzt aus.
Spaß beiseite, das Thema muß meiner (männlichen) Ansicht nach endlich mal angeschnitten werden. Zum ersten Mal mußte ich mir über die Einstellung der Herren Professoren Gedanken machen, als es um die Einführung des Titels Diplom-Kauffrau ging. Erst als feststand, daß Passau die einzige Uni in Bayern war, an der es den Titel nicht gab, war mann zum Einlenken bereit. Ziemlich beschämend, oder?
Ohne mir irgendwelche Unterstellungen unterschieben zu lassen weise ich darauf hin, daß der damalige Dekan ein VWLer war.
Den zweiten Grund zum Grübeln gibt mir die Personalstruktur der Lehrstühle: von einem einzigen Lehrstuhl abgesehen könnte man den Verdacht hegen, daß Frauen als Assis nur zweite Wahl sind. Erst wenn die interessanten männlichen Absolventen abgesagt haben, werden Absolventinnen gefragt. Das ist besonders deshalb verwunderlich, weil Frauen nun mal besser sind - im Studium.
Noch eklatanter ist die Situation bei den Lehrstuhlbesetzungen: wer will mich ernsthaft glauben machen, daß sich für die letzten beiden freien Lehrstühle (Wildemann und Harbrecht) keine einzige Frau beworben habe, die nicht wenigstens so gut war, daß der Berufungsausschuß sie hätte einladen können???
Für den unwahrscheinlichen Fall, daß einer der Herren sich herabläßt, mich in dieser Hinsicht zu
erleuchten, wird er mir wahrscheinlich zwei Dinge sagen:
Erstens: das geht dich überhaupt nichts an.
Zweitens: alle Frauen waren nicht qualifiziert. Recht hat er, die Einstellungsvoraussetzung
„männlich" war leider nicht erfüllt.
Nun noch zum Verhalten gegenüber Studentinnen: ich weiß von zwei Fällen, in denen ein männlicher Korrekturassistent (wieder VWLer) auf Klausuren Bemerkungen wie „typisch weibliche Denkweise“ geschrieben hat. Mal ganz abgesehen davon, daß es ihn gar nicht zu interessieren hat, welchen Geschlechts der Prüfling ist, hat er auch nicht den „Schneid" besessen, diese Frechheiten auf eine Scheinklausur zu schreiben – die hätten die Damen nämlich vorlegen können. Ich glaube auch, daß der entsprechende Prof bis heute noch nicht davon weiß. Meine Quellen werde ich allerdings auch bei Anwendung von Daumenschrauben nicht preisgeben, sonst baden es wieder die Frauen aus.
Eine andere Begebenheit muß ich auch noch erwähnen: die geschlechtspezifische Klausurenliste nach einer E&R-Klausur (die bewußte Klausur, bei der mehr Leute eine 5,0 hatten als insgesamt bestanden haben). Ob damit bewiesen werden sollte, daß Frauen doch besser sind? Ich unterstelle hiermit das Gegenteil. Dagegen sind die Profs aber kräftig vorgegangen, was ich an dieser Stelle lobend erwähnen möchte.
Diese Liste ließe sich endlos fortführen, allerdings nicht von mir, sondern nur von betroffenen Frauen. Dieser Artikel mußte aber dennoch von einem Mann geschrieben werden. Das hat eine Reihe von Gründen:
Sollte sich jemand auf den Schlips getreten fühlen, muß ich mir nicht anhören, daß ich eine Emanze sei. Den Begriff „der Emanz“ habe ich im Duden nicht gefunden. „Alex Schwarzer" finde ich übrigens lustig. Außerdem werden Konflikte „Mann gegen Mann" wesentlich anständiger ausgetragen als die mit Frauen. Darüber sollten alle Männer jetzt mal nachdenken!!! Wer sich dann nicht schämt, ist ein Schwein (genauer: Eber).
Dazu kommt noch, daß es meiner Einschätzung nach im Hinblick auf diesen Problemkreis nur drei Sorten Frauen gibt: solche, die sich gar nicht mehr wehren können, solche, denen es egal ist, und einige wenige, die sich wehren (und damit auch gegen die beiden anderen Gruppierungen anzutreten haben).
Die schönste Reaktion auf diesen Artikel wäre es, wenn mich jemand davon überzeugen könnte, daß das alles nicht wahr ist. Aber auch jede andere Reaktion ist willkommen: hört nur endlich auf, alles totzuschweigen.
Werner Thumbs
Abele-Brehm, Andrea: 100 Jahre akademische Frauenbildung in Bayern und Erlangen. Rückblick und Perspektiven, in: Erlanger Universitätsreden, Nr. 64, Erlangen 2003. (online: www.zuv.fau.de/einrichtungen/presse/publikationen/erlanger-universitaetsreden/64_abele_brehm_rede.pdf, letzter Zugriff am 17.03.2022).
Birn, Marco: Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland. Das Streben nach Gleichberechtigung 1869-1918: dargestellt anhand politischer, statistischer und biographischer Zeugnisse, Heidelberg 2015.
Bußmann, Hadumod: Stieftöchter der Alma Mater? 90 Jahre Frauenstudium in Bayern am Beispiel der Universität München. Katalog zur Ausstellung, München 1994.
Bußmann, Hadumod/Häntzschel, Hiltrud (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern, München 1997.
Dickmann, Elisabeth/Schöck-Quinteros, Eva: Barrieren und Karrieren. Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland, Berlin 2000.
Herzog, Elisabeth: „…obwohl sie eine Frauensperson ist…“. Zur Geschichte der Frauen in Passau, Passau 1997.
Kerkhoff-Hader, Bärbel: „Die Ausbreitung des Frauenstudiums ist ein gemeingefährlicher Unfug…“ 100 Jahre Frauenstudium / 15 Jahre Frauenbeauftragte in Bayern, in: Heimbach-Steins, Marianne (Hrsg.): Strukturierung von Wissen und die symbolische Ordnung der Geschlechter, Münster 2004, S.169-178.
Kirchhoff, Arthur: Die Akademische Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, Frauenlehrer und Schriftsteller über die Befähigung der Frau zum wissenschaftlichen Studium und Berufe, Berlin 1897.
Kleinau, Elke/Mayer, Christine: Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts. Eine kommentierte Quellensammlung zur Bildungs- und Berufsbildungsgeschichte von Mädchen und Frauen, Weilheim 1996.
Müller-Benedict, Volker (Hrsg.): Akademische Karrieren in Preußen und Deutschland 1850-1940, Göttingen 2008.
Opitz-Belakhal, Claudia: Geschlechtergeschichte, Frankfurt/New York 22018.
Specht, Agnete von (Hrsg.): Geschichte der Frauen in Bayern. Von der Völkerwanderung bis heute, Regensburg 1998.