Eine Woche lang setzen sich Alumni aus Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien mit den facettenreichen Wirkungsbereichen des Westbalkan auseinander. Der akademische Zugang zur Thematik soll aus geschichtswissenschaftlicher, politikwissenschaftlicher sowie rechtswissenschaftlicher Perspektive im Rahmen von Blockseminaren unter Leitung von Fachexpert*innen geboten werden. Den Teilnehmenden wird überdies eine direkte und aktive Mitgestaltung der Blockseminare in Form von eigenen Kurzvorträgen und Diskussionsbeiträgen unter Einbezug ihrer persönlichen und fachlichen Erfahrungen ermöglicht. Öffentliche Vorträge externer Expert*innen runden das Programm ab. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen an den öffentlichen Vorträgen des Winterseminars teilzunehmen.
Termin: Mittwoch, 17. November 2021, 18:00 Uhr
Ort: Online - siehe ZOOM-Einladung:
ZOOM, Meeting-ID: 942 8209 7019 - Kenncode: 053420
uni-passau.zoom.us/j/94282097019
Referent: Dr. Frédéric Jörgens, Stv. Referatsleiter Westlicher Balkan im Auswärtigen Amt
Zur Person: Dr. Frédéric Jörgens ist seit 2009 als Diplomat im Auswärtigen Amt tätig und wurde unter anderem in China, Afghanistan und Israel eingesetzt. In Berlin war er auch mit der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU betraut. Aktuell ist er für den Westlichen Balkan zuständig: Schwerpunkt Kosovo sowie Kosovo-Serbien-Dialog. Er studierte in London, Paris, Cambridge und Florenz und war vor seinem Eintritt in den Auswärtigen Dienst Lehrbeauftragter am University College London sowie Berater für politische Kommunikation.
Inhalt: Der Westliche Balkan ist für die Europäische Union von besonderer Bedeutung. Die sechs Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien liegen umgeben von EU-Staaten im Herzen Europas. Die EU hat am 6. Oktober 2021 beim EU-Westbalkan-Gipfel erneut die europäische Perspektive für die Region bestätigt. Die Bundesregierung engagiert sich seit 2014 im Berliner Prozess für den Westlichen Balkan für die regionale Zusammenarbeit und die Heranführung an die EU. Gleichzeitig sind viele Menschen in den Ländern des Westlichen Balkans frustriert: Reformprozesse stocken, Bosnien & Herzegowina ist von einer politischen Blockade geprägt, erste Beitrittsgespräche mit Albanien und Nordmazedonien haben wegen offener bilateraler Fragen mit Bulgarien noch nicht begonnen, eine Visaliberalisierung für Kosovo steht weiterhin aus. Welche Perspektiven gibt es für die Region in der deutschen und europäischen Außenpolitik?
mehr Informationen zum Auswärtigen Amt auf: https://www.auswaertiges-amt.de/de
Termin: Donnerstag, 18. November 2021, 18:00 Uhr
Ort: Online - siehe ZOOM-Einladung:
ZOOM-Meeting-ID: 988 0778 9309 - Kenncode: 898157
uni-passau.zoom.us/j/98807789309
Referentin: Dr. Aleksandra Salamurović, Projektleiterin "DiskursWestBalkan", Friedrich-Schiller-Universität Jena
Zur Person: Studium der Germanistik in Novi Sad, Serbien; Promotion 2010 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena im interdisziplinären Fach Südosteuropastudien; seit 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slawistik mit dem Schwerpunkt südslawische Sprachen und Kulturen; seit 2018 Projektleitung in einem vom BMBF geförderten Projekt zur diskurslinguistischen Analyse der Konzepte Nation und Europa im politischen Diskurs in Montenegro und Nordmazedonien. Ihre Lehr- und Forschungstätigkeiten umfassen die Themen des Sprachgebrauchs in öffentlichen Diskursen, Soziolinguistik und Schriftlinguistik.
Inhalt: Wie Sprache für aktuelle politische Entscheidungen auschlaggebend sein kann, zeigte letztes Jahr der Einspruch Bulgariens gegen die Eröffnung der Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien. Der Grund war, neben historischen Fragen, auch die Hinterfragung der mazedonischen Sprache, die aus bulgarischer Sicht nur ein bulgarischer Dialekt sei. Außerdem sei das Mazedonische als Produkt der jugoslawischen autoritäreren Sprachpolitik zu betrachten, wodurch ihm die Legitimierung seitens der liberal-demokratischen EU zu entziehen wäre.
Nach einer einführenden Darlegung und Auseinandersetzung mit den Begriffen Sprachpolitik, Sprachplanung, Standardsprache, sprachliche Variation und deren Einbettung in den Kontext der Nation Building-Prozesse sollen im Vortrag die konkreten Formen der Sprachpolitik als Mittel zur nationalen Identitätsbildung und deren Folgen in einigen Staaten des Westbalkan anhand von Fallstudien näher erläutert und diskutiert werden.
Dem Vortrag liegt die Grundthese zugrunde, dass die top-down Akteur:innen weiterhin den Ideen von Johann Gottfried Herder (1744-1803) über den Zusammenhang zwischen Nation und Sprache folgen und somit den Sprachnationalismus fördern. Allerdings gibt es kritische Stimmen, die in einer inklusiven Sprachpolitik, die die sprachliche Variation und Mehrsprachigkeit unterstützt, eine Bereicherung und keine Drohung sehen.
Das DAAD-Winterseminar wird durch die Initiative Perspektive Osteuropa am Lehrstuhl für Neuere und Neuste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen (Prof. Dr. Thomas Wünsch) organisiert und durch den DAAD im Rahmen des DAAD-Alumni-Programms aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA) gefördert.