Das Völkerstrafrecht gehört zu den kontroversesten und komplexesten Themen in den internationalen Beziehungen. Auch weil das Völkerstrafrecht nur bei den schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen – Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit – Anwendung findet, stößt es nicht nur in der letzten Zeit im inner- und außereuropäischen Raum auf große Resonanz. Trotz der UN-Gerichtshöfe für Jugoslawien und Ruanda sowie einer Reihe von national und international gemischten („hybriden“) Strafgerichtshöfen (etwa in Sierra Leone, Kambodscha, dem Libanon oder dem Kosovo) bleibt immer noch die Frage aktuell, in welchem Umfang das Völkerstrafrecht eine Wirksamkeit entfalten kann.
Überdies ist bei keinem anderen Rechtsbereich die Anfälligkeit für politische Interessenpräsenz und folglich politische Interventionen so groß wie beim Völkerstrafrecht. So stehen die Institutionen des Völkerstrafrechts permanent unter dem Druck, ihre Legitimität beweisen zu müssen – obwohl oder gerade weil alle diejenigen Fälle, die behandelt wurden und werden, unzweifelhaft ahndungspflichtig sind. Damit eröffnet die Beschäftigung mit dem Völkerstrafrecht automatisch neben der juristischen auch eine politische, soziale und ethische Dimension.
Vortrag
Der Krieg in Bosnien-Herzegowina: Eine anthropologische Perspektive
Dienstag, 14. Juni 2016, 17 Uhr, Raum NK 403, Universität Passau
Zu Gast: Prof. Dr. Ger Duijzings, Universität Regensburg
Prof. Dr. Ger Duijzings ist der Inhaber der Professur für Sozialanthropologie mit Schwerpunkt Südost- und Osteuropa an der Universität Regensburg. Er war u.a. in der Srebrenica-Forschungsgruppe am Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation (NIOD) in Amsterdam und als Experte und Gerichtsgutachter für den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) der Vereinten Nationen in Den Haag tätig.
Mit freundlicher Unterstützung der Südosteuropa-Gesellschaft e.V. (SOG) München.
Podiumsdiskussion Völkerstrafrecht: ein stumpfes Schwert?
Donnerstag, 16. Juni 2016, 17 Uhr, Raum NK 403, Universität Passau
Diskussionsteilnehmer:
Prof. Dr. Marie Janine Calic, Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Reinhard Merkel, Universität Hamburg
Prof. Dr. jur. Helmut Satzger, Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Bernhard Stahl, Universität Passau
Moderation: Prof. Dr. Holm Putzke, Universität Pasau
Das DAAD-Sommerseminar wurde durch die Initiative Perspektive Osteuropa des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen (Prof. Dr. Thomas Wünsch) in Kooperation mit der Stelle für Ostpartnerschaften am Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht (Prof. Dr. Hans-Georg Dederer) organisiert und durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des DAAD-Alumni-Programms aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA) gefördert.