Kroll, Christian
Thema: Klimaschutz, Konsum
M1: „Die Suchmaschine, die Bäume pflanzt“: Christian Kroll revolutioniert ein Alltagstool für den Klimaschutz
Den Wunsch, die Welt zu verändern, hegen viele Menschen. Die meisten jedoch verspüren ein Gefühl von Machtlosigkeit, vor allem vor dem Hintergrund der Klimakrise. Wie kann man als Einzelperson etwas bewirken? Diese Frage trieb auch Christian Kroll, 1983 in Wittenberg geboren, um. Er nahm diese Herausforderung an und begab sich nach seinem BWL-Studium nach Nepal und Südamerika. Die sozialen und ökologischen Ungerechtigkeiten vor Ort hautnah mitzuerleben, schockierte ihn zwar, trieb ihn jedoch weiter an, an einem Geschäftsmodell zu feilen, das diesen Missständen entgegenwirken könnte. Für Christian war klar, dagegen angehen zu wollen. „Wir hatten viele blöde Ideen, von denen aber nichts richtig funktioniert hat. Aber so habe ich begonnen, das Internet zu verstehen – und auch, welche Macht Google hat. Mit der fixen Idee im Hinterkopf, dass Google ja unglaublich viel Geld verdient, habe ich während meiner Zeit in Nepal versucht, eine Suchmaschine aufzuziehen“, skizziert Christian die etwas holprige Anfangsphase. Je mehr er über Aufforstungsprojekte und künftige Pläne zum Schutze des Klimas erfuhr und las, desto näher kamen er und der Kapitalgeber und spätere Miteigentümer Tim Schuhmacher einer erfolgreichen Umsetzung der Pläne, die Erträge einer Suchmaschine für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einzusetzen. „Ich bin zwar abends auch mal weggegangen und habe ein Bier getrunken, habe aber ansonsten tagsüber nichts anderes gemacht, meinen Freiraum dafür genutzt, mich um etwas zu kümmern, woran ich geglaubt habe“, erklärt er.
Mit der Gründung von „Ecosia" im Jahre 2009 war es den User:innen nun nicht mehr nur möglich, sich mit Hilfe eines Onlinedienstes zu informieren, sondern mit einem einfachen Klick auf Werbeanzeigen auch aktiv am Klimaschutz mitzuwirken. „Ecosia" kollaboriert mit Microsoft und bezieht die Suchergebnisse von Bing. Mit den Einnahmen werden weltweite Baumpflanz-Projekte unterstützt. Ein Tree-Planting-Team koordiniert die Aktionen. Primär soll die Fruchtbarkeit der Böden verbessert und die Ernteerträge der Bauern und Bäuerinnen vor Ort gesichert werden. Die regenerative Landwirtschaft wird nicht nur in Ländern wie Indonesien, Marokko, Guatemala oder Nigeria unterstützt. Auch die westliche Welt profitiert von dem innovativen Konzept, da bereits in europäischen Ländern wie Spanien oder den USA „Ecosia"-Projekte umgesetzt werden. Der steigende Wert des Unternehmens schlug sich in den Zahlen nieder. Das soziale wirtschaftliche Konzept verbuchte im Januar 2022 Einnahmen von knapp 2,4 Millionen Euro.
Um „Ecosia" sowohl vor der Übernahme durch fremde Investoren zu schützen als auch jeglicher Zweckentfremdung vorzubeugen, verschenkte Christian die millionenschwere Suchmaschine 2018 an eine Stiftung. Mit Hilfe der Purpose-Initiative kann „Ecosia" als Verantwortungseigentum sinnorientiert und unabhängig bleiben. „Mir ist es sehr wichtig, trotz unseres Erfolgs glaubhaft zu bleiben“, betont er. Die Gründer behalten zwar Stimmrechte, sind am Gewinn jedoch nicht mehr beteiligt. „Ich persönlich sehe mich nicht länger als Ecosias Eigentümer, sondern als Anteilseigner einer Bewegung, die viel größer ist als ich selbst“, postuliert der Umweltschützer. Der Profit rückt zugunsten des Ziels, der weltweiten Abholzung entgegenzuwirken, in den Hintergrund. Einen positiven Beitrag zum Klimawandel zu leisten, bleibt das Ziel. Dass mittlerweile circa fünf Millionen Menschen in Deutschland diesen Internetdienst nutzen, zeigt einen Wandel hinsichtlich des globalen Bewusstseins der Gesellschaft. Bis heute konnte die Initiative 100 Millionen Bäume pflanzen. Langfristig etwas zu ändern, scheint nun auch für den Einzelnen mit ein paar Klicks umsetzbar zu sein.
Alle Infos und Zitate: siehe https://my-green-choice.de/magazin/ecosia-suchmaschine/, https://de.blog.ecosia.org/tag/baumpflanzprojekte/, https://de.blog.ecosia.org/ , https://de.blog.ecosia.org/ecosia-finanzberichte-baumplanzbelege/, https://berlinvalley.com/ecosia-christian-kroll-ueberzeugungstaeter/ (zuletzt aufgerufen am 12.11.2024).
M2: Didaktische Impulse
- Arbeitet aus dem Text heraus, wodurch sich das „Ecosia“-Konzept von Christian Kroll auszeichnet. Welche Ziele verfolgt der Gründer? Wie will er diese erreichen?
- Vergleicht die Suchmaschinen „Ecosia“ und „Google“. Welche Stärken und Schwächen weisen sie auf? Diskutiert in Kleingruppen.
- Christian Kroll hat sich für den Klimaschutz und gegen persönlichen Profit entschieden. Wie würdest du dich entscheiden: Gemeinwohl oder Reichtum? Begründe deine Meinung.
- Papst Franziskus fordert in seiner Enzyklika Laudato si´, dass heute schon das Prinzip des Gemeinwohls für zukünftige Generationen mitgedacht werden muss. Sammelt weitere Beispiele, wie sich jede:r Einzelne mit seinem Verhalten in Bezug auf Pflanzen für das Wohl der Gesellschaft einsetzen kann.
- Gestaltet einen Instagram-Post, um den Bekanntheitsgrad von „Ecosia“ zu steigern. Welche Bilder und Argumente bzw. Hashtags würden euer Anliegen bekräftigen?