Begründung
Warnung! Moralinsauere Anhäufung guter Taten!
Die Datenbank „Local Heroes“ als Ansammlung von Menschen, die sich längerfristig oder punktuell als Helden des Alltags bewährt haben, wirkt in der Anhäufung selbstverständlich moralinsauer.
Ihren Wert für Prozesse orientierenden Lernens erhalten die einzelnen Beispiele erst dann, wenn sie nicht naiv („Schaut her, welch gute Menschen es gibt!“) verwendet werden.
Bewundern und Nachahmen
Vorbilder waren lange Zeit deshalb „out“, weil man eine Orientierung an ihnen mit den Vorstellungen des Nachahmens und Bewunderns verband. Solche einfachen verhaltenstheoretischen Ansätze sind pädagogisch auf dem Feld des interpersonellen Lernens pädagogisch problematisch. Man kann und soll nicht einfach fremde Personen nachahmen!
Modell-Lernen
Modelltheoretische Ansätze legen es nahe, die Auseinandersetzung mit fremden Biographien als reflektierten mehrstufigen Prozess der Werterhellung zu gestalten: Die Beschäftigung mit Wert- und Lebensentscheidungen der betrachteten Person führt zur Frage, wie man sich selber verhalten würde bzw. ob es ähnliche Situationen im eigenen Leben gibt.
Wertediskurs
Von einem diskursethischen Ansatz aus verzichtet man auf unmittelbare Übertragungsmuster aufs eigene Leben. Dahinter verbirgt sich die moralpsychologisch begründete Hoffnung, dass Kinder und Jugendliche durch eine regelmäßige Diskussion von moralischen Dilemmata in ihrer moralischen Urteilskompetenz und in ihrem Wertbewusstsein gefördert werden. Sie lernen in der Auseinandersetzung mit biografischen Entwürfen und besonders den Entscheidungssituationen anderer Menschen die Komplexität des Lebens kennen und erhalten ein Gespür für Normen und Werte, die Konsequenzen von Verhaltensweisen und die Notwendigkeit, über moralische Fragen in der Gruppe unterschiedlich Denkender zu streiten.
Handlungsethik
Moralische Entscheidungen zu einem fiktiven Dilemma im Klassenzimmer oder Gruppenraum geben noch keinen Aufschluss über reales moralisches Handeln. Aus diesem Grund sind Projekte so bedeutsam, in denen planvolles ethisches Handeln tatsächlich eingeübt wird, Sozialprojekte und Sozialaktionen. Hier schließt sich dann der Kreis, wenn man ein Element hinzufügt, das bei diesen Aktionen bisher noch unterbelichtet ist: Die professionelle Helfer, z. B. auch die Local Heroes vor Ort, werden zu vorbildhaften Personen und Spiegelungen für eigenen Verhalten; bei der reflexiven Auseinandersetzung mit den Motiven für ihr berufliches oder ehrenamtliches Handeln, aber auch im unmittelbaren gemeinsamen Tun (Umgang mit Behinderten, Pflege eines Kranken, Betreuung von Kindern) ergeben sich Felder der Nachahmung und Bewunderung.
Die genaueren Hinweise zu den lernpsychologisch fundierten Lernwegen können den verschiedenen Aufsätzen entnommen werden.