Unterrichtsprojekt Marion Wagner
Lernen mit dem Whiteboard am Beispiel "Lernen an Vorbildern" (Auszug Zulassungsarbeit)
M1: Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter
Der Lehr- und Lernstil hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert. Früher hatten die Lehrerinnen und Lehrer nur wenig Spielraum, den Unterricht zu gestalten. Die Tafel wurde tagtäglich eingesetzt, Medien- und Methodenwechsel waren damals kein Thema. Heutzutage haben die Lehrenden oft die Qual der Wahl- aber genau das breite Repertoire an Medien und Methoden bietet die Möglichkeit, den Unterricht spannend und abwechslungsreich zu gestalten.
Durch digitale Medien können Bilder, Videos, Audios und Texte präsentiert sowie kombiniert und dadurch das Verstehen, Erkennen und Behalten der Inhalte verbessert werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kommunikation zwischen den am Lehr- und Lerngeschehen Beteiligten durch digitale Medien gefördert wird und zudem neue Möglichkeiten des Feedbacks geschaffen werden, zum Beispiel durch automatische Kommentare des Lernprogramms.
Die Intensität des Einsatzes digitaler Medien im Lehr-/ Lernprozess ist von den Vorlieben der einzelnen Lehrkraft abhängig, aber grundsätzlich sind dem keine Grenzen gesetzt. Man unterscheidet verschiedene Formen, zum Beispiel das "Blended Learning" bzw. "Integrierte Lernen", bei dem das Verhältnis von Präsenz bzw. Aktivität des Lehrers und E-Learning-Elementen (E-Learning kann selbst- oder gruppenbasiertes Onlinelernen bedeuten) recht ausgewogen ist. Beim reinen E-Learning hingegen zieht sich die Lehrkraft zurück und meldet sich nur am Anfang und Ende der Stunde zu Wort (vgl. http://www.mediendidaktik.org/ , 25.05.2013). Darüber hinaus gibt es die an deutschen Schulen beliebteste Lösung, nämlich den Unterricht mit digitalen Medien lediglich anzureichern. Dabei ersetzen die digitalen Medien den Schulalltag nicht, sondern bereichern diesen. In diesen Fall spricht man von "mediengestützten Präsenzlernen" (Reimann 60).
An manchen Universitäten haben die digitalen Medien im Vergleich zu den Schulen allerdings schon vermehrt Einzug gehalten. Einige Professoren stellen ihre Vorlesungen als Audio-Podcast oder Videoaufzeichnung zur Verfügung. Dadurch können Studierende die Vorlesung online abrufen, wenn es ihnen nicht möglich ist, diese zu besuchen. Dies ist allerdings nicht als Ersatz für die Teilnahme gedacht, sondern dient lediglich als Ergänzung, Vertiefung und Wiederholungsmöglichkeit. Außerdem stellt es für Menschen mit Handicaps oder für alleinerziehende Studierende eine große Erleichterung dar. Ob sich dieser Trend auch irgendwann an unseren Schulen durchsetzen wird, ist äußerst fraglich.
Der Medienpädagoge und Lehrer Jürgen Schlieszeit hat noch eine weitere Möglichkeit entdeckt, wie man Schülerinnen und Schüler, die aufgrund einer längeren Erkrankung den Unterricht nicht besuchen können, aktiv einbinden kann – nämlich mit Hilfe des interaktiven Whiteboards. Seine Begeisterung dafür habe er vor allem einem Schüler seiner damaligen Klasse zu verdanken, dem es aufgrund seiner Schmetterlingskrankheit oft wochenlang nicht möglich war, den Schulunterricht zu besuchen. Damals habe er eine Lösung gefunden, die es dem Schüler ermöglichte, von zu Hause aus über drei Web-Cams und einem Whiteboard am Unterrichtgeschehen teilzunehmen. Dank des Whiteboards konnte er die Tafel von zu Hause aus bedienen und so aktiv am Unterricht mitwirken. In dieser Zeit erkannte Schlieszeit, welches Potenzial in diesem modernen Medium steckt. (Vgl. Schlieszeit, Mit Whiteboards unterrichten 8-9.)
Anhand dieser Beispiele ist ersichtlich, dass Lehren und Lernen mit den neuen, digitalen Medien eine Bereicherung für den ganzen Schulalltag und auch für unsere ganze Gesellschaft darstellt.
M2: Durchführung eines Unterrichtsprojekts mit dem W-Seminar der 11. Klasse des Gisela-Gymnasiums in Passau
1. Motivationsphase
Auf dem Whiteboard wurden verschiedene Bilder von Stars, von einer Musikband, einem Bergsteiger, kranken Kindern gezeigt. Links neben den Bildern befand sich eine interaktive Ampel mit den Farben rot, orange und grün. Rot bedeutet, dass man die abgebildete Person bzw. Personengruppe nicht gut findet, orange, dass man von ihr weniger begeistert ist und grün, dass man sie bewundert. Die Schülerinnen durften die drei Farben jeweils maximal einmal verwenden und den Bildern ihrer Wahl zuordnen. Der vorher aktivierte "Endloskloner" ermöglichte, dass die Schülerinnen mit Hilfe des Fingers beliebig viele Kopien der Farbe erstellen und zu den Bildern schieben konnten, ohne jedes mal auf Kopieren und Einfügen klicken zu müssen.
Am Whiteboard kann man die ausgewählten Bilder im Gegensatz zur normalen Tafel interaktiv verändern. Durch Zu- und Auseinanderbewegen zweier Finger kann man Objekte wie Kreise verkleinern oder vergrößern und so den Erfordernissen anpassen. Durch einen Klick auf das Bild wird dieses von einem Rahmen markiert. Zieht man einen Rahmen über mehrere Bilder, kann man diese "Gruppieren", gemeinsam klonen und an die gewünschte Position verschieben. Whiteboards haben somit gegenüber einer Tafel oder einer Leinwand den großen Vorteil, dass die Schülerinnen haptische Erfahrungen sammeln können, wie in meiner Stunde beispielsweise durch das Verschieben der Farbkreise. Während die Schülerinnen nach und nach zur digitalen Tafel kamen, um die Farbkreise zu den Bildern ihrer Wahl zu verschieben, lief im Hintergrund ein ruhiges Lied, um sie zur Ruhe kommen zu lassen.
Als Einstieg wählte ich einen visuellen Impuls, um die Neugierde und das Interesse der Schülerinnen an der Thematik zu wecken. Durch die Zuordnungsaufgabe sollten sie erste Erfahrungen mit dem Whiteboard sammeln und die Hemmschwelle ablegen.
Basteln eines Leporellos und Erstellen eines Mind-Maps (ein Leporello ist ein kleines Faltheft, das aus mehreren Seiten besteht)
Im Anschluss daran teilte ich an jede Schülerin zwei Blätter, ein paar Fotokleber und Stifte aus. Aus den beiden Blättern falteten die Schülerinnen jeweils ein Leporello (= ein kleines Faltheft, das aus mehreren Seiten besteht), welches in dieser Stunde als Arbeitsheft dienen sollte. Auf die Titelseite des Heftes schrieben die Mädchen "Menschen, die mich begeistern".
Als Nächstes notierte ich an die digitale Tafel das Stundenthema "Mich begeistern Menschen, die ...", das von den Schülerinnen auf die zweite Seite ihres Leporellos übernommen wurde. Dabei ging es nicht um bestimmte Personen, sondern vielmehr um das "Warum". Innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens nannten die Schülerinnen Verhaltensweisen und Eigenschaften, schrieben diese in Form eines Mind-Maps an das Whiteboard und kommentierten diese bzw. nahmen dazu Stellung.
Da die Whiteboard-Seite schnell vollgeschrieben war, aber alle Schülerbeiträge sichtbar bleiben sollten, bat ich die Schülerinnen, durch das „Kleinerziehen“ ihrer notierten Beiträge zusätzlichen Platz zu schaffen. Außerdem stellte ich als Hilfestellung liniertes Papier aus der Notebook-Galerie als Hintergrund ein, so dass das Anschreiben eines Satzes noch einmal erleichtert wurde. Als Alternative kann man hierbei auch ein interaktives Lineal verwenden, welches im Gegensatz zum Plastiklineal den Vorteil hat, dass es nicht verrutschen kann. Entlang dem Lineal kann man zudem mit dem Stift eine gerade Linie ziehen. Außerdem riet ich den Schülerinnen das Geschriebene zu verankern, so dass es von den Mitschülerinnen nicht mehr aus Versehen mit dem Handrücken gelöscht werden konnte. Das Timer-Objekt für den Countdown zog ich an die Seite, so dass die verbleibende Zeit für alle gut sichtbar war.
Nachdem die fünf Minuten vorbei waren, diskutierten wir noch einmal kurz über die verschiedenen Ideen. Anschließend sortierten wir die Schülerbeiträge, verbanden ähnliches mit einem Strich und fassten bedeutungsgleiches zusammen.
Sinn des Mind-Maps ist, dass alle Schülerinnen innerhalb kurzer Zeit die Chance haben, sich zu äußern. Inhaltlich hat diese Aufgabe ihren Sinn darin, dass die Schülerinnen die Fülle möglicher Eigenschaften und Verhaltensweisen, die ein Vorbild haben kann, wahrnehmen und sie sich mit solchen Personen produktiv und auch kritisch auseinandersetzen. Methodisch konnten die Schülerinnen hier einige Funktionen des Whiteboards kennenlernen.
2. Erarbeitungsphase
Ich nutzte die Aufmerksamkeit der Lernenden, um eine kurze Einführung in das Thema zu geben. Dabei erklärte ich, dass einem im Leben immer wieder Menschen begegnen, von denen man begeistert ist. Dies kann die Nachbarin mit den schönen Haaren sein, aber auch eine Mitschülerin, die beschließt, nach dem Abitur ein Jahr als „Missionarin auf Zeit“ nach Afrika zu gehen. Ich erzählte ihnen, dass auch ich einem Menschen begegnet bin, den ich selber sehr bewundernswert finde.
Anschließend zeigte ich auf dem Whiteboard drei Bilder von dieser Person und fragte die Schülerinnen spontan, was ihnen zu dieser jungen Frau einfällt. Die Mädchen meinten einstimmig, dass die Person auf dem Bild sehr natürlich, hübsch und mutig ausschaue. Um den Spannungsbogen zu halten, äußerte ich mich zunächst nicht zu den Meinungen, sondern stellte die Fragen bzw. Aufträge zum Videoausschnitt vor, indem ich den Bildschirmvorhang am Whiteboard Schritt für Schritt nach unten schob. Auf diese Weise konnte ich wie am Overheadprojektor arbeiten, allerdings mit dem Unterschied, dass zum Abdecken von Texten und Bildern kein Blatt erforderlich ist.
Anschließend teilte ich ein Blatt mit folgenden Fragen und Aufträgen aus: „Beschreibe kurz die Lebenssituation von Andrea Krallinger!“; „Worum geht es in ihrem Projekt?“; „Ermittle, aus welchen Gründen sich Andrea Krallinger für ihr Handeln entschieden hat!“; „Was „gibt“ Andrea und was „gewinnt“ sie durch ihre Arbeit?“; „Was möchtest du die junge Frau fragen?“. Auf die Seite mit den Bildern setzte ich bereits zu Hause einen Link mit einem dreiminütigen Videoausschnitt von Andrea Krallinger, so dass keine Zeit durch das Suchen von passenden Videos verloren ging. Daraufhin startete ich den Kurzfilm, der von meiner „Heldin des Alltags“ handelte.
Andrea Krallinger ist eine 24- Jährige Frau, die selbst seit ihrem 13. Lebensjahr an Epilepsie, einer Schilddrüsenunterfunktion und an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet. Trotz ihrer schweren Erkrankung hat sie das Fotoprojekt „Ganz schön krank“ ins Leben gerufen. Andrea Krallinger versucht dadurch den kranken Menschen wieder Mut zu machen, indem sie tolle Bilder von ihnen macht und die schönen Seiten in Szene setzt. Das Beispiel Andrea Krallinger wählte ich aus dem Grund, weil ich der Meinung war, dass sich die Schülerinnen aufgrund ihres Alters sehr gut mit dieser Person identifizieren könnten. Auch wenn Andrea Krallinger nicht unbedingt aus religiöser Überzeugung heraus handelt, so lebt sie dennoch das Wort Gottes, der von Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe sprach. Außerdem bot sich hier die Gelegenheit, eine Skype-Videokonferenz durchzuführen.
Gruppenarbeit und Präsentation
Damit die Schülerinnen noch mehr über Andrea erfahren und nicht immer nur mit dem Whiteboard arbeiten, startete ich im Anschluss an das Video eine Gruppenarbeit. Dabei teilte ich verschiedene Schokobonbons mit versteckten Nummern aus, sodass drei Gruppen mit je fünf willkürlich gemischten Schülerinnen entstanden. Im Anschluss daran ging ich die Fragen nacheinander am Whiteboard durch. Die drei Gruppen bearbeiteten verschiedene Aufgaben.
Die Schülerinnen der ersten Gruppen sollten sich näher mit dem Thema Epilepsie und den Auswirkungen der Krankheit auf Andreas Leben beschäftigen. Damit sie diese Aufgabe bearbeiten konnten, teilte ich ihnen ein zweiseitiges Informationsblatt aus, woraus sie die wichtigsten Informationen entnehmen, filtern und auf einem kleinen Plakat festhalten sollten.
Die Schülerinnen der zweiten Gruppe beschäftigten sich mit der Frage, wie die Gesellschaft mit kranken Menschen umgeht. Dabei sollten sie ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Außerdem sollten sie darüber nachdenken, welchen Appell Andrea mit ihrer Arbeit an die Gesellschaft schicken will.
Die Schülerinnen der dritten Gruppe hatten die Aufgabe, der Klasse das Fotoprojekt von Andrea mit Hilfe des Whiteboards vorzustellen und eine Person herauszusuchen, deren Biografie sie besonders beeindruckt. Den Schülerinnen stand ein Computer mit installierter Whiteboard-Software zur Verfügung. Um zu verhindern, dass sie im Meer der riesigen Informationsströme den Überblick verlieren, gab ich ihnen klare Anweisungen, nach welchen Informationen sie gezielt im Internet suchen sollten.
Nachdem die Schülerinnen fünfzehn Minuten Zeit hatten, die Präsentation vorzubereiten, wurden die Gruppen einzeln aufgefordert, ihre Aufgabe vorzustellen. Damit alle die Schrift auf den Plakaten gut lesen konnten, fotografierte ich mit Hilfe der Dokumentenkamera die Plakate ab und vergrößerte sie so, dass sie von allen Schülerinnen der Klasse gelesen werden konnten. Mit Hilfe des Internets konnten offene Fragen bezüglich des Krankheitsbildes und des Fotoprojekts geklärt und entsprechende Ergänzungen am übertragenen Plakat vorgenommen werden.
Alle digitalisierten Gruppenergebnisse wurden ausgedruckt und auf ein Großplakat geklebt, um dieses später im Klassenzimmer aufzuhängen.
Skype-Videokonferenz mit Andrea Krallinger und anschließende Reflexion
(Skype ermöglicht eine kostenlose Kommunikation zwischen zwei Skype-Kunden)
Nachdem die Schülerinnen zu diesem Zeitpunkt bereits einiges über Andrea Krallinger erfahren hatten, teilte ich ihnen mit, dass diese Person heute als Gast anwesend sein wird. Da Andrea Krallinger zwar den Autoführerschein besitzt, aber aufgrund ihrer Krankheit nicht fahren darf, kann sie allerdings nicht real anwesend sein, sondern „nur“ virtuell auf dem Whiteboard. Für Heranwachsende ist die personale Begegnung und das unmittelbare Gespräch eine besonders eindringliche und meist auch beeindruckende Beschäftigung mit einem „Local Hero“. Nur auf diese Weise kann man einen Menschen richtig kennenlernen und sich auch ein Bild von ihm machen. Das Whiteboard diente uns während der Stunde also nicht nur als reines Präsentationstool, sondern ermöglichte über die Software Skype eine synchrone Kommunikation. Um in Echtzeit kommunizieren zu können, mussten Andrea Krallinger und wir gleichzeitig Online sein. Es bestand auch die Möglichkeit einer textbasierten Kommunikation, jedoch war für unsere Unterrichtsstunde ein Video- bzw. Audiogespräch mit Datenaustausch geplant. (Vgl. Fraas 27) „Selbst wenn die Partner nicht einander direkt gegenüber sitzen, können sie – räumlich oder zeitlich versetzt – miteinander kommunizieren.“, so Hilger. (Hilger, 221) Die Gesprächspartner vermitteln virtuelle Nähe. Indem man einen Helden des Alltags virtuell in das Klassenzimmer holt und nicht nur über ihn spricht, wird, wie bereits erwähnt, zudem die Forderung eines „Performativen Religionsunterrichts“ erfüllt.
Als Nächstes sammelten die Schülerinnen sichtlich motiviert viele Fragen. Dabei interessierte sie besonders Folgendes: „Was gibt dir den Mut und die Kraft, dich trotz deiner Krankheit noch für andere einzusetzen?“; „Wie gehst du mit deiner Krankheit um, wie deine Familie?“; „Welche (negativen) Reaktionen seitens der Gesellschaft haben dich bisher erreicht?“; "Welche Geschichte hat dich am meisten bewegt?“; „Wie bist du auf die Idee gekommen, dieses Projekt zu starten?“; "Welches Gefühl empfindet man, wenn man jemandem geholfen hat?“. Selbstverständlich konnten sie auch auf die Frage zurückgreifen, die sie am Anfang auf ihrem Fragebogen zum Videoausschnitt notiert hatten.
Im Anschluss daran starteten wir die Skype-Videokonferenz mit Andrea Krallinger. Sie stellte sich anfangs selbst vor und danach durften die Schülerinnen ihre individuellen Fragen an sie richten. Bereits während des Gesprächs mit Andrea merkte ich, dass die Schülerinnen von ihr sehr fasziniert waren. Nach Beendigung des Skype-Gesprächs hatte ich aber den Eindruck, dass sie nicht nur von Andrea Krallinger begeistert waren, sondern auch von der Möglichkeit, im Unterricht mit einer anderen Person außerhalb des Klassenzimmers zu kommunizieren. Nach dem Gespräch zeigte ich auf dem Whiteboard ein Bild von Andrea Krallinger. Anschließend wählte ich das Symbol „Sprechblase“ in der Formen-Werkzeugliste aus und fügte es in der gewünschten Größe neben dem Bild ein.
Danach verteilte ich an die Schülerinnen das gleiche Bild von Andrea in Kleinformat. Dieses klebten sie in ihr Leporello und zeichneten daneben eine Sprechblase. Darin sollten sie einen Satz von Andrea schreiben, den sie besonders faszinierend fanden. In der euphorischen Stimmung, in der sie waren, notierten sie sehr interessante Sätze wie: „Man darf nie den Mut verlieren“; „Ich weiß wie es ist, krank und ein Außenseiter zu sein, deshalb helfe ich anderen Menschen, die mit dieser Situation schlechter zurechtkommen als ich.“; „Man muss immer das Beste aus dem Leben machen.“; „Dadurch, dass ich anderen Menschen helfe, helfe ich auch mir selber“; „Helfen tut gut“.
Um die gewonnenen Eindrücke verarbeiten, verinnerlichen und daraus positive Lebens- und Werteinstellungen ableiten zu können, räumte ich den Schülerinnen nach der Begegnung mit der Person Andrea Krallinger genügend Zeit für eine Reflexion des Gesprächs ein. Im Rahmen der Reflexion stellte ich den Schülerinnen einige Fragen, beispielsweise wie sie Andrea finden, was ihnen an der Person gefällt und was weniger, und ob sie Menschen in ihrer Umgebung kennen, die auf ähnliche Weise Gutes tun.
Song von Rosenstolz „Gib mir Sonne“Im Anschluss an die kurze Reflexion des Gesprächs öffnete ich im Internet das Musik- und Videoportal YouTube und spielte das Lied „Gib mir Sonne“ der Band Rosenstolz. Auf dem Whiteboard konnten die Schülerinnen den Text verfolgen.
Anschließend stellte ich den Schülerinnen folgende Fragen: „Inwiefern kann man dieses Lied mit dem Leben von Andrea Krallinger in Verbindung bringen?“; „Wie spiegelt sich das Leben von Andrea in diesem Lied wieder?“; „Was können wir von Andreas Leben lernen?“; „Was gibt sie uns durch ihr Statement?“; „Werden die Erkenntnisse mein Leben beeinflussen?“; „Was mache ich bereits selber- ehrenamtlich oder im Dienst für Andere?“; „Welche Fähigkeiten habe ich und wo könnte man mich mit meinen Fähigkeiten brauchen?“.
Die Beschäftigung mit dem Vorbild sollte zu einer Suchbewegung im Umfeld und im eigenen Leben führen. Letztlich sollten die Schülerinnen ein vertieftes Wertebewusstsein erlangen und angeregt werden darüber nachzudenken, wo sich inhaltliche Parallelen zum eigenen Leben und Impulse für dessen Bewältigung ergeben. (Vgl. Mendl, Lernen an (außer-) gewöhnlichen Biografien 62)
3. Sicherungsphase
Sonnenstrahlen in Papierformat
Damit die Schülerinnen die vielen Eindrücke verarbeiten und diese auf frei gestalterische Weise zum Ausdruck bringen konnten, verteilte ich an jede Schülerin einen Sonnenstrahl in Papierformat. Sie sollten die Gruppenpräsentation und das Gespräch mit Andrea noch einmal Revue passieren lassen und sich dann für eine Sache entscheiden, was man von ihr oder von einem anderen „Helden des Alltags“ lernen kann. Dies sollte auf dem Sonnenstrahl festgehalten werden.
Die einzelnen Sonnenstrahlen wurden anschließend auf ein großes Plakat mit aufgezeichneter Sonne geklebt, welche mit den Worten „Helden des Alltags – Was kann man von ihnen lernen?“ beschriftet wurde. Im Anschluss daran konnte das Plakat im Klassenzimmer aufgehängt werden.
Hausaufgabe: Brief schreiben
Als Hausaufgabe sollten die Schülerinnen einen Brief an Andrea Krallinger verfassen. Mögliche Satzanfänge, zum Beispiel, „Schön, dass ich Dich heute kennenlernen durfte, denn …“ oder „Du hast mir gezeigt, dass …“ hatte ich bereits an das Whiteboard geschrieben. Diese durften die Schülerinnen als Anregung abschreiben.
M3: Artikulationsschema der Unterrichtsstunde
Thema: Lernen mit dem Whiteboard am Beispiel „Lernen an Vorbildern“
Zeiteinheit: 135 Minuten
Artikulationsstufe | Unterrichtsverlauf und Lerninhalte | Organisation |
---|---|---|
Motivationsphase | Visueller Impuls Auf dem Whiteboard werden verschiedene Bilder von Personen gezeigt. Links daneben befindet sich eine virtuelle Ampel mit den Farben rot, orange und grün. Je nachdem, ob die S die jeweiligen Personen begeisternd findet, dürfen sie diesen die Farben rot, orange bzw. grün zuordnen. Im Hintergrund läuft leise meditative Musik. | Einzelarbeit am Whiteboard Material
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Basteln eines Leporellos Die S basteln ein Leporello, welches als Begleitheft dienen soll und in dem alle Eindrücke festgehalten werden. | Einzelarbeit Material | |
Mind-Map „Mich begeistern Menschen, die …“
Anschließend sollen gleiche Eigenschaften und Verhaltensweisen sortiert bzw. zusammengefasst werden. Die S sollen sich Gedanken machen, wer für sie eine bewundernswerte Person ist. Dabei geht es besonders darum, dass die S ein Augenmerk auf das „Warum“, also auf die Begründung ihrer Aussage legen. => Anschließend erfolgte eine kurze Diskussion über das Gesagte und eine Strukturierung der Schülernotizen. | Einzelarbeit am Whiteboard Material
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Lernzielangabe | Zielformulierung „Ihr habt euch Gedanken gemacht über Personen, die euch begeistern. Einem Menschen, der mich begeistert, weil er sich für andere einsetzt, schauen wir uns heute genauer an.“ Andrea Krallinger – Die Gründerin des Vereins „Ganz schön krank e.V.“ | L-Darbietung |
Erarbeitungsphase | Vorstellen der „Heldin des Alltags“ durch Auflegen von Bildern Die L zeigt auf dem Whiteboard drei Bilder von Andrea Krallinger. Die S wissen zu diesem Zeitpunkt nichts über ihre Hintergrundgeschichte. L erteilt Auftrag => Erst kurz abwarten, was von den S kommt. | L-S-Gespräch Material Whiteboard |
Whiteboard und Fragebogen L stellt die Fragen bzw. Aufträge zum Videoausschnitt vor, indem sie den Vorhang am Whiteboard Schritt für Schritt nach unten verschiebt. Anschließend teilt L einen Fragebogen aus und beauftragt die S diesen zu bearbeiten.
Videoausschnitt => Diskussion! | L-Darbietung Material
Fragebogen in Papierform
Material
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Gruppenarbeit und Präsentation Die S werden in drei Gruppen eingeteilt. Die Einteilung erfolgt, indem die L fünf Snickers®, fünf Bountys® und fünf Twix®, welche auf der Rückseite mit der Zahl 1, 2 oder 3 versehen sind, an die S verteilt. S mit der gleichen Zahl bilden eine Gruppe mit unterschiedlichen Aufgaben. Gruppe 1 Welche Auswirkungen hat die Krankheit auf das Leben von Andrea? Welchen Appell schickt sie an die Gesellschaft? => Nach der Gruppenarbeit fotografiert die L die Plakate mit der Dokumentenkamera, überträgt sie auf das Whiteboard und vergrößert sie so, dass sie von allen S der Klasse gelesen werden können. Das Whiteboard gibt den Gruppenmitgliedern zudem die Möglichkeit Unklarheiten mit Hilfe des Internets zu klären und Ergänzungen am übertragenen Plakat vorzunehmen. Die L druckt die Plakate aus und die einzelnen Gruppen kleben diese auf ein Großplakat, das später im Klassenzimmer aufgehängt werden soll. | arbeitsteilige Gruppenarbeit, anschließend: Klassenpräsentation mit Diskussion Material
Material | |
Lehrer-Darbietung und Sammeln von Fragen „Ihr habt bisher die Geschichte von Andrea Krallinger kennengelernt. Nun aber habt ihr die Möglichkeit, ihr selber Fragen zu stellen. Da Andrea aber selber nicht Autofahren darf, wird sie nicht real in unserem Klassenzimmer anwesend, sondern virtuell am Whiteboard zu sehen und uns damit möglichst nahe sein. Bevor wir die Videokonferenz starten, überlegt euch Fragen, die ihr Andrea stellen möchtet. Selbstverständlich könnt ihr auch die Frage heranziehen, die ihr am Anfang auf eurem Fragebogen zum Videoausschnitt aufgeschrieben habt.“ | L-Darbietung
Individuelles Sammeln von Fragen
Material | |
Bild mit Sprechblase Auf dem Whiteboard zeigt die L ein Bild von Andrea Krallinger. Anschließend wählt die L das Symbol „Sprechblase“ in der Formen-Werkzeugliste aus und fügt es in der gewünschten Größe neben dem Bild ein. Die S erhalten dasselbe Bild von Andrea Krallinger in Kleinformat, das sie in ihr => Anschließend erfolgt eine Reflexion des Gesprächs: 1) Allgemeine Meinung zu Andrea! | L – Beispiel am Whiteboard Material
Klassengespräch | |
Lied von Rosenstolz „Gib mit Sonne“ Das Lied „Gib mit Sonne“ wird abgespielt. Auf dem Whiteboard können die S den Text des Liedes mitlesen. Reflexion mit Fragen | Material Whiteboard-Musik www.youtube.com/watch
L-S-Gespräch | |
Sicherung | Sonnenstrahlen in Papierformat Die S erhalten jeweils einen Sonnenstrahl in Papierformat, auf den sie das schreiben sollen, was sie von der „Heldin des Alltags“ lernen können. Die beschrifteten Sonnenstrahlen werden auf ein Plakat mit aufgezeichneter Sonne geklebt. Im Anschluss daran kann das Plakat im Klassenzimmer aufgehängt werden. | Einzelarbeit Material
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Stellen der Hausaufgabe Die S erhalten den Auftrag einen Brief an Andrea Krallinger in ihre Leporello zu schreiben. Am Whiteboard werden mögliche Satzanfänge geschrieben, z.B.
| Einzelarbeit (HA) Material | |
Gestalten des Leporellos Falls die Schülerinnen noch Zeit haben, dürfen sie nun ihre Leporello künstlerisch gestalten. | Einzelarbeit Material |
M4: Bilder zum Unterrichtsprojekt
M5: Mehrwert des Whiteboards im Vergleich zur Arbeit mit herkömmlichen Medien
Der Religionsunterricht gewinnt durch den Einsatz des Whiteboards an Lebendigkeit und Tiefe. Aus der Nutzung des Whiteboards ergeben sich indirekte und direkte Mehrwerte. Unter den indirekten Mehrwerten versteht man solche, die auch mit anderen Medien, beispielsweise der Beamer-Laptop-Kombination erreicht werden könnten, die sich allerdings mit dem Whiteboard leichter und einfacher verwirklichen lassen. Dazu zählen zum Beispiel das Wiedergeben von Filmen, die Beschaffung von Informationen im Internet oder das Abspielen von Audio-Dateien.
Wenn sich aber mit dem Whiteboard Möglichkeiten ergeben, die mit anderen Medien nicht realisierbar sind, ist ein direkter Mehrwert gegeben, zum Beispiel das Verknüpfen unterschiedlicher Medien und Informationsquellen auf der Projektionsfläche, das Beschriften von Filmausschnitten, das Ausfüllen von Tabellen und Arbeitsblättern, das Verändern, Vergrößern, Verschieben und Umfärben von Texten und Objekten.
Ein großer Mehrwert steckt in der Interaktivität und der Möglichkeit, die Inhalte des Whiteboards direkt zu verändern. Dies ist nicht nur komfortabler als das Arbeiten mit indirekten Eingabemedien wie der Maus, sondern es entstehen auch neue Interaktionsformen, da man direkt mit der Bildprojektion arbeitet. Dadurch werden Möglichkeiten eröffnet, die mit einem einfachen Beamer nicht erreichbar sind.
M6: Literatur
Fraas, Claudia / Meier, Stefan / Pentzold, Christian, Online Kommunikation. Grundlagen, Praxisfelder und Methoden, München 2012.
Hilger, Georg / Leimgruber, Stephan / Ziebertz, Hans-Georg, Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf, München 52008.
Kohls, Christian, Mein SMART Board. Das Praxishandbuch für den erfolgreichen Einsatz im Unterricht, Erfurt 2011.
Kuhn, Karolin, An fremden Biografien lernen! Ein religionspädagogischer Beitrag zur Unterrichtsforschung. Mit CD zur Detailanalyse, Bd. 21, Berlin 2010.
Mendl, Hans, Lernen an (außer-) gewöhnlichen Biografien. Religionspädagogische Anregungen für die Unterrichtspraxis, 1. Aufl., Donauwörth 2005.
Reimann, Gabi, E-Learning, in: Schorb, Bernd / Anfang, Günther / Demmler, Kathrin (Hg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. Praxis, München und Kopaed 2009.
Schlieszeit, Jürgen, Mit Whiteboards unterrichten. Das neue Medium sinnvoll nutzen, Weinheim und Basel 2012.