Schulprojekt Julia Althammer
Daniel Nau engagiert sich in der Kirche
M1: Beschreibung des Projekts
Zur Person Daniel Nau
Daniel Nau ist 22 Jahre alt und in einem Beruf tätig, bei dem er täglich neue Säfte herstellt. Er hat seit einigen Monaten eine Freundin und verbringt einen Teil seiner Freizeit gerne im Trachten- oder im Böllerschützenverein. Er sagt über sich, dass er ein ganz normaler Jugendlicher sei. Was ihn aber von vielen anderen seines Alters unterscheidet, ist seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Kirche. Daniel war über 10 Jahre lang Ministrant und engagiert sich nun seit längerem als Lektor und Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat der Gemeinde Ainring. Zudem ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass er eine ältere Dame jeden Sonntag von ihrem Zuhause in die Kirche begleitet und wieder zurückbringt, weil diese nicht mehr ganz sicher auf den Beinen ist. Daniel erfreut sich durch seine freundliche und aufopferungsvolle Art großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Viele Menschen, vor allem solche in Daniels Alter, wundern sich immer wieder, was einen jungen Menschen dazu bringt, sich in der Kirche zu engagieren!
Daniel erzählt, dass alles bei seiner Oma begann, die ihn als kleinen Jungen jeden Sonntag in die Kirche mitnahm und ihre Begeisterung für den Sonntagsgottesdienst mit ihrem Enkel teilte. Als seine Erstkommunionsvorbereitungen liefen, wurde er dann schließlich von seinem Religionslehrer gefragt, ob er nicht als Ministrant in der Kirche helfen möchte. Seine erste große Rolle übernahm Daniel schließlich als Ministrant, welche er von seinem neunten bis zum 19. Lebensjahr mit voller Hingabe erfüllte. Mit den Jahren wurde der Altersunterschied zu den anderen Ministranten immer größer und Daniel merkte, wie die Leute in der Kirchengemeinde darüber redeten. Daher gab er mit 19 Jahren seine Tätigkeit als Ministrant auf. Da schon in jungen Jahren immer der Wunsch bestand, sich noch mehr im Gottesdienst einzubringen und den anderen das selbe Gefühl zu schenken, das er selbst in der Gemeinschaft der Kirche verspürt – ein Gefühl von Geborgenheit, Freude und Liebe, entschloss sich Daniel, die Stelle des Lektors und zudem des Jugendvertreters im Pfarrgemeinderat zu übernehmen. Daniel plant nun den Gottesdienst, hilft in der Umsetzung und vertritt im Pfarrgemeinderat die Meinungen, Ideen und Verbesserungsvorschläge des Kirchengemeindevolkes. Er schwärmt von dem Gefühl, gebraucht zu werden, als wichtiges Bindeglied zu fungieren und von anderen Wertschätzung für sein Tun zu erfahren. Doch auch Rückschläge musste Daniel einstecken, die ihn an seiner Tätigkeit zweifeln ließen. Zu einem seiner ersten Jugendgottesdienste, die er mit plante, kamen lediglich zwei Jugendliche und fünf Kinder. Das war ein Augenblick, bei dem er nicht wusste, warum er überhaupt weitermachen sollte. Doch er entschloss sich, nicht aufzugeben und immer weiter zu versuchen, auch die junge Generation in die Kirche zu holen.
Daniels Wunsch für die Zukunft ist, noch mehr Menschen unterschiedlichen Alters in der Kirche zu vereinen und ihnen zu helfen, damit sie erkennen, welch wunderbares Geschenk Gottes die Kirche ist.
Helden auf Augenhöhe: Unterrichtsstunde zu Daniel Nau in der dritten Klasse Grundschule
(ehemaliger Ministrant, Lektor und Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat)
Artikulation | Lehrer-Schüler-Interaktion | Methoden/Medien/Sozialformen |
---|---|---|
Hinführung | Begrüßung L. hängt BK an die Tafel. Sch. äußern sich dazu: „Superman, Held, Kämpfer, Fasching, versucht Welt zu retten...“ | TA Sitzkreis, Stummer Impuls, BK |
| L. klappt Überschrift auf. L.: „Sicher hast du eine Vorstellung darüber, was für dich ein Held/eine Heldin ausmacht!“ Sch.: „Jmd, der Gutes tut, versucht anderen zu helfen, hat besondere Fähigkeiten...“ | TA
Mindmap |
| L: Auch die Band Wise Guys (engl.: schlaue Typen) hat sich darüber Gedanken gemacht, was für sie ein Held ist und ihre Ideen in dem Song „wahre Helden“ aufgeschrieben. Merke dir bitte, welche Helden im Lied aufgezählt werden. Sch. nennen die Helden aus dem Lied: „Krankenschwester, Pfleger, alleinerziehende Mutter, Sohn, der kranken Vater pflegt“ | Lied |
Eindruck
| L: „Ich möchte dir heute eine echte Person vorstellen, über die du am Ende der Stunde selbst entscheiden darfst, ob sie für dich, ganz persönlich, ein Held ist oder nicht. Diese Person ist bestimmt nicht perfekt ist und hat auch Ecken und Kanten, wie ich und du! |
TA (Ergänzung Mindmap) |
| Bevor ich dir von der Person erzähle, möchte ich noch ein Wort klären.“ L. schreibt engagieren an die Tafel, lässt Sch. vorlesen und erklären. (sich einsetzen, freiwillig helfen) |
TA
|
Lehrererzählung | L: Ich heiße Daniel und war auf diesem Bild 9 Jahre alt, so alt ungefähr wie du jetzt bist. Als meine Kommunionvorbereitungen in der 3. Klasse liefen, fragte mich mein Religionslehrer, ob ich Ministrant in der Gemeinde Ainring werden möchte. Meine erste große Rolle in der Kirche hatte ich als Ministrant von meinem 9.bis 19. Lebensjahr. (Assistiert/hilft im Godi dem Geistlichen (wie Pfarrer)) | TA Daniel BK (Daniel klein)
WK Ministrant
|
| Irgendwann hatte ich den Eindruck zu alt zu sein, um weiterhin zu ministrieren. Heute bin ich 22 Jahre alt und seit einigen Jahre Lektor in der Kirche. (Trage Schriftlesungen im Godi vor) Nebenbei engagiere ich mich in meiner Freizeit im Pfarrgemeinderat. (Meinungen, Ideen und Verbesserungsvorschläge im Pfarrgemeinderat vertrete) | BK (Daniel groß)
WK Lektor, Pfarrgemeinderat
|
| Durch meine freiwillige Hilfe, versuche ich einen gelungenen Godi zu planen und der Kirchengemeinde dadurch Freude, Geborgenheit und Liebe zu schenken. Ich fühle mich in der großen Gemeinschaft der Kirche sehr wohl. Ich finde es toll, gebraucht zu werden und von anderen Wertschätzung für mein Tun zu bekommen. L: „Fasse zusammen, wie sich Daniel engagiert.“ Sch.: „Er war Ministrant und jetzt ist er Lektor und Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat...“ L: „Und was bedeutet das?“ Sch. erklären die Tätigkeiten. L.: „Es gibt viele Leute, die Daniel für seine freiwillige Hilfe in der Kirche loben und sagen: „Daniel, ich finde es toll, dass du deinen Glauben nutzt, um Menschen unterschiedlichsten Alters in der Kirche zu vereinen und versuchst ihnen ein gutes Gefühl von Geborgenheit zu schenken.“ |
Fröhliches Gesicht BK (Lob)
|
| Doch es gibt immer wieder Menschen, die die Arbeit von Daniel nicht gut finden und ihn kritisieren. | Böses Gesicht BK (Kritik) |
Ausdruck | L.: „Du bekommst nun eine Aussage von mir ausgeteilt, auf der steht, was Menschen zu Daniel sagen könnten, die seine Tätigkeit in der Kirche kritisieren. Du bist nun Daniel und schreibst daher deine Überlegungen aus seiner Sicht. Überlege dir, was Daniel auf die Aussage antworten könnte und wie er reagiert. Da DU Daniel bist, schreibst du deine Antworten aus der Ich-Perpektive auf dem Block. (ich finde, ich denke) Sch. schreiben ihre Antworten auf dem Block. | Klassensitzordnung BK |
Austausch | L.: „Dein Blatt ist entweder rot, blau, gelb oder grün. Alle Kinder mit der gleichen Farbe bilden eine Gruppe und tauschen sich im Flüsterton aus, was sie für eine Antwort gefunden haben. Danach wählt ihr in der Gruppe 1 Kind aus, dass ihre Antwort vor der Klasse präsentiert.“ Sch. stellen ihre Ergebnisse vor der Klasse vor. L.: „Du hast gesehen, dass auch wenn du Gutes tust, es Menschen gibt, die dein Handeln nicht verstehen können und dich kritisieren...“ L. gibt Feedback zu Ergebnissen. | Ab
|
Ausklang
Eindruck | L.: „Zum Schluss möchte ich noch, dass du dir überlegst, ob Daniel auch ein Held für dich sein kann oder auch nicht. Dafür bekommst du jetzt ein Arbeitsblatt ausgeteilt, auf dem steht: Daniel ist für mich ein Held/ oder kein Held. Entweder du füllst eine der Seiten oder beiden Seiten aus. Das kommt auf deine Meinung an! |
Briefe |
Ausdruck
| Ich würde die Zettel danach gerne einsammeln. Wenn du willst, musst du auch nicht deinen Namen auf den Zettel schreiben. Sch. füllen den Zettel aus. | |
Austausch | L: „Wer will darf seinen Zettel gerne vorlesen.“ Einige Sch. lesen ihre Zettel vor. L. formuliert spontan Fragen, wie für mich war es einfach, mich in Daniel hineinzuversetzen und auf die Kritik zu reagieren. Sch. geben Antwort, indem sie sich rechts, links oder mittig aufstellen. Einige Sch. begründen ihre Wahl. |
|
M2: Didaktische Entscheidungen für die Planung des Projekts
Sowohl die Planung der Schautafel wie auch des Unterrichtsversuch kann als prozesshaftes Geschehen beschrieben werden, für das ein schrittweiser Aufbau und immer wieder Phasen des Austauschs und der Reflexion notwendig waren.
Zuerst einmal soll die Planung der Schautafel beschrieben werden: Der erste Schritt war es, einen passenden Local Hero im Alter von zwölf bis 27 Jahren zu finden. Diese Person wurde anschließend interviewt, um an Informationen zu gelangen. Ausgehend von diesem Material wurde danach eine Schautafel erstellt, die aus einer prägnanten Überschrift, geeignetem Bildmaterial, einem Informationstext, einer passenden ethischen Kategorie, Erklärungen zu grundlegenden Fachwörtern und didaktischen Impulsen bestand. Dieser Entstehungsprozess, der mehrere Wochen beziehungsweise Monate dauerte und fortwährend optimiert wurde, wird nun detaillierter erläutert.
Die erste Entscheidung lag bereits in der Auswahl eines Local Hero. Dabei kamen in Frage ein Fotografen, der die Schicksale von Flüchtlingen dokumentiert und ihnen so Gehör schafft, meine besten Freundin, die in ihrer Freizeit Flüchtlingskindern ehrenamtlich Deutschunterricht gibt, und ein junger Mann, der sich seit seinem neunten Lebensjahr in der Kirche engagierte. Die Entscheidung fiel auf den Jugendlichen Daniel Nau, weil mich sein zeitaufwändiger und unentgeltlicher Einsatz in der Kirche selbst beeindruckte.
Im zweiten Schritt rief ich bei ihm an, erzählte ihm vom Schwerpunkt des Seminars, erklärte ihm, warum er für mich ein großartiger Local Hero sei, und bat ihn um sein Einverständnis. Seine Antwort lautete: „Wenn ich dir helfen kann, na klar!“
Im nächsten Schritt hatten wir zunächst Emailkontakt und trafen uns schließlich, da ich viele Fragen hatte, die ich anschließend in meinem Informationstext niederschrieb. Der Text sollte verschiedene Elemente wie “human touch“, Motive, eine ethische Kategorie, eine Entscheidungssituation und die Reaktion des Umfeld umfassen, aber dabei die Leser nicht langweilen, sondern stattdessen prägnant berichten. Der Text war nach der ersten Niederschrift zu lang und wurde daher nach und nach auf 430 Wörter gekürzt. Diesem Text wurde anschließend eine Überschrift gegeben, die beim Leser Interesse wecken sollte und andeutet, worum sich der Text dreht. Da sich die ethischen Kategorien, die bereits in der Datenbank zu finden waren, für meinen Helden nicht optimal eigneten, wurde im Seminar eine Einigung für die Kategorie kirchliches Engagement gefunden. Da im Text Termini wie Ministrant, Lektor oder Pfarrgemeinderat auftauchten und diese Begriffe für Nichtchristen möglicherweise unbekannt sind, wurde ihre Bedeutung neben dem Informationstext in wenigen Worten erklärt. Nach dem Grundgerüst sollten nun didaktische Impulse formuliert werden, anhand derer gearbeitet werden konnte. Ich wollte keine Standardimpulse wie das Basteln einer Urkunde für den Local Hero oder das Verfassen eines Briefs an den Local Hero verwenden und entschied mich dafür, dass sich die Leser in die Person Daniel hineinversetzen sollten und anschließend aus seiner Sicht auf negative Aussagen in Bezug auf seine Tätigkeit reagieren. Ebenso fand ich die Idee eines Mitstudenten didaktisch wertvoll, den Local Hero in verschiedene Kategorien wie Spaßbremse, Heiliger, Vorbild oder Langweiler von den Lesern einordnen und ihre Wahl begründen zu lassen. Ich bekam den Hinweis, im ersten Impuls näher am Informationstext zu bleiben und entschied mich daher, als ersten Impuls eine Frage zu Daniels Gründen für ein Engagement in der Kirche einzufügen, da zu dieser Aufgabe der Text an mehreren Stellen Antworten gab. Eine große Schwierigkeit war es, anschließend ein passendes Foto von Daniel zu machen und es im Textfluss einzubauen, da ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Berührungen mit Layout und Gestaltung hatte.
Hinzu kommt, dass die Eignung des Local Hero in der Schule praktisch umgesetzt werden sollte. Ich entschloss mich dafür, den Unterrichtsversuch in der Grundschule durchzuführen, weil ich in dieser später auch unterrichten werde und so testen wollte, ob ein kompliziertes Thema auch auf Grundschulniveau gebracht werden kann. Da ich in der Grundschule Feldkirchen schon ein Praktikum absolviert und ein Jahr lang als Lernpatin gearbeitet hatte, war es kein Problem, dort meinen Unterrichtsversuch durchzuführen. Mir wurde eine dritte Klasse zugewiesen, die mich bereits als Lernpatin kannte und sich aus katholischen, evangelischen und muslimischen Kindern zusammensetzte. Ich erklärte der Klassenlehrerin zwar, dass ein Teil der Unterrichtsstunde von Diensten in der Kirche wie die eines Ministranten, Lektors und Pfarrgemeinderats handelte, aber sie sicherte mir zu, dass dies auch die Nichtkatholiken interessieren würde. So führte ich meinen Unterrichtsversuch in einer religiös bunt zusammengewürfelten Schulklasse durch. Da ein solcher Versuch geplant werden muss, fertigte ich im Vorhinein ein Artikulationsschema und die benötigten Unterrichtsmaterialien an, wobei ich diese im Seminar noch vor dem Unterrichtsversuch präsentierten konnte und so Rückmeldung für meine Ideen erhielt, was zum Teil überaus hilfreich war. Nichtsdestotrotz bin ich durch mein Studium gegenüber vielen Anschauungen und Inhalten – gleichgültig ob sie von mir selbst oder anderen kommen – kritischer geworden und hatte daher auch das Feedback auf seine Eignung überprüft. Wichtig fand ich beispielsweise den Hinweis, es den Schülern selbst zu überlassen, ob Daniel für sie einen Helden darstellt oder nicht. Weniger brauchbar stufte ich den Tipp ein, die Heldenthematik ganz aus der Unterrichtsstunde zu streichen. Der Grund dafür war, dass es mir persönlich durch das Seminar sehr wichtig geworden ist, den Schülern aufzuzeigen, inwieweit es auch Helden gibt, die keine Fähigkeiten wie Superman benötigen, sondern so sind wie du und ich. Mir war selbst klar, dass dieses Verständnis von Helden nicht allen sofort einleuchten wird, aber ich wollte den Versuch trotzdem unternehmen und die Schüler herausfordern. Um dieses Ziel zu verwirklichen, sollte mein Unterrichtsversuch damit starten, dass ein Bild eines Zeitungsausschnitts mittig an die Tafel gehängt wird, wobei die Schüler ihre Ideen wiedergeben sollen, die rund um das Bild an die Tafel geschrieben werden. Nachdem der Begriff Held fällt, sollen die Schüler überlegen, was für sie ein Held ausmacht, wobei diese Überlegungen wiederum an der Tafel festgehalten werden. Da das Verständnis der Schüler zu einem Helden sicherlich weit weg von der Interpretation eines „Helden auf Augenhöhe“ oder eines „Local Hero“ war, sollte der Song „Die Wahren Helden“ von den Wise Guys ihre Ansicht ändern, was danach besprochen wird.
Anschließend wird die Person Daniel Nau und sein ehrenamtliches Engagement erläutert. Schwierige Begriffe wie Ministrant, Lektor oder Pfarrgemeinderat werden erklärt und anschließend von den Kindern wiederholt. Nach diesem Punkt sollten die Schüler versuchen, sich in Daniel hineinzufühlen und auf verschiedene Statements, wie „Ich gehe lieber zum Fußball, als mich für die Kirche zu engagieren“ oder „Ich finde es sinnlos, dass du dich in der Kirche engagierst, weil es Gott sowieso nicht gibt“, zu antworten. Die verschiedenen Gruppen sollen sich nach der Einzelarbeit zusammenfinden und eine Antwort auswählen, die später vor der Klasse präsentiert wird. Im Anschluss daran entscheiden sich die Kinder jeweils, ob Daniel für sie ein Held ist oder nicht. Die Ergebnisse können später freiwillig vorgebracht werden. Zu guter Letzt sollen sich die Schüler bei verschiedenen Fragen, die sich auf die Aufgaben und die Unterrichtsstunde beziehen, selbst einschätzen. Dabei sollen sie sich bei Zustimmung rechts, bei Widerspruch links oder bei einer teilweisen Zustimmung und teilweisen Ablehnung mittig aufstellen. Einzelne Kinder werden dabei nach ihren Gründen gefragt. Eine entsprechende Aussage kann beispielsweise sein: „Für mich war es einfach, mich in Daniel hineinzuversetzen und aus seiner Sicht auf die Kritik zu reagieren!“.
M3: Reflexion des Projekts
Die Person Daniel Nau als Local Hero würde ich auch im Nachhinein betrachtet als geeignet einstufen, da er sich in der Kirche für die Gemeinschaft einsetzt, wobei viele andere Jugendliche Abstand nehmen und kein Interesse zeigen – ganz nach dem Motto: „Kirche ist nur was für alte Leute!“ Diese Leidenschaft für die Kirche und ihre Mitglieder zeichnet Daniel aus und wird von ihm dafür genutzt, um anderen die gleichen positiven Gefühle von Geborgenheit und Gemeinschaft zu schenken. Nichtsdestotrotz verbringt er seine übrige Freizeit wie viele andere Jugendliche auch mit seiner Freundin oder im Trachtenverein, wodurch sich wiederum Parallelen zu anderen weniger engagierten Kinder und Jugendlichen ergeben, für die er ein Vorbild sein kann.
Eine Einschränkung könnte jedoch bezüglich der Lerngruppe ergehen, in meinem Fall der Grundschule. Die Tätigkeiten, die Daniel übernimmt, wie beispielsweise die des Lektors oder Jugendvertreters im Pfarrgemeinderat, sind zum einen schwierige Begriffe, die sich Schüler trotz Erklärung, Verschriftlichung und Wiederholung nicht genau merken konnten. Zum anderen sind seine Kirchentätigkeiten als Lektor und Mitglied im Pfarrgemeinderat zu weit weg von der Lebenswelt der Schüler. Beim Begriff des Ministranten trifft dieser Punkt dagegen nicht zu, da Ministranten eher im Alter der Drittklässler sind und sie selbst oder Freunde und Bekannte oft diesen Dienst in der Kirche übernehmen.
Trotz der Einschränkung bezüglich der Lerngruppe konnte ich einige Lernprozesse bei den Schülern beobachten. Zunächst einmal haben die Schüler Daniel und seine Tätigkeiten in der Kirche kennengelernt und konnten diese in einer anschließenden Frage richtig wiedergeben. Ebenso haben die Schülerinnen und Schüler begriffen, dass es Menschen gibt, die Engagement in Tätigkeiten aufbringen, für die es kein Geld gibt und die von anderen Menschen kritisiert beziehungsweise nicht als gut erachtet werden. Zu diesem Schluss bin ich gekommen, als Schüler in der Argumentation und Reaktion auf Daniels Tätigkeit schrieben: „Ich engagiere mich gerne in der Kirche, auch wenn ich dafür kein Geld bekomme. Du musst das ja nicht gut finden!“. Weniger erfolgreich war dagegen der Versuch, das Verständnis von Helden zu ändern. Auf das Lied „Die wahren Helden“, das die Kinder sehr begeisterte, hätte mehr Bezug genommen werden sollen, beispielsweise durch die Frage: „Warum stellt die Band Wise Guys eine alleinerziehende Mutter oder eine Krankenschwester als Heldin dar?“. Diesen Rückschluss bestätigt auch die letzte Aufgabe, bei der die Schüler einordnen sollten, ob Daniel ein Held ist, und ihre Wahl begründen mussten. Dabei haben von den 25 Schülerinnen und Schülern lediglich 5 Kinder Daniel als heldenhaft eingestuft. Die Gründe dafür waren meist, dass seine freiwillige Hilfe in der Kirche nichts besonderes ist oder dass Superman für sie viel heldenhafter ist. Ich habe gemerkt, dass ich zu viel von den Schülern verlangt habe und die Einführung in die Heldenthematik lieber schrittweise geschehen sollte, etwa durch Vorbilder aus dem Alltag. Den Anfang in diese Einführung habe ich jedoch durch Daniel Nau gemacht. Anspruchsvoll für eine dritte Klasse war ebenso die Aufgabe, sich in Daniel hineinzuversetzen und aus seiner Sicht zu argumentieren. Diese Aufgabe wurde nichtsdestotrotz gut gelöst und es wurde regelrecht Partei für Daniel ergriffen. Dies bestätigt auch folgende Aussage eines Schülers: „Ich kann machen, was ich will. Mir macht es Spaß, in der Kirche zu arbeiten und anderen Menschen zu helfen.“ Für die Zukunft werde ich mehr auf den Hinweis meiner damaligen Praktikumslehrerin Inge hören, den sie mir schon vor zwei Jahren mit auf den Weg gab: „Julia, ich weiß, du schenkst dir selber nichts, das kannst du aber nicht von den Kindern fordern!“. Zudem werde ich mir vornehmen, im Unterricht experimentierfreudiger mit neuerer Technik wie Skype und auditiven Geräten zu sein.
In Bezug auf die Schautafel ist festzuhalten, dass es mir Spaß bereitet hat, diese schrittweise nach Anleitung des Seminarleiters und ständigem Feedback der Mitstudierenden hinsichtlich Grammatik, Zeichensetzung, Bildwahl oder Inhalt zu entwickeln und zu verbessern. Ebenfalls konnte ich meine Defizite beim Thema Layout beheben. Anderen Schwächen wie die Wahl eines geeigneten Bildes wurde durch mehrfaches Fotografieren entgegengewirkt. Im Nachhinein betrachtet würde ich behaupten, dass eine Schautafel mehr Aufwand bereitet, als es vielleicht den Eindruck erweckt, und ständig überarbeitet werden muss, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.