Schulprojekt Irene Raster
Der 17-jährige Mesner Florian Kapsner
M1: Informationen zu Florian Kapsner
Der 17-jährige Florian Kapsner engagiert sich seit zwei Jahren als Mesner in seiner Heimatkirche
Sonntagmorgen, 7.30 Uhr, der Wecker klingelt. Viele Jugendliche würden um diese Uhrzeit am Wochenende überhaupt nicht daran denken, schon aufzustehen. Entweder ist es bei der Party am Vorabend wieder mal etwas länger geworden, oder man will einfach nur ausschlafen. Anders Florian Kapsner: Er steht jeden Sonntag um halb acht auf und macht sich auf den Weg in die Kirche.
Florian arbeitet seit mittlerweile zwei Jahren ehrenamtlich als Mesner in seiner Heimatkirche. Wie ist er dazu gekommen, Mesner zu werden? „Ich bin von klein auf immer mit meinen Eltern in die Kirche gegangen und habe nach der Erstkommunion mit dem Ministrieren angefangen. Ich wollte aber auch dann aktiv am Gottesdienst beteiligen, wenn ich nicht zum Ministrieren eingeteilt war. Also habe ich spontan den Mesner gefragt, ob ich ihm helfen kann“, erzählt Florian. Der war sofort einverstanden, hat Florian in die Aufgaben eines Mesners eingeführt und ihm sogar eine Mappe zusammengestellt, in der alles Wichtige rund ums „Mesnern“ aufgeschrieben ist. Seitdem arbeiten die beiden als Mesner-Team zusammen.
Wenn Florian am Sonntagmorgen in die Kirche kommt, richtet er als erstes Wein und Hostien für den Gottesdienst her und zündet alle Kerzen an. Wenn später der Pfarrer und die Ministranten eintreffen, hilft Florian ihnen beim Anziehen ihrer Gewänder. Während des Gottesdienstes darf er dann die Glocken läuten und die Kollekte einsammeln. „Wenn ich beim Geld einsammeln bei meinem Opa vorbeikomme, merke ich immer, wie stolz er ist, dass ich der Mesner bin“, sagt Florian. Eigentlich haben alle positiv darauf reagiert, dass er sich in der Kirche engagiert. „Der Pfarrer war zwar anfangs schon etwas überrascht, dass ich mit 15 Jahren schon Mesner werden möchte, insgesamt hat er es aber gut aufgenommen“, lacht Florian. Am Anfang war er vor dem Gottesdienst manchmal nervös, ob denn alles vorbereitet ist und alles klappen würde, mittlerweile ist das „Mesnern“ für Florian aber zur Routine geworden.
Manchmal kostet es Florian schon Überwindung, am Sonntag um halb acht aufzustehen. Schließlich muss er während der Woche auch jeden Tag früh aus dem Bett, um rechtzeitig in der Arbeit zu sein: Florian hat dieses Jahr eine Ausbildung zum Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik begonnen. „Grundsätzlich gehe ich schon jeden Sonntag in die Kirche“, sagt Florian. „Es gibt aber auch Ausnahmen. So wie nächste Woche, da feiert ein guter Freund am Samstag Geburtstag, da kann ich am Sonntag dann nicht aufstehen“, lacht er.
Zusätzlich zum Sonntagsgottesdienst findet auch am Mittwochabend ein Gottesdienst statt. Da nimmt sich Florian aber meist frei, schließlich braucht er auch noch Zeit, um seinen Hobbies nachzugehen. Momentan nimmt er an einer Skigymnastik teil, um fit für die kommende Skisaison zu werden. Und auch sonst ist Florian sportlich aktiv: Er geht gerne Laufen und ist im Schützenverein.
Wenn sein Mesner-Kollege in den nächsten Jahren in den „Ruhestand“ geht, kann sich Florian vorstellen, das Mesner-Amt alleine zu übernehmen. Er hofft aber, dass sie noch lange im Team arbeiten, da sein Kollege ein wesentlicher Grund dafür ist, warum ihm das Mesnern so viel Spaß macht: „Wir verstehen uns einfach super!“
M2: Vorüberlegungen zum Projekt
Florian Kapsner wurde als Local Hero für das Praxisprojekt ausgewählt, da die Vorstellung seiner Person das Potenzial hat, Reflexions- und Identifikationsprozesse bei den Teilnehmenden auszulösen: Florian ist ein „normaler“ Jugendlicher im Teenager-Alter mit freundlichem Aussehen. Er wirkt nicht wie ein „Heiliger“ und hat neben seiner Tätigkeit in der Kirche noch weitere, typisch jugendliche Hobbies.
Bezogen auf die Lerngruppe, kann die Vorstellung von Florian Kapsner als Local Hero fast uneingeschränkt in allen Altersgruppen erfolgen. Am besten eignet sich der Einsatz des Praxismodells ab der 3. Klasse, da die meisten Kinder in diesem Alter durch das Teilnehmen an der Erstkommunion schon einen ersten Einblick in die Thematiken Kirche/Ministrieren/Mesnerarbeit erlangt haben.
M3: Artikulationsschema
Artikulationsstufe | Lehrer-Schüler-Verhalten | Sozialform | Materialien | Didaktischer Kommentar |
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Einstieg | Stummer Impuls → BK Ministranten S erkennen Ministranten auf BK L: Was ist das Besondere am Ministrieren? S: Die Kinder machen das freiwillig, ohne Geld dafür zu bekommen: „ehrenamtlich“ L: Welche Möglichkeiten kennt ihr noch, sich ehrenamtlich in der Kirche zu engagieren? Was fällt euch zu „Ehrenamt“ ein? S notieren ihre Ideen auf bunten Papierstreifen (Bsp.: „im Kinderchor/Kirchenchor singen, Lektor, Gottesdienste gestalten, …“) S stellen ihre Ergebnisse vor → Papierstreifen werden ähnlich eines Mind-Maps auf großes Blatt geklebt L zeigt BK Florian: Wisst ihr, wie sich Florian in der Kirche engagiert? S: Er ist Mesner! | L-S-Gespräch | BK Ministranten
Bunte Papierstreifen, Stifte DIN A3 Blatt, Kleber BK Florian | Das Gespräch über ehrenamtliche Tätigkeiten in der Kirche soll die Kinder zum Thema „Mesner“ hinführen und sie auf die Vielfalt des Ehrenamts aufmerksam machen. |
Zielangabe | L: Ich möchte euch heute Florian vorstellen, der als Mesner in unserer Kirche arbeitet. |
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Textbegegnung | L erzählt Geschichte von Florian (kurz, alle wichtigen Aspekte) | L-Vortrag |
| Obwohl die meisten Kinder Florian kennen, wissen sie nicht genau, was er als Mesner macht. Durch das Erzählen über seine Tätigkeit soll den Kindern bewusst werden, was es bedeutet, Mesner zu sein. |
Textverarbeitung I | L: Warum hat sich Florian dafür entschieden, Mesner zu werden? S fassen Motive zusammen | Einzelarbeit |
| Die Kinder sollen sich die Motive von Florian noch einmal in Erinnerung rufen. |
Textverarbeitung II | L: Würdest du jeden Sonntag so früh aufstehen, um in die Kirche zu gehen? Für was würdest du es tun? S: Nein. Ich würde so früh aufstehen, um zu Reiten, Fußball zu spielen, Computer zu spielen etc. (Hobbies) | Einzelarbeit
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| Die Frage soll die Kinder anregen, sich in die Situation von Florian hineinzuversetzen. Was ist für sie ähnlich wichtig, dass sie dafür jede Woche so früh aufstehen würden? |
| L: Könntet ihr euch vorstellen, dass sich mehr Jugendliche in der Kirche engagieren würden, wenn sie etwas dafür bekommen würden? S: Ja L: überlegt euch zu zweit/zu dritt, welche Anreize für Jugendliche es geben könnte, sich ehrenamtlich in der Kirche zu engagieren S notieren Ergebnisse und stellen sie anschließend vor |
Partner-/ Gruppen-arbeit |
Arbeitsblätter zum Notieren der Ideen | Die Kinder überlegen, wie man es Kindern und Jugendlichen schmackhaft machen könnte, sich in der Kirche zu engagieren und so die eigenen Beweggründe für kirchliches Engagement reflektieren |
Ausstieg | L: Haltet Ausschau nach anderen Kindern/Jugendlichen, die sich in der Kirche engagieren und fragt sie, warum sie das machen | Einzelarbeit |
| Übertragung der Inhalte auf die Lebensumwelt: Kinder im Freundeskreis, die ähnliches wie Florian machen? |
M4: Reflexion des Projekts
Das Praxisprojekt wurde in einer altersheterogenen Kinder- und Jugendgruppe mit religiöser Grundsozialisation durchgeführt. Die Teilnehmenden waren an der Thematik sehr interessiert und bearbeiteten die gestellten Aufgaben kreativ und engagiert.
Es konnte beobachtet werden, dass die Kinder und Jugendlichen erkannten, dass scheinbar selbstverständliche Tätigkeiten, wie die Mesnerarbeit, für die ausführenden Menschen einen großen Aufwand bedeuten und deshalb lobenswert sind. Zudem wurde das Ehrenamt allgemein in das Blickfeld gerückt und dessen Charakteristika und Formen erkundet. Die Teilnehmenden öffneten ihren Blick für ehrenamtliche Tätigkeiten und bringen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, jetzt größere Wertschätzung entgegen.