Raupe Immersatt
Thema: Nachhaltigkeit, Schöpfung
M1: Raupe Immersatt
Das Foodsharing-Café in Stuttgart
von Esther Zitzl
Mit Raupe Immersatt wurde Deutschlands erstes foodsharing-Café im Stuttgarter Westen ins Leben gerufen. Damit setzen die Mitarbeiter:innen ein Zeichen für eine größere Wertschätzung von Lebensmitteln und einen achtsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen.
WIE KAM ES EIGENTLICH DAZU?
Kennengelernt hat sich das Gründungsteam, bestehend aus Jana, Simon, Max, Maike und Lisandro, bei foodsharing. Hier engagierten sie sich in der Stuttgarter Regionalgruppe und retteten täglich zahlreiche Lebensmittel. Doch „nur“ das Retten konnte nicht das Hauptproblem der Verschwendung lösen. Ziel war es, die Ursache und das Thema Lebensmittelverschwendung über die foodsharing-Bubble hinaus bekannter zu machen.
DIE IDEE:
So entstand bereits Ende 2016 die gemeinsame Idee, ein foodsharing-Café in Stuttgart zu eröffnen. In ungezwungener Atmosphäre und gemütlichem Ambiente sollte ein Raum zum Austausch auf Augenhöhe für lebbare Nachhaltigkeit geschaffen werden. Das Konzept von Raupe Immersatt besteht dabei aus kostenlosen geretteten Lebensmitteln, Getränken zum selbst bestimmten Preis und einem bunten Programm mit Bildungsveranstaltungen, Konzerten und Kunst.
DER GRUND: IN DEUTSCHLAND LANDEN JÄHRLICH ÜBER 18 MILLIONEN TONNEN LEBENSMITTEL IM MÜLL!
Das ist eine Zahl, die auf den ersten Blick nicht wirklich greifbar scheint. Konkret heißt sie jedoch: Wir Menschen erlauben uns, über die Hälfte unserer produzierten Lebensmittel wegzuwerfen und das, obwohl täglich auch Menschen hungern. Immer mehr Personen wird das bewusst – und doch will niemand Verantwortung dafür tragen. Darüber hinaus trägt die übermäßige Lebensmittelproduktion erheblich zum Klimawandel bei – denn ein Lebensmittel zu produzieren, zu verarbeiten und zu transportieren kostet sehr viele Ressourcen. Alles miteinander ist Grund genug zum Nachdenken, denn über die Hälfte der Abfälle sind definitiv vermeidbar und die Lebensmittel noch genießbar!
WARUM WERDEN SO VIELE LEBENSMITTEL WEGGESCHMISSEN?
Lebensmittel werden teilweise weggeworfen, weil zu viel produziert wird, aber Produkte müssen auch aussortiert werden, wenn sie das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Oder das Obst und Gemüse sieht nicht mehr so frisch und knackig aus, wie am ersten Tag. Aber: Für die Mülltonne sind die Lebensmittel viel zu schade! Über die Hälfte aller Abfälle in Deutschland stammen dabei aus Privathaushalten – wir alle haben also die Verantwortung, etwas zu ändern! Doch die Lebensmittelverschwendung nur auf die Konsument:innen abzuwälzen, ist aus Sicht der Mitarbeiter:innen der Raupe Immersatt falsch: Denn die Verantwortung liegt genauso bei der Politik, dem Handel und den Supermärkten, die unbedingt auf die Problematik reagieren müssen!
FOODSHARING HEIßT, LEBENSMITTEL ZU TEILEN UND SIE VOR DER TONNE ZU BEWAHREN.
Und genau hier setzt das Konzept der Raupe Immersatt an: Gerettete Lebensmittel werden bedingungslos geteilt und zur Verfügung für alle und gestellt. Dadurch soll Lebensmittelwertschätzung ess- und erfahrbar werden und möglichst viele Menschen sensibel und achtsam für die Thematik werden.
LEBENSMITTELRETTEN ALS LÖSUNG DES PROBLEMS?
Natürlich ist das Retten der Lebensmittel eine gute Sache. Doch damit werden nur die Symptome bekämpft, nicht aber die wirklichen Ursachen. Deshalb ist das Ziel der Raupe Immersatt, Menschen für das Thema zu sensibilisieren sowie Tipps und Tricks geben, wie sie ihre eigene persönliche Verschwendung begrenzen können.
Von der Politik werden im Einsatz für mehr Lebensmittelwertschätzung folgende drei Maßnahmen gefordert:
- Wegwerfstopp (unverkaufte Ware darf nicht einfach entsorgt werden, sondern muss in der Tierhaltung zum Einsatz kommen oder als Spende an gemeinnützige Organisationen erfolgen; in Italien/Frankreich/Tschechien ist das schon üblich!)
- MHD (die willkürliche Bestimmung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) muss aufgehoben werden bzw. bessere Richtwerte zur Verzehrfähigkeit von Lebensmitteln müssen ermittelt werden!)
- Bildung (Lebensmittelverschwendung als Thema muss in den Lehrplänen aller Bundesländer aufgegriffen werden!)
UND WIE FUNKTIONIERT DAS NUN BEI RAUPE IMMERSATT?
Neben dem kostenlosen Fairteiler (d.h., dass Lebensmittel aus dem aktuellen Sortiment der Raupe Immersatt gratis mitgenommen werden können) bietet das foodsharing-Café an der Bar Getränke an – für die es jedoch keine festen Preise gibt. Mit diesem offenen Preismodell wird Solidarität gezeigt, sodass wirklich alle Menschen am Café teilhaben können. Gäste, die mehr zahlen können, ermöglichen anderen Gästen somit die Teilhabe.
Unter diesem Link finden sich viele weitere und genauere Informationen zum foodsharing-Konzept der Raupe Immersatt:
www.raupeimmersatt.de/konzept/foodsharing/
RAUPE IMMERSATT IST MEHR ALS NUR DAS REINE LEBENSMITTEL-FAIRTEILEN.
Das Café bildet einen Ort der Begegnung und des Austauschs – ein Raum, in dem sich von- und miteinander lernen lässt, der gegenseitig inspiriert, für Spaß und Unterhaltung sorgt. Die Raupe Immersatt bietet ein buntes Programm von Veranstaltungen, geprägt von Kunst, Kultur und Themen rund um eine nachhaltige Entwicklung, sowie verschiedene Mitmachformate. Dabei geht es um die Sensibilisierung für mehr Lebensmittelwertschätzung: Wie kann die eigene Lebensmittelverschwendung reduzieren oder gar verhindern werden? (z.B. durch bestimmte Lagerung/Konservierung/…) Ein besonderes Mitmachformat ist dabei die sog. Schnippeldisco: Gemeinsam mit Schulklassen, Projektgruppen und Gästen wird ein leckeres Mahl aus geretteten Lebensmitteln zubereitet.
Aktuelle Veranstaltungen und weitere Impressionen finden sich unter diesem Link:
M2: Bilder zum foodsharing-Café der Raupe Immersatt
M3: Didaktische Impulse
1. Fasse in eigenen Worten zusammen: Was steckt hinter dem Projekt der Raupe Immersatt?
2. Diskutiert in Kleingruppen: Welche Chancen bzw. Herausforderungen ergeben sich durch das foodsharing-Café? Haltet eure Ergebnisse schriftlich fest.
3. „Was können wir selbst gegen die Lebensmittelverschwendung tun?“ Welche Ideen fallen euch ein, um die Frage zu beantworten? Sammelt eure Einfälle an der Tafel und diskutiert diese im Anschluss. Ihr könnt euch von den Rubriken Nachhaltigkeit und Schöpfung innerhalb der Local heroes Datenbank inspirieren lassen.
4. Veranstaltet selbst eine Schnippeldisco, wie sie im Text beschrieben wird: Teilt euch dazu selbstständig in verschiedene Organisation-Teams auf und plant gemeinsam euer Vorgehen.